heuschen
(letzteres alem.),
V.,
regelmäßig, auch unr. abl.; Prät. meist
hiesch / hieschen
, selten
heischete / heischeten
, Part. Prät. meist
geheischet
, selten
geheischen
; vgl.
Dammers u. a., Flexion der st. und schw. Verben.
1988, 490
;
zu
mhd.
eischen, heischen
›fragen, fordern‹
(
); das anlautende
h
geht wohl auf den Einfluß von
mhd.
heizen
›befehlen; nennen‹
zurück (vgl.
).
3.
›(von jm.) etw. (meist die Ausführung einer Handlung, seltener eine Sache) fordern, verlangen; (jm.) etw. befehlen, gebieten; jn. zu etw. (z. B. einem Kampf) auffordern‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
4,
1;
2,
,
1,
2,
3,
1,
,
,
3,
1,
24,
1
5,
6.
Syntagmen:
jm. etw. h., (von jm.) etw.
(z. B.
einen brief / ein pferd
)
h.
;
jn. kommen, zu jm. treten, aus dem haus h
.
Wortbildungen:
2 ›Forderung, Aufforderung‹.
Belegblock:
Sus heisch der busschoff syn pert | ind reit myt zorne zo Bunne wert.
Kaeber u. a., Qu. Blankenb./Deutz
(
rib.
,
1450
):
so en mach gein bygesessen man eynchen burger umb eynche dait zo kampe heyschen.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk.
(
osächs.
,
1343
):
eime îclichen der dich bittet, dem gip; und wer dir nimet daz dîn ist, inheische iz nicht wider.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
102, 23
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
hostu ein renfelein, so heysch sie vor dem zeuck hinrucken.
Vetter, Pred. Taulers
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
do kloppfete einer an siner túren und hiesch ime ettewaz.
nieman het mir hüte üt geheischen noch von mir üt enpfangen.
Koppitz, Trojanerkr.
(Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Den ellenden jungen knaben | Hiesche er mitt manlicher cur | Zü im tretten da für.
Adomatis u. a., J. Murer. Ufferst.
895
(
Zürich
1560
):
wie das der Persich küng offtmal | Etwas anmuͤtung an uns hatt | wie er ufsetzt unserer statt | Yetz hoͤuscht er das / dann yens und diß.
Winter, Nöst. Weist.
(
moobd.
,
1512
):
kain ander der wein hiet vor gehabt und zu haischung des ambtmans und der vier nit hat schenken wollen.
4.
›nach jm. verlangen; jn. herbeirufen, zu sich (oder an einen bestimmten Ort) bestellen (um ihm eine Aufgabe zu übertragen)‹.
Beinahe ausschließlich md. belegt.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
(V.)
10,
1,
2
3,
2.
Syntagmen:
jn. zu capitel, zu dem krieg / reich, zu der beichte / leiche / wirtschaft, auf den plaz h
.
Belegblock:
Froning, Alsf. Passionssp.
2258
(
ohess.
,
1501ff.
):
Kom her, swester, endelich! | myn her Jhesus heyschet dich.
Kurz, Waldis. Esopus
(
Frankf.
1557
):
Da er [ein Bawr] zuletst nun sterben solt, | Hiesch den Pfarrherrn vnd beichten wolt.
Thiele, Chron. Stolle
(
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Got wil dich heische unnd zu sinen gnaden neme umbe dines langen getruwen dinstes willen.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mk.
(
osächs.
,
1343
):
sîn mûter und sîne brûdere quâmen und stûnden dâ vore und santen zuͦ ime und heischeten en.
Tittmann, Schausp. 16. Jh. Rebh.
45, 113
(
Zwickau
1536
):
bald wir sie wolln heischen laßen, | weil sie wont in diser gaßen.
Wolf, Norm im sp. Ma.
53, 60
(
schwäb.
,
15.
/
16. Jh.
):
nach dem Capitel der pfingsten so mogent alle minister und Custer [...] ir brüder ain mal zu heischen zuͦ Capitel.
Köbler, Ref. Franckenfort
21, 22
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 47
.
5.
›von jm. etw., was einem zusteht (z. B. Abgaben, Geld, eine Schuld, ein Pfand; Rechenschaft) (rechtlich) einfordern; etw. (rechtlich) für sich beanspruchen‹.
Gehäuft Rechtstexte und Chroniken.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.
3,
(V.)
9,
3,
2,
7,
5,
12,
1,
9,
4.
Syntagmen:
die bezalung / judenschuld / ürte / schuld, das blut / gut, bachling / dienst / geld / geschmuk / gulden / heller / kleider / pfand / rechenschaft / reisgeld / steuer / zins h
.
