geselle,
der
;
-n/-n
.
1.
›junger, unverheirateter Mann, Bursche, Kerl‹, gehäuft in Verbindung mit
jungfraue
genannt und dann unter erotischem Aspekt charakterisiert mit Tendenz zu 5; vereinzelt Öffnung zu ›Mann generell‹ sowie zu ›verheiratete männliche Person‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,
1
 2; vgl.
1
, ,  1,  1.
Syntagmen:
einen gesellen verbergen, zu gast haben, mit unzucht vergreifen
;
ein g. mönch werden, zu seinen tagen kommen, jn. schwächen, js
. (z. B.
der tochter
)
zu heirat begeren, jn
. (z. B.
die tochter
)
zu den eren begeren
;
einem gesellen etw. sagen, etw
. (z. B.
ein haus
)
vermieten
;
bei einem gesellen auf glauben stehen
›auf seinen Glauben achten‹,
bei einem gesellen liegen, mit dem g. von der liebe sprechen
;
der arme / ebene / feine / frische / fromme / fröliche / gerade / gewaltige / gute
(mehrfach)
/ hübsche / junge
(häufig)
/ kluge / ledige
(mehrfach)
/ liebe / rauhe / schlechte
›einfache‹
/ seltsame / starke / traute / weidliche g
.
Wortbildungen:
gesellenstand

Belegblock:

Luther, WA (
1537
):
videt virum, non putat Christum, [...] loquitur cum eo, als wers ein schlechter gsel.
Ebd. (
1545
):
Wenn du aber unreinigkeit ansehen wilt, so sihe auch Jungfrawen und Gesellen stand an, Da ists warlich auch nicht alles rein.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
63, 13
(
omd.
,
1487
):
Darober vnser frawen vnd iu̇nckfrawen dÿe gar from wollen sein. beÿ iu̇ngen gesellen vf glou̇ben stehen.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
216r, 45
(
Leipzig
1588
):
Solchen Heydnischen Losen des Weissagens / sind sehr ehnlich vnd fast gleich / die Lossbuͤchlein mit dem Gluͤcksrade / welche zu vnsern zeiten vielen Gesellen vnd Jungfrawen / Mennern vnd Weibern / viel mehr denn der Catechismus bekandt sein.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1509
):
welcher wirdt sein hauss selber nicht gebrauchen kann oder wil, so ers vermit, soll ers keinen ledigen gesellen oder weibe vermiten, sondern frommen eheleuten.
Gille u. a., M. Beheim
274, 27
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
wann wu sie irgen sehen | ain frummen gsellen, dem seins herren gnad ich gutes gan.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
143, 8
(
Nürnb.
1548
):
Da dagegen eim ledigen gesellen die gantze welt offen stehet / das er one hindernuß / inn das landt / inn yene Stadt / ziehen / [...] kan.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
„eya, lieber gesell minr, sag mir, waz ist dú hoͤhste schuͦle und ir kunst“.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
[wir] súllent rechte tuͦn also ein frisch geselle, der wenig hat.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 488, 7
(
Hagenau
1534
):
Es ist noch besser / ein alter man und ein junges weib / denn eyn alt weib und ein junger gesell.
Roloff, Brant. Tsp.
34
(
Straßb.
1554
):
Hercules hoͤr was ich sagen woͤll | Du bist ein junger starcker gsell.
Kohler, Ickelsamer. Gram. (wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
Das, u, [...] erschallet im Juh schreyen der froͤlichen jungen gesellen.
Schorer, Sprach-Verd.
16, 2
(
1643
):
Man wird mehr Jungfrawen finden / welche sich befleissen recht allmodisch / [...] mit den Jungen Gesellen von der Liebe vnd von der Affection [...] zu sprachen / als [...] von jrem Gottesdienst.
Geier, Stadtr. Überl. (
nalem.
,
1559
):
Es soll und mag auch ain jeder breutigam und hochzeiterin am andern tag, der nachhochzeit, woll widerumb zwen tisch, namblich sechzehen personen, es seien mann, frawen, gesellen oder junkfrawen, zuͦ gast haben.
Wyss, Luz. Ostersp.
10395
(
Luzern
1545
):
er syg v̈wer gott oder wer er well, | so ist er je ein gwallttigster gsell.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 148, 17
(
schwäb.
,
1473
):
welher man oder gesell, der zue sinen tagen komen ist, dem andern frevel bewyß mit worten [...].
Chron. Augsb. Anm. 1 (
schwäb.
,
v. 1536
):
nun mieß es got erbarmen, daß er mich armen xelen lam schlecht und helst mirs weib dartzuͦ.
Ebd. (zu
1563
/
4
):
wie zwo maid gar frech daußen weren, die mit jungen gesellen zuͤ nacht zechten.
Klein, Oswald
123, 17
(
oobd.
,
1415
):
„Hör. trawt gesell, was ich dir seg: | genesch wil haben allzeit sleg“.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe ;
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. ;
Kurz, Waldis. Esopus ;
Anderson u. a., Flugschrr.
27, 2, 13
;
5, 12
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Palm, Veter Buoch ;
Franck, Decl.
336, 25
;
Trunz, Meyfart. Rhet.
1, 359, 23
;
Wickram
4, 37, 23
;
Schorer, a. a. O.
15, 23
;
Sappler, H. Kaufringer
27, 53
;
Gehring, a. a. O.
3, 296, 32
;
763, 31
;
Mollay, H. Kottanerin
3003, 28
.
Vgl. ferner s. v. (
das
), (Adj.) 1, (
die
6,  1,  16.
2.
›lustiger Geselle, flotter Bursche, liederlicher Genosse, Person männlichen Geschlechtes, die gut essend, viel trinkend, Liebe suchend, betrügend, stehlend durch die Lande zieht und es sich dabei gut gehen läßt‹, insofern sowohl ›Lebemann‹ wie (bei Herausfallen aus der Ordnung) ›Spießgeselle, Gauner‹; auch auf den Teufel und seine Höllenhelfer bezogen.
