2
beschweren,
V., unr. abl.,
zu
mhd.
beswern
›beschwören‹
().
– Zum Beschwören im Aberglauben: , 1109f.
1.
›jn. hoch und heilig anrufen, beschwören, mit hohem Ernst auffordern, etw. zu tun; etw. mit Anspruch auf Gültigkeit behaupten‹.
Bedeutungsverwandte:
 2.
Syntagmen:
jn. durch / mit etw., bei jm.
(z. B.
bei got
)
/ etw.
(z. B.
bei der dreifaltigkeit
)
b
., meist mit folgendem
das
-Satz.

Belegblock:

Luther, WA (
1536
):
an per hoc fides confirmetur, et an deus iusserit, sed non iussit, ut kue beschwerets.
Ders. Hl. Schrifft.
1. Sam. 14, 24
(
Wittenb.
1545
):
da die Menner Jsrael mat waren desselben tags / Beschwur Saul das Volck / vnd sprach / Verflucht sey jederman / wer etwas isset.
Ebd.
Hld. 2, 7
:
JCh beschwere
[
Froschauer
1530:
ermanen
]
euch / jr töchter Jerusalem / bey den Rehen [...] / Das jr meine Freundin nicht auffweckt.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mk. (
osächs.
,
1343
):
Ich beswere dich bî gote, daz du mich nicht druckis!
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Ich beschwere dich bey gott dem lebentigen. das du vns sagest ob dus bist cristus der sun gotz.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
so beschöre ich dich durch die Krafft vnd Allmacht Gottes, daß du verstummen vnd diesen armseligen Mänschen verlassen müssest!
Schmidt, Rud. v. Biberach
107, 2
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Ich beswer vͥch, daz ir kvͥndent den geminnoten, daz ich von minne siech bin.
Maaler 61v- (
Zürich
1561
):
Beschweeren. durch etwas trungenlich bitten / Ein fründtliche bitt on einen legen. Obtestari.
Strauch, Par. anime int.
115, 17
;
Gajek, Seidelius. Tych.
13, 3
;
Rieder, Gottesfr. ;
Sappler, H. Kaufringer
16, 204
.
2.
›durch Aussprechen, Vollzug einer beschwörenden Formel (o. dgl.) etw. bewirken, beschwörend erreichen, daß [...]‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1543
):
er hatte durch Schem Hamphoras alle beume und hoͤltzer beschworen, das sie jn nicht kundten annemen.
Sachs (
Nürnb.
1554
):
Nun wil ich ir [göttin] mein opffer than | Und mit dem segen sie beschwern, | Daß sie mich die recht kunst thu lehrn.
Kottinger, Ruffs Adam (
Zürich
1550
):
das bracht er nit mit künsten z’wägen, | mit b’schweeren noch kei’m andren sägen.
Lauater. Gespaͤnste
36v, 6
(
Zürich
1578
):
der [...] sich auch für ein geist vßgaͤben / oder den boͤsen darzů beschweere͂ / daß er sich für ein seel vßgaͤbe?
Schlosser, H. v. Sachsenh.
167
(
schwäb.
,
1453
):
Damit es das gezelt beswůr, | Das es hoch in die lüfte fůr.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
der beschwur ain gaist, daz er sich in eines jungen knaben daumennagel erklert und wunderbarliche ding zaigt.
Gille u. a., M. Beheim
235, 93
;
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Kurz, Murner. Luth. Narr ;
Vgl. ferner s. v. .
3.
›jn. durch Aussprechen einer Beschwörungsformel herbeirufen‹.

Belegblock:

Lauater. Gespaͤnste
25r, 11
(
Zürich
1578
):
diewyl der Supprior der vieren einer mit der schwartzen kunst kondt / bschwuͤrend sy den tüfel / der beradtschlaget sich mit jnen / wie man die sach fuͤgklich angryffen moͤchte.
4.
›jn. / etw. besprechen, durch magisch wirkende Formeln seinem Wunsch gefügig machen‹.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  6.
Wortbildungen:
2
beschwerer
1 (dazu bdv.: vgl. ).

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
4. Mose 5, 19
(
Wittenb.
1545
):
vnd [der Priester] sol das Weib beschweren / vnd zu jr sagen / Hat kein Man dich beschlaffen / [...] / so sollen dir diese bitter verfluchte Wasser nicht schaden.
Dubizmay, kurß zu Teutze
13, 10
(
hess.
,
1463
):
der seynnen nesten nve felschlichen beswüre.
Stambaugh, Milichius. Zaubert.
13, 23
(
Frankf./M.
1563
):
hab der Mann das grab durch ein Zauberer beschweren lassen / und sey darnach nicht mehr gesehen worden.
Bell, G. Hager
534, 1, 5
(
nobd.
,
1611
):
Balt ein be schwerer forte | zu jr [schlange] kumet, so fürcht sie sich.
Lauater. Gespaͤnste
30r, 30
(
Zürich
1578
):
Also fiengend sy jn glych an zů beschweeren / er aber redt nichts.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz ez [kraut] ain kraft hab zuo wârsagen, wenn man ez beswer.
wer daz kraut nimpt [...] und legt ez under den stain und beswert ez mit ainem segen, der dar zuo gehœrt, sô macht der stain den menschen unsihtich.
5.
›zaubern, Zauberei treiben; jn. verzaubern, durch Zauberei verwandeln‹; von der Musik: ›eine betörende Wirkung haben‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .
Wortbildungen:
2
beschwerer
2.

