arbeitselig,
Adj.;
ein Teil der Belegformen ist stark deformiert.
1.
›bedauernswert, elend, geplagt, armselig (aus unterschiedlichen Ursachen)‹; speziell: ›verarmt, unterdrückt (aus sozialen Gründen)‹, ›entkräftet, schwach (auf Grund von Mangel oder körperlicher Defizienz)‹, ›erbarmungswürdig, der Sünde verfallen (in religiöser Sicht)‹, ›bedrängt (angesichts drohender Vergewaltigung)‹;
offen zu 2 und 3; vgl.  1,  1,  1,  1.
Auffallend häufig für das Wobd./Rhfrk. belegt.
Syntagmen:
a. hagel / mensch / man / ritter, a. regiment / kind / erdreich / leben.

Belegblock:

v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
fürhabens, seyn wollust mit jr zuuolbringen. Aber die arbeytselige schrie so hefftig.
Bobertag, Faust (
Frankf.
1587
):
ACh, ach, ach, ich arbeitseliger Mensch, O du betruͤbter vnseliger Fauste.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Was arbaitselliger, ellendiger man | Bin ich zu disen stunden, | Das mich ain weib hett so gebunden!
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. (
schwäb.
,
1546
/
8
):
kam kaisserliche maeystatt zu Esslingen eingerittenn myt einem grossen her vonn reissig und fusfollck so gar beschissenn arbozellig leibloss vollck.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 2, 36
(
schwäb.
,
1562
):
so einer oder mehr pettler [...] so schwach und arbeitselig wer, das sie nit geen kinden.
Ruh, Bonaventura
340, 7
(
oschwäb.
,
2. V. 15. Jh.
):
Wann der herr von des zerlangen wegen worden ist schwach, arbeitsalig, arm.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Bettler und arbaitselig lüt, | Die man verbannet und verbüt.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern (
halem.
,
1675
):
Under den weisen kinderen dan sollend sein 46 knaben [...] nit thumme oder so gar arbeitselige, die zu keiner arbeit im hauß tüchtig.
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
wurdend sy von dem engel verjagt und uff diß arbentseligs erttrich gestossen.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
6r, 9
(
Zürich
1521
):
O mich arbentsaͤligen / der da hie ouch find alle ding zerstoͤrt vnd gschendt durch zwytracht / vnnd also vast / das ich kum in der gantzen statt ein huß finden mag / da man mich doch etlich tag behalt.
Kottinger, Ruffs Etter Heini V. (
halem.
,
1538
):
wir buren, die da herren haben, | sind die aller arbeit seligisten lüt, | die da lëbend in disem zytt.
Holtzmann, Gr. Wolfdietrich (Hs.
15. Jh.
):
er sol in siner jugent sin ein arbeitselig man, | und sol an dem alter die kron ob allen fürsten han.
v. Keller, a. a. O. ; ;
Barack, a. a. O. ;
Bachmann, a. a. O. ;
V. Anshelm. Berner Chron. ;
Bihlmeyer, Seuse ;
Vetter, Schw. zu Töß ;
Hulsius
A iijr
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Öst. Wb.
1, 317
.
2.
›vom Krieg ausgefüllt, voller Kämpfe‹;
Wortbildungen:
arbeitseligkeit
2.

Belegblock:

Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
Do kămmend die burger mit iren werren fŭr den pallast, also daz iren by siben tussend wărend oder mer; aber die Frantzossen warend am ingang, die wăren innen wol darvor hin inn zekommen. Ach, waz arbentselligen tags das was!
3.
›(aus Gründen religiöser Heiligung) Enthaltsamkeit, Askese übend, Leid tragend‹;

Belegblock:

Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
er wolt keiner Frawen, er wolt allein arbeitselig sein.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Er gewan kuntsami eins heiligen erlúhten menschen, der ein vil erbetseliger lidender mensch waz in diser welt.
aller martrer [...] bluͦt, aller froͤlicher bluͤnder jugend willenbrechen. aller gottesfrúnden, wetuͦnden uͤbungen und ellú dú verborgnú und offenbarú liden und leid, dú ich ald ie kein erbetseliger lidender mensch ie gewan an lib, an guͦt, an eren, an frúnden ald an unmuͦt.