melden,
V.
1.
›die Referenzsache oder -person eines Textes so festlegen, fixieren, nennen, namhaft machen, angeben, identifizieren, daß sie dem Rezipienten des Textes zu dessen Verständnis klar bis deutlich ist‹; auch: ›jn. als etw. charakterisieren, als etw. hinstellen‹.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 2,  4, .
Gegensätze:
.
Syntagmen:
sich m., jn
. (z. B.
Christum, propheten
)
m., jn. bedeutlich m., jn. als etw
. (z. B.
trunken / weinsüchtig
, jeweils objektbezogenes präd. Attr.)
m., etw
. (z. B.
güter, einen planeten / namen, js. sünde
)
m., jm.
(z. B.
dem richter
)
jn. m.
;
etw. im gebet m
.;
der gemeldete Alexander / antwurter / keiser / wald, das gemeldete jar
.

Belegblock:

Köbler, Ref. Wormbs
349, 19
(
Worms
1499
):
in solicher beclagung oder Libell ist von noͤten zusetzen vñ zu melden. Am ersten des verclagers vnd beclagten namen.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
262, 12
(
thür.
,
1474
):
daz Hentcze von Mosen [...] wegen der schulde den gemelten antwertern eyn rechte were thun [...] muß.
Franck, Decl.
348, 14
(
Nürnb.
1531
):
Das du Herculem weynsüchtig / Alexandrum truncken / Catonem von wein froͤlich meldest.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
251, 36
(
Nürnb.
1548
):
ob er [Prophet] wol Christum / mit außgetruckten worten nicht meldet / so hat er jhn doch heimlich in dem anzeygt.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Du Schelm, wer bist du? thu dich meltn! | Nenn dich.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
So müsen sie sich selber schamen, | Das sie nit melden ihre namen.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 258, 4
([
Augsb.
]
1548
):
Deßgleichen schreibt man vom gemelten und hochberhuͤmten Alexandro / das er [...].
Goldammer, Paracelsus
2, 284, 26
(
1530
/
5
):
und wöllen nit verstohn, daß sie [falsche propheten] Christus wol bedeutlich meldt, der da sagt: vae vobis legisperitis rc.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
15. Jh.
):
es soll ain jeder des gotzhauss underthan jerlich, [...], selbs in aigner person in die stift komen, daselb all sein güter melden, verstiften und kains versweigen.
Bachmann, Morgant ;
Klein, Oswald
22, 17
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Bischoff u. a., a. a. O. ;
2.
›etw. (von dauerhafter Gültigkeit, etw. Relevantes, eine Wahrheit, Lehre) verkünden, einer größeren Öffentlichkeit bekannt geben; etw. (in der Zukunft Liegendes) ankündigen, voraussagen, (mit Tendenz zu:) etw. prophezeien‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2,  1,  2, (V.) 1, , ,  1, (V.) 1,  4.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
die warheit, die artikel, ein ebenbild, seinen glauben
)
m., die vögel, die lerche den tag m
.;
Salomon, die cantica melden
[+ Hauptsatz],
David, die propheten m., wie [...]
;
von etw.
(z. B.
die epistel von der auferstehung, die evangelisten von dem lezten abendmal
)
m.
Wortbildungen:
meldung
1.

