1
empfangen,
empfahen,
V., unr. abl.;
zu
mhd.
1
entvâhen, enphâhen
›etw. nehmen, ergreifen‹
(
Mwb
1, 1725
ff.);
(ursprüngliche) Präfixbildung aus
ent-
und
fangen
(
Kluge/S.
2011, 44
); die Schreibungen des Präfixes variieren infolge unterschiedlicher Assimilation aus
en(t)-
(z. B.
enf-, enpf-, entf, entpf-
); alle Schreibvarianten auch mit der Hiatfüllung
-h-
(z. B.
empfahen, entfahen
). – Eng vernetztes Bedeutungsfeld: Bedeutungsansätze 1 und 2 sind Grundbedeutungen; 4-9 sind als Spezialisierungen zu 2 auffassbar; 10-12 lassen sich an 9 anschließen; 13 ist isoliert.
1.
›jn. / etw. (in freundlicher oder feindlicher Absicht) erwarten; jm. / e. S. entgegenkommen, entgegentreten‹; im Einzelnen auch: ›jn. / etw. begrüßen, willkommen heißen‹; ›jn. / etw. beherbergen, bei sich, zu sich aufnehmen‹; ›jn. in eine Gemeinschaft aufnehmen, in einer Funktion (z. B. als Richter) anerkennen‹; ›jm. Audienz geben‹; ›mit einem Mann schlafen‹ (von Frauen);
vgl.  5.
Phraseme:
sich untereinander empfangen
›übereinkommen, sich vertragen‹.
Bedeutungsverwandte:
 8,  13,  1,  2 (s. v. , Adj., 4),  18,  23,  7; vgl.  1,  13.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
den beschirmer / feind / gast / haufen / knaben, die schwestern
)
/ etw
. (z. B.
die sele
)
e., jn. / etw
. [wie] (z. B.
freundlich / friedlich / frölich / herzlich / hönlich / lieblich / sauer / wol, mit ererbietung / pracht, küssen / springen / umfangen, freuden, mit hand und mund, nach gewonheit
), [wo] (z. B.
in den himmel, js. haus
)
e., jn. zu gesinde, zu einem burger e
.; subst.:
das grosse / schöne e
.;
die weise des empfangens
;
das e. mit kurteisie, mit freundlichen worten
.
Wortbildungen:
empfang
1 ›feierlicher, öffentlicher Empfang‹.

