jar,
das
;
-(e)s/-e
oder
.
1.
›Zeitraum von 12 Monaten (in dem die Erde die Sonne einmal umläuft), Kalenderjahr‹; dient mit genauer oder ungefährer Zahlangabe teils zur Bezeichnung der Dauer einer Handlung, teils als Bezugspunkt für eine punktuelle Zeitangabe; Plur. ohne Zahlangabe: ›Zeit‹.
Syntagmen:
ein faules / fruchtbares / ganzes / gefärliches / giftiges / gnadenreiches / gutes / leidiges / miltes / müssiggängiges / pestillentisches / seliges / trefliches / tödliches / trauriges / unglükschaffendes / ungesundes / unkriegbares / volkommenes j.
,
das abgelaufene / angehende / eingehende / fordere / laufende / nachfolgende / vergangene j.
;
dieses / foriges / jegliches / manches j.
;
zehn / hundert / tausend jare
;
das j. der erkentnis / prüfung / versuchung
.
Wortbildungen:
jarbeständnis
(a. 1579),
jarbodenzins
(a. 1536),
jarbrot
(a. 1539),
jareid
(a. 1557),
jaresauszug
(a. 1568),
jaresbesamlung
(a. 1629),
jaresbestallung
(a. 1603),
jaresblume
›jährlicher Ertrag eines Gutes‹ (a. 1495),
jaresforstmittag
(a. 1614),
jaresmal
(a. 1552),
jaresgehalt
(a. 1595),
jareskleidung
(a. 1590),
jaresunterkäufer
(a. 1614),
jareswitterung
›September‹ (a. 1571),
jarfart
(a. 1512),
jarfest
(a. 1534),
jarvogtgeding
(a. 1476),
jargast
(a. 1630),
jargerechtigkeit
(a. 1541), ˹
jargewächs
,
jarschlosse
˺ ›jährlich wachsende Pflanze‹,
jargewand
(a. 1388),
jarhau
›jährlicher Anteil eines Bürgers am Gemeindewald‹ (a. 1592),
jarherberge
(a. 1630),
jarhofzins
(a. 1403),
jarjagd
(a. 1603),
jarkirchweihung
(a. 1627),
jarknecht
(a. 1573),
jarlauft
›Ablauf eines Jahres‹ (a. 1417),
jarmeister
(a. 1471),
jarmonat
›Januar‹ (a. 1482),
jarniesung
(a. 1597),
jaropfer
(a. 1463),
jarquartal
(a. 1559),
jarrechenbuch
(a. 1523),
jarrechenregister
(a. 1523),
jarrechenschaft
(a. 1525),
jarregister
(seit 1540),
jarrodel
›Jahresregister‹ (a. 1571),
jarrok
›als Lohn zu entrichtender Rock‹ (a. 1537),
jarschneider
(a. 1604),
jarschöffe
(a. 1532),
jarsnacht
(a. 1528),
jarspeise
(a. 1532),
jarstandgeld
›jährliche Miete für einen Kirchenstuhl‹ (a. 1640),
jarstat
(a. 1432),
jarstelle
(um 1500),
jarstiftung
(a. 1529),
jartuch
(a. 1585),
jarverwaltung
(a. 1616),
jarweinrechnung
(a. 1594),
jarzettel
›zur Ausübung eines Gewerbes für ein Jahr berechtigender Schein‹ (a. 1606).

Belegblock:

Luther, WA (
1520
):
Ich Martinus Luther, genant Doctor der heyligen schrifft, Augustiner tzu Wittenbergk, fug meniglich zu wissenn, das durch meyn willen, radt unnd zuthat auff montag noch Sanct Nicolai ym M.D.XX Jar vorprennet seyn die Bucher des Pabsts von Rhom und ettlich seyner Jungernn.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
daz vor tûsent jâren was und daz über tûsent jâr komen sol, daz ist dâ gegenwertic.
Alsô hât daz jâr sînen âbent, daz ist der ougest.
Ziesemer, Marienb. Konventsb. 
212, 22
(
preuß.
,
1408
):
der scholcze dedit 8 m. czinsscholt von syme fryen noch von czu jore.
v. Bunge, Livl. UB
4, 31, 38
 (
nrddt.
,
1395
):
do her zu jaren in der vasten zu ewern gnaden in botschaft gesand wart.
Valli, Baldemann 
502
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
Noch Christi geburt […] | Ebin druczehenhundert jar | Und in dem ein und virzigesten glich.
Karnein, Salm. u. Morolf
109, 1
 (
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
von hute uber ein halbs jar | sende ich dir […] | einen heidenschen spilman.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
36, 7
(
omd.
,
1487
):
Zcǔ dem allen gehörtt von iar zcu jar vill geldes.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann 
33, 2
 (Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Der lenze, der sumer, der herbest und der winter, die vier erquicker und hanthaber des jares.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Soboles Jarschlosse / jargewechs.
Anderson u. a., Flugschrr. 19, 
1, 7
([
Eilenb.
]
1524
):
ich predige dir Jesum Christũ den gecreutzigtẽ zum newen Jare.
M. Cunitia. Ur. Prop.  (
Öls
1650
):
der umbgang der Sonnen in der Ecliptica macht 1 Jahr.
Stackmann u. a., Frauenlob 
8, 7, 18
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
man mag hiure schelten, | daz man zu jare neme für heil.
Bernoulli, Basler Chron. 5, 
271, 17
(
alem.
, Hs.
M. 16. Jh.
):
Nochdem und die zúnffte úber jaͧr muͤsten wachen.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
216r, 23
 (Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Wer dis / alles durch das jar behaltet, der behept sin / naturlich gesunthait.
Welti, Stadtr. Bern  (
halem.
,
n. 1437
):
Das die weibele am ingeͣnden jar nieman nuͥtz hoͤischen sollent.
Stammler, Berner Weltger.
65
(
ohalem.
,
1465
):
Gott geb vns ein selig jar!
Morrall, Mandev. Reiseb. 
52, 19
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
Nu sollent ir wissen daz das jar vor alten zitten nit me hatt denn zehen monat.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 234, 4
(
Hagenau
1534
):
Rom ward in eynem jar nicht erbawet.
Ebd.
236, 14
:
Wer vor zwentzig jaren nicht hübsch wirt […] An dem ist alle hoffnung verloren.
Dirr, Münchner Stadtr.  (
moobd.
,
1377
):
daz nu fürbaz yederman all sein hab […] hewer daz jar verstewern sol.
Quint, a. a. O. ;
Helm, H. v. Hesler. Apok. ;
Lau, Qu. Neuß ;
Köbler, Ref. Wormbs
228, 6
;
Ralegh. America ;
Karnein, a. a. O.
44, 5
;
Wolf, Norm im sp. Ma.
33, 17
;
Jahr, H. v. Mügeln
497
;
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk. ;
Anderson u. a., Flugschrr.
1, 15, 16
;
17, 4, 14
;
Skála, Egerer Urgichtenb.
99, 15
;
Kohler u. a., Peinl. GO Karls V. ;
Reichmann, Dietrich. Schrr.
63, 5
;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
200
;
Menge, Laufenb. Reg.
5964
;
Rennefahrt, Statut. Saanen ;
Schlosser, H. v. Sachsenh. 
2692
;
Morrall, a. a. O.
11, 18
;
Gilman, a. a. O.
1, 51, 18
;
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera 
8, 21
;
Dirr, a. a. O. ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Rechn. Kronstadt
3, 144, 43
;
Mollay, Ofner Stadtr.
18, 2
;
Hulsius
J ijr
;
Franke, Luthers Wortlehre. .
2.
phrasematisch an 1. angeschlossen:
alte jare
›Vergangenheit‹;
gestiftetes j.
›Stiftung der jährlichen Seelenmessen‹;
das gnadenreiche / goldene jar
›vom Papst verordnetes Jubeljahr‹;
gutes jar
Grußformel zum Neuen Jahr, metonymisch auch ›Neujahrsgeschenk‹;
etw. zum guten jar / neuen jar geben
;
jn. ein gut jar haben lassen
Ausdruck der Gleichgültigkeit ›sich nicht um jn. kümmern wollen‹;
das euch ein gutes jar ankäme
›alles Unglück möge über euch kommen‹ (als Fluch);
kurze jare
›wenige Jahre‹,
lange jare
›viele Jahre‹;
andere jar, andere mär!
›andere Zeiten, andere Sitten‹;
dieses jar
›vorerst‹;
jare der lere
›Lehrjahre‹;
jar ein jar aus / zeit und jar wären
›lange dauern‹;
am jar sein
›zur richtigen Zeit kommen‹;
in kurzen jaren
›vor kurzer Zeit‹,
über jar
›künftig‹,
vor jaren
›vor langer Zeit‹,
zu jare
›mit der Zeit‹,
zu jaren
›jährlich, jahrelang, vor langer Zeit‹;
zu jaren oder auf ewig
.

