sterben,
V., unr. abl.
1.
›sterben (z. B. aus natürlichen Ursachen, aufgrund religiöser Vorbestimmung, aus Hunger, durch Gewalteinwirkung)‹, vom Menschen gesagt.
Bedeutungsverwandte:
 5, ,  2, , , (s. v.  12); vgl.  7, , (V.) 4,  23,  16.
Gegensätze:
 1, (V.) 1.
Syntagmen:
der freund / mensch / pfaffe, das kind / weib s., j. dermalen / einmal / ehe (der zeit) / nimmer mer, diese stunde, alleine / elend / gähling / gerne / gut s
.;
des hungers / todes
(mehrfach),
eines rechten todes, der wunden, eines scheuslichen lebens s
.;
j
. (z. B.
der vater
)
jm. s
.;
dem menschen zu s. angeerbt sein
;
an dem husten / schlage, an einer krankeit, an lügen, am tod, an den wunden, an der arsmarter, an einem son
›bei der Geburt eines Sohnes‹,
am
›im‹
bette, ane den tauf, bei dem frieden / krieg, durch frolichheit, in pein / erbsünde / krankheit, im felde / wasser, in kurzen jaren
›jung‹,
mit eren / frieden, um etw
. (z. B.
um den glauben
),
von alter / freuden / traurigheit / unmasse s., das kind im weibe s., jm. unter den händen s
.;
jn. sterbend verlassen
;
die sterbende arbeit / not
›Todesnot‹,
der sterbende mensch
;
die liebe des sterbenden
;
sich sterbens versehen, kein kraut für das sterben gewachsen sein, jn. ums sterben anrufen, das leben durch sterbens willen geschaffen sein
;
der tag, das zeichen des sterbens
.
Wortbildungen:
sterbblatter
(am ehesten hierher; oder zu einer Wurzel mit der Bedeutung ›starr, steif [sein]‹, die in
sterben
nicht mehr durchscheint?),
sterbdank
›Gedanken an den Tod‹,
sterbechtig
›sterbend‹,
sterbensnot
,
sterbetag
,
sterbkittel
,
stürbelich
.