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
Darumb hat Lucas solches mit fleyß melden woͤllen, das [...].
Ebd. (
1545
):
derhalb auch die Euangeklisten [...] davon meldung tun.
v. Groote, Wierstraat. Bel. Neuß (
Köln
1497
):
nyet wyll ich die wairheit schuwen | zo melden all wer ich stummer.
Froning, Alsf. Passionssp.
583
(
ohess.
,
1501ff.
):
die sunder wel ich [Johannes] schelden, | die warheyt wel ich melden!
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
9, 11
(
Frankf./M.
1568
):
ich muß von dem Menschen auch etwas meldung thun / daß derselbig erstlich von Gott [...] so wunderbarlich geschaffen / vnd folgends erhalten wirt.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
148
(
Nürnb.
1517
):
als die Cantica melden: Mein seel ist zergangen.
Wyss, Luz. Ostersp.
7284
(
Luzern
1545
):
All prophetten von anfang der wellt | hand gar lutter gerrett vnd gmellt, | [...] | wies menschlich gschlecht erlöst werden sol.
Klein, Oswald
20, 48
(
oobd.
,
1415
):
hör zu den voglein wunnesan! | den tag zu melden si nicht län.
Ebd.
32, 10
(
1421
):
Als Salomon gemeldet hat, | mensch, wie du sündst, geleich vindst du die widertat.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
diu lerch meldet den tag des morgens fruo.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1490
):
man soll die nachgeschriben articl und rechten alle jar ain mall lesen und mellen.
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Dietrich. Summaria
24v, 18
;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
510, 16
;
Klein, a. a. O.
112, 383
.
3.
›etw. in relevanten, oft rechtlichen oder wirtschaftlichen Zusammenhängen melden, anzeigen, vortragen und damit zur Behandlung bringen‹.
Bedeutungsverwandte:
 67, (V.) 1,  2, , .
Syntagmen:
jn. m., etw
. (z. B.
seinen willen, ein recht, eine forderung / schuld / übeltat / wunde, falsche münze
)
m., etw. vor dem keiser, in dem teiding m
.;
melden, ob [...] / das [...] / was [...], melden
[+ Hauptsatz im Konj.].
Wortbildungen:
meldbrief
›Urkunde über eine Forderungsanmeldung‹ (Genaueres mit reicher Belegung im ; dazu bdv.: ),
meldig
›pflichtig und berechtigt zu
melden
‹,
meldpfenning
›Gebühr für die Anmeldung eines Rechtsanspruches‹.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
dô meltte er bî namen | alle, dî dâ hâten | ûf dî valscheit gerâten.
Rueff, Rhein. Ostersp.
2005
(
rhfrk.
,
M. 15. Jh.
):
wiltu mir daz
[jm. zugefügtes Unrecht, z. B.
stelen
]
nit widder gelden, | sicherlich so wil ich iß melden.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Es ist der der da richtlich recht | Hait uber yn und da mit herschet | Und ist da vortme sachen meldig, | Umb das er yme ist undertenig.
Köbler, Ref. Nürnberg
84, 8
(
Nürnb.
1484
):
so dann derselben glawbiger einer od’ mer. [...]. fuͤr einen Burgermaister komen. vnd melden wurde. das sein schuldiger oder schuldigerin. sy weren Jnn oder außerhalb der Stat auf trunnigem fuß [...].
Kohler u. a., Bamb. Halsger. (
Bamb.
1507
):
wo wir nachmals redlich anzeigung melden, da woͤllen wir alwegen redliche warzeichen, argkwan vnd verdacht auch gemeint haben vnd damit uͤbrige woͤrtter abschneiden.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
460, 5
(
els.
,
1362
):
Endust du daz nút, so wellent wir dich melden.
Hauber, UB Heiligkr. (
schwäb.
,
1542
):
khain tail solchs gegen ainandern in unfreundschaft [...] melden noch áfern oder weiter ainandern darumb [...] anlangen.
Klein, Oswald
39, 28
(
oobd.
,
um 1426
?):
die sünd ich tün und leich ir stat | günstlich nicht understen die tat, | tailhäfftig an rüglichs melden.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Solhes sein furnemen und willen meldet er zu ainen zeyten vor dem gemelten kayser.
Mell, Steir. Weinbergr.
115, 2
(
smoobd.
,
1543
):
(Klag um erb etc. Meldphening.) Item es sol ain jeder erb, der umb erblich gerechtigkait zu sprechen hat, der sol das melden in den perktaiding und verlegen mit ainem phening.
Ebd.
118, 7
:
ob der perkherr oder ander jemands zu ime was zu clagen oder zu melden hiet.
Bischoff, Steir. Landr. Anh. (
m/soobd.
,
1503
):
daz
[unbezahlte Forderung]
werde vor gericht gehort vnd des meldbrieue halb gehanndelt was recht ist.
Ebd. (Hs. 
v. 1425
):
Wer den andern ehaft not ausredet, der schol melden, was die ehaft not sey.
Köbler, Stattr. Fryburg ;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Bischoff, a. a. O. ; ; Anh. / 24;
Piirainen, Stadtr. Sillein
57a, 32
.
Vgl. ferner s. v. .
4.
›jn. / etw. (Unziemliches, Unbekanntes, ein Geheimnis) verraten, als etw. anderes entlarven, als er / es ist‹; auch: ›etw. (z. B. eine Haltung, eine Krankheit) aufdecken‹.
Bedeutungsverwandte:
,  2, ; vgl.  2,  3,  8.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
Jesum, den feind, die frau
) /
etw
. (z. B.
den schaz / rat
›Ratschlag‹
/ die getat / reise / sache
)
m., der senf faules blut m., die torheit
(Subj.)
jn. m
.; subst.:
sich vor melden hüten
.
Wortbildungen:
meldung
2 ›Aufdeckung, Prophezeihung, Enthüllung‹.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc Dan.
5, 12
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
wen me geistis und clugheit, ouch vornumftikeit und troume bescheidunge, heimelicher dinge meldunge unde gebundener dinge losunge sint an im [man] vunden.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
836
(
mrhein.
,
um 1335
):
Tunc rufus percuciens faciem Christi dicat: Bist du ein wise prophete, | [...] | Din dorheit dich nuͦ melde.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
Der radt wart gemeldit das is die zwene erfuren.
Feudel, Evangelistar
49, 16
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
du bist ouch der jungern eyner, wen dyne sprache meldit dich.
Ebd.
119, 11
:
Unde [Jhesus] gebot en daz sy en icht meldeten.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
wie uns der heilge geist stroffet umb alle unser súnde, und meldet in uns alle weltliche inbildunge underscheidenliche.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
21, 35
(
els.
,
1362
):
Das werte der heilige sant Nyclaus, vnd verbot imme das er dise getot von imme nút solte melden.
Ebd.
513, 25
:
Den Sixtus hies Decius [...] pinigen so lange vncze das er Cristum fúrloͤckente vnd den schacz do meldete.
Schneider, Pont. u. Sid.
189, 2
(
rhfrk.
/
mosfrk.
,
2. H. 15. Jh.
):
Er antwort: „Meldent mich nit! Ir wyssent doch wol, weme ir yne [ring] geben hant.“
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
er [senif] rainigt daz antlütz und meldet daz faul pluot in dem menschen.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Ob du
[Liebhaber]
mich [hausfrawe] nicht melden woltest, ich wolt dir frömbde ding sagen.
Reissenberger, Väterb. ;
Wyss, Limb. Chron. ;
Thiele, Minner. II,
10, 348
;
Klein, Oswald
66, 4
;
Spiller, a. a. O. ;
Schmitt, Ordo rerum
624, 2
;
Voc. inc. teut.
p viijr
.
Vgl. ferner s. v. (
die
2,  13.
5.
›etw. festlegen, bestimmen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  23,  2, (V.) 10,  1, ,  10,  3,
2
 3,
1
 124, .