Phraseme:
ein guter geselle sein
o. ä. ›es sich gut gehen lassen‹.
Syntagmen:
die gesellen verstossen / fangen, gefänglich
[wohin]
füren, die guten gesellen fliehen
(›meiden‹),
jm. die gesellen weren
;
js. g. werden, der g. frech sein, den befel verachten, in der helle essen
›in der Hölle sitzen‹,
in das fenster kriechen, in die unrechte kamer gehen, die frau empfangen, die gesellen etw. verheissen, falsche münze ausgeben, um eine magd bulen, zuflucht bei jm. haben, jn. in schande füren, jn. zu tode erfällen, das lied vom hanrei singen
;
als ein g. trinken, j. js. geselle sein, gute gesellen miteinander sein
;
könig über die gesellen sein
;
der g. der reichen / sünder / zölner
;
der g. vom adel, in bosheit / laster
;
der gute
(oft)
/ arme / grobe / lose / eigene / betriegliche g
.;
der spruch armer gesellen, das leben guter gesellen
;
Lucifer und seine gesellen
.
Wortbildungen:
gesellenlässe
›gemeinschaftlicher Aderlaß (
umb geselschaft willen
‹) (a. 1555; Gw:  2),
gesellendienerin
›Freudenmädchen‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1525
):
Ey wie gute gesellen wöllen wyr da werden, schlemmen und temmen, das die liebe heyde wagt.
Was bleibt uber ynn der welt denn eitel fleisch, welt und Teuffel, da ein leben ist wie guter gesellen leben, so mit huren haus halten?
Ders. Hl. Schrifft.
Spr. 13, 20
(
Wittenb.
1545
):
Wer aber der Narren geselle ist / der wird vnglück haben.
Ebd.
Mt. 11, 19
:
wie ist der Mensch ein fresser / vnd ein Weinseuffer / der Zölner vnd der Sünder geselle?
[
Beheim
1343:
vrûnt
,
Eck
1537:
freund
].
Holland, H. J. v. Braunschw. V.e. Weibe (
Wolfenb.
1593
):
Ihr guten Gesellen, Was wollen wir guts machen? [...] Geliebts euch, so wollen wir einmal das newe Lied, so [...] von dem grossen Hanrey gemacht worden, mit einander singen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
366, 3303
(
Magdeb.
1608
):
Er wols nicht lassen gehen fuͤr gut / | Das ein jeder loser Gesell / | Verachte seines Ampts Befehl.
Lichtenstein, Lindener. Rastb.
113
(o. O.
1558
):
Der guͦtt gesell [...] die fraw mit frölichem verborgenen hertzen empfieng und ohne icht gesprochen sein armbrost zuͦ dreien mahlen spannet und abschosse.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
146, 20
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Das erhorte der morder oberster / [...] / Der sprach zu sinen gesellen.
Skála, Egerer Urgichtenb.
241, 7
(
nwböhm.
,
1578
):
dem Vischer Jorg Rudel auch ein mal 2 puchßen, [...] gestolen hab, der Sailer Vnd Haß seine geselln geWest.
Ehrismann, H. v. Trimb. Renner (
nobd.
,
um 1300
):
Swer vaste nu getrinken mac | Die langen naht biz an den tac | [...] | Der ist der werlde ein frumer man | Und heizet ein guot geselle.
Reichert, Gesamtausl. Messe
92, 19
(
Nürnb.
um 1480
):
Die dritten sprachen und gelaubten das, das Cristus der herre Luciferum und seyn gesellen verstossen hab.
Gille u. a., M. Beheim
300, 1
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Wol drei gesellen gut | dy pulten umb ain maget.
Sachs (
Nürnb.
o. J.):
ich wehr dir nur die losen gsellen, | Die alle gfreß außludern wöllen.
Lemmer, Brant. Narrensch.
30, 26
(
Basel
1494
):
duͦt jm
[Pfründeninhaber]
also we die wal | Vff welcher er doch sytzen well | Do er moͤg syn eyn guͦt gesell.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 54, 5
(
Hagenau
1534
):
Nymmer gelt / nymmer gesell. [...] der reichen freunde und geselle will yederman sein.
Stammler, Berner Weltger.
660
(
ohalem.
,
1465
):
Jch [Lucifer] vnd all min gesellen | Wellent sy
[die Verdammten]
hüt ze tod eruellen.
Lauater. Gespaͤnste
17v, 4
(
Zürich
1578
):
So ist gmein wenn der wyn im kopff überhand genommen vnnd meister worden ist / daß di gsellen meinend es lauffe alles umb / die berg bewegind sich.
Maaler (
Zürich
1561
):
Gsellen dienerin. Meretrix.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1563
/
4
):
wir hetten ainen knecht, ainen eemann, die waren guͦt gesellen mitainander, die giengen in ain unrechte kamer, und ainer frecher weder der ander.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Gute Gesellen / vnd boͤse Kindsvaͤtter / soll man fliehen als Aprillen wetter.
Ein alt Weib / vnnd ein junger Gsell seindt zween Maͤrtyrer Ein hitziger / frecher Gesell
(dort weitere Sprichwörter).
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Er [...] haust gemainlich zu Memming, war costfrei: all guet gesellen vom adl und krieger hetten ein besundere zueflucht zu ime, er war ir aller vater, aß und trank mit inen, schenkt in vil.
Große, Schwabensp. ;
Dedekind/Scheidt. Grob.
92, 31
;
Skála, a. a. O.
204, 13
;
Lemmer, Schernb. Frau Jutte
1156
;
ders., Brant. Narrensch.
16, 45
;
96, 12
;
Sappler, H. Kaufringer
2, 144
;
Schmitt, Ordo rerum
281, 13
;
Voc. Teut.-Lat.
m iiijv
;
Bad. Wb.
2, 392
.
Vgl. ferner s. v. , , (Adj.) 1.
3.