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O.
1524
):
daß er euer heiligkeit also geschmecht, oder sunst eins scheuzlichen lebens gestorben.
Luther, WA (
1525
):
Der herr ghet mit eitel sterb dancken umb.
Ders., WA Tr. (
1538
):
Jch eße, was ich mag, vnd sterb, wen Gott wil.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
277, 511
(
Magdeb.
1608
):
er [Fuchsschwentzer] zeugt den Sterbkittel abe / | Dem todten Seidenwurm im grabe.
Ebd.
511, 131
:
Das Er in den Bluͤenden Jahren / | Elend im Wasser wer gestorben.
Klett, J. v. Soest
8, 395
(Hs. ˹
wmd.
,
1470
/
80
˺):
eyn mensch mag sterben mancherley, | dan eyner styrbt von truricheit, | der ander styrbt durch frolicheit.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
wie got, der ie was untotlich, | mochte imber werden sturbelich.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
1150
(
Köln
1476
):
der vyll also verduruen, | Dat sy an den wunden sturuen.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
Adã als he alt was [...] so wart he swach vñ starff.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
991
(
mrhein.
,
um 1335
):
Ir clagent vil von disme man, | an dem ich doch nit vinden kan, | dar vme er solle sterben.
J. W. von Cube. Hortus
121, 34
(
Mainz
1485
):
want er [saffran] brenget also groiß freude dem hertzen daz der mensche von freuden stirbet.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Sterben. Mit Tod abgehen. Das leben schliessen. Kuͤrtzen. Abbrechen. Auffheben. Verlieren / oder verlassen. Den geist auff geben. [...]. Nach goͤttlicher fuͤrsehung die schuldt der natur bezalen.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
14, 10
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
die philosophen, wann sie sprechen, am besten zu sterben, wann am besten liebet zu leben.
Ebd.
22, 7
:
das leben ist durch sterbens willen geschaffen.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
72, 40
(
omd.
,
1487
):
Ap du es [kinth] mitt gertten haẇest, es stirbt nicht dau̇on. vor nÿm so es mitt massen geschÿtt.
Thür. Chron.
16r, 10
(
Mühlh.
1599
):
Gott straffte diese Tyrannen wider / das jhr keiner eines rechten Todes starbe.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
68v, 41
(
Leipzig
1588
):
Wer seinen Vater oder Mutter schlegt / der sol des Todes sterben.
Weise. Jugend-Lust (
Leipzig
1684
):
Fürs Sterben ist doch gar | Kein heilsam Kraut gewachsen.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Dies emortualis Sterbetag.
Amiculum ferale Sterbkittel.
Opitz. Poeterey
24, 13
(
Breslau
1624
):
Wil mit andern lustig sein / | Muß ich gleich alleine sterben.
Logau. Abdank.
164, 4
(
Liegnitz
1651
):
Jch sehe / das die Leute beim FRJEDE eben so wol sterben alß beim Kriege.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
143, 17
(
Nürnb.
1548
):
Da kan ein Mann kein groͤsser leid geschehen / denn so sie [weyb] in kranckheyt felt / oder gar stirbet.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
all kurtzweil thut hie vergahn. | Wenn wir sterben, so ists als auß.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Nun hilff vns hie du lieber GOtt, | Vnd auch in der letzten Sterbensnoht.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
215v, 20
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Ob das kint in dem wib sterbe, so / nim gruͤnen bolayen vier hant voll vnd [...].
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 15, 11
(
Hagenau
1534
):
es sol kein Tyrann eins rechten tods sterben.
Ebd.
74, 11
:
Ein Christen soll [...] gesinnet sein / als solt er dise stunden sterben.
Ebd.
187, 8
:
Wer im xxiii. jar nicht stirbt / und im xxiiii. nicht ertrinkt / unnd im xxv. nicht wirt erschlagen / der mag wol sagen von guten tagen.
Ebd.
389, 2
:
Stirbstu / so grebt man dich mit der hawt / das thuͦt man eynem Esel nicht.
Ebd.
400, 5
:
Es stirbt niemant gern.
Ebd.
502, 11
:
Hette er sollen an der ersten lügen sterben / er were lengst todt.
Ebd.
2, 12, 34
([
Augsb.
]
1548
):
man günnet mir das brot nicht / das ich essen solte / sonder muͦß des hungers sterben.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
Das du solt mercke͂ die zeichenn der gesuntheit oder des sterbens.
Ebd.
So soltu das geschoß mit nichtenn vß ziehen das er nit dester e sterb biß du in bewarst mit dem heigen sacrament.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
Es sind Leute, die da wohl leben vnd noch besser sterben.
Ein Narr stirbet alle Tage, auß forcht daß er dermahlen eines sterben muß, ein Gottloser aber lebet alle Tage, als ob er nimmermehr sterben solte.
Sagt bey sich selbsten, daß weil sein Weib je hab sterben sollen, sie es vor langem hätte thun können.
Jörg, Salat. Reformationschr.
767, 12
(
halem.
,
1534
/
5
):
die [vyende] jetz eins teyls tod / ettlich jn sterbender arbeytt [...].
Maaler (
Zürich
1561
):
Er ist Gestorben. [...]. Es muͦß ein mal Gestorben seyn. [...]. Selber Gestorben vnd von niemants getoͤdt.
Hulsius
R jr
(
Nürnb.
1596
):
Sterbechtig / mourant.
Morrall, Mandev. Reiseb.
167, 25
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
wenn sie [kindlin] sterbend, so sind sie [frowen] aller froͤden voll.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Wie er gelept, also ist er auch gestorben.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Von alter muͤssen wir alle sterben.
Ebd. :
Wer nicht stirbt im Mertzen / der hat zu sorgen im Aprill.
Sterbblatter / papula lethalis, carbunculus, anthrax, ulcus crustosum à sanguine in atram bilem conuerso.
Buijssen, Dur. Rat.
1, 30
(
moobd.
,
1384
):
mer leutte sterbent von unmazze denn von dem swerte verderben.
Bastian, Runtingerb.
2, 24, 12
(
oobd.
,
1392
):
(So) aber sterben an den drwͤsen ist, so sol ich di pilluli zwir in der wochen nemmen.
Klein, Oswald
65, 17
(
oobd.
,
1410
/
1
?):
Vil besser ist mit eren kurz gestorben zwar, | wann mit schanden hie gelebt zwai hundert jar.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
An dem pittern [tod] sterben die kinder, an dem unzeittigen sterben die júngling.
Munz, Füetrer. Persibein
260, 3
(
moobd.
,
1478
/
84
):
ob du von mir nicht willd | sterben ains todes pitter, | so [...].
Ebd.
348, 5
:
nw ler, was da haisset sterben, | oder pewt dein vianntze her.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
an ainem sun, dem jüngsten, starb sy zu Regenspurg.
Niemant kunt im gehelfen; er starb der selben wunden.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
sant Ulrichen vaters brueder ward ser wund, starb der wunden.
Wackernell, H. v. Montfort (
soobd.
,
A. 15. Jh.
):
das ich könd erwerben | vor mines todes sterben | der frôwen huld.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
104, 32
(
tir.
,
1464
):
Meines prueders sun, genant Röt, dem starb vater vnd müeter, der ward mir zu pracht.
Alberus, Barf. ;
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. vngerat. Sohn ;
Peil, a. a. O.
260, 20
;
Quint, Eckharts Trakt. ; ;
Franck, Decl.
333, 2
;
Reichmann, a. a. O.
143, 25
;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Vetter, Pred. Taulers ; ;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
669, 14
;
815, 30
;
Moscherosch. a. a. O. ;
Lauater. Gespaͤnste
65r, 4
;
Sappler, H. Kaufringer
16, 190
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ;
Vgl. ferner s. v.  1,  5,  5,  4,
1
 314,  2, (
die
2,  2,  3, , ,  6, ,
4
(Adv.) 1.
2.
›durch eine Seuche dahingerafft werden, der Seuche erliegen (von Personen)‹; mit Verschiebung des Subjekts und unpersönlich: ›ausbrechen, wüten (von der Seuche)‹; erstere Variante offen zu 1.
Phraseme:
es fing an zu sterben
›die Seuche brach aus‹;
es starb (ser / wol / ziemlich)
›die Seuche wütete [...]‹.
Syntagmen:
j. sterben
;
der sterbende ort
(Hypallage),
sterbende läufe
›Pestepidemie‹ (vgl.  8).
Wortbildungen:
sterbenssucht
(a. 1599f.),
sterbsucht
(a. 1585).