Belegblock:

Goedeke, Fischart. Kinderzucht
191
(
Straßb.
1578
):
wie kind demütig walten, | Welchs Christus damals hat gemelt | Da er das kind für djünger stellt.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1499
):
wir melden das zu Strasshofen ist ein freies guͦt, und mag da kaufen und verkaufen, abfaren und aufzufaren als oft es einen verlust.
Ebd. (
um 1540
):
mer melt man vom federspill: wer dem zu nahent holzt, prennt oder abwirft, ist pueßfellig.
6.
›etw. mitteilen, berichten, erzählen, schildern; etw. sagen, vermelden‹.
Phraseme:
die warheit zu melden
›um die Wahrheit zu sagen‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,  4, ; vgl.
2
 7,  5,
1
 3,  17,  1819,  4, .
Syntagmen:
nicht viel m. können, eine rede, den unwillen, das übel (nicht) m., etw. von gebräuchen m.
;
m., wie [...] / das [...]
;
j. m
. [+ Hauptsatz].

Belegblock:

Ralegh. America (
Frankf.
1599
):
der Frantzoͤsische Scribent Theuet meldet / dasz die Eynwohner vmb die Gegne Amazones guͤldine Gehenck tragen.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
249, 20
(
Nürnb.
1548
):
Wie aber solchs zugehe / woͤllen wir hernach melden.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
wie wir dir theten melten, | Wöll wir dir dein Wolthat vergelten.
Darumb er, die warheit zu melden, | Seins Vatters nit hat zu entgelten.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
ob einiche scharpfe stücklin für gienge͂ die soltu ab sniden mit diner segenn als ich gemeldet hon in dem end d‘ instrumente͂.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1544
/
5
):
muß ich von den alten gepreuchen, [...], etwas melden.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
vor alten weisen und vernünfftigen hette er sein übel nit gemeldet.
Grosch u. a., a. a. O.
146, 1
;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
40
;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
352, 15
;
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 443, 15
;
Sappler, H. Kaufringer
19, 31
;
Altmann, Wind. Denkw. ;
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
295, 3
.
Vgl. ferner s. v. .
7.
›sich in bestimmter Weise zeigen, kundtun, äußern, sich bemerkbar machen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,
2
 2, (V., unr. abl.) 2, I, 2.

Belegblock:

Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Gedenke, bruder min, war abe | Ditz melden sich irhaben habe! | Nim der ersten melde war, | So wirt die ander offenbar
(es geht darum, daß die Sachen sich bei den Dieben
melden
›bemerkbar machen, so daß sie gestohlen werden‹).
Neumann, Rothe. Keuschh.
2492
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
so ist di kuscheid danne guͤd | unnd meldet sich alss der lilien bluͤd | mit schonde, reinikeid unnd geroche.
Ebd.
5551
:
ab sich din schade begunde melde, | das du den kundest gebusse.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
2, 5
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
sun, wer du bist, so melde dich und lautmere, was dir leides von uns widerfaren sei.
Klein, Oswald
4, 16
(
oobd.
,
1421
):
lug, hoffart, spot, hass, zoren, neid | götliche liebe nicht melt
(hierher, falls
liebe
Akk.obj.; falls Subj., zu 3).