ansuchen,
V.
1.
›etw. (eine Versammlung) besuchen, (auf einer Versammlung) erscheinen‹.

Belegblock:

Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
1525
):
nyemands aus der gemaind (hat) sölichen tag zu Brethain angesucht.
2.
›jn. um etw. bitten, ersuchen‹.
Syntagmen:
jn.
(z. B.
den keiser / babst / bischof / herren, die frau
)
um etw.
(z. B.
arrest / strafe / bescheid / rat / unterweisung / dienst / lehen
)
a.
;
jn. bitlich a.
;
nach herberge a.
; oft subst.:
das a. gehen jm. zu herzen; das flehliche / gebürliche / gütliche / mannigfaltige a.
;
auf js. a.
Wortbildungen:
ansuche
›Bitte‹.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
, Hs.
E. 16. Jh.
):
seind [...] Hertzog Heinrich zu Braunschweig, Pfaltzgraf Wolfgang beym Rein [...] vor Kay. May. auf die knie gefallen und [...] umb die Lehen auch samptbeleihung unterthenigst angesucht.
Thiele, Minner. II,
27, 52
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
daz ich es uch nemmer aen en sochte.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
das man noch ansuchen muste an die von Magdeburg und sie anrufen, mit uns die fursten zu besuchen.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
131, 35
(
omd.
,
1548
):
die sollen [...] beim berckmeister uf ansuchen der vorsteher eingeschrieben werdten.
Loose, Tuchers Haushaltb. (
nürnb.
,
1516
):
leh ich dem Hanßen auf sein ansuchen [...] 2 fl.
Wickram
4, 36, 7
(
Straßb.
1556
):
Mir aber wil dannocht gebuͤren / die muͦter und die dochter darunder anzuͦsuͦchen.
Straus, Juden Regensb.
236, 8
(
oobd.
,
1476
):
bann es sein ding ber, so sucht er nit darumb an.
Kohler u. a., Bamb. Halsger. ;
Baumann, Bauernkr. Rotenb. ;
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. ;
Anderson u. a., Flugschrr.
14, 7, 20
;
V. Anshelm. Berner Chron. ;
Drescher, Hartlieb. Caes. ;
Dietz, Wb. Luther ;
Bad. Wb.
1, 63
;
3.
›jn. rechtsförmlich belangen, anklagen; etw. auf dem Rechtswege einfordern‹; bei auch allgemein: ›etw. fordern‹.
Bedeutungsverwandte:
 3,  7; vgl.  2.

Belegblock:

Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
1573
):
Der cläger soll schwören, das [...] er hab ain gerechte sach, den anthwurter laut seiner clag anzesuͦchen oder rechtlich anzesprechen.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1525
):
das man si umb erschatz angfordert und angsuͦcht hette.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
162, 24
(
mslow. inseldt.
,
1632
):
alśo das śie khunfftig einzigen heller mehr [...] anzueśuchen oder abzuefordern haben.
4.
›jn. versuchen, anfechten (im religiösen Sinne)‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.

Belegblock:

Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
Nembt war dewfel wirt ettlich aws Ew setzen in kaercher domit ir angesuoecht wert.
5.
›jn. (mit sexuellen Absichten, zum Zwecke ehelicher Bindung o. ä.) angehen, bedrängen; jn. mit Worten heimsuchen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3 (zu ersterer Nuance).

Belegblock:

Sachs (
Nürnb.
1558
):
wo ein buler sie ansucht | Umb lieb mit seinen schmeichelworten.
Niewöhner, Teichner
521, 4
(Hs. ˹
oschwäb.
,
1368
˺):
ain junckfrawe wol getaun. | diuͤ wirt vil gesuͦcht an | daz iren ern nit gezæm.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1555
):
ob ainer [...] aine ansuechet mit worten meniger mall dan ainesten damit si ime die ee verspricht.
Niewöhner, a. a. O.
565, 14
.
6.
›jn. (als Individuum) anfallen, überfallen, angreifen; jn. militärisch angreifen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  1.

Belegblock:

Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
, Hs.
1625
):
gieng ainer ab oder an sein arbeit und wurde von andern angesuecht [...], sich auß notdurft seines leibs zu wöhrn.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
welche, so der gewaltig haufen weck kam, liten vil, warden vil angesuecht und angesprengt von iren anstossern.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
15. Jh.
):
wer ainen ansucht bei der nacht in seinem haus.
Ebd. (
1541
):
chämen muetwiller geritten [...] auf meiner frawen grünt und wolten die meiner frawen ansuechen und anmütten.
7.
›jn. überkommen, befallen (z. B. von Gelüsten)‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  11,  4,  2.

Belegblock:

Neumann, Rothe. Keuschh.
5535
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
da di lude ir gelust suchet an.