›Freund, Vertrauter; Gleichgesinnter; Verbündeter‹; generell: ›Person, mit der man in einem durch den sozialen Umgang bedingten oder auch religiös begründeten Vertrauensverhältnis steht‹ bzw. ›Person, die mit einer anderen in vertraulicher Komplizenschaft steht‹, insofern auch ›Komplize‹ (dann Nähe zu der entsprechenden Nuance vom 2); teils auf den Teufel bezogen; in 1 Beleg ist eine Frau als ›Getreue (Gottes)‹ gemeint; in der Anrede: ›Lieber; mein Lieber‹.
Bedeutungsverwandte:
, , (
der
13; vgl. , , (
der
).
Syntagmen:
den gesellen betriegen / grüssen / pfänden
, [wo]
verbergen, heim laden
›nach Hause einladen‹,
einen gesellen (bei sich) haben, jn. seinen gesellen nennen, der turnei gute gesellen machen
;
der g. weinen, von jm. weichen, jn. verlassen, niemandes schonen
;
j. js
. (z. B.
Mahomets
)
g., mit jm. g. sein
;
feindschaft nach einem gesellen tragen, jn. zu gesellen haben
;
der g. gottes, des schächers, der feinde / heiden, der guten werke
;
der gute
(vielfach)
/ liebe
(in der Andrede)
/ reine g
.;
die stätigkeit / hilfe, der rat des gesellen
.
Wortbildungen:
gesellenschar
,
gesellentöter
(Analogiebildung zu
vatertöter
entsprechend lat.
parricida
),
gesellin
2 (dazu bdv.:  3,  1).

Belegblock:

Alberus, Barf. (
Wittenb.
,
1542
):
Es wolt einer den Orden verlassen, / vnd sein gesel weinet seer darumb.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
11, 5
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Velgius sich liz predigin unde geloubin das her were eyn prophete gotis unde eyn geselle Machametis.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
14, 68
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
do dich verlassen werden alle dein frewnd, alle dein gesellen und alle dein kunden, und dir kein hilff [...] geben mugen.
Langen, Myst. Leben
162, 3
(
nobd.
,
1463
):
der do rechtlich gepeynigt wirt vnd ist vn / geduldig, der ist ein gesel des / schachers.
Voc. Teut.-Lat.
m ijr
(
Nürnb.
1482
):
Gesellentodter. freudetodter
[sic!]
od’ vatertodter. paricida.
Rupprich, Dürer
41, 15
(
nobd.
,
1506
):
ettlich ander gut gesellen haben geseit, jch soll mich vor jn huten.
Ebd.
42, 52
:
Grüst mir den Steffen Pawmgartner vnd ander gut gesellen, dÿ noch mir fragen.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Wo seynd die Freund, vnd Gsellenschaar? | Es hat sich alls verkrochen.
Rieder, Gottesfr. (
els.
,
1382
/
91
):
zwene junge knaben [...] worent mitteinander gar guͦte gesellen und worent gar holt einander.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
do sy was hin gegangen mit den gesellin vnd mit iren dirnen
[
Luther
1545, Ri. 11, 38:
gespielen
]:
sy beweynt ir maitheit an den bergen.
Heydn. maister
35r, 16
(
Augsb.
1490
):
wurd er warlich sprechen / das die v’wesung vnsuͤßlich waͤr / so sÿ sunst wo er ein gesellen het gãcz froͤlich waͤr.
Sappler, H. Kaufringer
18, 89
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
Der schuoler zuo im sprach zuohant: | „seit du nun der teufel pist, | so will ich dich zuo diser frist | geren zuo gesellen han“.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Wer seinen gesellen betreugt / der ist für ein redlichen Mann nicht zu halten.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Der turnay macht gesellen gŭt, | Er lert auch lewt derchennen.
Niewöhner, Teichner
298, 42
(
moobd.
,
1360
/
70
):
ist er guter werch gesell, | so hat er daz himelreich geworcht.
Ebd.
345, 26
:
dw sind wol der haiden gesell | dw naturleich dinch gelauben | und daz gotez wort berauben | und der heiligen wort.
Gierach, Märterb.
3148
(Hs. ˹
moobd.
,
A. 15. Jh.
˺):
und hiez den gottes gesellenn | indye walle des pleyes seczenn | und ïr leben also leczenn.
Klein, Oswald
11, 91
(
oobd.
,
um 1423
):
Ach freunt, gesell, | du zweifel nicht, was ich dir hie wil sagen, | dien got von ganzem herzen dein.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
[Candaules] verparg seinen gueten gesellen Giges haimlich in der kamer, das er die frauen, wan si sich auszoch, nacket solt sehen.
Die Baiern und ir gesellen, so noch unglaubig warn, verschonten gar niemants.
Bauer, Imitatio Haller
52, 20
(
tir.
,
1466
):
Den solt du lieb haben vnd halten für deinen frëunt, der dich nimmer verlassen ist, so alle deine freünt vnd gesellen von dir weichen.
Anderson u. a., Flugschrr.
19, 6, 22
;
Perez, Dietzin
1, 408, 26
;
Loose, Tuchers Haushaltb. ;
Vetter, Pred. Taulers ;
Roder, Hugs Vill. Chron. ;
Welti, Stadtr. Bern ;
Heydn. maister
29r, 23
;
Sappler, a. a. O.
5, 371
;
Chron. Augsb. Anm. 3;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
45, 62
;
Klein, a. a. O.
103, 11
;
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
46, 41
;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
30, 27
.
Vgl. ferner s. v.  12.
4.
›Gefährte, Begleiter, j., der mit jm. gemeinsam auf dem Wege ist, ihn begleitend beschützt, ihm beisteht, hilft, alles Notwendige mit ihm vollzieht‹; im Mittelpunkt des Bedeutungsansatzes stehen der Weggedanke und von diesem bestimmte tropische (übetragene) Verwendungen; davon ausgehend wird (mehrfach)
got
als derjenige gedacht, der dem Menschen durch die Menschwerdung gegenwärtig ist bzw. ihn begleitet; ›
geselle
als Mitstreiter des Teufels‹ (damit Bezug zu 2); ›Mensch als mit Tieren Lebender‹; auch auf Windverhältnisse bezogen; generell und tropisch: ›Verbindendes‹; auch ›Spiegelbild‹.
