anlaufen,
V., unr. abl.
1.
›wo eintreffen, (an einer bestimmten Stelle) ankommen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.

Belegblock:

Boon, St. Prätorius
76, 7
(
Ülzen
1579
):
Der Reuber rotte aber leufft hernacher an / vnd wird an den liechten Galgen gehengt.
2.
›jm. zu Ohren kommen, zugetragen werden‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3.

Belegblock:

Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
uns lauft an, wie ir unser feint in ewer statt [...] enthalten.
3.
›auf verbotenem Gelände laufen, weiden (vom Vieh)‹.

Belegblock:

Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1525
):
wann das ist das ain vich anlauft das ist verfallen ein pfening.
4.
›jn. drängend angehen; jn./eine Institution in dringlicher Angelegenheit aufsuchen, jn. ersuchen, mit Nachdruck bitten‹.
Bedeutungsverwandte:
 2,  2, (V.) 1, (V.) 23; vgl.  2,  8.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
2. Macc. 4, 36
(
Wittenb.
1545
):
DA nu der König [...] wider heim reisete / lieffen jn die Jüden in allen Stedten an.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
116, 44
(
nobd.
,
1503
):
das dy burgermeister keynen schultheissen an sollen laufen, das ein gemein antreffen thut, was man von einer gemein bues ruegt.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
haben wir angelawfen den burgermaister zu Wyndshain und in erpetten, das [...].
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16.
/
17. Jh.
):
das muetwillige und fräfliche clagen, anlaufen und behölligen der obrigkait.
Dinklage, a. a. O.
118, 6
;
Baumann, a. a. O. ;
5.
›jn. anfallen, überfallen, tätlich angreifen, mit Waffen angreifen, jn./etw. militärisch angreifen‹ (fachsprachlich z. T. ohne Obj.); von Tieren / über Tiere gesagt: ›jn./etw. anfallen‹; vereinzelt im religiösen Sinne: ›jn. in Versuchung führen‹; phrasematisch:
den sturm anlaufen
›den Angriff beginnen‹.
Bedeutungsverwandte:
 8,  9,  16,  9,  5.
Syntagmen:
j. jn. a. / jn. feindlich / frevenlich / hochmütiglich / ungestüm / mit waffen, mit blossem messer / mit einer hacke / mit gewalt a., die schanze / stat / kirche a.
;
ein tier / vieh a.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Louͦfet ein man oder me einen man an vnde her wirt einer wuͦnden wuͦndet.
Chron. Magdeb. (
nrddt.
,
1565
/
6
):
das sie sich auch die schantz [...] anzulauffen hetten dorffen understehen.
v. Groote, Wierstraat. Bel. Neuß (
Köln
1497
):
dorch dye tolportz in dat velt | lieffen die Nuysser an.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Damit behertzet machst den hauffen, | Das sie dest muͤtiger anlauffen.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
38, 17
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
so louft der eyne [hund] den lewin an bi den hessin.
Luther. Hl. Schrifft.
1. Macc. 5, 51
(
Wittenb.
1545
):
DA lies Judas ausruffen im gantzen Heer / das das Kriegsuolck eine Ordnung machen solt / vnd den Sturm anlauffen.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
12, 29
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Gedenck auch der mensch, mit welchen anfechtung oder von wem oder in wie der mensch mer angeloffen und angefochten werde.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1353
):
der einen burger oder einen ingesessnen freuenlich anloͮffet.
Morrall, Mandev. Reiseb.
37, 22
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
schlangen, die louffent clain lút an.
Mollwo, Rotes Buch Ulm (
schwäb.
,
1376
):
wa ain usman ainen burger hie in der stat anluͤf und den schadgen woͤlt.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
sie hetten ainem burger [...] seinen sun angelauffen und durch ain arm gestochen.
Roder, Hugs Vill. Chron. (
önalem.
,
1529
):
an demselben ort das gemur och zersprengt, den sturm fon stund angeloffen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wen die hund fraidicleichen anlaufent, vellt er auf die erd.
Niewöhner, Teichner
393, 17
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
so nympt auch der veint sein waffen | ritterleich und lauft in an.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
17. Jh.
):
Wo einer ein gueten hund hat und derselbige einen menschen der füriber get anlief.
Große, a. a. O. ;
Köbler, Ref. Wormbs
337, 23
;
Rennefahrt, Statut. Saanen ;
Welti, Stadtr. Bern ; ; ; ;
Auer, Stadtr. München ;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ; ;
Roth, E. v. Wildenberg ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
15, 6
;
Voc. Teut.-Lat.
b iiijr
;
6.
›sich an etw. heranwagen, etw. angehen‹.

Belegblock:

Thiele, Minner. II,
27, 538
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
mich wondert daz enich man | die mynne loeft so vrilich an, | de daz herde cleyne weys | wie menich zwaer und groeß verdries | men om die mynne dogen moet.
Heidegger. Mythoscopia
64, 13
(
Zürich
1698
):
Er ist in seinen Schuler⸗Jahren an den Herculem angelauffen.
7.
›auflaufen, sich festrennen, sich den Kopf einrennen‹, jeweils im ütr. Sinne; phrasematisch:
stein des anlaufens
›Stolperstein, Strauchelblock‹;
übel anlaufen
›schlecht ankommen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  5.

Belegblock:

Buch Weinsb. (
rib.
,
1592
):
Nuhe kan es nit schatte(n), das die amter zu zeiten anlaufen, so wissen sich andern darvor zu hutten, sich nit so moitwillich uber ir amtzgnossen anzustellen.
Luther, WA (
1529
):
so were ich abermal fein angelauffen.
Du solt nicht allzu gerecht sein, das du nicht anlauffest.
Ebd. (
1530
):
Am Karfreitag hat ers angehoben und ist ynn unser person getretten und hat dem Teufel ein solch bild fur die nasen gehalten, dran er solte anlauffen.
Ebd. (
1531
):
die mit diesen wortten der docken spielen wollen undt des Artickels fheilen, die lauffen ubel an.
Ders., Hl. Schrifft.
Röm. 9, 33
(
Wittenb.
1545
):
Wie geschrieben stehet / Sihe Da / Jch Lege In Zion einen Stein des anlauffens.
8.
›steigen, anschwellen‹ (vom Wasser der Flüsse gesagt) im Unterschied zu
ausgehen, auslaufen
›über die Ufer treten‹; auch: ›steigen‹ (vom Meer infolge der Gezeiten gesagt).
Bedeutungsverwandte:
vgl.  10; ,  7.

Belegblock:

Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
daß der Lech oft mit großem gewesser anlauft und ungestüm die getter oder rechen zerreissen und das holtz hinweck furen wurde.
Leidinger, V. Arnpeck (
moobd.
,
v. 1495
):
wann an ainer seiten heten si das wasser, das was di selb zeit gross angeloffen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Es kam auch ein groß gewässer voraus in teutschem land: liefen die offen sê an, giengen aus, muest das volk weichen.
Turmair (
Augsb.
1517
):
de aestuariis ‚an- und ablauffen des mers‘.
9.
›zu einer bestimmten Höhe auflaufen (z. B. von einer Schuld oder von Zinsen); sich auf etw. belaufen‹.
10.
›anlaufen, beschlagen (von Geschirr)‹.

Belegblock:

Maaler (
Zürich
1561
):
Anlauffen / dunckel werden / überscheüssen. Prestringi. Als so bernt silber den glantz verleürt.