knabe,
der
;
-n/-n
.
1.
›Junge, Sohn‹; in Rechtstexten: ›männlicher Nachkomme eines Elternpaares, noch nicht volljähriges Kind männlichen Geschlechts‹; von etwas älteren Personen: ›Junggeselle, Jüngling‹; auch ›Geliebter‹.
Bedeutungsverwandte:
 2,  1,  1,
1
 1, , .
Syntagmen:
einen k. beschneiden / erziehen / fangen / gebären / liebhaben / reizen / säugen / töten / tragen / unterweisen / weiben, zu sich nemen; ein k.
(Subj.)
jm. gefallen; einem k. etw. abdräuen / fordern / versagen, etw.
(Subj.)
einem k. zufallen; eines k. schwanger werden; jn. für einen k. ansehen, nach einem k. sehen; annemlicher / armer / auserlesener / ausrichtiger / erstgeborener / erwachsener / feiner / frommer / gesunder / hübscher / junger / kleiner / kurzweiliger / lieblicher / neugeborener / schöner / starker / stolzer / unbekleideter / ungeratener / werter / züchtiger k.
Wortbildungen:
knabenbeschläfer
›Päderast‹ (seit 1530),
knabenbrünzel
›Knabenharn‹ (seit 1563),
knabenhaft
,
knabenharn
,
knabenkredenzer
›Päderast‹,
knabenrok
(a. 1646),
knabenschänder
›Päderast‹,
knabenschlitten
(a. 1556),
knabenschuh
(a. 1413),
knabenschule
(im Unterschied zu:
jungfrauenschule, mägdleinschule
),
knabenstube
›Schulstube für Knaben‹ (a. 1573),
knabenstubete
›geselliges Beisammensein‹ (dazu bdv.: ; a. 1611),
knabenverderber
›Päderast‹ (a. 1588),
knabenweise
›im Knabenalter‹.

Belegblock:

Goedeke, P. Gengenb. (o. O.
1516
):
Gibt dir got doͤchter oder knaben, | [...] | Züchs von aller lichtfertigkeit.
Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O.
1541
):
Buben und knabnschender on zal [...] Mit einem mund dich loben all.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1602
):
Neben mir [...] reit des wirts [...] sohn, Tobias mit namen, ein feiner, kurtzweiliger, junger knab bey etwan 14 oder damals 15 jaren.
Küther, UB Frauensee
385, 11
(
thür.
,
1528
):
Zwene knnabenn seynnt bey Scherchennsmuhl angebundenn todt fundenn.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
227, 14
(
osächs.
, Zusatz
E. 16.
/
M. 17. Jh.
):
las es in einem fessel knabenharn 8 oder 14 tage zusammen stehen.
Alberus, Barf. (
Wittenb.
,
1542
):
sein Vater [...] sahe gerne / das die knaben auff der Gassen Franciscum mit dreck wurffen.
Gille u. a., M. Beheim
122b, 57
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Dy psneidung wart den knaben | geben für der erbsünd rainung | hin pis auff Cristi erlasung.
Fischer, Folz. Reimp.
33, 164
(
Nürnb.
1479
):
Darzu mus man gar clein zustussen | [...] | Und so vil manstrew der Florenczer, | Der keinr wer ein knabenkredenczer.
Engel, Rats-Chron. Würzb.
106, 7
(
nobd.
, Hs.
M. 17. Jh.
):
zwey geschwistert, die waren bey einander gelegen undt het der knab der schwester ein kindt gemacht.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
ir muͤssent aber gross kost und unlidkeit dur mit haben, e daz daz knebli werd erzogen.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
116, 32
(
els.
,
1362
):
enpfing die frowe vnd gebar ein knebelein.
Lemmer, Brant. Narrensch.
110b, 102
(
Basel
1494
):
Die frowen went sich vngern decken | Reytzen do mitt die mañ vnd knaben.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
Wir woͤllen ouch alle dieweil die kind / es syent knaben oder toͤchtern / vnder irs vatters gewalt / vnd nit in eigner hußhaltung [...] sind.
Rennefahrt, Stadtr. Bern (
halem.
,
1353
):
Was och denne man oder knaben ze dien ziten ob sechtzehen iaren alt ist, die suͥllent denne swerren.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
986
(
schwäb.
,
1453
):
Die küngin sprach: ,er ist ain knab
[›Kindskopf‹],
| Wie wol er ist der jaͮr ze alt.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs.
um 1474
):
do stelt er [Cristus] ein jungen knaben mitten under sye und sprach: Nisi efficiamini sicut parvulus iste.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
da hat ain stuͦtten ain kind bracht, das ist gewesen ain kneblin, und hat gehabt 2 fies, 2 arm und ainen roskopf.
Sudhoff, Paracelsus (
1531
/
5
):
merkent die underscheid zwischen kneblein und megdlein gleich zu verston als die biren und sein kernen [...] wie die zwo art von einander sein.
Memminger Chron. Beschr., (
Ulm
1660
):
Dieser Zeit haͤlt die eine KnabenSchul Herr Hans Peter Stolzenbaur.
Dreckmann, H. Mair. Troja
36, 5
(
oschwäb.
,
1393
):
do er sach, daz ez dem küng Priamus nit wol gieng in dem krieg, do hiez er den knaben von des gutz wegen tötten.
Klein, Oswald
82, 47
(
oobd.
,
um 1418
?):
das mich erfreut mein hort, mein kind, | mein lieb, mein knäblein kraus gestreut.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
Wilt auch dû wizzen, von welhen sachen ain fraw swanger werde ains knäbleins und welhez diu zaichen sein, ob diu fraw ain knäblein trag.
Uhlirz, Qu. Wien (
moobd.
,
1446
):
7 sh. dn. [...] die Hannsen dem Köpplein von Meran [...] zugebürnt, den er als vor dreissig jarn mer oder minner knabenweis durch lernung willen der Welhischen sprach gen Pern geschikcht hat.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1524
/
54
, Hs.
1633
):
ob ainer hie geseßner ain kindl, eß wär ain knäbel oder diernl, von jugent aufzug.
Bischoff, Steir. Landr. (
m/soobd.
, Hs. 
v. 1425
):
Recht also ist umb ainen chnaben, dieweil er sein selbs vngewaltig ist.
Oorschot, Spee/Seifert. Proc.
464, 7
;
Knape, Messerschmidt. Bris.
1, 37
;
Opitz. Poeterey
9, 3
;
Skála, Egerer Urgichtenb.
103, 1
;
Köbler, Ref. Nürnberg
255, 10
;
Wickram
4, 18, 8
;
Lauater. Gespaͤnste
44r, 11
;
Welti, Stadtr. Bern ;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Morrall, Mandev. Reiseb.
115, 19
;
Barack, Zim. Chron. ;
Eschenloher. Medicus ;
Goldammer, Paracelsus
2, 254, 3
;
Eis u. a., G. v. Lebenstein
71, 15
;
Uhlirz, Qu. Wien ;
Mollay, H. Kottanerin
32, 2
;
Voc. Teut.-Lat.
q viijv
;
Lehmann, Rezeptb.
205
.
Vgl. ferner s. v. ,  1, (V.) 14,  2,  1,  2,  8,  2,  3,
4
(Adv.) 1,  3.
2.
›jugendliche männliche Person, die zu jm. in einem Abhängigkeitsverhältnis unterschiedlicher Art steht: Knecht, Diener‹; im einzelnen: ›Knappe‹ (am Hofe); ›Geselle, Lehrling‹ (im Handwerk, Bergbau); ›Matrose‹.
Bedeutungsverwandte:
,  2,  34, , .
Syntagmen:
einen k. etw. leren, einen k. abschicken / verdingen; von einem k. etw. nemen; armer / edler / geistlicher / stolzer k.
Wortbildungen:
knabenarmbrust
(a. 1551).