Gewisse Beleghäufung in Texten religiösen, oft mystischen, weniger häufig didaktischen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
(
der
),
2
(
der
),  1; , ,  1; vgl. , , (
der
1, (
der
),  1.
Syntagmen:
(k)einen gesellen haben, einen gesellen überwinden / verlieren, zu sich nemen
;
der g. jm. winken, sich jm
. (z. B.
den geisten
)
auf dem weg geselligen, j. js. geselle sein, j. (got) js. geselle werden
;
den gesellen folgen
;
mit den gesellen
[wohin]
gehen, etw
. (z. B.
einen turm
)
bauen, zu dem g. etw. sagen
;
der böse g
.;
der g. des leidens / menschen / weges / Sathanas, der glori / kurzweile, der skorpione / tiere
;
der g. in der tagweide
.
Wortbildungen:
geselbruder
›Ordens-, Klosterbruder‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1543
):
Lasst zuͤrnen Teuffel und die Hell, | Gotts Son ist worden ewr Gesell.
Froning, Alsf. Passionssp.
134
(
ohess.
,
1501ff.
):
Woil her, woil her uß der hellen, | Sathannas und alle dyne gesellen!
Strauch, Par. anime int.
45, 11
(
thür.
,
14. Jh.
):
ist nu daz disir bose geselle [naturliche bant] ubirwondin wirt, also Origines un heisit, mit kestigunge, daz der geist fon dem libe ungehinderit wirt, so ist ein andir hindernisse, daz ist ein bewegelich lidunge der sele.
Stackmann u. a., Frauenlob
2, 2, 1
(Hs. ˹
omd.
/
schles.
,
14. Jh.
˺):
Wie vor der zit geselle | din in der unspate
(bezogen auf das innertrinitarische Verhältnis von Gottvater und -sohn).
Ebd.
5, 89, 4
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
Die wile ein man in des gelückes spiegel sehe, | ich rate, er spehe, | wie sich darin gestelle | siner sicht geselle
›Spiegelbild‹
.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
245, 38
(
thür.
,
1474
):
also Nigkel Richenbach met syn gesellen syne zcusage seczet, daz Nigkel Kalkart yrem iglichin sy schuldig gewest, da [...].
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
Gib mir O Herr den heilgen Geist, | [...] | Darzu auch den gutten Engel, | Das er alweg sey mein gesel.
Ebd. (
Basel
1497
):
Durch syn gebuͦrt vnser gesell, | durch syn wirtschafft vnser spis.
Voc. Teut.-Lat.
l viijv
(
Nürnb.
1482
):
Geselle Kūpan. socius sodalis collega comes. od’ geferte.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Do er ein wili gebetete, do stuͦnd er
[Predigerbruder]
uf und gie mit sinem gesellen hein in die herberg.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
er [S. Peter] winkte sinen gesellen heimlich und sunderlich S. Johans; das ist: die erlúchte bescheidenheit sol man her zuͦ winken.
Schmidt, Rud. v. Biberach
33, 17
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Got der geselliget sich, als ein geselle tuͦt vf liplichem weg, dien geisten, die in geistlicher inre vͤbung sint vnd seget in luͥstliche wort, [...], daz in der weg vnd dvͥ erbeit deste lichter werde.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
únser herre wil alle únser arbait mit úns tragen und wil des rainnen mentschen geselle sin in allen sinen arbaiten.
nu sih, tohter, dis [dú ainvaltig gehorsami] ist din geselle in der andren tagwaide. dis tagwaid laitet ain jungfrowe, haisset vrow Gedultkait.
Maaler (
Zürich
1561
):
Gsel / oder mutgsel
(sic !)
(der) Mitspan in aller arbeit. Socius, Sodalis.
Morrall, Mandev. Reiseb.
57, 1
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
do ich mit minen gesellen dar in [tempel] gieng, do zugent wir ouch unser schuͦch ab.
Dreckmann, H. Mair. Troja S. 
12, 7
(
oschwäb.
,
1393
):
man liset, do Troy erstört ward, daz ain küng von Troy hiez Frankus und sein gesell Once buwtend ain stat bi dem Rein.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
dô er [delphin] nu daz kindel tôt vant, daz ain gesell seiner kurzweil was gewesen, dô starp er von rehtem laid.
der wind iegleicher hât zwên gesellen oder zwên volger.
Bauer, Imitatio Haller
64, 7
(
tir.
,
1466
):
Pistu ain gesell des leidens, so würstu auch ain gesell der ewigen glori.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
10, 16
(
tir.
,
1464
):
Da was ich ein gesell der schorpion vnd der wilden tÿer.
v. Keller, Amadis ;
Skála, Egerer Urgichtenb.
120, 16
;
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe ; ;
Gille u. a., M. Beheim
73, 195
;
Schmidt, a. a. O.
85, 14
;
Päpke, Marienl. Wernher ; ;
Wyss, Luz. Ostersp. vor
2825
;
Dreckmann, a. a. O.
47, 22
;
Sappler, H. Kaufringer
3, 316
;
Dietz, Wb. Luther .
5.
›Geliebter‹; im Syntagma
der junge geselle
in semantischer Nähe zu 1; tropisch (assoziativ am ehesten hier anschließbar): ›Penis‹ (s. u.
Barack
).
Gewisse Beleghäufung in Verstexten.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  3,  1, ,  1,  1.

Belegblock:

Ettmüller, Heinr. v. Meißen
11, 2, 25
(
md.
, Hss.
14.
/
15. Jh.
):
min trût gesell, des himels spêren | sich nu kêren, | sam sich mêren | wil des lichten tages schîn.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Mein liebster gesell guͦt, | Wilt du dich von mir wenden | so [...].
Ebd. II, :
Ey, zarter gesell, zarter, | An eren halt den sig.