Wortbildungen:
(
der
) 2 ›Eintreiber einer Schuld‹ (a. 1361),
3.
Belegblock:
Kollnig, Weist. Schriesh.
298, 15
(
rhfrk.
,
1445
):
das derselb Contz Henne nie keyn stattmeyde von dem holz gegeben habe, so hab ime auch nyemant keyn geheyschen.
Behrend, Magd. Fragen
(
omd.
,
um 1400
):
Nu sollit ir horen, wy man czinsz heischen sal.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
40, 10
(
omd.
,
1487
):
Widderu̇mb dye menner von den selben weibern ÿre bezcalu̇ng heischenn.
uwir blut wil ich
[Gott]
heischen von allen thiren unde lewten.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
109, 20
(
thür.
,
1474
):
Unde also her darczu heyscht allen gesmogk, alle cleyder unde allen geczugk, der zcur were gehoret.
als sy darnach der schulde eyne were heyschen unde begeren.
Opel, Spittendorf
(
osächs.
,
um 1480
):
seyne gnade und der rath heischen von den vorgangen jaren rechenschafft.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
154, 14
(
schles.
,
1350
):
were aber, daz myn herre [...] dinst hysche yff deme selbē gute.
fúr das man zuͦ im geschosen hatt mit búchsen, fúr die smoch und ander ansproch hiesch er hundert dusing guldin.
Merk, Stadtr. Neuenb.
(
nalem.
,
1380
):
so nement und tun wir abe mit rechter wissen und kunglicher mechte volkomenheit alle schuld ladunge, heyschunge oder furderunge.
Köbler, Stattr. Fryburg
(
Basel
1520
):
setzen wir / das vmb solch schuldē [...] der kleger [...] mit erloubnuß des Burgermeisters [...] ein Statknecht nemen / vnd dē schuldner / er syg burger oder hinderseß / in sin huß gan / vnd im gelt oder pfand heyschē mag.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
(
Straßb.
1538
):
Als man aber das Brathes geessen unnd der Kaͤß dargetragen ward, kumbt der recht Stubknecht, heyschet die Jrthin.
Ich [...] han ein brief empfangen von dir, [...], darinn du mir ein schuld heuscht, dero ich dir kein haller noch denar schuldig noch gichtig bin.
Piirainen, Stadtr. Sillein
82r, 6
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Daz [erbe] sol man antworten dem richter odir dem vrone boten ab er ez heischet noch dem dreyzzigisten.
Köbler, Ref. Franckenfort
85, 23
;
Grosch u. a., a. a. O.
15, 25
;
182, 13
;
239, 23
;
Tobler, Schilling. Bern. Chron.
;
‒
Vgl. ferner s. v.
1,
,
4.
6.
›jn. (als an einer Verhandlung beteiligte Partei) vor Gericht laden‹; vereinzelt: ›jn. vor Gericht anklagen, beklagen; verurteilen‹.
Bedeutungsverwandte:
3,
,
2
(V.)
4,
; vgl.
6,
2,
2
,
(V.)
7,
1.
Syntagmen:
jn. vor gericht, an die zent h., jn. zum tode h
.
Wortbildungen:
›Gebühr für eine gerichtliche Vorladung‹,
4 ›gerichtliche Vorladung‹.
Belegblock:
Behrend, Magd. Fragen
(
omd.
,
um 1400
):
Ab man eynen man beschuldigete umb ungerichte totslagis, [...], unde ab man den dornoch vor gerichte heischen sulle sich zcu vorantwertten.
daz alle dy burgere, dy do burgere synt czum Burgelen unde burgerrecht haben [...], daz dy keyn gebotgeilt, heyschegeilt, helffegeilt nach gewergeilt nyhe gegebin habin nach gebe sulen.
Leman, Kulm. Recht
(
Thorn
1584
):
Wo eyn rouber beclayt wirt vmme eynen roub [...] den sal man heyschen vor gerichte do man yn beclayt.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
75, 38
(
nobd.
,
1523
):
woe einer rein an die zenth geheyscht wurd und kompt iemand uff’s ander gericht und begert, das man ine heim weyß, den weyß man billich; verseumpt er aber die ander heyschung, alsdann weyß man ine nit.
daz nieman ir stat oder dhein irn buͤrger fuͤr dhein hofgeriht, lantgeriht oder fuͤr dhein ander wertlich geriht laden, ziehen, heischen oder beclagen sulle.
Päpke, Marienl. Wernher
(
halem.
,
v. 1382
):
Das volk in
[Jesus]
von dem richter hat | Zem tode gehaischet algemain.
Päpke, Marienl. Wernher
;
Vock u. a., Urk. Nördl.
2446
;