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
637, 4090
(
Magdeb.
1608
):
Als wenn zween Ochsen sich erbossen / | [...] | Messen zu / wer erst wird anfangen / | Wie sie den Feind wollen empfangen.
Ebd.
641, 4209
:
Da empfieng sie der Hinderhalt.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
867
(
mrhein.
,
um 1335
):
Hede er sich nit irhangen, | godes gnade hede in inphangen.
Franz u. a., Qu. hess. Ref.
4, 452, 5
(
hess.
,
1578
):
ein exempel an Johanne dem teufer [...], der den hern Christum mit freuden und springen empfecht, erkennet und ehret.
Feudel, Evangelistar
98, 4
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
Do diz der herre Jhesus czu en gesprochen hatte, do wart her inphangen in den hemel.
Thür. Chron.
12r, 2
(
Mühlh.
1599
):
wenn ein Edler Roͤmer zum andern kam / so stund einer gegen dem andern auff / in empfahens weise.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
427, 23
(
els.
,
1362
):
Do hies in enphohen sin vatter in sin hus.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
Do Nectanebus das sine geschuͦf mit der künigin, do sprach er zuͦ ir: ,wip, du hest enpfangen dinen beschirmer [...]‘.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1419
):
das wir [burgermeister und der raͧte zuͦ Núwenburg] in zuͦ einem burger enphangen hant.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1544
/
5
):
die Hungern schon ainen gegenhaufen [...] gericht hetten, wölicher den großen hauffen [...] entpfahen sollte.
Brandstetter, Wigoleis
205, 8
(
Augsb.
1493
):
Fraw Larie kam her gegangen [...] zuo empfahen jren klaren gast. den sy nach gewonheyt des landes empfieng mit küßen vnd freüntlichem vmfahen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
diu erd enpfæht den menschen in seinr gepurt, wenne er des êrsten in die werlt gêt.
Klein, Oswald
105, 3
(
oobd.
,
1432
):
Es komen neue mër gerant | von ainem graven, „süss“ genant, | wie sawer der sein gesst emphacht.
Panzer, Seifrid Füetrers
460, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
mit im fuͦert er dy lieben gestt; | mit süessem enpfanck bėnam er in uil schwäre.
Piirainen, Stadtr. Sillein
38a, 19
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Ich bitte dich herre [...] daz dv [...] meyn sel guͤtleich enphahest.
Luther. Hl. Schrifft.
1. Makk. 7, 33
;
Karnein, Salm. u. Morolf
373, 2
;
Feudel, a. a. O.
147, 24
;
v. Ingen, Zesen. Ged.
384, 2
;
Roloff, Brant. Tsp.
1923
;
Boos, UB Aarau ;
Brandstetter, a. a. O.
192, 38
;
Munz, Füetrer. Persibein
74, 3
;
Weber, Füetrer. Poyt.
28, 1
;
Henisch  f.; ;
Rwb  f.;
Vgl. ferner s. v.  11,  2,
1
 1, .
2.
›etw. erhalten, bekommen (auch in Verbindung mit abstrakten Bezugsgrößen wie
minne, gnade, trost
)‹; im Einzelnen: ›etw. (von jm.) entgegennehmen, annehmen‹ (mit Negationen auch als Formel dankender Ablehnung); ›jm. etw. zuteilwerden‹; ›an etw. teilhaben‹; im Rechtsbereich speziell (zur Ausdifferenzierung s.  f.): ›(ein Versprechen, einen Eid) entgegennehmen‹; ›(ein Urteil, einen Entscheid, einen Kampf) annehmen‹;
vgl.  3a; 5.
Vielfach Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
sich ein reich empfangen
›eine Herrschaft erlangen, gewinnen‹;
böses für gutes empfangen
.
Bedeutungsverwandte:
 1,  12,  212,  7; vgl. (V.) 12,  6,  13.
Gegensätze:
(V.) 12,  16, ; vgl.  2, (V.) 3.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
schmier / trost, den bericht / eid / lon / namen / regen, ere / kraft / minne / vergebung, eine antwort / arbeit / gabe / unterweisung, js. gnade
[häufig],
[x-]fältiges, ein gelübde / reich, briefe / früchte / grüsse / wörter, die guttaten / schlüssel / tafeln
)
e., etw. von jm
. (z. B.
von got, von den eltern
)
e., etw
. [wie] (z. B.
barmherziglich / miltiglich, in gnade, vor ein geschenk
)
e
.;
die empfangene huldung, die empfangenen gnaden / woltaten
.
Wortbildungen:
empfänger
2,
empfängnis
1 ›(feierliche) Entgegennahme einer Huldigung‹ (a. 1453).

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Jak. 5, 7
(
Wittenb.
1545
):
Sihe ein Ackerman [...] ist gedültig darüber / bis er empfahe den Morgenregen / vnd Abendregen.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
wan die obersten enphâhent niemer von den nidersten, mêr: die nidersten enphâhent von den obersten.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
ein edel mensche vuor ûz in ein verrez lant enpfâhen im ein rîche.
Knape, Messerschmidt. Bris.
2, 53
(
Frankf./M.
1559
):
morgen [...] soltu von mir ein freuntliche antwort deines begerens empfahen.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
14, 5
(
omd.
,
1487
):
Jn getraúwen euwer furstlich gnade solche erbeÿt meiner hende mühe vnd meÿnūg, nicht vorsmehen, Súnder Jn gnaden [...] entphaen.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
Der tumme mensche swenne der wurz izzet, so slindet er sie zuͦ hant und enphet keine craft dar von.
kuͦmet ir gebenedieten mines vater, enphaht daz riche daz euch ist berait.
Opitz. Poeterey
57, 19
(
Breslau
1624
):
mit den Lateinern [...] welche diese woͤrter mehrentheiles von den Griechen vnd sonsten empfangen.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
222
(
Nürnb.
1517
):
du hast eer gesucht, eer hastu entpfangen.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
261, 6
(
Nürnb.
1548
):
denn auch alle heiligen / solche vergebung von Got bitten / vnd empfangen müssen.
Lauchert, Merswin (
els.
,
1352
/
70
):
[ich] det mine lirke hant in mine rehte hant vnd sprach: se rehte hant, enphahe hv́te eine gelúbede an gottes stat.
Hubert, Straßb. lit. Ordn. (
Straßb.
1524
):
gott, woͤllest dise creatur des saltz heyligen [...], damit es werd allen empfahern [...] ein volkumne artzney, blyben.
Dreckmann, H. Mair. Troja
13, 16
(
oschwäb.
,
1393
):
die gaub, diu uns von deinem herrn nach adelicher art gesant ist, hab wir enpfangen.
Klein, Oswald
105, 77
(
oobd.
,
um 1408
):
recht als ain alter karren, | der nie kain smer emphangen hett.
Munz, Füetrer. Persibein
82, 4
(
moobd.
,
1478
/
84
):
ich kan entpfachen mynn vnnd mynne geben.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
Genad, vater Jhesu Crist, | [...] | la mich wıͤrdig werden | dein genad zu enphahen.
Turmair (
Ingolst.
1519
):
von dem [könig Taur] hat das gepirg und land der Taur noch heutigs tags den namen entpfangen.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
52, 38
(
tir.
,
1464
):
Chum hër, mein liebster, es ist nu zeit, das tu enpfahest den lon vm dein arbait.
Luther. a. a. O. 5. Mose
9, 9
;
Dedekind/Scheidt. Grob.
85, 8
;
v. d. Lee, a. a. O.
76, 40
 f.;
M. Cunitia. Ur. Prop. ;
Dietrich. Summaria
26v, 45
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Sappler, H. Kaufringer
14, 190
;
Heydn. maister
26v, 12
;
Rudolf, Peuntner. Sterbek.
149va, 3
;
Bauer, Imitatio Haller
60, 15
;
Henisch  f.; ;
Göpfert, Wb. Katechismus
67
.
Vgl. ferner s. v.  3.
3.
›etw. (z. B. mit der Hand, dem Mund) (auf)nehmen, auffangen, fassen, greifen‹; auch: ›jn. umgreifen, (in die Arme, auf den Schoß) nehmen‹.
Phraseme:
den atem empfangen
›atmen, Luft holen‹;
(etw.) ein herz empfangen
›sich (ein wenig) ein Herz fassen; (ein wenig) seine Kraft zusammennehmen‹.
Bedeutungsverwandte:
 1.
Gegensätze:
, .

