pfaffe,
der
;
-n/-n
;
zu
mhd.
phaffe
›Geistlicher, Weltgeistlicher, Priester‹
(), dies über
got.
papa
aus
griech.
papás
›niederer Geistlicher‹
(
Pfeifer, Etym. Wb. d. Dt.
1993, 994
).
1.
›Geistlicher, Priester‹; vor allem seit der Reformation negativ bewertet und als Schimpfwort für den katholischen Geistlichen verwendet.
Bedeutungsverwandte:
(
der
), , ,  2, .
Syntagmen
ein abtrünniger / erwürdiglicher / geiziger / grosser / hoher / papistischer/ ungelerter / verfluchter / verlogener / weiser / weltlicher / wolgelerter pf.
; als Doppelformel:
pfaffen und leien
.
Wortbildungen:
pfaffenbuch
,
pfaffendiener
,
pfaffenehe
,
pfaffenfeind
,
pfaffenkappe
,
pfaffenkirchhof
,
pfaffenknabe
,
pfaffenkopf
,
pfaffenkrieg
,
pfaffenlere
,
pfaffenpredigt
;
pfäffen
.

Belegblock:

Große, Schwabensp.  (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
wirt auer daz kint zůr kirchen gebracht, so bedarf daz kint vnde de můter nicht gezůges wen des paffen, der iz getoufte.
Joachim, Marienb.Tresslerb. (
preuß.
,
1402
):
24 m. dem spitler […] vor eynen pfaffen durch got gegeben, und man gibt ym yo vor den pfaffen 12 m. vor 1 yar.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
9946
(
rib.
,
1444
):
Want id dat vur mirakel hielde | Ind gaff id zo dem selven bilde, | Ind also wynnet der paffe dan | Ind machet eyne valsche kirmisse da van.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Die zwein paffen reden den dryn, | dyt was irs radis begin.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Frankf.
1545
):
Eyn Scherer gieng zů seinem Hauß eyn. Wie er die Stůb uffthet, lag ein Pfaff bei seiner Frawen.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1602
):
Sihe, du verfluchter pfaff vor gott, und schandlapp aller priester, pflegen die seelsorger also zu handeln, die kaum wirdig weren, säuw oder ander viehe zu verwaren.
Strauch, Par. anime int.
1521
(
thür.
,
14. Jh.
):
ez wonderin sich ungeleubege lude und etlichte ungelarte cristine lude und joch etliche phaffin wizzin da fon alse wenic alse ein stein.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Eyn iczlich man, der kein gewiet pfaffe ist noch geistlich man nicht en ist, der mag in eyme iczlichen wertlichen gerichte […] vorspreche wesen.
Luther, WA (
1522
):
wer pfaff odder munch wirt, ynn dem namen, das er eynen seligen stand will annehmen, der tritt vom Christlichen glawben yn den unglawben.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
,
1325
):
Der cinsmeister, he si besezzen oder nicht oder he si pfaffe oder leie, so beheldet he daz cinsgelt mit rechte.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
Hirauf sprechen wir ein recht: Das kein man, es sei pfaf oder leih, ein monch oder ein kirchenvater, sall wider verkummern noch verkaufen noch verseczen keinerhand geweite ding.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
56, 21
(
schles.
,
1361
):
wer mich des besayt hat, her sy pfaffe adir leyge, der hat mich belogen als ein vngetruwe kebes sůn.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
um 1400
):
auch het er mit sein selbs hant vil moͤrd getan an prelaten, paffen und muͤnch und layen mit prennen, ertrenken, erslagen.
Gille u. a., M. Beheim
234, 80
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Auch sol chain cristen, wer der sey, | ein munch, ein pfaff oder ein ley, | sich chern an der juden gespey | noch disputirn mit ine.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1618
):