Sappler, H. Kaufringer
10, 12
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
der kamer begund er [hauswirt] nahen. | der gesell muost ser gahen. | er viel ze der kamer aus | über ain laden von dem haus.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
das jungfrawen an diesem hof so geliernig sein gewest und lang darvor, ehe sie verheirat worden, in erfarnus gepracht, wie man im thuen sölle und wo hin mit dem gesellen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1563
):
hat sie mit disem jungen gesellen gepraset und ir huerenweis getriben.
Klein, Oswald
16, 36
(
oobd.
,
v. 1417
?):
si sprach: „mein traut geselle, | es gee, recht wie es welle, | du bist gewaltig mein“.
Ebd.
62, 25
(
1417
):
ach traut gesell, | neur lieb und nimmer laid.
Vgl. ferner s. v.  3,  2,  3.
6.
›Kriegsknecht, Söldner; Kampfgefährte, Kriegskamerad; Kreuzritter, -fahrer‹.
Syntagmen:
jm
. (z. B.
dem despoten
)
den gesellen geben
;
die gesellen abenteuern, das kreuz an sich nemen, 1 panzer haben, gerüstet sein, auf dem hause liegen
›stationiert sein‹,
erschossen / erstochen liegen
;
den gesellen etw. kund tun
;
mit den gesellen zu jm. kommen, zu den gesellen kommen / weichen
;
die gesellen des herzogen, in der ritterschaft, der g. zu rosse
;
der arme / deutsche / gute / werliche g
.
Wortbildungen:
gesellenarmbrust
,
gesellenbeinwaffe
›Beinschutz‹,
gesellendienst
1 ›Dienst als Kriegsknecht‹ (M. 16. Jh.),
gesellengang
›Zweikampf‹ (16. Jh.),
gesellengoller
(zum Gw s. ),
gesellengrusener
›Beinpanzer, Rüstungsteil für Kriegsknechte, Knappen‹ (zum Gw s. ),
gesellenpanzer
,
gesellenschlacht
›Schlägerei unter Kameraden‹ (n. 1529),
gesellenschos
ein Rüstungsteil,
gesellenstube
1 ›Mannschaftsstube‹.

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
317, 24
(
preuß.
,
1391
):
41 par obirarmledir und undirarmledir, item 17 par gsellenbeynwopen, item 131 schilde.
Ebd.
318, 27
(
1392
):
40 helmgehenge und 4 hundiskogeln, item 13 gesellencolnir, item 15 gehenge czu den huben, item 15 gesellenschosse, item 11 gesellengrusener und 5 broste.
Ebd.
527, 13
(
1398
):
1 geselle hat off der see 1 panczir.
Ebd.
540, 15
(
1407
):
off dem huse: 15 rocarmbroste, 4 gesellenarmbroste, 6 prussche helme.
Ebd.
651, 18
(
1411
):
1 par roren, item 1 par hanczken, item 9 gesellinpanczer in des kompthurs kamer.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
661, 4845
(
Magdeb.
1608
):
viel seiner Gsellen lagen / | Erstochen / erschossen vnd erschlagen.
Gille u. a., M. Beheim
104, 129
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Da wart dem tispot Jurat | dy pesten gfangen geben ein, | der haubt man und die gsellen sein.
Voc. Teut.-Lat.
m iiijv
(
Nürnb.
1482
):
Geselle in der ritterschafft. cõmiles.
Roder, Hugs Vill. Chron. (
önalem.
,
1498
):
dy Schwitzer [...] muͦstend wider wichen in den kilchhoff zuͦ iren gesellen, di schusen und wurffend so redlich, das [...].
Uhlirz, Qu. Wien (
moobd.
,
1456
):
etlich gut arm gesellen, deu sich gewilligt haben und das Kreucz an sich genommen, wider die Türken zu ziehen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
In der weyl warn des hertzogen von Burgundi gesellen auff, woll gerusst und den fusknechten zw und drungen die zwruckh gar an das herr.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1479
):
Harnasch in der gsellenstuben: [...] ii ruckenkrebs. [...] v krebs.
Ziesemer, a. a. O.
317, 22
;
Joachim, Marienb. Tresslerb. ;
Froning, Alsf. Passionssp.
7010
;
Gille u. a., a. a. O.
453, 2715
;
2752
;
2898
;
Koppitz, Trojanerkr. ;
Eschenloher. Medicus ;
Uhlirz, a. a. O. ;
Zingerle, a. a. O. ;
Dietz, Wb. Luther ;
Vgl. ferner s. v.  2.
7.
›Gesellschafter, Teilhaber, Genosse, Mitglied einer Zunft, einer Rechtsgemeinschaft, einer wirtschaftlichen Einrichtung, einer Vereinigung von Bürgern; Kollege in einem Amt‹.
Überwiegend Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
 5,  2, ,  2, (
der
3, ; vgl.  2.
Syntagmen:
die gesellen sich rüsten, das tuch zeichnen, ein haus kaufen, g. auf / in einer stube sein / werden, in einer geselschaft sein
;
den gesellen etw. geben / mitteilen
;
die gesellen von geschlechten, von der herrentrinkstube, des handwerks
;
der gute g
.;
die verwilligung der gesellen
.
Wortbildungen:
gesellenbüchse
1 ›Zunftkasse‹ (a. 1566),
gesellenhaus
1. ›zu verschiedenen Zwecken genutztes Haus einer Gesellschaft‹ (15./16. Jh.; zu Spezialisierungen s. ), 2. ›Bienenhaus‹ (s. Beleg
Pfeiffer
),
gesellenmal
1,
gesellenmauer
›mehreren Nutzern gehörende
verteilte / gemeine
Mauer‹ (a. 1564),
gesellenrennen
›Wettkampfturnier der Angehörigen einer (wohl ritterlichen) Gesellschaft‹,
gesellenrit
›bewaffneter Sukkurs unter Rittern‹ (M. 16. Jh.),
gesellenschus
ein von einem Mitglied einer Schießgesellschaft abgegebener Schuß (im Turnier
pumeranze vom haubt schiessen
; 1. H. 16. Jh.).