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
[Abraham] ûznam | sîner knabin gesundirt | wol achzên und drîhundirt, | mit den er an dî heiden reit.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
70, 20
(
omd.
,
1544
):
wan ein knabe alt und starck ist gewest, so hat man yhme lohn dornoch gegeben.
Ermisch, Sächs. Bergr. (
osächs.
,
1509
):
soll ein ieglicher schichtmeister [...] auch eygentlich antzeigen [...] was uffs gedinge ader arbeytter gegangen, und dieselben arbeitter, knecht und knaben namhafftig machen.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
sint tot pelieben [...] zwen reisig knecht, item pei 8 knaben.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
105, 11
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
so man der feindt gewar wurdt, so kan ein jglicher von seynem knabenn sein hauptharnisch vnd spis [...] nemen vnd den knaben dornoch von jme aus dem zeug heyssen rucken.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
iltte der edel ritter gütt | Und mit im der knabe wol gemütt.
Kocher, Rechn. Schönenwerd
329, 75
(
halem.
,
1387
/
8
):
Iten knaben dederunt X F per Iacobum Schútzen.
Sappler, H. Kaufringer
14, 133
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
der guot ritter und sein knab | die satzten sich ainhalb ab, | das ir niemant ward gewar.
Bauer, Geiler. Pred.
102, 20
(
Augsb.
1508
):
Ain mechtiger herr der ainen armen knaben an seinem hof hat / wellicher knab alwegen in dem stall der pferd wartete.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Da er [graff Vlrich] nur mit einem knaben zw inn gienng [...] da hueben die Vnngern an.
Strehlke, a. a. O. ;
Löscher, a. a. O.
69, 41
;
Koppitz, a. a. O. ;
Kocher, a. a. O.
285, 28
;
Kläui, Schweiz. Urbare
3, 306, 38
;
Vorarlb. Wb.
2, 97
;
Vgl. ferner s. v.  1.
3.
›Mann, Bursche, Kerl unterschiedlichen Alters‹; oft ironisch oder abwertend.
Bedeutungsverwandte:
 2, .
Syntagmen:
alter / arger / armer / böser / frischer / frommer / guter / junger / lieber / lustiger / nasser / rechter / schwätziger / stolzer / truckener / unsinniger k.

Belegblock:

Lohmeyer, K. v. Nostitz (
preuß.
,
1578
):
wie er ins landt kom [...] war er auch ein armer gnabbe.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
so spricht men: du bis Nero, als woulde men sagen: du bis ein bois knave.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
709
(
mrhein.
,
um 1335
):
Nuͦ horent mich, ir stolzen knaben, | den [ich] kussen, den sullent ir haben.
Harms u. a., Alberus. Fabeln
69, 41
(
Frankf./M.
1550
):
Jch hab auch offt eim Ackermann | Ein gaul erwuͤrgt ich arger Knab.
Karnein, Salm. u. Morolf
654, 6
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
ein geleit solt ich von dir haben, | obe mir uht wider fure, | das mich nit beraubten die knaben.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
556, 1554
(
Magdeb.
1608
):
WJr muͤssen dennoch auch zeit haben / Zu mustern vnd ruͤsten die Knaben.
Anderson u. a., Flugschrr.
13, 10, 15
(
Leipzig
1522
):
Vnd trutze sey dir Luder gebothen / sampt alle͂ deynen knabenn / vorlege vns dise schrifft.
Spanier, Murner. Narrenb.
60, 48
(
Straßb.
1512
):
Darumb ist er ein nasser knab | Vnd suͦcht syn spyß mit oͤdem fundt.
Spanier, Murner. Schelmenz.
35, 1
(
Straßb.
1512
/
3
):
Wir lychnam frummen / trucknen knaben | gantz ein kurtzen athem haben, | Den er vns schier wil gar zerrinnen.
Dierauer, Chron. Zürich (
halem.
,
15. Jh.
):
kament der von Switz botten und sprachent, ir knabli werin aber geloͮffen gen Tuͦm, und wolten si die Walhen úbervallen.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
3089
(
schwäb.
,
1453
):
Die hielten bald, was sie gebüt: | Scharganten und mang böser knab.
Goedeke, P. Gengenb. ;
Froning, Alsf. Passionssp.
5258
;
Helm, Maccabäer ;
Peil, a. a. O.
572, 2096
;
Lemmer, Brant. Narrensch.
103, 3
;
Vgl. ferner s. v.  1,  3,  1,  2, .