aussprechen,
ausgesprechen
(letzteres vor allem für Bedeutung 2),
V., unr. abl.
1.
›etw. aussprechen, sagen, in Worten ausdrücken; etw. kundtun, verkünden‹; offen zu 2; in der Verbindung
zal aussprechen
›etw. in Zahlen ausdrücken, etw. numerieren‹.
Phraseme:
den schatten für ein ding a.
Bedeutungsverwandte:
 1,  2, ,  1,  4, ; vgl.  13,  1.
Syntagmen:
die geschichte / heimlichkeit / lere / mordtat, den spot, das gelübde / lob / recht / wort a.
;
etw. mit einem wort a.
Wortbildungen:
aussprecher
1,
aussprechung
1.

Belegblock:

Chron. Köln (
Köln
1499
):
as ouch in der huldunge des koninks of des bischofs uisgesprochen wirt.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Is muß uffgetaen werden ba bij | Durch geware ußsprechonge | Mit innenclicher bichtonge.
Luther. Hl. Schrifft.
Ps. 78, 2
(
Wittenb.
1545
):
JCh wil meinen mund auffthun zu Sprüchen / Vnd alte Geschichte aussprechen.
Ebd.
Apg. 2, 4
:
[sie] fiengen an zu predigen mit andern Zungen / nach dem der Geist jnen gab aus zusprechen.
Gille u. a., M. Beheim
135, 24
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
haben die hailgen veter da | durch sünderlich peteüten | Und auss sprechung dez haben, frann, | hailigen gaistez den perssann, | priestern und closterleüten | Auffgeseczet tag czeiten.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Erful, junckfraw, mein girde, | Das ich auß sprech | Wie nach deins suns gepurte | Funff wunder sint berurte.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
das er [johannes] sey [...] geordent zů predigen in der stymme eins aussprechenden engels.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
Merck wie sie schampere werck mit erbern worten auß sprichet.
Wolf, Norm im sp. Ma.
28, 11
(
oobd.
,
1486
):
[sy] haben yeczund das gelub der enthaltung ausgesprochen.
Quint, Eckharts Pred. ; ;
Jostes, Eckhart
12, 22
;
M. Cunitia. Ur. Prop. ;
Gabel, Gryphius, Cath.
5, 210
;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
132
;
Vetter, Pred. Taulers ; ;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
592, 1
;
Munz, Füetrer. Persibein
21, 5
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
72, 35
;
Rot
289
;
308
;
332
;
341
;
2.
›etw. der Größe, Erhabenheit e. S. entsprechend aussprechen, kundtun‹.
Vorwiegend religiöse und didaktische Texte.
Bedeutungsverwandte:
 2, , ; vgl.  8,  3,  4.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
sô grôze vröude, daz ez kein munt ûzsprechen kan, noch kein herze kan ez erdenken.
Luther. Hl. Schrifft.
Sir. 18, 2
(
Wittenb.
1545
):
Der HERR ist allein Gerecht / Niemand kan seine Werck aussprechen / Wer kan sein grosse Wunder begreiffen?
Gille u. a., M. Beheim
451, 225
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
arbait, | die von menschlichem münde | gar ubel auss zu sprechen were.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
unser froͮwen, der wirdikeit und ere nieman mit enkeiner wise noch worten usgesprechen enmag.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
das alle Menschen uff Erden die Seligkeit nit ußgesprechen moͤchten.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
kain sin [...] solchs so grosses liechtes glanz weder gedencken, dulden noch ansehen noch ausssprechen mag.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
23, 31
(
tir.
,
1464
):
Alle tödleichen zungen die wëren zu krankh, das si solten aussprëchen das v̈bel, das die sünd ist würchen.
Ebd.
48, 26
:
Jesu Christe, dein mechtikhait die ist als gros, das das chain zung mag ausgesprëchen.
Kehrein, Kath. Gesangb. ; ; ;
Göz. Leichabd. ;
Gille u. a., a. a. O.
440, 11
;
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Bauer, a. a. O.
54, 11
;
55, 12
;
59, 4
;
62, 28
;
121, 10
;
123, 11
;
3.
›etw. in artikulatorisch besonderer Weise aussprechen, unterschiedlich zu anderen Möglichkeiten artikulieren‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,
1
 2,
1
 4.
Syntagmen:
die silben a.
;
etw. ordentlich / unterschiedlich a.
; subst.:
das a. üben
;
das a. der buchstaben
;
das gute a.
;
etw. mit einem sonderlichem a. sagen, ungeschiklichkeit mit a.
Wortbildungen
aussprechung
2 (dazu bdv.:  1,  6, ).