Belegblock:

Follan, Ortolf. Arzneib.
93, 24
(
rib.
,
1398
):
daz her den roch intfa in den munde vnde in de nasen.
Karnein, Salm. u. Morolf
343, 2
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
Ein rore in das schifflin gieng, | dar durch Morolff den atum enpfing.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
thuͦ deinen Mund uff und empfahe ein Apffelschnitz von mir!
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
Do inn Morgant ersach, ward er vast fro und warf sin kallen inn luft [...] und entpfieng inn wyder und sprang von fröuden.
Sappler, H. Kaufringer
6, 164
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
ain platten in der kamer hieng. | der ritter die vil pald empfieng | in sein hand.
Henisch (
Augsb.
1616
):
In die arm empfahen [...]. In die schoß empfahen oder freundtlich zu jhm nemmen.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
nu enphach es [swert] in di hende dein, | das wechuͤrzt deines herzen pein.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
66, 6
(
tir.
,
1464
):
da erschrakh ich [...] vnd verlös alle meine chrefften, vnd in den selbigen worten enpfhing ich etwas ein hërcz vnd sprach.
Vgl. ferner s. v. .
4.
›ein Amt, eine Machtbefugnis, ein Recht verliehen bekommen, übernehmen‹; auch: ›eine Aufgabe, eine Weisung erhalten, übernehmen, auf sich nehmen‹; speziell: ›einen Glauben annehmen; eine Ordensregel beachten, befolgen‹; ›ein Lehen, (im Bergbau:) eine Grube erhalten, zugewiesen bekommen (und damit entsprechende Rechte und Pflichten)‹; zur Ausdifferenzierung vgl. auch f.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte, auch berichtende Texte.
Phraseme:
die empfangen(d)e hand
›Lehensempfänger‹;
den mantel empfangen
(als rechtssymbolische Handlung).
Bedeutungsverwandte:
 78.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
den dienst, die ehe / grube / gunst
hier ›Wiederkaufsrecht‹
/ krone / weihe / wirdigkeit, bischöfliche ere, das ampt / gericht / kreuz
›die Verpflichtung zum Kreuzzug‹
/ lehen / recht, vieh zur hut
)
e., etw. von jm
. (z. B.
von dem amptman
)
e., etw. zu lehen e
.;
das empfangene ampt
.
Wortbildungen:
˹
empfang
2 (a. 1550),
empfängnis
2,
empfangung
3˺ ›Belehnung, Verleihung; Entgegennahme, Übernahme (von Gütern, Rechten)‹ (dazu bdv.: ; ggs.: ),
empfänger
3 ›Vertragspartner‹.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
zuͦt sich dar hin, da her sich zuͦ rechte zehen sol, daz ist an de hant, von der der richter daz gerichte vntfangen hat.
Swer vie zuͦ huͦte vntpheit [...], nuͦ daz stirbet [...], der sol des nicht gelden.
Aubin, Weist. Köln/Brühl (
rib.
,
v. 1466
, Hs.
1573
/
1643
):
were es sach, daß ein entfangen hand oder geschworen ableibig wird.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1450
/
80
):
also vermainet kunig Ruprecht die kuniglichen kron zu Ach zu empfahen.
Ebd. (
15. Jh.
):
der Magnusreẅter, [...], het des kreutz noch nit entpfangen.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
der [babst] satte uf, daz kein pfaffe geistlich reht sol enphahen von eim leyen.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
76, 21
(
els.
,
1362
):
Alse schiere er die bischoͤfeliche ere enpfing do uerwandelte er sin leben.
Ebd.
462, 20
:
Nuͦ begerte der vatter daz dis kint sinen glŏben enphinge.
Ebd.
822, 2
:
Hie noch sammente sú alle ire frowen vnd hies die erwelen was regeln sú woltent enpfohen.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
orhein.
1520
):
daß si [der babst, cardinäl und bischof] an stat der heiligen zwölfboten sitzen in vollem gewalt, wie die selbigen von Christo entpfangen han.
Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1447
):
gewonheiten und ouch den willen der enpfenger sollicher buͥntnuͥsse und vereynung ane list und geverde ufgenomen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16.-18. Jh.
):
soll er gegen empfachung der burgerl. freiheit ein einlaag thuen.
Piirainen, Stadtr. Sillein
52a, 20
