V., unr. abl.
– Nur älteres Frnhd.; seit dem 16. Jh. zunehmend seltener.
2.
›etw. mit Bestimmtheit aussprechen, als sicher angeben, etw. behaupten‹; subst.: ›Aussage‹.
Syntagmen:
auf eid jehen
›schwören‹;
auf jn. jehen
›sich auf jn. berufen‹;
erbes jehen, erbschaft / leibgeding / recht auf etw. jehen
›rechtlichen Anspruch auf etw. (z. B. Eigentum, Gut) erheben‹.
Belegblock:
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
2831
(
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Dî armunge sol geschên | nâch sente Bernhardis jên.
Große, Schwabensp.
74, 19
(
Hs. ˹nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Svmeliche lůte iehnt, so der man sestich iar alt is, so si her zů sinen tagen comen.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
1149
(
mrhein.
,
um 1335
):
Scribe, daz er iehe offenbar | er were vnser kunig.
Leman, Kulm. Recht
2, 5, 53
(
Thorn
1584
):
is en sy denne alse verre das her yehe her were gevangen bussen halp landis.
Ermisch, Freib. Stadtr.
230, 2
(
osächs.
, Hs. v. 1325
):
sal vregen den, uf den he geiehen hat, ab he im di pfenninge gegeben habe.
Sachs 14, 318, 33
(
Nürnb.
1553
):
Ich mag es auff mein aydt wol jehen, | Das ich nit viel guts hab gesehen.
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 118, 1
(
alem.
, Hs. 14. Jh.
):
Vil manger singer gicht, er künne hohe kunst.
Chron. Strassb. 28, 13
(
els.
,
1362
):
er was gar übeltetig, daz man jach er were ein vient menschliches kunnes.
Bächtold, N. Manuel.
354, 2007
(
Zürich
1548
):
Nun werdend aber etlich jehn, | Ich söl den wisboum vor usziehn.
Dirr, Münchner Stadtr.
369, 15
(
moobd.
,
1340
):
Jaech iemant erbschaft oder leipgedings auf ein gůt.
Herzog, Landsh. UB
512, 10
(
moobd.
,
1383
):
der Graͤfinger […] iach die gut, […] di waͤrn sein.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
133, 3
(
moobd.
,
1478
/
81
):
sy […] jahen, er hiet sy in das land verraten.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
375, 3
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Do jahen s’all geleiche, | das sy zue paider seit vil arbait liten.
Frantzen u. a., Kölner Schwankb.
1, 12, 2
;
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
87
;
Winter, Nöst. Weist.
3, 785, 29
;
3.
›etw. bekennen, zugeben; jm. etw. einräumen, zugestehen; an jn./etw. glauben, sich zu jm./etw. bekennen‹.
Phraseme:
bei der warheit, in / mit / von warheit etw. jehen
›etw. wahrheitsgemäß einräumen‹.
Bedeutungsverwandte:
,
(V.)
7,
(s. v.
2;
4),
.
Syntagmen:
mit Gen. (meist) oder Akk.
der, die warheit j.
;
an jn. j.
Belegblock:
Schöpper 94a
(
Dortm.
1550
):
Confiteri. Veriehen beiachtzen jehen veriähung thun bekennen bekennig sein gestand thun nit in abred stehen nit abredig sein nit verleucknen nit abred sein.
Helm, H. v. Hesler. Apok.
5570
(
nrddt.
,
14. Jh.
):
Und in [juden] geboten daz sie swigen | Und an Jhesum Crist nicht gigen.
Frantzen u. a., Kölner Schwankb.
1, 9, 5
(
Köln
um 1490
):
Sij synt unwissen, dat moys ich jehen.
Kurz, Waldis. Esopus
2, 49, 9
(
Frankf.
1557
):
Ich mags wol mit der warheit jehen, | Wir sind beid gar vbel versehen.
Ermisch, Freib. Stadtr.
49, 18
(
osächs.
, Hs. v. 1325
):
des muz he im zu hant iehen oder loikenen.
Ebd. 259, 27
:
he ste denne bi im unde iehe an sin wort.
Tittmann, Schausp. 16. Jh. Ayrer. Phaenicia
211, 239
(
Nürnb.
1618
):
das hett ich nicht glaubt, muß ich jehen | hett ich nicht ghört und zum teil gsehen.
Bihlmeyer, Seuse
429, 20
(
alem.
,
14. Jh.
):
daz muͤssent ellú hertzen von gantzer waͮrheit jehen.
Chron. Strassb. 61, 8
(
els.
,
1362
):
er waz doch des tages ein helt gewesen […] dez johent im die besten an dem strite.
Pfaff, Tristrant
140, 24
(
Augsb.
1498
):
Der můst nun von waren schulden yehen, das er in seinem leben so schoͤnen leyb ye gesahe.
Primisser, Suchenwirt
31, 151
(
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Die fraw die sprach: ,Des gih ich dir,.
Große, Schwabensp.
100, 5
;
Leman, Kulm. Recht
2, 4, 27
;
Schade, Sat. u. Pasqu.
2, 168, 100
;
Banz, Christus u. d. minn. Seele
1094
;