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Partiarius. Gemeinder mittgenoß gesell teilhafft.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1355
):
So eyn unbesprochin man komet zu uns und der zunfft begeret, dem virsagen wir sie nicht umb alsolich geld, [...], des ist vyer phund heller [...] und sechs virteil wynes den gesellen zu kuntschafft, das he geselle sij.
Köbler, Ref. Wormbs
233, 24
(
Worms
1499
):
So ein miterb gemeinschaffter oder gesell guͦt oder habe daran andere teil oder gemeinschafft hetten verkaufft one verwilligu͂g syner miterben gemeiner oder gesellen. derselb kauff oder contract soll nit wyter binden.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1491
):
bei ent dieses kunglichen tags [...] ward durch den kunig ein gesellenrennen und stechen hie am Marckt innerhalb der schrancken fürgenumen.
Golius (
Straßb.
1579
):
Syssitia [...], gemeine malzeit / gesellenmal / burgermal.
Geier, Stadtr. Überl. (
nalem.
,
um 1400
):
es sollen ouch die gesellen, so ain huß erkŏft hand, gewalt haben, das huß ob si wend, ainem zuͦ kŏfend zuͦ geben.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1408
):
die stuben, da der bruͥggoͮm oder der brutvatter gesell ist, ane geuerd. Doch behaben wir vor, daz eins bruͥtgomen gesellen, fruͥnde vnd nachgeburen ze der kilchen, [...] vnd ze dem huse, vnd von dem huse mit einandren wol gän moͤgent.
Ebd. (
n. 1437
):
das vil luͥt in vnser stat sint, die dry oder vier geselschaften an sich genomen hatten vnd gesell dar inn warent worden.
Ebd. (
15. Jh.
):
Es sol ouch ir keiner sin tuͦch selbs zeichnen, denn daz die andern sin gesellen dz zeichnen soͤllent.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen (
halem.
,
1412
):
das keiner der vorgenempten bergtheilen, [...], synen theil des obgemelten bergs nit verenderen sol, [...], weder fruͥnd, noch mag, noch gesellen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
um 1530
):
Zuͦ sollichen einziechen [des Kaisers] hetten sich vil guͦter gesellen gerist von baiden Trinckhstuͦben, raisig und zuͦfuoß.
Ebd. (zu
1548
):
Es sollen und moͤgen auch die herren und gesellen von der Herrenstrinckstuͤben allzeit guͦt macht, recht und fueg haben, auf der Kaufleuttrinckstuͤben zuͤ gehen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Gesell / Gesellschafter / der etwas mit dem andern gemeine hat.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz si [peinen
›Bienen‹
] swärmen wellent, sô machent si auch gesellenhäuser und machent den künftigen kaisern besunder paläst.
Vogel, Pract. Alg. Ratisb.
169, 10
(
moobd.
,
M. 15. Jh.
):
seind 2 gesellen, der erst gewint am 100 fl 8 fl vnd der ander 10 am 100 fl vnd haben gewunnen 1 Jar mit einander 20 fl.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
118, 4
(
moobd.
,
1459
):
das ein jeglicher, so in der gesellschaft durch sie aufgenommen wirdet, in die zech der leederer ein pfund pfenning, den gesellen desselben hanndwerkes einem emmer wein [...] geben und darnach aller irer recht und gnaden niessen soll.
Aubin, Weist. Köln/Brühl ;
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. ;
Köbler, Ref. Wormbs
90, 8
;
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 192
;
Schmidt, Frankf. Zunfturk. ;
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
38, 8
;
Rennefahrt, Stadtr. Bern ; ders., Stadtr. Bern ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ,
Piirainen, Recht Schemnitz.
1986, 295
;
Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 64
f.
Vgl. ferner s. v. .
8.
›Person, die einem in der sozialen Hierarchie, speziell im Arbeitsleben Höherstehenden zugeordnet ist und Hilfsdienste jeweils sozialbereichsspezifischer Art leistet, Bediensteter, Helfer, Arbeiter‹; in den Quellen werden vor allem die Arbeits-, Rechts-, Sozialverhältnisse in Landwirtschaft, Bergbau, Handel angesprochen.
Überwiegend Rechts- und Wirtschaftstexte, auch Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Bedeutungsverwandte:
,  2,  3, ,  3 (mehrfach), .
Gegensätze:
 6.
Syntagmen:
die gesellen ablegen
›entlassen‹
/ bezalen
;
die gesellen
(Subj.)
korn schneiden, gras / haber mähen, pfäle stossen, arbeit tun, jm. helfen, der g. einen brief schreiben
;
g. sein / werden
;
dem gesellen etw
. (z. B.
eine suppe
)
schuldig sein
;
sich auf die gesellen verlassen
;
die gesellen der zeche
;
der arme / gute / kranke / ledige g
.;
die erhaltung der gesellen
(genitivus objectivus),
die zerung der gesellen
(genitivus subjectivus).
Wortbildungen:
gesellenfart
,
gesellenfure
jeweils ›Fronfuhre‹.

Belegblock:

Sattler, Handelsrechn. Dt. Orden
114, 31
(
preuß.
,
1400
):
tenetur 16 sc. czwen gesellen czu czeͤrunge.
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
145, 19
(
preuß.
,
1409
):
3 vederbette do dy gesellen of legen, item czu iclichem bette 2 par leillachen.
Herborn u. a., Rechn. Jülich
95, 4
(
rib.
/
snfrk.
,
1398
/
9
):
aldae gearbeidt X geselle(n), die pele steisse(n) ind and(er) arbeit dae an dade(n), des ma(n) behoiffde.
Ebd.
98, 37
:
den X gesellen, die dat korne snede(n), te sychellgelde 5 mark.
Luther. Hl. Schrifft.
2. Kor. 8, 23
(
Wittenb.
1545
):
es sey Titus halben (welcher mein Geselle vnd Gehülffe vnter euch ist).
Löscher, Erzgeb. Bergr.
77, 23
(
omd.
,
1563
):
So sollen auch die zihnschmelzer selbst personlich in der hutten bey dem schmelzen sein und sich nicht uf ire helferknecht und gesellen vorlaßen.