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
3, 342, 19
(
preuß.
,
1451
):
so stirbet is also sere, das man uff dese czeit dorczu nicht mag komen.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
18
):
Als wir hinein fuhrn auff dem Meer, | Starb es auff vnserm Schieff gar seer.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
daz von dem sterbende zuͦ Strosburg stürbe 16 dusent lütes, doch starb minr lutes do noch margzale, alse man sprach, wande in andern steten.
Chron. Augsb. Anm. 2 (
schwäb.
,
v. 1536
):
Ain erber rat hat in disen sterbenden leuffen zway heuser ausserhalb der stat [...] zuͦ erbawen furgenomen.
Ebd. (zu
1562
):
verpieten lassen, daß der sterbenden leuff halben kain burger [...] niemand [...] einnemen soll.
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. (
schwäb.
,
1548
):
wa seych kryg tyrung oder sterbentt leüff zuttryg.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
Umb sant Bartelmeßtag fieng eß an zu sterben zu Ulm.
Darnach [...] kamen die knecht wuder, ful krancker, sturben erst ful dahaim, aber im Welschland send ön zal gestorben.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1623
):
ernstlich verbotten das sich all diejenigen, [...], so von sterbenden ortern sein, [...], weder in die statt herrin in kein hauß einkert.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen ;
Barack, Zim. Chron. ;
Vgl. ferner s. v.  1.
3.
dient in formelhafter Verwendung der Bestätigung, Bekräftigung eines im textlichen Umfeld genannten Inhalts, oft in dem Sinne von ›selbst wenn es mich den Tod kosten würde‹ o. ä.; dabei ist die Möglichkeit des Todes oft, allerdings nur grenzwertig, mitgedacht.
Phraseme
(jeweils mit gewissen synt. Varianten):
vor lachen sterben
;
es gehe an ein sterben oder genesen
;
ehe sterben, ehe
[Angabe einer Alternative];
lieber sterben wollen, dan / wan / als das [...]
;
lieber gestorben sein, den [...]
;
ich mus sterben, wo nicht [...]
;
ich wil [...], solte ich dan sterben
;
ich müsse sterben
[+ Bedingungssatz];
ich sterbe
(wohl Konj.),
ich sei / wen [...]
;
ich sterbe oder ich wil [...]
.

