berufen,
berüfen,
V.,
ersteres unr. abl., letzteres regelmäßig. Die regelmäßigen Formen im Md. vereinzelt, im Wobd. und Oobd. überwiegend; zu Details:
Dammers u. a., Flexion der st. und schw. Verben.
1988, 575
.
– Zum Berufen / Beschreien im Aberglauben: , 1096ff.
1.
›etw. ausrufen, etw. durch lautes Rufen bekannt machen, bekanntgeben, verkünden‹; in den Belegen bezogen auf rechtliche Bestimmungen, Feste, Termine, Geschäftliches.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1, ,  2, .
Syntagmen:
den ablas / artikel / kauf / reichstag / vertrag, das dekret / gebot / gejagede / gut / landrecht, die märe / steuer b., b. lassen, das [...] / zu [...] /
Hauptsatz,
etw. zum kaufe b., etw. dreistund b., etw. offenbar b., etw. auf dem markt
[mehrmals]
/ kirchhof, in stätten b. (lassen)
;
berüfter tag
›durch Ausrufen bekannt gemachter Tag‹.
Wortbildungen:
berufbrief
›Dokument über eine schriftliche Bekanntmachung‹,
berufgeld
›Betrag für das Ausrufen einer Mitteilung‹,
berufzettel
(wie
berufbrief
).

Belegblock:

Volz, Prophet Daniel C
4, 3
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
Do wart von mir berufen eyn gebot, daz man alle wisen von babylonien brechte vor min angesichte.
Luther, WA (
1522
):
das ist aigentlich das euangelium, das da haißt ain gůt geschray, ain gůtt gerucht, das nit auff bapir geschriben, sonder in der welt, in lebendiger stimm beruͤfft unnd bekent wirt.
Ebd. Anm. 1 (
1535
):
2 impedimenta, das must lautbar werden und berufft in tota Iudaea.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
so sal iz berufen werden offenbare vor in allen.
Chron. Augsb. Anm. 1 (
schwäb.
, zu
1395
):
2. ₰ d. tzu beruͤffgelt daz niemand gen Nördlingen farn sölte.
Ebd. (
v. 1536
):
man hat sein gůt offenlich auff dem marckt beriefft und vergandt.
Ebd. (zu
1548
):
da ließ ain rat zuͤ Augspurg durch iren statvogt mitsambt ainem trummeter auf allen plätzen ausschreien und beruͤfen, daß alle landtsknecht, [...], sich vor nachts aus der stat thuͤn sollen.
Pfaff, Tristrant (
Augsb.
1498
):
das er beruͤffen ließ in seinem künigkreich, dich für ein rechten erbherren zů haben.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Ob dem wunderzaichen erschrackt der pischoff und berúfft das úber all in seinem pistumb.
UB ob der Enns
10, 656, 7
(
moobd.
,
1390
):
vnd das auch ze rechter zeit [...] hat lassen berufen, als er darumb beruffbrief hat.
Uhlirz, Qu. Wien (
moobd.
,
1425
):
nach lautt der beruffzedl.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Alexander [...] lies berüffen offenleich, welich schuldig wêrn an dem tod künig Darii, die wolt künig Alexander erhöhen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Den vertrag liessen die Venediger mit frewdfewr beruffen: „Viva Roma“.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Christus [...] hebt an als ein herold, [...] die gueten mär [...] zu verkünden, berüefen und außschreien.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
17. Jh.
):
zwai jarliche landrecht sollen iedes jars durch den gerichtspott [...] offenlich auf dem kirchhof berueft und verkündt werden.
Bischoff, Steir. Landr., Anh. (
m/soobd.
, Hs. 
v. 1425
):
Ein berûfbrief vmb geltschuld und vmb sidel.
Seuffert u. a., Steir. Landtagsakten
1, 108, 10
(
m/soobd.
,
1445
):
die schenkhmass des weins sol gemaincleich [...] ain mass [...] haissen [...], und das sol in steten, mërkhten und auf dem Land beruft werden.
Volz, a. a. O.
3, 29
;
Pfeiffer, Frk.-bay. Landfr.
110, 2
;
Müller, Stadtr. Ravensb.
71, 14
;
Dirr, Münchner Stadtr. ; ; ;
Leidinger, A. v. Regensb. ;
Grossmann, a. a. O. ;
Mell u. a., Steir. Taid. ; ; ;
Winter, Nöst. Weist. ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Vgl. ferner s. v.  2.
2.
›etw. / jn. durch einen konstitutiven Akt als etw., zu etw. ausrufen‹; im einzelnen: ›(einen Frieden) ausrufen; (einen Kampf) ansagen; etw. als etw. proklamieren, bestimmen, definieren; jn. zu etw. (z. B. zum Kaiser) ausrufen, proklamieren‹; insbesondere mit ersterer Variante offen zu 3.
Bedeutungsverwandte:
 3,  19.
Syntagmen:
einen frieden
(mehrfach)
/ streit / tag, ein concilium, eine stille b., jn. könig b., jn. mit einem namen b., jn. als einen keiser b.
;
berufenes gericht
.