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
der [byschof] enphinch seinen mantel vom babst Iohanne.
Ders., Igl. Bergr.
30b, 4
(
slow. inseldt.
,
16. Jh.
):
Er mueß schwären [...], das Es d(er)selb gannckh sey, vß derselb(en) gruebm, die Er emphang(en) habe.
Aubin, a. a. O. ;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
212, 38
;
Reichert, Gesamtausl. Messe
3, 38
;
Goldammer, Paracelsus
7, 170, 8
;
Dirr, Münchner Stadtr. ; ;
Bischoff u. a., a. a. O. ;
Piirainen, Stadtr. Sillein
48b, 20
;
Rwb ff.; ff.;
Vgl. ferner s. v. .
5.
›ein Sakrament, einen Segen erhalten, empfangen‹; häufig: ›die Hostie, den Leib Christi empfangen, in sich aufnehmen‹; auch: ›eine Buße, Strafe annehmen‹; offen zu 11.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe, auch berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte:
 2, (V.) 2.
Gegensätze:
.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
busse / reue, die segnung / speise / taufe, das sacrament, gottes leichnam
, [Christi]
leib und blut
)
e., etw
. [von wem] (z. B.
aus des priesters händen, von dem beichtvater
), [wie] (z. B.
geistlich / heimlich / leiblich, nicht recht, alle sontag, im brot / wein, in einerlei gestalt, mit wirdigkeit, vor allem volk
)
e
.
Wortbildungen:
empfänglichkeit
1,
empfängnis
3.

Belegblock:

Luther, WA (
1523
):
ytzund auff die zeyt wirt alle welt das Sacrament entpfahen, welchs darumb eingesetzt ist zum zaichen der grossen lieb.
Ebd. (
1526
):
da er sein leib und blut mit dem wort anbindet ym brod und wein auch leiblich zu entpfahen.
Strauch, Par. anime int.
58, 5
(
thür.
,
14. Jh.
):
der dise spîse mit vorchtin inphehit, deme insmeckit si nummir êginlîche: man mûz si inphâhin mit minnen.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
Vorleih vns HErre gnade, | Den waren Leichnam dein, | Mit wirdigkeit zu empfan, | In vnser hertze rein.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
A. 15. Jh.
):
das er fúrsúmig were gewesen an dem enpfengnisse
[Var.:
der enpfenglicheit
]
des heiligen lichamen unsers herren Jhesu Cristi.
Steer, Schol. Gnadenl.
5, 208
(
halem.
,
15. Jh.
):
wenne si [sele] ainest ersúnftzet, so kússet si in [got] fúr sinen mund, vnd dis ist gaistlich gotes licham enphangen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1393
):
daz vil ketzer waren, [...] die haimlich puͦß enpfiengen.
Ebd. (
um 1530
):
wöllen auch, daß man mueß beuchten wie zuͦvor, das sacrament in ainerlei gestalt empfachen.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
eilet [die künigin] zu der vert zu Constantinopel zu dem cristenlichen kaiser, da zu empfahen den heiligen tauf.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. ;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst ;
Sappler, H. Kaufringer
16, 211
;
27, 142
;
Roth, E. v. Wildenberg ;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
26, 7
;
Göpfert, Wb. Katechismus
67
.
Vgl. ferner s. v.  5,  2,  2.
6.
›(Geld, einen Ertrag, Wertgegenstand, eine Ware) entgegennehmen, sich aushändigen lassen‹; auch: ›(Geld, Spenden u. Ä.) einnehmen, annehmen‹; ›etw. verdienen; Gewinn machen‹; speziell: ›etw. erben‹.
Rechts- und Wirtschaftstexte, berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte:
 12,  1, (V.) 19,  1,  4,  1,  8; vgl.  1,
1
 5,  4.
Gegensätze:
 1.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
den gewinn / nutzen / sold / zehent / zol, geld / gut, das teil, x groschen / mark / pfenning / pfund
)
e., etw
. [wann]
, an seinem teil, mit jm. e
.;
e. S
. (z. B.
des geldes
)
e
. (gen. partitivus);
das empfangene geld
; subst.:
das e. mit js. hand
;
summa summarum alles empfangens
.
Wortbildungen
empfänger
4a) ›Abnehmer, Käufer; Beschenkter‹ (dazu bdv.: ); 4b) ›j., der Geld, Zoll u. Ä. kassiert‹ (dazu bdv.: , ),
empfängnis
4a) ›Einnahme‹ (dazu bdv.: ; a. 1475); 4b) ›Abgabe, Gebühr (für Kauferlöse, Mitgliedschaft u. Ä.)‹ (a. 1509); 4c) ›Entgegennahme, Übernahme eines Erbes‹.