Belegblock:

v. Ingen, Zesen. Ged.
390, 10
(
Breslau
1641
):
Wo Er nicht koͤmmt und mich ergoͤtzet | So muß ich sterben.
Ders., Zesen Rosenw.
74, 8
(
Hamburg
1646
):
Roselinde / deinetwegen fuͤhl ich solche flammen / daß ich gewiß / wo du mir nicht bald huͤlfest / jaͤhligen staͤrben muß.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
121, 4
(
rhfrk.
,
um 1435
):
solde ich wol darvmb sterben / jch wil sye von grosser liebe zu dryen malen küssen.
Ebd.
12
:
Lyebe ffrouwe sprach der getwerg / jr lassent mich dan bij üch slaffen vnd nement mich nackent in uwer arme / so müß ich sterben.
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
wo ich jhn antreff, verhoff ich euwere Sön [...] zurechen, oder wil darüber Sterben.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 537, 21
(
Hagenau
1534
):
daß sie ehe zehenmal gestorben weren / ehe sie wider ehre solten gehandelt haben.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ich Staͤrbe / Jch sey nit ein guͦt gesell. Dispeream. Iurantis uox. Jch Staͤrbe wenn ichs weyß. Ne uiuam si scio.
Roder, Hugs Vill. Chron. (
önalem.
,
1525
):
Da schwuͦr ain gantzer raut zuͦm ersten zuͦ der gemaind, darnach ain gantze gemaind, [...], all zuͦm raut all, die statt nit uffzugebend und by ainandern zuͦ sterbend und zuͦ genessen.
Munz, Füetrer. Persibein
218, 4
(
moobd.
,
1478
/
84
):
es wirt gewaget, | es ergee recht an ain sterben oder genesen!
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
Alle die da waren sturben vor lachen, dartzu forchten sie mich yetz all.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
8, 2
;
Peil, Rollenhagen. Froschm.
561, 1727
;
v. Keller, a. a. O. ; ;
Karnein, Salm. u. Morolf
487, 7
;
Langmantel, Schiltb. Reiseb. ;
Vgl. ferner s. v.  2,  1, ,
5
 5,  3.
4.
›sterben (von Personen) als rechtsrelevanter, mit bestimmten Folgen verbundener Vorgang‹; oft mit Bedingungssatz und Nennung der Folge mittels
so sol(len) [...]
.
Syntagmen:
der bruder / freisässe / man / vater, das kind s
.;
der vorfal des sterbens
.
Wortbildungen:
sterbochse
,
sterbrind
,
sterbvieh
(zur Bedeutung s.
sterbhaupt
).

Belegblock:

Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
Stirbet denne der man vnd lesset schult alse vil alse her hat, man sal dy schult betzalen von syme gute.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
192, 25
(
thür.
,
1474
):
so magk der beschuldigete man met merem rechten unschuldig werden, also daz er swere, daz er keynen mort an deme vorscheyden manne getan habe unde daz er synes slahens halbin nicht gestorbin sy.
Heydn. maister
8r, 6
(
Augsb.
1490
):
wann die vaͤter võ gemein nucz wegen verderbend oder sterbend / sollen jre kinder von gemeinem guͦt ernoͤrt werden.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1494
):
stürb dann ain freisäzz, der nicht rechter und nähenter erben hinter im in nähent liezz, so soll sich ain kellner desselben guets [...] underziehen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
15.
/
16. Jh.
):
die angesessen hauswirt, wan der ainer stirbt, der schol geben ain sterboxen.
Ebd. (
1586
):
So ain hold stirbt [...], so volgt dem herrn nach ain sterbvieh nach seiner wall.
Ebd. (
15.
/
16. Jh.
):
ob ain hold, [...] stirbt und mit tod abgeet, so sol sein wittib oder erben ain sterbrind geben.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
95, 23
(
mslow. inseldt.
,
1611
):
Jn fall aber das kind śturb, śollen die Zway Thail auf die Mutter deß kindß [...] fallen.
Lau, Qu. Neuß ;
Grosch u. a., a. a. O.
57, 6
;
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
616
;
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. ;
Dirr, Münchner Stadtr. .
5.
›sterben‹ im Sinne von 1, aber mit semantisch bestimmendem Bezug auf die Unterscheidung von
1
leib
1 und
sele
, damit auf den Menschen als diesseitiges Leib-Wesen und zugleich als Seele-Wesen; dementsprechend kann einmal das leibliche Sterben (dazu ggs.: , V., 1) und einmal das Sterben der Seele (dazu ggs.: , V., 6) dominieren, in ersterem Falle mitgesetzt: ›in die ewige Nähe Gottes eingehen‹, in letzterem Falle: ›ewig von Gott getrennt sein, in der Gottferne stehen‹; vgl. die Syntagmen und Belege.
Meist Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Syntagmen:
zu s. begeren
;
ewiglich / williglich / gut / sicher, fort und fort, in ewigkeit s., nicht mehr s. können
;
der alte mensch, Adam s. müssen
;
sich in etw. gestorben finden, an dem fleisch, in got s
.;
das leben in sterbende geboren werden
;
der sterbende christ
;
das s. ein gut, scheidung der sele und des leibes sein
;
das s. in die lebendigkeit gottes
;
das ewige / erschreckenliche / tödliche s
.