Belegblock:

Dasypodius (
Straßb.
1536
):
die Red oder außsprechung der woͤrter.
rechte außSprechung. Orthopœa. vngeschickte außSprechung der rede.
Golius (
Straßb.
1579
):
Grammatica, die kunst recht vnd wol lesen / schreiben / reden oder außsprechen.
Enders, Eberlin (
Basel
1521
):
im laͤsen oder außsprechen wissen sie [alte maͤnner in kloͤsteren] nit rechten accent auch gemeiner wort.
Maaler (
Zürich
1561
):
Die wort vnderschidlich vñ ordenlich Außspraͤchen. [...]. Das Außspraͤchen / oder die außkündung der bůchstaben. [...]. Das ordenlich vnd vnderschidlich Außsprechen.
Ebd. (
Zürich
1561
):
Spraach / außspraͤchung. Eloquium.
Weybische / vnmannliche außspraͤchung. Fracta pronunciatio.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Dieses alles sagt der münch mit ainer sonderlichen pronunciatz und aussprechen, also das der accent der stim ihe lenger ie höcher stig.
Rot
286
(
Augsb.
1571
):
Grauis der schwer [...] bedeut das man die sylben nider soll außsprechen. Circumflexus, der vmbgebogen [...] zeigt an / das ein sylben [...] mittel messig sol außgesprochen werden.
Ebd.
308
:
Eloquirn, Außsprechen / außreden / für vnnd für sagen. Auff Oratorisch zierlich reden.
West, Dasypodius.
1989, 271
;
Hulsius
N iiijv
;
Q iijv
;
Dietz, Wb. Luther ;
4.
›etw. durch Sprechen schaffen, in Existenz bringen‹; auch refl.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  13,  2.

Belegblock:

zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
199
(
Nürnb.
1517
):
der durch ein götlich wort die schriften außgesprochen und die creatur geschaffen hat.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
von dem blossen verstane sin selbs so sprach er sich alzůmole us, und daz wort ist sin sun.
5.
›etw. symbolisieren, bezeichnen, bedeuten, zum Ausdruck bringen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.
Wortbildungen:
aussprechung
3.

Belegblock:

M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
Astronomisch numeriren [...] / ist anders nichts / als schreiben und außsprechen den werth und geltung der Astronomischen zahlen.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
199
(
Nürnb.
1517
):
also sein die zeichen der aussprechung des götlichen gemüts wort und werk.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
in der figur eins adlers: wirt hie aus gesprochen daz sacrament goͤtlicher wirdikeit.
Moscouia
C 4v, 20
(
Wien
1557
):
Er nent sich in seiner sprach
czar
/ das ist lauter bey allen jren schrifften / das solches wort ainen Khuͤnig außspricht.
M. Cunitia. a. a. O. .
6.
›etw. zu Ende sprechen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  5.

Belegblock:

Thiele, Minner. II,
10, 4
(Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
da ich das [gebet] gar uß gesprochen hett.
7.
›etw. (Strittiges) rechtlich entscheiden, etw. festsetzen, etw. vereinbaren; jm. durch richterliche Entscheidung etw. auferlegen; (ein Urteil) fällen und verkünden‹; hier anschließbar die rechtssprachliche Spezialisierung: ›etw. (z. B. Erbschaft, Gut) aus einer Masse aussondern, jn. abfinden‹ ().
Bedeutungsverwandte:
1
 1,  9,  12; vgl.  4,  7,  24, (V.) 10,  7,  2,  2.
Syntagmen:
recht a., die sache, den artikel / handel / lon, das urteil
(mehrmals)
a.
;
einer stat
(Kasus unklar)
a., jm. a., zu [...]; um / in etw. a., von einer sache wegen a., etw. mit der minne, nach dem rechten a., zu einem recht a., das [...], etw. durch recht a., zwischen jm. und jm. a.

Belegblock:

Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
das dy ortel e sullen uszgesprochen werden, dy do e gefroget syn.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
196, 28
(
thür.
,
1474
):
als wir vormals uff diße sache vor recht geteylt unde ußgesprochin habin.
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
626
(
schles. inseldt.
,
1479
):
der gesworen rechter [...] ÿm awsgesprochen hot, dÿ salp scholdige lewte czw gestellen.
Pfeiffer, Frk.-bay. Landfr.
286, 20
(
nobd.
,
1409
):
do er außsprechen wolle von der handlung wegen, als sich dann verloffen hat.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
74, 15
(
els.
,
1362
):
do wart ein vrteil vsgesprochen, das die súne soltent irm vatter in allen dingen gehorsam sin.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1525
):
nach dem wir si [...] ankert, das si uns umb disen artickel gütlichen uszesprechen vertrüwen.
Müller, Grafsch. Hohenb.
2, 215, 22
(
schwäb.
,
1446
/
7
):
alz graf Sigmund [...] uss sprach zwüschend Hansen von Dierberg und dem maiger von Binsdorf.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Doch ward ain suen zwischen paiden fürsten gemachet, wan do ward zwischen in aus gesprochen also, daz [...].
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1450
):
auf Casa Pendolo ist noch ain stadl [...], der ist nit ausgesprochen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1528
):
so sulln zwen aus dem rat und zwen aus der gemain aussprechen an dem montag in aller arbait den lon.
Grosch u. a., a. a. O.
314, 22
;
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
337
;
Pfeiffer, Frk.-bay. Landfr.
133, 15
;
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 335
;
8.
›jn. durch eine überzeugende Aussage entlasten, durch eine rechtsrelevante Aussage js. Entschuldigung bewirken‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.

Belegblock:

Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
dar nach sol er mit den nachpaurn komen und darumb ausgesprochen werden.
9.
›etw. beanspruchen, als sein Recht einfordern‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  8.
Syntagmen:
das gut a.
Wortbildungen:
aussprecher
2.

Belegblock:

Rwb (a.
1563
).
10.
›jn./etw. (?) beschwören, besprechen, durch Besprechen zum Verschwinden bringen‹.

Belegblock:

Rot
310
(
Augsb.
1571
):
Exorcirn / Beschwoͤren / außsprechen / anfaren / Boͤse geyster außtreiben.