Belegblock:

Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
130, 14
(
thür.
,
1474
):
Nachdeme daz frouwe Felicia [...] zcu den hundert alden schogken des uffgenommen unde enphangen geldeß [...] neyn saget.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1444
):
die Walldenfelser möchten solch gelt an andern enden wol empfahen und einnemen.
Köbler, Ref. Nürnberg
334, 2
(
Nürnb.
1484
):
Võ erfordru͂g vnd entpfengknuss des pawrnerbs nach abgang des erbmans.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
726, 17
(
els.
,
1362
):
Des geltes wolte Martinus nút enphohen.
Boos, UB Aarau (
halem.
,
1309
):
dz dz vorgenant uffgeben, vertgen und enpfahen mit miner hand als reht und redlichen mit aller gewarsame, worten und werchen [...] sig
(Rechtsformel).
Dierauer, Chron. Zürich (
halem.
,
1415
/
20
):
Von dir [Keiser] enpfand wir den solt der arbeit, aber von Cristo enpfand wir
[dies zu 12]
den ursprung des lebens.
Rennefahrt, Gebiet Bern (
halem.
,
1603
):
persohnen, [...], so da [...] sölche vögel anderstwohin, dann dem besteher und empfacher des fäderspils ze verkoufen oder ze schencken, hinweg tragen.
Heydn. maister
11r, 3
(
Augsb.
1490
):
Es sol sich selber einer v’huͤten schaden mer danu
[sic!]
schnoͤd’e gewÿn zuͦ empfahe͂.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Empfanger [...] einnemer [...]. Empfaher [...] zollkoͤffer. Empfaher eins zols / zaͤhendens oder dergleichen leben von einer Oberkeit.
Rechn. Kronstadt
2, 664, 19
(
siebenb.
,
1540
):
Summa summarum alles entfeens flor. 10965 asp. 17.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
80, 17
(
mslow. inseldt.
,
1606
):
Die Judith Rośenmann Tokchlerin emPfieng an ihrem Theil
[›Erbteil‹]
ain glidgürtl.
Große, Schwabensp. ;
Weingart u. a., Seelb. Rhodt
4, 32
;
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
25, 7
;
Merk, Stadtr. Neuenb. ;
Piirainen, Stadtr. Sillein
148a, 30
;
Qu. Brassó
5, 512, 7
;
Henisch  f.;
Rwb  f.; ff.;
Vgl. ferner s. v. (Präp.) 4,  3, ,
1
 3,  3.
7.
›etw. (z. B. ein Leid, eine Strafe) zugefügt bekommen, erleiden, ertragen; (einen Schaden) davontragen‹; offen zu 8.
Phraseme:
ram empfangen
›angeschmiert sein; zuschanden werden‹.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 1,  7; vgl. .
Syntagmen:
etw
. (z. B.
leid / marter / pein / schaden / schande, schmach, spot, strafe, einen streich, den tod, die (erb)sünde / lämde
›Lähmung‹
, eine beleidigung, das gericht, schmerzen / wunden
)
e., etw
. [wie] (z. B.
unbeschuldet / williglich
)
e
.;
der empfangene schade
.
Wortbildungen:
empfangung
6 hier ›Belegung mit dem Bann, der Acht‹ (a. 1499).