Belegblock:

Luther, WA (
1543
):
Ein newgeborner Mensch er heisst, | Der nicht mehr koͤnne sterben.
Ders. Hl. Schrifft.
Joh. 11, 25
(
Wittenb.
1545
):
Jch bin die Aufferstehung vnd das Leben / wer an Mich gleubet / der wird leben / ob er gleich stürbe
[
Krumpach
1522:
tod ist
;
Emser
1527:
wer dot
].
Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
die nach lone | Bi disem libe worben | Und an dem vleische storben.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Wir loben in gote sterben, ûf daz er uns setze in ein wesen, daz bezzer ist dan ein leben: ein wesen, dâ unser leben inne lebet, dâ unser leben ein wesen wirt. Der mensche sol sich williclîche geben in den tôt und sterben, daz im ein bezzer wesen werde.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
508
(
pfälz.
,
1436
):
So ferr so sterben nit anders ist dann scheidunge der sele vnd des libes von einander.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
ob der sŭndere wil [...] halden alle min gebot, der sol mit mir leben ewichliche [...] und ensol niht sterben.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
10b, 6
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
Jch beger zv sterben vnde mit got zv sein.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
14. Jh.
):
wie ein edel fruͦhtber und ein wunderlich wunnenklich leben wurt geborn in sterbende! Ach wie ist es ein so edel grundelos luter guͦt, kunnen sterben!
Andreae. Ber. Nachtmal
71v, 8
([
Augsb.
]
1557
):
denen [Seelen] man kain fenster darff auffthuͦn (wie die alten weiber pflegen bey den sterbende͂ Christen / damit die Seele künde hinauß faren).
Ebd.
108r, 17
:
Also ist das die hoͤchst peen [...] fort vnnd fort / vnnd in ewigkait gepeiniget / sterben / vnnd gemartert werden.
Wackernell, H. v. Montfort (
soobd.
,
A. 15. Jh.
):
bschiht des nit, | so btütz ein ewig sterben.
Asmussen, Buch d. 7 Grade
622
;
Reichmann, Dietrich. Schrr.
79, 21
;
186, 30
;
Vetter, a. a. O. ;
Eichler, Ruusbr. steen
115
;
1226
;
Andreae. a. a. O.
108r, 1
;
113r, 14
;
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
213, 97
.
Vgl. ferner s. v.  2,  1.
6.
›sterben (von der Seele)‹; im Unterschied zu 5 explizit gesagt.
Meist Texte der Sinnwelt ,Religion‘.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
1. Mose 35, 18
(
Wittenb.
1545
):
Da jr aber die Seele ausgieng / das sie sterben muste
[
Mentel
1466:
der tod ... anstuͦnd
;
Eck
1537:
die seel ... außgieng
].
Jostes, Eckhart
25, 10
(
14. Jh.
):
Di sele sol sterben in dem leib, als unser herre gesprochen hat: Das ist beweiset an dem weizzenkorn, daz da vellet zu der erden, so mak do kein fruht werden, ez ensterb zu aller erst. Daz sterben der sele daz sol sein an dem bekantnu̇zze gotes, daz si von ir selber fliehen sol.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
zu gelicher wis als der lichnam stirbet, swanne die sele von im vert, also stirbet die sele, swanne gotes genade von ir vert.
Asmussen, Buch d. 7 Grade
3
(
nobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
daz muzzikait ist ain vergift | davon die sel stirbet.
Bell, G. Hager
122, 1, 18
(
nobd.
,
1593
):
[Elia] bat, das stirb sein selle.
Gille u. a., M. Beheim
69, 62
;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
156
.
7.
›sterben (als Heilstat Jesu Christi)‹; textlich oft im Umfeld von
menschwerdung
1,
passion
1,
leiden
(
das
) 2,
auferstehung
1 stehend.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Syntagmen:
got / Jesus in demut, am kreuz s., got / Jesus von jm
. (z. B.
von den priestern
),
für jn
. (z. B.
für den menschen
),
durch jn
. (›um js. willen‹; z. B.
durch uns
)
s
.; vielfach subst.:
das sterben leiden
;
sterbens pflegen
;
an js. sterben denken, j
. (Subj.)
mit sterben
(ohne Obj.)
überwinden, durch Christi sterben gefreiet sein
;
das sterben Christi, des herren
;
das bittere sterben
;
das (an)gedächtnis / ende des sterbens
.