Belegblock:

Luther, WA (
1534
):
Sagae habent mysteria diaboli, quia kunnen beschweren.
Ders. Hl. Schrifft.
2. Mose 7, 11
(
Wittenb.
1545
):
Da foddert Pharao die Weisen vnd Zeuberer / Vnd die egyptischen Zeuberer theten auch also mit jrem beschweren.
Ebd.
5. Mose 18, 11
:
Das nicht vnter dir funden werde [...] ein Weissager / oder ein Tageweler / oder der auff Vogel geschray achte / oder ein Zeuberer / oder Beschwerer
[
Mentel
:
vbeltůer
]
oder Warsager.
Ebd.
Ps. 58, 6
:
Das sie [taub Otter] nicht höre die stimme des Zeuberers / des Beschwerers / der wol beschweren kan.
Aubin, Weist. Hülchrath (
rib.
,
1624
/
31
):
fluchen, schwären und gotteslasteren, wahrsagen, zaubereien, beschwären, ketzerei.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
26, 32
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Notenkunst, mit iren hübschen gebeten, mit irem starken besweren.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
um 1480
):
so sprich ich daz der drag geschaffen ist, daz in betrigen die beswerrer.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
Auch in des fürsten hof ihn jagen, | Da sie ihn auch bschweren und plagen.
Morrall, Mandev. Reiseb.
16, 2
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
sie erzoͤgt sich zwúrent oder trystund in dem jare [...], und ist also [in tracken wiß] beschwͦren, wann sie vor gar ain schoͤne junckfrow waz gewesen.
Dietz, Wb. Luther .
6.
›jn. durch Beschwören von bösen Geistern erlösen; (jm.) die bösen Geister austreiben; (den Teufel) bannen‹.
Bedeutungsverwandte:
 7,  10,  8,  11.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
den man / menschen
)
b., den geist b., einen teufel von jm. b
.

Belegblock:

Apherdianus (
Köln
1575
):
Exorcista, So den Deuͤuel bannet / beschweret.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, zu
1374
):
Di meister von der heiligen schrift di besworen der denzer endeiles, di meinten, daz si beseßen weren von dem bosen vigende.
Neumann, Rothe. Keuschh.
4545
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
der unreiner geist veret | uss einen menschen den man besweret.
Gille u. a., M. Beheim
235, 59
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
wirt manch ungelaub pehert, | der von peswerung widervert, | da man die teufel mit peswert.
Rieder, Gottesfr. (
els.
,
1379
):
daz sich sin keinre wolte under winden die úbelen geiste zů beswerende, also daz sú ir lidig worden werent.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
daß morgenden tags man einen besessenen Mänschen, [...], vor St. Niclaus Pforten beschwören wirde.
Lauater. Gespaͤnste
34r, 10
(
Zürich
1578
):
in hoffnung das wyb wurde ein Exorcistã / das ist / ein bschweerer beschicken [...]. Sy aber sye nit vnbesiñt gsyn / habe heimlich einen jrer vettere͂ bestelt / daß er ein nacht by jre͂ in jrer kam͂er syn woͤlte. Diser habe für die Exorcismos / dz ist / an statt deß beschweerens ein gůten bengel oder knüttel zů jm gnom͂en.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
in dem nechsten monat ward sein weib [...] unsünig, man beschwuer fünf deifl von ir und die andern tiefl, die bei ir beliben, stießen ir das herz ab.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Gleichwol der gaist sich ohne underlass [...] erzaigt [...], derhalben der Burkhart von Dankensweiler in miesen beschweren lasen. Er, Burkhart, ist selbs darbei gewesen, wie man in beschworen.
Rot
310
(
Augsb.
1571
):
Exorcirn / Beschwoͤren / außsprechen / anfaren / Boͤse geister außtreiben.
Lauater. a. a. O.
31v, 2
;
Rieder, a. a. O. ;
7.
›sich jm. eidlich verpflichten; etw. durch Schwur bekräftigen; jn. auf jn. vereidigen, verpflichten‹.
Bedeutungsverwandte:
 1.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
JSt eyn juncvrowe eynem manne besworen vnde ist im noch nicht tů geleit.
Ebd. :
Jst, daz ein man eine maget notcoget, de ne manne besworen ist, [...], der notogere der sal [...] se tů der e nemen.
Lohmeyer, K. v. Nostitz (
preuß.
,
1578
):
Dargitz müste solchs leiplich beschweren, sonsten helt er nicht glauben.
Rot
287
(
Augsb.
1571
):
Adiurirn, hoch beschwern / vast anstrengen / beaiden.
Qu. Brassó
5, 559, 3
(
siebenb.
,
1616
):
Diese Trabanten sein auch durch den Reday allhier auf Fürstlich Gnaden Notdurft beschwören worden.
Dirr, Münchner Stadtr. .
8.
›sich verschwören‹.

Belegblock:

Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
Do von ir untrwe riet | Wi si brechten von den horn | Jesum, des si sich besworn.
Preuss. Wb. (Z)
1, 558
.