Belegblock:

Luther, WA (
1530
):
Si vides esse doctrinam dei, ne attingas vel du wirst ram empfahen.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
197, 31
(
thür.
,
1474
):
darvon er eyne lemede enphangen habe.
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
do enpfieng er so groß leyd, daz er nyder fiel.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
218, 23
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
hette Adam niht gesündet unde hette Eva gesündet, so enhetten die kinder niht enphangen die erbesünde.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
darumb mueßt die erwirdig stat oft und dick groß schand, spott und schaden empfahen und han.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
so will ich euch dises straichs, den ich unbeschuldt von euch entpfach, ingedenk sein!
Andreae. Ber. Nachtmal
61v, 16
([
Augsb.
]
1557
):
Wie dan̄ [...] die vnglaͤubigen vnd Gotlosen / das gericht darauß empfahen vnnd empfinden.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
630, 3859
;
Grosch u. a., a. a. O.
256, 33
;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
17, 28
;
159, 6
;
Roth, E. v. Wildenberg ;
Vgl. ferner s. v.  1, ,  1,  2.
8.
›etw. wahrnehmen, sehen‹; häufig: ›etw. empfinden, verspüren‹ (in Verbindung mit Substantiven für Gemütszustände mit Tendenz zum Funktionsverbgefüge).
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  22,  4, I, 1.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
bilde, schrecken, einen unwillen / verdrus / wunsch, freude / furcht / liebe / reue, bedauern / wolgefallen, ein verwundern
)
e
.,
j
. [wie, wann] (z. B.
in dem durchbrechen
)
e., das [...]
.
Wortbildungen:
empfänger
5 hier ›j., der jn. (nach dem Aussehen, Stand u. Ä.) einstuft, beurteilt‹, ˹
empfängnis
5 (dazu bdv.:  1),
empfangung
7˺ ›Wahrnehmungsgabe‹ (dazu bdv.: ).

Belegblock:

Pfefferl, Weigel. Gn. S. 
197, 1
(
Magdeb.
1615
):
zu den Juͤngern saget er / daß die Welt den Geist weder sehe / noch empfahe.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
wan ich enpfâhe in disem durchbrechen, daz ich und got einz sîn.
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
wer köndt euch sagen oder erzelen die Frewd, so sie beyderseits empfiengen?
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
sol min ouge enphohen die bilde in der want.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Wann ich vinde in der warheit das gott nit ist ein entphacher der person
[
Luther
1545, Apg. 10, 34:
das Gott die Person nicht ansihet
].
Klein, Oswald
106, 49
(
oobd.
,
1411
?):
So mir dein höptlein naiget, saiget, | [...] | süssen wunsch ich da empfach.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
111, 30
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
dew da ist ain schikchung zü der entpfinduͤss vnd entphahenuͤss der obristen vnd der gotleichen derleuchtnuͤss.
Bauer, Imitatio Haller
76, 2
(
tir.
,
1466
):
Wand got der herr der rett mit vns durch vil mannig sinn an die enpfhahung der menschleichen personen.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
241
;
Bachmann, Haimonsk. ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Vgl. ferner s. v.  8, .
9.
›etw. (z. B. eine Flüssigkeit, Feuchtigkeit, häufig auch: Licht, Wärme) aufnehmen, sammeln, absorbieren‹; speziell: ›mit Licht beschienen werden‹; in Texten religiösen Inhalts meist bildlich; vgl.  3a.
Phraseme:
das liecht
(Subj.)
liecht nicht empfangen
(auf die Paradoxie Gottes bezogen).
Bedeutungsverwandte:
 9,  2.
Gegensätze:
 6, .
Syntagmen:
etw
. (z. B.
den mist / saft / schein, die speise, das blut / liecht / wasser
)
e., etw
. [wo/wohin] (z. B.
in den mund, die nase, ein fas, inmitten dem grund der erde
)
e
.;
die empfangene gift
.
Wortbildungen
empfang
4 wohl Gewölbeteil (dazu bdv.:  5),
empfangfas
(dazu bdv.: ).

