antasten,
V.
1.
›etw./jn. berühren, anfassen, jn. streicheln, betasten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.

Belegblock:

J. W. von Cube. Hortus
85, 17
(
Mainz
1485
):
feuchtikeyt [...] hanget an den henden so man die [celidonia] an tastet.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1528
):
Wo iemand erzt blei oder sunst etwas verboten oder verkumert wurd, solchs soll keiner antasten
[auch als Synekdoche auffaßbar für ›an sich ziehen‹]
rieren noch wegnemen.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
15. Jh.
):
So mag ich schmorgens nit lang vasten | Und laß mich gern di knaben an tasten.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
Du enpfachst den nutz [...], mit ir essen, by wesen, antasten, schertzst mit ir, etwan schlaffst nachend.
2.
›jn./etw. im geistigen Sinne berühren, anrühren‹; ütr. zu 1.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.

Belegblock:

zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
2, 128
(
Nürnb.
1517
):
truckt sie [seel] die kreft des gewalts unter, alsbald sie vom geist gots angetast wirdet.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
14. Jh.
):
Dise mirre wurt angetastet in zweigerleige wise, mit den sinnen und mit der vernunft.
3.
›etw. (im Beleg: eine Arbeit) anpacken, anfassen, übernehmen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  4,  7.

Belegblock:

Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Solch groß arbait [...] mueß ir zeit und weil haben wil nit mit ungewaschnen henden angetascht und überrumpelt sein
[Beleg auch zu
antaschen
stellbar].
4.
›jn. überkommen, befallen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  7.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
stet vaste, | Swen die not uch an taste.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Ich [...] | Plaget mein seel mit strengem fasten, | Da sie schwacheit thet hart antasten.
Klein, Oswald
55, 10
(
oobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
den mich ir lieb hat angetast.
5.
›etw. betreffen, berühren‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  3.

Belegblock:

Auer, Stadtr. München (
moobd.
,
1343
):
daz dieselb ansprach antast.
6.
›etw. (den Erzählfaden) wieder aufgreifen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  5.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Dise wort ich wider antaste.
7.
›jn. ansprechen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.

Belegblock:

Kottinger, Ruffs Etter Heini (
ohalem.
,
1538
):
so gang er im uff d’strass entgëgen, | den buren thast er hofflich an.
8.
›jn. mit Worten angreifen, beleidigen, tadeln, lächerlich machen; etw. schmälern‹.
Bedeutungsverwandte:
 6,  1,  1, ; vgl. ,  11,  1.
Syntagmen:
etw. / jn. mit büchern / (ge)schriften / worten a.
;
jn. grob / hart / scharf / greulich a., js. ere / würde a.
Wortbildungen:
antaster.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
, Hs.
1601
):
Es sein itzt von diesen gesten ein Hochw. Capittel [...] bedrawet und mit beschedtlichen Schrifften angetastet.
Schmitz, Schiltb.
142, 12
(
Frankf.
1597
):
daß sie nemlich darumb [...] von keinem [...] sollen angetastet / Verlacht / Veracht / Außgepfiffen / Außgerauschet / Außgeatzlet oder gevexirt werden.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (Var. K-Oa:
Nürnb.
1483
):
so soll der scorpius [...] daz heylig werck mit vergifter zungen. anzutasten. ablassen.
Schottenloher, Flugschrr.
68, 17
(
Landshut
1523
):
derselb hat auch mich mit worttn alsdann angetasst und sagt, ich sey ein rauber.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
wellen [...] grossen ruem erjagen, so si ander antasten, andern ir tädl herfür rucken.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
17. Jh.
):
Da ain burger ain man oder weibspersohn mit unerbarn und unzichtigen worten antastet.
Bell, G. Hager
121, 3, 43
;
Welti, Urk. Rheinfelden
859, 29
;
Barack, Zim. Chron. ;
Mell u. a., Steir. Taid. ; ;
Dietz, Wb. Luther ;
9.
›jn. tätlich angreifen, anfallen, überfallen‹.
Bedeutungsverwandte:
 3; vgl.  10,  5,  1.

Belegblock:

Buch Weinsb. (
rib.
,
1591
):
Haben auch einen an der Salzgassn angetastet, nach Deutz gefort, erstochen.
Goldammer, Paracelsus
7, 53, 24
(
1530
):
bei verdamnus soll niemants got die seinen anrueren oder antasten, die er zu knechten erwelt hat.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
E. 16. Jh.
):
ob ainer den andern antastete und derselb in aines burgers hauß flüchtig wuert.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Dietz, Wb. Luther ;
10.
›jn. ergreifen, festnehmen, verhaften‹.
Bedeutungsverwandte:
 12,  7, .
Wortbildungen:
antastung
4 ›Verhaftung von jm.‹ und metonymisch ›Recht auf Verhaftung von jm.‹ (zu letzterem bdv.: vgl.  3).

Belegblock:

Aubin, Weist. Köln/Brühl (
rib.
,
15. Jh.
):
sullen minre frauwe amptluide [...] aldaer antasten und op den vurgenanten hoef gefenklich setzen.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1555
):
hat man das weib und etliche angetast und zu torn pracht.
Schmidt, St. Kastorst.
2, 458, 2
(
mosfrk.
,
1465
):
welche zyt eyn unßer gnediger herre eynen geistlich straifen wil ind in doyn antasten.
Ermisch, Sächs. Bergr. (
osächs.
,
1509
):
machtt haben an denselben enden freveler [...] antzutasten.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
wellicher mensch hat ye gesehen. yemand für ain eeprecher in ainer bulerin haus an getast werden.
Wyss, Limb. Chron. ;
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. ;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 183
;
11.
›jn. rechtlich belangen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  7,  9,  7.

Belegblock:

12.
›etw. mit Beschlag belegen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  8.
Syntagmen:
pfand / geld / gut a.
Wortbildungen
antastung
5 (dazu bdv.:  1, ).

Belegblock:

Wyss, Limb. Chron. U (
mfrk.
,
2. H. 14. Jh.
):
so mogent dẏ vurgenanten herren [...] dẏ vurgenanten underpant anegriffen unde anetasten mẏt gerichte.
v. Bunge, Livl. UB
3, 561, 23
;
4, 766, 21
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 182/3
;
13.
jn. peinlich antasten
›jn. auf Leib und Leben strafen; foltern‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  13.

Belegblock:

Löscher, Erzgeb. Bergr.
113, 35
(
omd.
,
1548
):
Das aber in schulthendeln betrug gebraucht, welcher peinlich anzutasten were.
14.
›jn./etw. militärisch angreifen, überfallen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  14,  1.
Wortbildungen:
antastung
6.

Belegblock:

Chron. Köln (
Köln
1499
):
was sere wunderlich, die lantschaf dae anzotasten.
Ukena, Luz. Sp.
2513
(
halem.
,
1575
):
Es werd mich mencher antasten / | [...] | Krieg würdt sin one zal.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
das (es) etwan die ganz welt mit gewalt hat angetast, mit werender hand überrumpelt.
Dietz, Wb. Luther .