Belegblock:

Luther, WA (
1524
):
schluͤge sich ein hauffe zusamen, erweleten und beruffeten mich zu irem Bischoffe, da hette ich einen beruff.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
do die vurß fursten sagen, dat in ir upsatz feelde, so beriefen si einen strit up dem dinstach.
ind brach den gemeinen vreden, den konink Lodowich beroifen hadde.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
94, 37
(
nobd.
,
1409
):
wann das ist, das ein beruffen gericht sal werden, das man einen vorderben wil.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1415
):
do ward beruͤffet ain gmains concili in der cristenhait.
Ebd. (Hs.
16. Jh.
):
das concilium sei berueft worden für ain gemains concilium.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
und wart daselbs offenlich berufft kunig Albrecht von Pehain.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
Octavianus [...] ward von allen berůfet mit Augustus namen, sovil als merer des reichs gesprochen.
babst Leo [...] setzt im ein keiserliche kron auf sein hawͦpt und beruft in als ein romischn keiser.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
welchen tag nachmals die römischen pfaffen [...] für ein verfluechten, unglükhaftigen tag, [...], verwarfen, erkenten und berüeften.
Seuffert u. a., Steir. Landtagsakten
1, 83, 33
(
m/soobd.
,
1443
):
nachdem und wir mit unsern landleuten [...] ainen gemeinen lantfrid gemacht und den haben berueffen lassen.
Pyritz, Minneburg
3044
;
Koller, Ref. Siegmunds ;
3.
›jn. aufgrund göttlicher Machtvollkommenheit oder konstitutioneller Befugnis zu etw. berufen, mit einem Amt, Auftrag ausstatten, zu einer Form der Existenz bestimmen‹.
Gehäuft Texte religiösen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
 5,  23, , .
Syntagmen:
die apostel / jünger, einen predicanten / prediger b., jn. an das reich, um ein ampt, zu einem ampt, zu Christo, zu dem königreich b., jn. b., zu [...]
;
aus dem geiste berüft sein, zu etw.
(z. B.
zu dem ewigen leben
)
berüft sein
;
berufener prediger
.
Wortbildungen:
berüfsgeschäft
(a. 1644),
berufung
4.

Belegblock:

Luther, WA (
1524
):
Aber wo Gott beruffet und treibet zum Predigampt, da gehet denn das werck von statten.
Nu ist zwayerlay beruͤffung zum predigampt, aine geschicht on mittel von Got, die andere durch die menschen unnd gleych wol auch von Got.
Ebd. (
1536
):
das wir zu Christo gefoddert und beruffen und auch da durch gereinigt und geheiligt werden.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
383
(
pfälz.
,
1436
):
also das wir menschen berüft sind zu dem ewigen leben.
Ebd.
391
:
so ,sint uil berůffet vnd wenig ußerwelt‘.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
Dieser zwar / wird ein Prophet genant / der da besonders von dem Sohne Gottes beruffen vnd außgesand.
Reu, Süddt. Kat.
1, 717, 29
(
Leipzig
1595
):
Der heilige Geist berufft mich durchs Euangelium, erleuchtet mich mit seinen gaben.
Anderson u. a., Flugschrr.
14, 9, 20
(
Straßb.
1524
):
alle priester / von Gott vnd der gemeyn berůffen / erwelt vnd gesetzt.
Goldammer, Paracelsus
2, 281, 15
(
1530
/
5
):
welcher ein eheman ist, der ist weltlich und nit beruft aus dem geist.
Ebd.
6, 192, 3
(
1530
):
daß mans [die jungen] also verfuert und sie nit lest in dem, darinnen sie got berueft und geboren hat, bleiben.
Goedeke, Fischart Flöh Haz
174
(
Straßb.
1594
):
Ich [Floh] [...] | [...] ner mich, wie du mich berufft, | Etwa mit ainem tröpflin bluts.
Meisen u. a., J. Eck
22, 2
(
Ingolst.
1526
):
Ich wolt gern wissen, wer euch gwalt het gebenn predicanten zů berieffen on verwilligung ewers bischoffs.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Hainrich von Sachsen ward an das reich berüeft.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
zu wasserlei ambt ain jeder beruefen und dargestellt worden.
Helm, H. v. Hesler. Nicod. ;
Steer, a. a. O.
382
;
Anderson, a. a. O.
17, 10, 11
;
12, 13
;
Reichmann, Dietrich. Schrr.
281, 17
;
Vetter, Pred. Taulers Var.;
Lemmer, Brant. Narrensch.
47, 29
;
Roloff, Brant. Tsp.
1143
;
Meisen, a. a. O.
9, 9
;
21, 30
;
27, 27
;
Brandstetter, Wigoleis
234, 34
;
Spiller, a. a. O. ;
4.
›jn. gnädig zu etw. laden, zu einer religiösen Existenz rufen, zur Teilhabe an seinem Reich einladen‹, von Gott (in 1 Beleg vom Teufel) als Handelndem gesagt.
Wortbildungen:
berufer
1,
berufung
5.