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1403
):
ouch sal her tabernacula und entpfange machen zu allen gewelben wo die synt.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1583
):
O Liecht Heilige Dreyfaltigkeit, | [...] | Laß vnser Hertz dein Liecht empfon.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
34, 8
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
O licht, das da nicht enphehet ander licht; [...]; schein, vor dem verswindet aller ander schein.
Keil, Peter v. Ulm
38
(
nobd.
,
1453
/
4
):
schol sie [kreutter] slahen durch ein öl-kalter vnd den saft schol man enpfahen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
sy machten in ir ein silbrin essich vaß
[Var. Hs. W, 15. Jh.:
enphahe uaz
;
Luther
1545, 4. Mose 7, 13:
Schüssel
].
Steer, Schol. Gnadenl.
1, 11
(
noschweiz.
,
15. Jh.
):
dar vmb [...], daz [...] din begirde enzúnt werde, din vernunft erlúcht werde, won als der luft liecht enpfachet von der sunnen.
Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
Es soͤllend ǒch zwǒ mist gruͦben sin, aini die die núwen ússgesúberten mist enpfǎch.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
[am Rhein] welcher gleich gegen dem Staͤttlein vber ein Wasser
[›Zufluss‹]
/ die Camingen genennet / empfahet.
Plant u. a., Main. Naturl. 298vc,
18
;
Lehmann, Rezeptb.
172
.
Vgl. ferner s. v.  14,
1
 1,  1,  6,  3,  2.
10.
›schwanger sein / werden; (physiologisch) ein Kind empfangen‹; häufig auf Maria, die Mutter Gottes, bezogen; in Texten der Mystik auch bildlich, dann offen zu 11.
Gehäuft Texte der weiteren Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): ,  1,  5; vgl.  8,  24,
1
 18.
Syntagmen:
j
. (z. B.
eine magd, das weib
)
e
. (absolut);
jn
. (z. B.
einen menschen, den erlöser / schaz / son, ein kind, die drei namen
)
e., jn. von jm
. (z. B.
von dem heiligen geist, von (k)einer creatur, von sich selber
)
e., jn
. [wie] (z. B.
ausser der ehe, in sünden, sonder meil
), [wo] (z. B.
im mutterleib, in sich, in dem beschlossenen leib, in der welt
)
e
.
Wortbildungen:
empfang
5 (im Phrasem
Mariae empfang
›das Fest Mariae Empfängnis‹).

Belegblock:

Luther, WA (
1523
):
denn wyr deutschen sagen nicht: ,concepit, das weyb hatt empfangen‘. [...] Sondern [...]: Das weyb gehet schwanger.
Pfefferl, Weigel. Gn. S. 
61, 1
(
um 1571
, Hs.
1615
):
gleich wie Jsmael Abrahams Sohn empfangen wardt in der Agar alß in der Muetter, also war Adam der vngeborne Mensch auch empfangen in der grossßen welt.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
her umbe sô muoz der mensche maget sîn, juncvrouwe, diu den megetlîchen Jêsum enpfâhen sol.
Jostes, Eckhart
43, 30
(
14. Jh.
):
in dem steten fluz enphink Maria daz ewig wort in der zit in dem punct personlich.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
24, 10
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
ein mensche wirt in sünden enphangen.
Anderson u. a., Flugschrr.
8, 3, 17
([
Nürnb.
]
1524
):
zugleich wie in der leyblichen geburt der samen entpfangen / vnd durch natuͤrliche hitze der mutter [...] also geformirt wirdt.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
14, 48
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
junkfrewlein | enphangen hast du die namen drei.
Klein, Oswald
111, 108
(
oobd.
,
1436
):
haiss wainen si da übt | umb iren [...] lieben schatz, | den si empfieng, gepar durch keuschen latz.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
1094
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Nu mag die erde soliche ding von ir selber nicht gemachen, als ain weib von ir selber nicht enphëcht, si nëm es dann anderswa.
Ebd.
1853
:
Wann christenleicher glaub heldet für war daz si von chainer creatur enphangen hat.
Rechn. Kronstadt
3, 224, 10
(
siebenb.
,
1547
):
Vom
suntag noch dem Jarschtag
bis zum
suntag vo(r) marie Entfeŭnk
kommen 23 Posten ein.
Fischer, Brun v. Schoneb. ;
Kehrein, Kath. Gesangb. ; ;
Dienes, E. Gros. Witwenb.
8, 25
;
Menge, Laufenb. Reg.
4274
;
Lindqvist, K. v. Helmsd.
29
;
Spechtler, a. a. O.
21, 11
;
Qu. Brassó
4, 222, 19
;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 81
;
Göpfert, Wb. Katechismus
67
.
11.
›etw. verinnerlichen, annehmen, (in sich) aufnehmen‹; auch: ›etw. geistig erfassen, erkennen, verstehen, verarbeiten‹; ›sich etw. vorstellen, imaginieren‹.
Überwiegend Texte religiösen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
 1920,  3,  1,  2, ; vgl. .
Syntagmen:
j. / etw
. (Subj., z. B.
die sele
)
e
. (absolut);
etw
. (z. B.
den einflus, den heiligen geist, die gleichung, die natur e. S./ P., das werk / wort
[mehrfach],
dinge
)
e., etw
. [wie] (z. B.
mit furcht / minne, von der sonne
)
e., etw
. (Subj.)
jn. e
.;
das geistliche e
.
Wortbildungen:
empfangung
9a) ›verinnerlichende Annahme, Aufnahme‹; 9b) ›Vorstellung, Imagination‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
durch den glauben werd wir ain gaist mit Christo und entpfahen von jm sein natur.
das Ewangelium [...] weyset uns auff Christum, dardurch wir entpfahen sollen, das wir dem gesetz gnugsam thuͤn.
Jostes, Eckhart
108, 3
(
14. Jh.
):
In der tzit, in deme da disz wort czu deme ersten entphangen wirt in myner vornunft.
Strauch, Par. anime int.
23, 11
(
thür.
,
14. Jh.
):
von der irhitzunge so wirdit si [di sele] irwidit daz si vil Godis mac inphahin.
Ebd.
92, 1
:
selikeit ist ein inphahin und ein innemen und ein habin des ubersten und des leistin gudis.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
254, 22
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
nach enphahung dirre [gotlichen] naturen so heizent si widergeborn.
Ebd.
314, 23
:
die forme dez huses zeiget die enphahunge dez kunstmeisters.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
785
(
schwäb.
,
1453
):
Drivaltiklich sin götlich art | Menschlich natur enpfangen hat.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
die trægen schuoler ze lernen, die die hailigen geschrift swærleich enpfâhent.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
221
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Nu wirdet ain werich enphangen in dem synne des werchmannes ee wenn es gemacht wirdet.
Steer, K. v. Megenberg. Sel
196
(Hs. ˹
moobd.
,
1411
˺):
das sy [sel] enphaͤcht aller sach gleichung in irr verstantnüsse.
Ebd.
321
:
Dauon das sy [sel] ist ein substancia, mag si wol genemen vnd enphahen widerwaͤrtigew ding.
Luther. Hl. Schrifft.
Apg. 8, 17
;
Quint, Eckharts Trakt. ;
Jostes, a. a. O.
5, 4
;
Illing, Albert. Sup. miss.
2320
;
Vgl. ferner s. v.  8,  4,  1.
12.
›eine Eigenschaft, Fähigkeit haben, besitzen; mit einer Eigenschaft, Fähigkeit ausgestattet, begabt sein‹; auch: ›eine Eigenschaft, Fähigkeit behalten, aufrechterhalten‹; trans.: ›jn. (mit etw., für / gegen etw.) ausstatten, bereit machen‹; resultativ anschließbar an 2; 11.
Bedeutungsverwandte:
 25; vgl.
1
 3,
1
 6.
Wortbildungen
empfangung
10 ›Ansehen (der Person)‹ (dazu bdv.: ,
das
, 27).

Belegblock:

Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
25, 39
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Allein der mensche ist enphahend der vernunft.
Thür. Chron.
8r, 22
(
Mühlh.
1599
):
dieser Manliche Junge Held empfing ein Loͤwen Hertze.
Ebd.
27
:
wir wollen vnuerzagten Muth empfahen / vnd vns Maͤnlich wehren vnnd mit Ehren bleiben.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
mensche, diz brot sol in enphahen und nuͤtzzen wider die suͤnde.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
ob ir anruͦfft den vatter der do vrteylt on die entphachung der leib
[nd. Bibel 1478:
vpnemynghe
;
Luther
1545, 1. Petr. 1, 17:
on ansehen der Person
]
nach dem werck eins ieglichen.
Sappler, H. Kaufringer
16, 53
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
darumb süll wir guot sinn empfahen, | des tewfels rat von uns slachen.
Jaksche, Gundacker (
oobd.
, Hs.
1. H. 14. Jh.
):
dein minne mich des enphenge | unt erleuht mir den sin.
Vgl. ferner s. v. ,  2.
13.
›(mit etw.) anfangen, beginnen‹; wohl Vermischung mit
anfahen
1;
vgl.  4.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.

Belegblock:

Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
So sal man teilen: he sulle in [kampf] billiche intphaen. So sal der vorderer mit der anderen hant ufrecken einen vinger; damite sal he den kampf intpfahen.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
25, 38
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Sechslei zal was nu ergangen, | zeit seins sterben wol enphangen.