Belegblock:

Luther, WA (
1529
):
das werde ich, ob Gott wil, dis iar nicht glewben noch leiden.
Hie hoͤret her das guͤlden jar, so die ertzluͤgener, die Bepste, ertichtet haben.
Ebd. (
1540
):
Ich liesse den Bapst ein gut jar haben.
Ebd. (
1543
):
ihr schelck, das euch ein guts jhar ankhem.
Opitz. Poeterey
15, 25
(
Breslau
1624
):
Lieder […] deren nicht wenig von alten jahren her […] verhanden sind.
Dinklage, Frk. Bauernweist. 
84, 7
(
nobd.
,
1430
):
ein herrnkellner hat rechts zu helfen uber jar umb erb und eygen.
Roloff, Brant. Tsp. 
1147
(
Straßb.
1554
):
Der Künig Astiages mein vorfar | Der hatt regiert lange jar.
Anderson u. a., Flugschrr.
30, 3, 3
([
Straßb.
1522
]):
Gutz jar Beüerlein gutz iar.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
ouch des gůten jars, so der kuͤng minen hern den raͤten jaͤrlich gibt.
Sappler, H. Kaufringer
13, 442
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
das ist geschehen in kurzen jaren.
Primisser, Suchenwirt  (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Wer hewer machet widertail, | Tzu iar ez sich vercheret.
Bastian u. a., Regensb. UB
253, 6
(
oobd.
,
1364
):
von dez gestiften jars wegen, daz wir dannoch […] heten.
Turmair 5,  (
moobd.
,
1522
/
33
):
Das concili […] het den päbsten verpotten, das si nit mêr also das gnadenreich jar hielten.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1508
):
Ob es sei an zeit, an weil, am jar, das ich […] meins herren von Admund pantaiding […] besitzen […] müg.
Helm, H. v. Hesler. Apok. ;
Kurz, Waldis. Esopus ;
Weise. Jugend-Lust ;
Schnelbögl, Salb. Karls IV.
61, 21
;
Lauchert, Merswin ;
Roloff, a. a. O.
235
;
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. ;
Bächtold, N. Manuel.
278, 267
;
Lemmer, Brant. Narrensch. 
25, 15
;
Sappler, a. a. O.
22, 61
;
Martin, H. v. Sachsenh.
1250
;
Mollay, Ofner Stadtr.
445, 8
;
Schatz, Sprache Oswalds.
1930, 80
.
Vgl. ferner s. v.  8,  2,
1
 2.
3.
›Zeitraum von zwölf Monaten als Frist, Rechnungsjahr, Zahlungstermin‹.
Phraseme:
ze leiben oder ze jaren
›auf Lebenszeit oder auf bestimmte Jahre‹;
jar und tag
›ein Jahr mit Zugabefrist‹ nach sächsischem Recht: 1 Jahr, 6 Wochen und 3 Tage, s. dazu auch
Hrg
2, 288
; außerhalb der Rechtstexte auch Bezeichnung für einen unbestimmt langen Zeitraum.
Syntagmen:
an / bei / binnen / in / innerhalb / nach / über / vor jar und tag
.

Belegblock:

Aubin, Weist. Hülchrath   (
rib.
,
1557
):
so mach der neester erb […] binnen jair und tag dasselbige beschudden.
Koeniger, Sendgerichte   (
rhfrk.
,
1352
):
geschehe das nit in jahr und tage, so ist das gutt verfallen der kürchen.
Köbler, Ref. Wormbs
171, 40
 (
Worms
1499
):
Wir syen darümb ersucht oder nit nach verschynung des iars nach des vatters tod zurechen.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
vnd besitzet her domitte iar vnd tag ane ymandis rechte wedir sproche, des ist her nehir tzu behalden.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
hat Asmus […] solch geld […] nicht gefordert in jar und tag.
Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
49, 43
 (
nobd.
,
1388
):
sullen auch nicht furzihen, daz sie jar und tag ungemant bliben sin.
Ebd.
101, 36
 (
1443
):
so sollen sie zu stunde in einer jars frist nach irem besten vermögen sulchs kaufgelt wider anlegen.
Mon. Boica, NF.
2, 1, 41, 6
(
nobd.
,
1464
):
Welcher zeidler sein zeydelweyde verliegen liesz ungearbeit jar und tag.
Banz, Christus u. d. minn. Seele 
106
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
Ich hab es mit dir getriben manig iar und tag.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
Were aber das die ihenen vmb ir zinß […] das iar verschinen liessen.
Müller, Stadtr. Ravensb.
113, 19
(
oschwäb.
,
1356
):
wenne er jar und tag burger ist, so sol man in ǔberzǔgen mit burgern.
Dirr, Münchner Stadtr.  (
moobd.
,
1377
):
Swaz erbs ze leiben oder ze iaren hinlazzen ist, […] daz selb sol man bringen für yndern und für auzzern rat.
Staub, Qu. Wien
3, 2, 2831, 11
(
moobd.
,
1417
):
sol dasselb haus unverchumbert beleiben jar und tag nach der stat rechten.
Bischoff, Steir. Landr.  (
m/soobd.
, Hs. 
v. 1425
):
Was ainem menschen anerstirbt […] das schol der mensch […] nachsprechen ynner iars vrist.
Loesch, Kölner Zunfturk. ;
Goerlitz u. a., Rechtsd. Schweidnitz
66, 16
;
Löscher, Erzgeb. Bergr.
74, 23
;
Kisch, a. a. O. ;
Roder, Stadtr. Villingen ;
Köbler, Stattr. Fryburg ;
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen ;
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 778, 34
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Piirainen, Igl. Bergr.
42, 34, 2
;
Piirainen, Stadtr. Sillein 44, l
13
;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
191
.
4.
›Dienstverhältnis für ein Jahr‹.
Phraseme:
in das jar gehen
›den Dienst antreten‹;
aus dem jar gehen
›den Dienst verlassen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1, .
Syntagmen:
jn. ze jaren dingen, jm. seine dienste aus dem j. abdingen, jn. aus dem jar abteidingen, jn. vor dem jar abledingen
.

Belegblock:

Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1603
):
wer einem sein dienstbothen abledingt vor dem jahr, der ist wandels pflichtig.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
soll auch niemant ainer den andern weder knecht noch diern auß dem jahr abdädingen.
Rechn. Kronstadt
1, 101, 7
(
siebenb.
,
1528
):
an sent iohannes tach czuvmb halben ior.
5.
›Jahr‹ in bezug auf Ertrag, Ernte vom Ackerbau, Obstanbau, Weinbau.
Syntagmen:
dürres / faules / fettes / feuchtes / fruchtbares / gutes / teures / unfruchtbares j.

Belegblock:

Welti, Stadtr. Bern  (
halem.
,
1442
):
spittalkinden, so denn von der tuͥren jaren wegen dar in komen.
Sudhoff, Paracelsus  (
1529
):
wo also ein faul jar ist, so im selbigen beum gepflanzt werden, faule frücht geberen.
Koller, Ref. Siegmunds  (Hs.
um 1474
):
also komen güte jare und werden nymmer thewre.
Welti, a. a. O. ;
Koller, a. a. O. ;
Vgl. ferner s. v. .
6.
›Jahr‹ in bezug auf jn./etw. und dessen Alter; Plural mit Zahlangabe: ›Lebensjahre‹, ohne Zahlangabe ›Alter‹.
Syntagmen:
jare am holz
,
jare der bäume
jeweils (›Jahresringe‹);
an jaren wachsen
;
eines jares alt sein; alt / jung der jare
;
zehn / zwanzig / fünfzig jare (alt) sein
;
under vierzehn jaren
;
bescheidene / bestätliche / fruchtbare / gestandene / kindliche / manbare / mindere / mundbare / mündige / unmündige / verständige j.