Ebd.
147, 5
(
1554
/
1633
):
Undt werden die frembden vor den einheimischen abgelegt und die ledigen gesellen vor den beweibeten und bekindeten.
Wattenbach, Urk. Rauden (
schles.
,
1405
):
das vff dem selben haws nichtes nicht mynner lewte weren, wen alle wege acht gute gesellen, mit den das getrewlich bewaret vnd gehalden würde.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1528
):
sollen schichtmeister huttenleut lehenheuer wescher röster, die da arbeiter unter irer verwaltung haben in der ablonung von ieglichem arbeiter 2 heller einemen und in ein verschlossene lad [...] einlegen, [...], und solch geld zu erhaltung der armen kranken gesellen [...] anwenden.
Loose, Tuchers Haushaltb. (
nürnb.
,
1510
):
dem Wegerhan und seinen gesellen drumelschlaher czu nacht an der faßnacht ½gulden.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
18
):
Der gnedig Herre mein | Hatt mich her gschickt vnd spricht euch an | Wol vmb ein Gsellenfuhr.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
der da waz mit enander vatter und herre, der ist worden kneht und geselle.
v. d. Broek, Spiegel d. Sünders
262, 24
(
Augsb.
1476
):
Hastu eine͂ daru͂b gelt oder guͦt gelyhen das du [...] begerest võ im dz er dir diene. als tagwercke oder aͤcker oder geselle͂ fert thuͤe [...] es ist ein wuͦcher.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Gesell / von eim Ampt / ein Gehülff.
Uhlirz, Qu. Wien (
moobd.
,
1483
):
Ich hab meines unmuss halben disen brief eilund durch meiner gesellen ainen schreiben lassen.
Sattler, a. a. O.
115, 4
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Küther, UB Frauensee
213, 11
;
Weizsäcker, Graupn. Bergb.
184, 8
;
229, 2
;
Roloff, Brant. Tsp.
1849
;
Wackernell, H. v. Montfort ;
Müller, Welthandelsbr.
1, 227, 9
;
Schnelbögl, Salb. Karls IV.
148, 9
;
Winter, Nöst. Weist. ;
Rwb f. (mit umfänglicher Wortbildungsstrecke zu dieser Bedeutung).
9.
›Handwerksgeselle, einem
meister
zugeordneter, mindestens 15jähriger, geprüfter junger Facharbeiter‹; er hat seine handwerkliche Ausbildung durch Wanderschaft erweitert, ist mit anderen
gesellen
organisiert, damit den Arbeits-, Sozial- und Verhaltensregeln seiner Organisation unterworfen und gegenüber dem
meister
rechtlich abgesichert (hinsichtlich Urlaub, Lohn, Krankheit).
Zur Sache:
Lex. d. Mal.
4, 1386
f.;
Hrg
1, 1603
.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte, Chroniken.
Phraseme:
der halbe geselle
›Handwerksgeselle im Übergangsstatus zwischen Lehrjunge und Geselle‹;
herren und gesellen
›Hoch und Niedrig‹;
junger / alter geselle
bezogen auf die Arbeitsjahre des
gesellen
(so ) sowie auf Erfahrung und Zuverlässigkeit.
Bedeutungsverwandte:
 7; vgl.  2,  2, .
Syntagmen:
einen gesellen fürdern / setzen
›anstellen‹,
der meister g. halten
;
der g. bei jm
. (mehrfach:
bei einem meister
)
lernen / arbeiten, arbeit finden
[wo, z. B.
in der stat
]
arbeiten, mit dem hammer arbeiten, handwerk treiben, die ordnung halten
;
die g. meister werden
;
dem gesellen (tag)lon / urlaub geben, zu arbeiten geben, nach der arbeit bezalen
;
jn. für einen gesellen halten, sich redlich gegen den gesellen halten
;
der geselle des handwerkes
;
der fromme / fremde / gemeine / gewanderte / rechtschaffene g
.
Wortbildungen:
gesellenartikel
›den Handwerksgesellen betreffende Bestimung‹,
gesellenbet
,
geselleneid
,
gesellenmal
2 (a. 1522),
gesellenname
,
gesellenrecht
(a. 1455),
gesellenrede
›Unterredung der Handwerksgesellen‹ (a. 1518),
gesellenschif
,
gesellenstab
Symbol für die Aufnahme in die Gruppe der Handwerksgesellen,
gesellenstube
2 ›Aufenthaltsraum für Handwerksgesellen‹ (a. 1627),
gesellenturn
›Karzer für Gesellen bei kleineren Vergehen‹ (a. 1547).

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Besser machens die Meister als Gesellen / sagt Kaͤyser Ferdinand 1. auffm Reichstag Anno 1559.
Dat nuwe Boych (
rib.
,
1396
):
Also verre, dat die alde gesellen van dem Isernmarte giengen zo den Erbern luden van dem wullen ampte vp yre beyde huys lud beboiden ouch zo yn etzliche andere grose ampte, mit den sij eyndrechtlich vnder eynandren spraichen, as vmb [...].
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1589
):
Wann auch ein meister einem gesellen, der alhie gearbeitet, urlaub gebe und derselbig gesell wider umbschicken würde, soll er auflegen ein maß wein.
Ebd. (
E. 16. Jh.
):
sollen alle hosenstricker, teppich- und baretlemachergesellen, [...], von ihren meistern in den Römern geführt und der orts den geselleneid zu leisten angehalten werden.
Ebd. (
1583
):
Erstlich soll ein jeder gesell oder knecht zwen rayne saubere ungetadelte filtz zum tagwerckh machen und berayten.
Ebd. (
1592
):
derwegen dann ins kunnfftig keiner fur ein gesellen gehalten werden soll, er hab dann zuvor das funfftzehend oder sechzehend jar seines alters volkomlich erreicht.
Ebd. (
1424
):
Es ensal auch unter den gesellen nymand den knecht werffen, stossen oder slagen.