Belegblock:

Luther, WA (
1523-24
):
Denn welcher das Euangelium horet und daran glewbet [...], der ist beruͤffen und wird selig.
Das wir durch die Tauffe und durchs Euangelium beruffen sind zu Erben des Ewigen Lebens.
ßo weyß ich, das ich eynen heyligen standt habe angenommen, beruffen yn eyn heylig, hymlisch leben.
Ders. Hl. Schrifft.
Röm. 9, 12
(
Wittenb.
1545
):
Nicht aus verdienst der werck / sondern aus gnade des Beruffers.
Ebd.
11, 29
:
GOttes gaben vnd beruffung / mögen jn nicht gerewen.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
76, 18
(
Nürnb.
1548
):
das Gott [...] zu seinem reych vns beruffen hat.
Dietrich. Summaria
29r, 1
(
Nürnb.
1578
):
Zu solcher freude hat Gott die ersten Welt durch die heiligen Patriarchen beruffen.
Lemmer, Brant. Narrensch.
31, 31
(
Basel
1494
):
Waͤn hüt beruͤfft die gottes stym | Der weißt nit / ob sie morn rüff jm.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1525
):
die fryheit des geists, inn welcher Cristus sine gloubigen [...] dür erkoufft und brufft hatt.
Wickram
4, 24, 6
(
Straßb.
1556
):
wann uns Got hie in disem zeitlichen jamerthal angreiffet / unsere kinder zuͤ seinen Goͤtlichen genade beruͤffet.
Anderson u. a., Flugschrr.
2, 11, 26
([
Augsb.
]
1523
):
ich han dich erloͤset vnd beruͤfft mit deine͂ name͂ / du bist mein.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
v. 1536
):
in der 5. stund ist der teuffel widerkomen und (hat) in [schneider] beriefft.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
41, 15
(
tir.
,
1464
):
Ir sült sein ain leib vnd ain geist als ir denn gefodert seit in ainer hoffnung eürer perüeffung.
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Dietz, Wb. Luther .
5.
›jn. / etw. beschreien, jn. auf frischer Tat als etw. ausrufen und dadurch der rechtlichen Verfolgung anheimgeben‹.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
die übeltäter
)
b., jn. eine ketzerin b., jn. für (einen) mörder / räuber, für manschlacht b., den teufel b
. ›für etw. verantwortlich machen‹,
jn. mit geschrei b., jn. an der waren getat b., ein schwein b
.;
berüfter man
.
Wortbildungen:
beruf
6 ›über Ruf, Verruf‹ (a. 1595).

Belegblock:

Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
172, 6
(
thür.
,
1474
):
der wert, der vor eynen nach- unde metevolger eynes totslages beruffen unde beschriet ist worden.
Niewöhner, Teichner
723, 62
(Hs. ˹
oschwäb.
,
1472
˺):
das der tewfell manig zeit | wirt berueft und beschreit | maniges das er nymer ruͤret.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
er hat sie offenlich berüeft für mörder.
Ebd. (zu
1528
):
ain burgerstochter, [...] ausfueren lassen, und berueft worden ain ketzerin der widertauf.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1354
):
Ain wülunts swein, wenn man das berueft gegen dem des es ist, als pald man den berueft, so sol man es ringeln.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
do berüeft in hertzog Ludwig vor dem künig und andern fürsten für ainen rauber.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1565-79
):
ob ain schedlicher man in dem markt berueft wurde und wer ain ausser, den sull man ervordern an dem marktrichter.
Mollay, Ofner Stadtr.
272, 4
(
ung. inseldt.
,
1. H. 15. Jh.
):
Eß seÿ dyͤp, rauber, [...] ader wÿe dÿ vbil tethir perüfft seÿn.
Unger, Richtes Stig ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 542
;
6.
›in Berufung bei einer höheren Instanz gehen, Berufung einlegen, appellieren, sich der Revision eines Urteils (o. ä.) halber an jn. / eine Instanz wenden; sich auf etw. / jn. berufen, stützen, auf ein Recht pochen‹.
Syntagmen:
sich zu jm.
(z. B.
zu einer keiserin
)
b., sich auf etw
. (z. B.
auf das recht, auf bücher / freiheiten
)
/ jn
. (z. B.
auf den keiser, auf Christus
)
b., sich in ein geistlich recht b., sich für einen rat / ein ampt b., sich an jn.
(z. B.
an got, den hochmeister
) /
etw
. (z. B.
an das gericht, die herschaft
)
b
.;
sich des urteils b
.
Wortbildungen
berüfnis
(dazu bdv.: ; a. 1320; 1388).

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Appellare. Appelliern sich beruffen Die vrtheil widerbringe͂ vffhalten hinderziehe͂.
Luther, WA (
1521
):
Jch beruff mich aber auff yhre buͤcher.
So bin ich getrost widder yhn, beruffe mich auf Christum.
Ders. Hl. Schrifft.
4. Mose 10, 2
(
Wittenb.
1545
):
das du ir (Drometen) brauchest / die Gemeine zu beruffen.
Ebd.
Apg. 25, 11
:
Ich beruffe mich auff den Keiser.
Toeppen, Ständetage Preußen
1, 386, 8
(
preuß.
,
1422
):
das sich keyner beruffe in eyn geistlich recht von wertlichem rechte.
Ebd.
2, 368, 38
(
1442
):
der moge sich seyner sachen zcu dirkentnisse an uns beruffen, als an seyne obirste graffenschaft.
Kollnig, Weist. Schriesh.
29, 35
(
rhfrk.
,
1399
):
und beriefen sich dez urtels an daz oberst geriecht.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1590
):
da auch einer sich von dem handtwerck nitt wolt straffen lassen, mag er sich für einen erbarn rath beruffen und eß da selbsten außtragen.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Sich von einem beschwerten vrteil [...] an den Oberrichter beruffen.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
31, 27
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Des beruf ich mich mit euch an Got, meinen heilant, her Tod.
Lauater. Gespaͤnste
32r, 12
(
Zürich
1578
):
verwarffend sy doch den Richter / vñ beruͤfftend sich vff jre priuilegien.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
3736
(
schwäb.
,
1453
):
Darummb berüff ich mich hin dann | Von üch zů ainer kayserin, | Dü höher ist dann Venus Minn.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Ich beruff mich auff Gott vnd Menschen.
Toeppen, a. a. O.
1, 109, 27
;
117, 23
;
Kollnig, a. a. O.
139, 19
;
Schmidt, a. a. O. ;
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe ;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
145, 37
;
206, 9
;
Ermisch, Sächs. Bergr. ;
Meisen u. a., J. Eck
18, 4
;
Kurrelmeyer, Dt. Bibel ;
Mollay, Ofner Stadtr.
202, 4
;
Schmitt, Ordo rerum
616, 17
;
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 542
.
Vgl. ferner s. v.  1.
7.
›jn. zu jm. / etw. hinrufen, beordern, laden‹; je nach Instanz, Ort und Zweck der Handlung im einzelnen: ›jn. vor Gericht laden, zitieren; jn. zum Heeresdienst aufbieten; jn. zu einer Sitzung einladen; jn. zu einer Festlichkeit einladen‹; vgl. ferner die Syntagmen; offen zu 8.
Phraseme:
jn. in Arcadien berufen
›zu viel von jm. verlangen‹.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
den bischof / beklagten / gelerten / fürsten / freund / hintersassen, die Franken
)
b., etw
. (z. B.
die bürgerschaft / gemeine / schranne, das gericht, den hof / rat
)
b., jn. zu zeugen b., das volk zusammen b
. (auch als unfestes Präfixverb auffaßbar),
jn. zu sich, zu dem altar, zu der brautlauf, zu dem kapitel, zum rechten, zu einem tage b., jn. in den himmel b., jn. durch den büttel b., jn. b., zu [...]
; vereinzelt ohne nähere Bestimmung des Ortes oder Zweckes, dann je nach Kontext: ›jn. verklagen‹; ›jn. abberufen, heimrufen im religiösen Sinne‹;
berüfter hof, berufener gast
.
Wortbildungen:
beruf
7,
berufer
2,
berufgulden
›Gerichtsgebühr‹ (a. 1561/2).