Belegblock:

Kohler u. a., Peinl. GO Karls V.  (o. O.
1532
):
so der dieb oder diebin jres allters vnnder vierzehenn Jaren weren.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck 
285, 14
(
thür.
,
1474
):
daz dy gabe geschen sy by des jungelings mundigen jaren.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 237, 1
(
Hagenau
1534
):
Zehen jar eyn kindt | Zweynzig jar eyn jungeling | Dreissig jar eyn man.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
114, 25
(
Nürnb.
1548
):
da das Kindlein Jesus zwoͤlff jar alt gewesen.
Stackmann u. a., Frauenlob 
14, 20, 9
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
wie sol ich danne gebaren? | jung der jare | erbe ich alten angest zol.
Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1609
):
einen jeden dahar lauffenden und der sach unverständigen, so seine vierzehen jahr erlanget, […] urtheilen zelaßen.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
374
 (
schwäb.
,
1453
):
werst du nit der jar als alt, | Du fürst an růder über Rin.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
104, 33
(
tir.
,
1464
):
der ward mir zu pracht, als er aines jares alt was.
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. ;
Adrian, Saelden Hort
2405
;
Michels, Murner. Badenf. 
2b, 1
;
Rennefahrt, Stadtr. Bern ;
Morrall, Mandev. Reiseb.
128, 4
;
Weber, Füetrer. Poyt.
15, 3
;
Kummer, Erlauer Sp. ;
Hulsius
J ijv
;
Vgl. ferner s. v.  2, 3.
7.
phrasematisch an 6. anschließbar:
unser jar ist aus
›unsere Zeit ist um‹;
bei allen seinen jaren
›in seinem hohen Alter‹;
bei seinen lebenden jaren
›zu seinen Lebzeiten‹;
bei aufsteigenden jaren
›mit zunehemendem Alter‹;
ein kind der jare
›junger Mensch‹;
in zarten jaren
›in der Jugend‹;
jm. zu viel der jare betagt sein
›zu alt sein‹,
der jare zu viel tragen
›alt sein‹;
bei / binnen js. jaren sein
,
seine jare (vol) haben
›volljährig, mündig sein‹;
hinter / über seine jare komen
›ein bestimmtes Alter überschreiten‹;
zu seinen bescheidenen / bestätlichen jaren komen
,
zu seinen jaren (und tagen) komen
,
zu seinen vogtbaren jaren komen
,
seine vogtbaren jare erreichen
,
die rechten manbaren jare ergreifen
(jeweils) ›volljährig werden‹;
in seinen mindern jaren sein
,
under js. jaren sein
›unmündig sein‹;
jar des heiligen öls
›Jahr der Firmung‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Diz redet her zu den nerren | Bi den sinen lebenden jaren.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
dy wile dy kinder unmundig unde bynnen iren jaren syn.
Koeniger, Sendgerichte  (
mosfrk.
,
1603
):
kompt das kynd zo seynen bestetlichen jaren und wird ausserhalb der pfaren verhirat.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck 
285, 14
(
thür.
,
1474
):
daz dy gabe geschen sy by des jungelings mundigen jaren.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
ist der man zu seinen jaren komen und zu seinen tagen, uber LX jar ist er uber sein jare kommen, also er sein vormunde haben soll.
Köbler, Ref. Nürnberg 
259, 9
 (
Nürnb.
1484
):
der vertrettung derselben kinden oder personen in iren myndern iaren.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 195, 26
([
Augsb.
]
1548
):
Junckfrawen soll man nicht verheyraten / noch in die Kloͤster stecken / eh sy zů iren jaren seind kommen.
Rennefahrt, Zivilr. Bern  (
halem.
,
1484
):
ee die toͤchtern die rechten mannbaren jaͧr ergriffen.
Goldammer, Paracelsus
2, 254, 5
(
um 1534
):
was aber sein jar nit hat, macht kein ehe.
Martin, H. v. Sachsenh. Jesus
80
(
schwäb.
,
1455
):
die rayß die will ich sparen | Mir ist zů vil der jar betagt.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
47, 17
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
In zarten jaren hast die wüest erfaren.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein 
191, 27
(
moobd.
,
1524
):
ee die kinder erwachsen und ire vogtpare jar erraichen.
Große, Schwabensp. ;
Koeniger, Sendgerichte ;
Köbler, Ref. Wormbs
188, 13
;
Valli, Baldemann 
359
;
Neumann, Rothe. Keuschh.
1354
;
Kisch, a. a. O. ;
Köbler, Stattr. Fryburg ;
Bächtold, N. Manuel. Zugabe H.R.Manuel
412, 681
;
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern ;
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. ;
Schlosser, a. a. O.
1170
;
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
2, 39
;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Staub, Qu. Wien
3, 2, 2735, 4
;
Bischoff, Steir. Landr. ;
Vgl. ferner s. v.  8,  2.