Ebd. (
1593
):
wan [...] etwan ein junger schmidt vorhanden were, der lust hette, seinen gesellennamen zu kauffen, dem sollen die alten gesellen, [...], darzu verhülfflich sein.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
,
um 1440
):
das kein meister der messersmyde hentwergk noch geselle nymandis nicht keyn gross noch kleyn messer bereytten und machen sal.
Es sal ouch keyn meister mer gesellen halden wenn drey und eyn iungen.
Lemmer, Brant. Narrensch.
48, 1
(
Basel
1494
):
Eyn gsellen schiff fert yetz do haͤr / | Das ist von hantwercks lüten schwaͤr | Von allen gwerben vnd hantyeren.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern (
halem.
,
1594
):
so ein frömbder gesell harkäme und sunst by keinem meister arbeit funde.
So demnach ein junger gefragt wirt und derselbig gsell will werden, ouch den gsellen stab angrifft, söllent in die uͤrti gsellen hinder den tisch setzen, imme schencken.
Ebd.
592, 27
(
1618
):
Des straff- und wuchengälts halb ist gerhatten, das der halb teil des einen und anderen gmeinen gsellen zuͦ ußrichtung des stubenzinßes und zur beßerung oder stür an ire ürtin diennen, der ander halb theil aber uff die krancken gsellen warten oder an zinß ankert werden.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1559
):
sein gsel, so bei im gearbeit, ist in die Eisen gesperrt worden.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Es ist ein gewanderter gesell / einmal zu marckt / zweymal zur mühle / vnd dreymal zu Bade gewesen.
Bastian, Runtingerb.
2, 34, 13
(
oobd.
,
1404
):
das man im all tag sein taglon geben schol, als ainem maurarmaister, und seinen gesellen, dy mit dem hamer arbaiten, als ainem gemainem maurer, und dem, der da stoͤst, auch als pilleich ist.
Wutzel, Rechtsqu. Eferding
23, 13
(
moobd.
,
1513
):
Es sol auch kain maister der zwayer handtwerckh aus der werchstat kain gesellen seczen on wissen des anndern maisters.
Ebd.
74, 27
(
1599
):
Nunn volgen die gesellen articl, wie vnnd welcher gestalt dieselb vnter ihnen nach handwerchs ordnung vnd gebrauch der huefschmit alhie solte gehalten werden.
Ebd.
75, 34
:
so ainer vorhanden, der noch khainenn geseellen namen hete, derselbe soll [...].
Zingerle, Inventare (
tir.
/
vorarlb.
,
1429
):
Des ersten xxviiii gesellen pett.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
6, 5
(
mslow. inseldt.
,
1569
):
Den Andern Zimmerleütten Aber vnnd geśelln śoll nach des obriśten Maiśters, vnnd nach ihrer Arbeit erkandtnuß geZalt werden.
Roloff, Brant. Tsp.
1361
;
Wickram
4, 9, 28
;
Rennefahrt, a. a. O. ; ;
603, 34
;
Wutzel, a. a. O.
160, 20
;
Vgl. ferner s. v. .
10.
›Vertreter, Helfer des Pfarrers oder eines anderen kirchlichen Amtsträgers, Person in untergeordnetem kirchlichem Dienst, Hilfspriester, Kaplan‹; im einzelnen mit unklaren Funktionsabgrenzungen; auch (vereinzelt): ›Gehilfe des
schulmeisters
‹.
Wobd. / oobd.; Rechts- und Wirtschaftstexte, auch Chroniken.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): , , ,  1, ,  2, , .
Syntagmen:
einen gesellen haben / machen / nemen / verkeren
›entlassen‹,
bei sich haben, zu hofe fordern, jm. einen gesellen geben
;
der g. den altar besingen, unpfäflich leben
;
g. auf der pfarre sein
;
dem gesellen etw
. (z. B.
haber / korn
)
geben / spenden / verkaufen
(z. B.
einen hof
),
dem gesellen etw
. (z. B.
opfer
)
sein / ausgefallen
›zugewiesen werden‹;
die pfarkirche mit gesellen versehen
;
der g. des küsters, der geschikte / gute g
.

Belegblock:

Leisi, Thurg. UB
6, 23, 11
(
Frauenfeld
1359
):
und ze ietwederm zil ainem lútpriester [...] vier brot geb von der spend, und sinen gesellen ouch ze ietwederm zil geb zwen phenning.
Bremer, Voc. opt.
36037
(
oschwäb.
,
1468
):
Viceplebanus lutpriesters verweser [...] gesell [...] verweser eins pfarrers [...] viceplebanus dicitur ille, qui plebani officium in se recipit exercendum.
Nyberg, Birgittenkl.
2, 287, 17
(
oobd.
,
1538
/
40
):
bruder Johannes Palgmacher [...], in Freisinger bistumb pfarrer vnd geseli, nachmals in augustinerorder des closters zu Munchen XV jar profeß.
Steinberger u. a., Urk. Hochst. Eichst.
407, 24
(
noobd.
,
1353
):
mit der beschaydenheit daz ein pfarrer ewigchleich und allzeit ainen gesellen und prister pey im dovon hab, daz gotz dinst dest mer und auch des goͤtlichen do begangen werd.
Fuchs, Kart. Aggsbach (
moobd.
,
v. 1412
):
was in den stokch gefellet, do sol auzgevallen den gesellen auch der fuͤnft phenning, das ander sol gevallen in zway tail halbs dem pharrer und halbs der chirichen.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
211, 20
(
moobd.
,
1528
):
damit die pharrkirchen daselbs in abwesen aines rechten pharrer mit gueten, geschickten gesellen und predigern, [...], versehen werde.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
Von der samung der gesellen und schulmaister. Item, dem gesellen und dem schulmaister soll man ier korn und habern sam zu rechter zeit geben.
Küther, UB Frauensee
381, 3
;
Vogel, Urk. Heiliggeistsp.
1, 24, 23
;
ders., Salb. Heiliggeistsp.
2, 12
;
Steinberger u. a., a. a. O.
294, 2
;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ;