beklagen,
V.
1.
›über etw. (z. B. einen Verlust) klagen, Schmerz, Trauer, Mißfallen äußern, etw. beklagen, bedauern, um etw. / jn. trauern, jn. beweinen‹; in einem Beleg: ›etw. (Sünden) bereuen‹; offen zu 2.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 2,  1,  1,  1,
1
 1,  2, .
Syntagmen:
got, die toten b., die feste / schmachheit / sünde / unere b., jn. / etw. gröslich / hoch, mit schreien / weinen b
.

Belegblock:

Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Solten wir Menschen nit trawrig seyn, | Betrawren, beklagen vnsern GOtt, | Der fuͤr vns glitten hat den Todt.
Luther. Hl. Schrifft.
Jer. 16, 4
(
Wittenb.
1545
):
Sie sollen an Kranckheiten sterben / vnd weder beklagt noch begraben werden.
Opitz. Poeterey
16, 28
(
Breslau
1624
):
Das nun von langer zeit her dergleichen
[Lieder]
zue vben in vergessen gestellt ist worden / ist leichtlicher zue beklagen / als die vrsache hiervon zue geben.
Pyritz, Minneburg
2021
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Solt ich ir veste gar beclagen, | Einen gantzen tag het ich zu sagen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Jetzo beklagt der Sohn sein Mutter / welche er hie bevor nicht sehen mocht. [...]. Den elenden stand der Statt beklagen.
Heydn. maister
4r, 3
(
Augsb.
1490
):
da viel er in ein grůb / soͤllich es jm begegnot mit waÿnen vnd schreien beklaget.
Meisen u. a., J. Eck
59, 21
(
Ingolst.
1527
):
Das aber er [...] des auch nit beklagen moèe, so entbeut ich mich hie mit disen artickel vom sacrament mit byblischer [...] Gschrifft zů erhalten.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
490, 4
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Mit jamer gross und schwäre | ward er [Achilles] von allen fürsten hoch beclagt.
Bauer, Imitatio Haller
101, 8
(
tir.
,
1466
):
Du solt iczund sargueltig sein vmb dich selbs vnd solt pekchlagen deine sünden.
Helm, H. v. Hesler. Apok. ;
Loesch, Kölner Zunfturk. ;
Kohler u. a., Peinl. GO Karls V. ;
Baumann, Bauernkr. Rotenb. ;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
118, 12
;
Roth, E. v. Wildenberg ;
2.
refl. ›sich über etw. / jn. bei jm. beschweren, beklagen‹; offen zu 3.
Bedeutungsverwandte:
1
 10,  1.
Syntagmen:
sich e. S
. (z. B.
des achterteils / schadens / unbils, der liebe / schuld
)
b., sich nichts b
.;
sich b., das [...] / wie [...]
;
sich von wegen e. S., von etw. / jm., über jn. b
.;
sich an / gegen jn., ab jm. b., sich auf dem rathaus b
.

Belegblock:

Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Ir hait so meindeitlich beschat | van Coelne die vil reyne stat | [...] | dat sichs beclait arm ind riche.
Kollnig, Weist. Schriesh.
197, 15
(
rhfrk.
,
1543
):
sich die gestendten von Leütershaußen beclagt, daß [...].
Köbler, Ref. Wormbs
175, 6
(
Worms
1499
):
SO die kinde [...] sich beclagten das [...].
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1450
/
80
):
das sich die deutschen herren von ym mercklich beclagten, wie [...].
Ebd. (
15. Jh.
):
darnach beclagten sie sich über den bischof von Eystet, wie [...].
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Er sprach och durch den selben propheten Jeremiam [...] und beklaget sich och do von dir.
Roloff, Brant. Tsp.
728
(
Straßb.
1554
):
ich will sie halten in solchen ehren | Das sie sich nützt darff beclagen | Sunder als liebs soll von mir sagen.
Lemmer, Brant. Narrensch.
26, 34
(
Basel
1494
):
Nestor / Peleus / vnd Laertes / | Beklagten sich jm alter des | Das sie zů lang ließ leben gott.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Bey dem wasser / darff sich keiner durst beklagen.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
51, 15
(
mslow. inseldt.
,
1528
):
śeind Andres Weinśtöckl vnnd Georg Zeiśl Prunner, für ein Erśamen Ratth kummen, vnnd haben śich beklagt von wegen baider Rinnen.
Ebd.
114, 5
(
1618
):
śie śich der Kalten lieb, śo śie von ihrem haußwirth in ihrer Kranckheit, da er ihr weder Zue brechen noch Zue beiśśen gereicht beclaget.
Kollnig, a. a. O.
192, 40
;
Küther, UB Frauensee
282, 32
;
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. ;
Jörg, Salat. Reformationschr.
50, 32
;
Köbler, Stattr. Fryburg ;
Klein, Oswald
15, 12
;
Uhlirz, Qu. Wien ;
Dietz, Wb. Luther ;
Vgl. ferner s. v.  5,  2, (Präp.) 2.
3.
›jn. einer Schuld, strafwürdigen Handlung beschuldigen, jn. verleumden; jn. einer Schuld bezichtigen‹; speziell: ›Anklage gegen jn. vor jm. / einer Instanz wegen einer strafwürdigen Handlung oder Unterlassung einer Handlung erheben‹.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
den ungehorsam
)
b., eine klage b
. (fig. etymologica),
jn
. (z. B.
das weib, den vater / son, die untersassen
)
b., jn. burglich / gros / peinlich b., jn. höher b. dan [...], jn. der eren, des gutes / leibes / lebens b., jn. hin zu leib und gut b., jn. bei seinem leben b., jn. mit / ane gezeugen b., jn. nicht ane wunden b., jn. um bezalung / schuld / speise, (den / einen) acker / ehebruch / lon / totschlag b., jn. b., das [...], jn. von wegen e. S
. (z. B.
der abgötterei, des glaubens
)
b., jn. an / mit / vor / zu dem gerichte b., jn. in der teiding b., jn. vor den pfalzgrafen / schultheissen / fronboten / gehegtem dinge / gerichte / rate / regiment b., jn. bei dem babst b., jn. mit geschrei / gerüchte b
.;
beklagter man
.
Wortbildungen
beklag
›Anklage‹ (dazu bdv.: ; a.  1616), ˹
beklager
,
bekläger
˺ ›Ankläger, Kläger (vor Gericht)‹ (dazu bdv.:  1,  2).

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Da die alden sie [Susannen] beclageten | Und valsch urkunde uf sie sageten.
Toeppen, Ständetage Preußen
2, 635, 32
(
preuß.
,
1444
):
och sall keyn pawr in den stethen hocher beclaget werden, den off eynen firdung.
Köbler, Ref. Wormbs
25, 26
(
Worms
1499
):
so soll vnd mag der cleger des verboten vngehorsam vß blyben. beclagen vnd anschryben vnnd im zum andern mal für gebieten lossen.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
eime iklichem manne, der da besezzen ist, den mac man nicht beklagen zu huse unde zu hove ane wunden.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Ab man eyne frouwe mit geczuge beclagete umb scholt.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
172, 27
(
thür.
,
1474
):
Had der burger von syn unde synes wiebes wegen dy mait vor deme heren des gerichtis beclaget unde beschuldiget, daz sy synem wyebe nachsage unde ir schult gebe, sy sye eyne hore.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Am freitag wart er fur gestellet | Und new beclaget, | Dar mit der allt handel erzellet.
Köbler, Ref. Nürnberg
109, 6
(
Nürnb.
1484
):
WO ein Burger. diener oder Jnnwoner einem andern fuͤrpeuͤtt. vnd Jne darauf beclagt.
Ebd.
117, 6
:
Von den Jhenen die vmb bezalu͂g vnd auszrichtung ettlicher kaufsumm [...] in recht beclagt werden.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
93, 30
(
Nürnb.
1548
):
Deñ es ist ein schwere anfechtu͂g [...] / weñ im gebet das hertz sich selb beklagt / vnnd schuldig gibt.
Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
1371
):
Swellem man ǒch gelait git, der sol in dem gelait nieman beclagnen; wer aber, das er ieman beclagti, so sol und mag in mengelich wol beclagnen, der wil, und mit dem rehten umb triben; und sol in denne das gelait nút schirmen.
Thiele, Minner. II,
12, 400
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
Wolt yne auch wer beclagenn | unnd sin geselschafft schelden.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1533
):
das dann die selben berechtot und zů inen lut der offnung und landsatzung beclagt und für ain hochgricht gestellt werden.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
981
(
schwäb.
,
1453
):
Sie sprach: ,[...] | Wie ich beklag den snöden man!‘ | Sie [...] | [...] sprauchen: ,frow, das künd wir nicht, | Wir westen denn des mans geschicht, | Wǎ mitt er sich verschuldet hab.‘
Jörg, Salat. Reformationschr.
419, 1
(
halem.
,
1534
/
5
):
Darinn [calender] jch sy [die fromen cristlichen oͤrter] jn ejner figur beclagtt find jrs lybs und lebens / eeren / und gůtz / von wegen der gezigenen abgoͤtery.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Vor bewart / bleibt hernach vnbeklagt. [...]. Verstockte Suͤnder stehen nicht zubeklagen. Es ist besser vorbewahrt / als nach beklagt.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1310
/
2
):
und sol in ze dem tritten fuͤrpot bechlagen hintz leib und hintz gůt.
Ebd. (
1340
):
bechlagt [der ehalt] sein herrschaft umb speis und umb lon.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
wer ein christen von des glauben wegen beclagt oder bekümmert vor dem regiment.
Moscouia
B 3r, 17
(
Wien
1557
):
Als sy zu denen khumen / hat sy jren abgestorbnen Man beclagt / die Drewlianer betrunckhen gemacht.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1671
):
Wann ainer gegen dem andern sprüch hat, so soll er ihne von seiner ordentlichen obrigkeit darumbe beklagen.
Ebd. (
17. Jh.
):
das gerichts- und urbarsleit gegen einander stritigkait oder unwillen heten und derhalb an einander beclagen theten.
Piirainen, Stadtr. Sillein
45a, 37
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Der eynen beclagten man von gericht mit gewalt nymmet dem gericht.
Mollay, Ofner Stadtr.
390, 2
(
ung. inseldt.
,
1. H. 15. Jh.
):
Wer sein weib peclaget vmmb den ee pruͤch vor gericht.
Qu. Brassó
4, 33, 34
(
siebenb.
,
1603
/
20
; Hs. 
v. 1761
):
Indem fiel auch Bethlen Gabor vom Gabor ab [...], dessenwegen, weil er mit seinem Weib Unzucht hatte getrieben [...], zog zum Türken, beklagte den Gabor seiner Tyrannei wegen.
Bremer, Voc. opt.
37020
(
schwäb.
,
1441
):
Actor bekleger klager beklager anklager [...] kleger.
Helm, a. a. O. ;
Köbler, Ref. Wormbs
108, 11
;
Kohler u. a., Peinl. GO Karls V. ;
Kurz, Waldis. Esopus ;
Behrend, a. a. O. ; ; ;
Leman, Kulm. Recht ;
Grosch u. a., a. a. O.
51, 16
;
161, 16
;
164, 36
;
179, 19
;
191, 9
;
192, 18
;
193, 37
;
250, 30
;
Kisch, Leipz. Schöffenspr. ;
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
18, 29
;
Dinklage, Frk. Bauernweist.
67, 18
;
Köbler, Ref. Nürnberg
67, 8
;
Anderson u. a., Flugschrr.
8, 10, 15
;
Roder, Hugs Vill. Chron. ;
Welti, Stadtr. Bern ; ; ; ;
Jörg, a. a. O.
420, 11
;
Winter, Nöst. Weist. ;
Bischoff, Steir. Landr. ;
ders. u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Schmitt, Ordo rerum
615, 3
;
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 507
;
Vorarlb. Wb.
1, 281
.
Vgl. ferner s. v.  6,  7,  2,  1, .
4.
›etw. mit Klage, Anzeige belegen; etw. einfordern, einklagen; pfänden‹.
Rechts-, auch Wirtschaftstexte.
Wortbildungen:
beklage
(a. 1402).

Belegblock:

Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
160, 37
(
thür.
,
1474
):
Sintdemal Ticzel Ullag sollicher beclageter schult unde worth bekennet.
Behrend, Magd. Fragen A. 27 (
omd.
,
um 1400
; Var.
15. Jh.
):
so mag dy frauwe ires mannis gut do vor vorsprechen unde irclagen
[Var.:
beclagen
]
, wo sy das weyz.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
hat eyn man gut in syner gewere. das vor gerichte myt rechte beclayt ist.
Kohler u. a., Peinl. GO Karls V. (o. O.
1532
):
das er die beclagte oder verdachte myssethat gethon [...] het.
so der Argkwon vnnd verdacht einer beclagten vnnd vermeinten Misshandlung [...] erfunden [...] Wirdt.
Ders. u. a., Bamb. Halsger. (
Bamb.
1507
):
B, der beclagt, antwort zu der beclagten missetat, so durch A als cleger wider jne geschehen ist.
Unger, Richtes Stig (
schwäb.
,
15. Jh.
):
Zum andrenn male mag man farrende habe mit anfang beclagenn.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
, Hs.
1585
):
so mag der pfender umb recht anrüefen und das eingethon oder gepfendt viech umb den übertrib [...] beclagen.
Behrend, a. a. O. A. 2;
Piirainen, Stadtr. Sillein
101a, 21
;