Belegblock:

Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
wie oft euch ditz ding widervar, | so denket an mein [Jesus] sterben.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
ein weizenkorn, daz verdarp in der erde sîner [Kristi] edeln menscheit an lîdenne und an tuonne, an betrüepnisse und an sterbenne.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Got starff, de vns allen geboit, | an dem cruce jemerlich.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1521
):
Herr, du wihlt, ehe du richtest, wie dein sohn Jesus Christus von den priestern sterben must und vom todt erstehn.
Wyss, Luz. Ostersp.
10852
(
halem.
,
1545
):
das alls vff Cristum prefiguriert, | sin mentschwärdung vnnd sterben mit ingefürt.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
wie oft euch ditz ding widervar, | so denket an mein [Jesus] sterben.
Jostes, Eckhart
55, 1
;
Mathesius, Passionale ;
Asmussen, Buch d. 7 Grade
1646
;
Reichert, Gesamtausl. Messe
26, 37
;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
51
;
105
;
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 550, 26
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
17, 14
;
Wyss, Luz. Ostersp.
54
;
Andreae. Ber. Nachtmal
63v, 16
;
Sappler, H. Kaufringer
26, 160
;
Vgl. ferner s. v. .
8.
›e. S. (weltlichen Gegebenheiten) / e. P. vollständig entsagen und damit in Gott aufgehen‹, teils subst.
Texte religiösen, meist mystischen Inhalts; gehäuft 14. Jh.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  6,  1,  3,  20,  4; zur Substantivierung:  4.
Syntagmen:
(mit Dat.obj.:)
jm. (Jesus), der welt, allen dingen, den sünden s
.; (mit Gen.obj.:)
sein selbes, des seinen, des eigenen willens s
.;
das sterben
(subst.)
am bekentnis gottes haben
;
das sterben des eigenen willens
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Dar umbe ist got gestorben, daz ich sterbe aller der werlt.
Strauch, Par. anime int.
62, 2
(
thür.
,
14. Jh.
):
darumme sal der mensche sterbin den sundin.
Ebd.
105, 22
:
diz sterbin sal di sele habin an deme bekentnisse Godis, daz si an ir selber fule und daz ur alle dinc stinkinde werdin di Got nicht insint.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
si [geischlich lúte] sterbent der welte und úberwindent daz flaisch und die welt und den túvel und lebent engelschlichen in flaischlicher nature.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
3, 40
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
der dis verstan sol, der muͦs sin selbes gestorben sin vnd in gotte leben.
Lauchert, Merswin (
els.
,
1352
/
70
):
wie gar guͦt gelosenheit were vnd eigins willen zuͦ sterbende.
Quint, a. a. O. ;
Jostes, Eckhart
68, 18
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Vetter, Pred. Taulers .
Vgl. ferner s. v.  4,  1,  4.
9.
›eingehen, verenden; sterben; tot niederfallen (z. B. durch Gewalt, aus natürlichen Ursachen, durch die Wirkung von Giften)‹; jeweils von Tieren gesagt; je nach Kontext in o. a. Weise zu modifizieren; teils unter Mitspielen rechtlicher, auch religiöser Zusammenhänge.
Bedeutungsverwandte:
 12.
Syntagmen:
die läuse / (spul)würm, der hirsch / vogel, das pferd / ros / tier, der schwarm der immen s
., [ein Tier]
an der pest, das vieh ane sele s
.;
die sterbenden fliegen
.
Wortbildungen:
stürblingfel
›Fell eines verendeten Schafes‹ (a. 1535).