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
1. Mose 49, 1
(
Wittenb.
1545
):
Jacob berieff
[
Mentel
:
rieff
, Var. um 1475
2
-1490:
vorderet
]
seine Söne / vnd sprach / Versamlet euch.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
sach man berûfen | in zu sîme hove | alle di bischove.
Köbler, Ref. Wormbs
110, 12
(
Worms
1499
):
Czu soͤlichem solt der verdagt abwesig abermals beruffen vnnd erforderet werden.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Wy alt eyn kint syn sal, das man obir is moge richten umb hanthaffte tat, ab is dorumme beruffen wirt.
Opitz. Poeterey
12, 18
(
Breslau
1624
):
vorneme Leute / die [...] vmb jhres vordienstes willen in den Himmel beruffen sein.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1450
):
auch ward berüft der edel und vest ritter herr Wernher [...] in daz dritt glit an die spitzen.
Ebd. (
nobd.
,
1488
):
über fünf jare hat er ein gemainen beruften hoff daselbs gehabt mit allen fürsten.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
Das hanß vlrich von badenn zů einem berüfft ward der mit einer büchsen geschossen was.
Roloff, Brant. Tsp.
86
(
Straßb.
1554
):
das er [der Hertzog zů Sachsen] [...] von dißem jamerthal zů der ewigen rhů [...] berůffen ist worden.
UB Zug
701, 17
(
halem.
,
1427
):
wer ouch hie in den gedingen den andern beruͤft, der sol ouch die drú gricht ußgan mit klag.
Maaler (
Zürich
1561
):
Beruͤffer / Der einen beruͤfft oder holet.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
los du, warumb ich hab gehaissen dich zu mir berieffen.
Andreae. Ber. Nachtmal
38r, 5
([
Augsb.
]
1557
):
so der Herr selbs nicht gegenwaͤrtig waͤre / der zůmal der Wirt / die speiß / vnd das tranck seiner berůffnen vnd erwoͤlten gesst ist.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Du beruffest mich in Arcadie͂ / oder / du begerest gar zu vil von mir.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
do berůft ein mächtiger bürger zů Paris das gemein volck der stat vil zůsamen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
so sol der gegendrichter, [...], die schran berufen.
Ebd. (
1562
):
wann [...] der gegenteil nicht erscheint und des beruefs notturftig ist.
Moscouia
E 2r, 7
(
Wien
1557
):
Das hat der großfuͤrst Witold nim͂er gestatten wellen / hat seine Bischoue beruͤfft.
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Dinklage, Frk. Bauernweist.
19, 24
;
Merk, Stadtr. Neuenb. ;
Wickram
4, 16, 17
;
39, 7
;
48, 19
;
Lauater. Gespaͤnste
40v, 22
;
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
233, 36
;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Heydn. maister
21v, 11
;
Brandstetter, Wigoleis
227, 25
;
Baumann, Bauernkr. Oberschw. ;
Roth, a. a. O. ; ;
Bischoff, a. a. O. ; ; ;
Rot
359
;
Hulsius
B jv
;
Dietz, Wb. Luther ;
Vgl. ferner s. v. ,  2, ,  2,  2.
8.
›jn. zu etw. aufrufen, auffordern‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1531
):
Ein Prediger ist beruffen, daß er predige.
Köbler, Ref. Wormbs
318, 38
(
Worms
1499
):
so soͤllen [...] die nechstgesipten zum wenigchsten des vatterlichen gepludes darzu berufft vñ ersucht werden.
v. Birken. Erzh. Österreich (
Nürnb.
1668
):
ward er von dem Abt zum offtern durch Schreiben beruffen / die Lehen von ihm zu enpfangen.
Sy hend ouch, so oft sy beruͤft und des ankert worden, minen herren nie verseit, die iren taͤllen zů lassen.
Unger, Richtes Stig (o. O.
1474
):
halt den auff mit guter rede, und beruff sein nit.
9.
›sich versammeln, zusammenkommen‹.
Wortbildungen
berufung
6 (dazu bdv.:  13).

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
dô hattin sich beruͤfin | di Nattangin zusamin.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Als daz volc diz irsach, | Vil wite sie sich beriefen, | Vrolich sie zů liefen.
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 384
.