Fassnachtspil, von einem Pfaffen, der den Teufel beschwern wolt, dass er ihm sein Köchin nicht hinführn solt.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Denne sint andere das gemeine verdingete knechte Gotz sint. Das sint pfaffen und nunnen und alle soliche lúte die Gotte dienent ume ir pfruͤnde und umbe ir presencien.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
er satte den kantzeler an daz bistum zů Strosburg und den appet von Peris an daz bistum zů Eistete, dis geschach uf einen dag disen zweien, die doch frumme lüte worent und wolgelerte pfaffen.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
321, 1
(
els.
,
1362
):
Dis ist och die zit der súben ordenlicher genge, wenne sant Gregorius soliche ordenunge dem folke uf gesat, daz zů forderest ging die weltlichen pfaffen, do noch die geistlichen lúte vnd múniche, hie noch die ingesegenten nunnen.
Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
1371
):
Swer ieman sleht, der stúre git, es sie phaff oder laͤge, dem ungeholffen ist, oder schuler den sol man buͤtzen.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 293, 15
(
Hagenau
1534
):
Pfaffen muͤgen wol hůren haben | Aber keyne eeweiber.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1561
):
In disem jar seind warhafte neue zeitungen gedruckt worden von dem fortgang des euangelii und greulichen, wunderbarlichen straffen der papstischen pfaffen und widersacher Christi in Schotten⸗ und Engeland.
Memminger Chron. (
Ulm
1660
):
Hier ist zu merken | daß das Wort Pfaff | bey vnsern Zeiten vor verächtlich gehalten werden will | also daß ein Geistlicher | so man jhn einen Pfaffen nen̄et | vermeinet gescholten zu seyn.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
A. 14. Jh.
):
In dirre stat ensol enhein munch, noch phaffe, noch ritter zoln geben.
Leisi, Thurg. UB
6, 430, 30
(
halem.
,
1367
):
Also wenn ein pfaff stirbet, der dem gotzhus zůgehoͤrt, so sol er in erben an husgetraͤgd, an husgeschierr und an andren dingen.
Rennefahrt, Stadtr. Bern (
halem.
,
1387
):
es soͤllent auch die herren und stette menglich, es sien phaffen, leyen, geistlich oder weltlich, cristan und juden, gebieten und sweren heissen.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Dar umb ist kund allen wolgelerten pfaffen, daz daz wiselos wesen ǒch namelos ist.
Lemmer, Brant. Narrensch.
73, 17
(
Basel
1494
):
Des fyndt man yetz vil junger pfaffen | Die als vil künnen als die affen | Vnd nement doch selsorg vff sich | do man kum eym vertruwt eyn vich.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
er hat auch unmenschlich mit seiner selbs hand und mit andern übeltätern […] erwirdigklich pfaffen, geistlich lewt ermört.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Solch dergleichen angezaigt irtum sein gar miteinander vil in allen püechern: das machen die ungelerten münich und pfaffen, auch der heiligen göttlichen schrift gelerten.
Große, a. a. O. ;
Thiele, Minner. II,
23, 101
;
Ermisch, a. a. O. ;
Strauch, a. a. O.
118, 35
;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
4, 14
;
Gerhard, Hist. alde e
2944
;
Küther, UB Frauensee
190, 27
;
364, 32
;
Gilman, a. a. O.
1, 238, 3
;
2, 228, 8
;
232, 10
;
Anderson u. a., Flugschrr.
18, 1, 4
;
Vetter, a. a. O. ;
Lemmer, a. a. O.
72, 85
;
Leisi, Thurg. UB
8, 543
;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Bad. Wb.
1, 182
;
2.
›Gelehrter, Denker, Philosoph‹; nur im Schrifttum der Mystik bei Meister Eckhart belegt.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Nû sprichet Plâtô, der grôze pfaffe, der væhet ane und wil sprechen von grôzen dingen.
3.
Bezeichnung für verschiedene Tiere wie das Bläßhuhn, den Dompfaff, die durch Ähnlichkeiten mit der Kleidung der Pfaffen motiviert sind.

Belegblock:

Schles. Wb.
2, 982
(a. 
1603
).