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
548, 1318
(
Magdeb.
1608
):
die Tier | Die sonst fuͤr schrecken storben schier.
J. W. von Cube. Hortus
86, 11
(
Mainz
1485
):
Des safftes von kerbeln mit essig gedru͂cken nuchtern sterben die spolwuͤrm.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
318, 14
(
thür.
,
1474
):
wanne ap daz phert bynnen der zcyt sterbin worde, so solde eß nicht yme, sundern Hanßen von Swydenitcz gestorbin sin.
Bauer, Geiler. Pred.
469, 2
(
Augsb.
1508
):
Der weiß man spricht / die sterbenden fliegen
[tropisch für
die unordenlichenn wort
]
verderben die saͤnfftin der salben.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
es hiess „compelle intrare, vogel iss oder stürb“!
Ott-Voigtländer, Rezeptar 213v
22
;
Dreckmann, H. Mair. Troja
25, 1
;
Eis u. a., G. v. Lebenstein
52, 14
;
Qu. Brassó
5, 433, 18
;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 272
;
Vgl. ferner s. v.  12, , ,  3,
1
 1,  1.
10.
›schwinden, vergehen, absterben, verlöschen, verkümmern (von unterschiedlichen Bezugsgrößen, oft Haltungen, Naturphänomenen gesagt)‹.
Bedeutungsverwandte:
 2, , .
Gegensätze:
 8, .
Syntagmen:
etw
. (z. B.
der glaube, die kraft / treue, ein glied, das liecht, anschläge, alle dinge
)
s
.;
das sterben des geistes
.

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
173, 3965
(
Magdeb.
1608
):
da Glaub / vnd Trewe ist gestorben / | Vnd eigen nutz sich eingeworben.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Fürsten vnd Herrn Anschläg sterben gemeinlich zugleich mit jhnen.
v. Ingen, Zesen Rosenw.
80, 17
(
Hamburg
1646
):
weil das leben nicht bestehet / | weil auch stirbt das schoͤne licht / | und die lange nacht einbricht.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Waz dém liehte entvellet, daz vellet in tœtlicheit und stirbet.
,Daz kalte ist vergangen‘, dâ alliu dinc von sterbent.
Steer, Schol. Gnadenl.
1, 272
(
noschweiz.
,
15. Jh.
):
won sid alle gnade flúzset von jm in v́ns als in sine gelider. Da uon so stúrbet das gelid, daz uon dem hoͮpte geschaiden wirt.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
diu nâtûr ist ain maistrinn des nutzes und der nôtdurft vil nâh an allen dingen, die dâ sterbent und werdent.
aber diu kraft der augen stirbt mit dem visch.
Goldammer, Paracelsus
5, 178, 8
.
Vgl. ferner s. v.  1,  9.
11.
›auf dem Erbwege an jn. fallen, jm. als Erbe zufallen (meist von liegenden Gütern gesagt)‹.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  1,  2.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
der acker, die herschaft / wiese, das gut / königreich
)
an jn
. (z. B.
an den bruder, an den stam
)
s
.
Wortbildungen:
sterbfal
›Erbschaft‹ (Beleg s. v. ).

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
, Hs.
E. 16. Jh.
):
als hertzog Georg von Sachsen todt war, starb die herrschaft an seinen Bruder Hertzog Heinrich.
Altmann, Wind. Denkw. (
wmd.
,
um 1440
):
Sigemont konig zu Ungern, an den das konigrich zu Behem gestorben und gefallen was.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
77, 25
(
thür.
,
1474
):
egker unde wesin, dy nach synes vater tode an syne bruder, geswisterde unde an yn gstorbin sint.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1529
):
Wo aber jemands todeshalben abeginge, er aber sie ir gut unvorschafft aber unvorgeben liessen, dasselbige soll an die nehste mogeschaft ader freuntschaft sterben.
Behrend, Magd. Fragen ; .
Vgl. ferner s. v.
2
 2.
12.
›jm. erblich zufallen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2; Beleg dort.