genesen,
V., unr. abl.
1.
›mit dem Leben heil davon kommen; von etw. errettet, erlöst werden; am Leben bleiben, überleben, leben‹; in religiösen Texten: ›von Sünden befreit, errettet werden‹.
Syntagmen:
Doppelformel
g. und sterben
; mit Gen. d. S. und mit präpositionalem Anschluss (
von, vor
), auch absolut (ohne Ergänzung).

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
So vil der ist nie gewesen | Die sint zur sele sint genesen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
6739
(
Magdeb.
1608
):
Etlich wolten er solte genesen / | Vnd bleiben wie er vor gewesen.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
der der is hys stelen der ist genesyn. vnd man henget yenen.
Stackmann u. a., Frauenlob
8, 22, 21
(Hs. ˹
md.
,
1. H. 14. Jh.
˺):
do wurde wir los | von jamer und genesen.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
187
(
mrhein.
,
um 1335
):
Ir sollent der lude vischer wesen, | Wie sie zuͦ der selen genesen.
Chron. Köln , 19n (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
ir sult offenbair ind stille | vort me vnder uch wesin | ind myt ein steruen ind genesen.
Ebd. (
15. Jh.
):
ind de goide stat Soist wolde sterven ind genesen bi irme alden rechten.
Chron. Mainz (
rhfrk.
,
1332
):
ich Spirer sprechen aberr an hele, daz ich han gesworen zu den 13 und wil bi in sterben und genesen.
Froning, Alsf. Passionssp. (
ohess.
,
1501ff.
):
wer der arcz nyt hye geweßen, | ßo enwere Magdalena nicht genessen.
Jahr, H. v. Mügeln
111, 700
(
omd.
, Hs.
1463
):
wie Jonas in dem fische was, | dri tage ganz und doch genas.
Welti, Pilgerf. v. Walth.
13, 28
(
omd.
,
n. 1474
):
sie konden wol vor on genesen.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1385
):
Irvellet aber he an dem eide dri stunt nach einander, so ist der dip genesen.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
wil er gnesen, | Mag er jhm selbst huͤlffe thun.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
80, 15
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Ein fenderich muß schwernn [...] bey der banner als bey dem venlein zu sterben vnnd zu genessenn.
Gille u. a., M. Beheim
153, 91
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Unsern erloser reinen, | erleuchter, troster, czu versicht | unser augen und unser phlicht, | unsers lebens genesen.
Ebd.
453, 1263
:
Wir wellen pey ewch sterben, | genesen und verderben.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
so enmag enkein mensche niemerme genesen noch gesunt werden dan úbermitz daz minnekliche wasser.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
welre pfaffe ouch wider sü rette, der mohte kume genesen vor dem volke.
Karnein, Salm. u. Morolf
580, 5
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
du solt dich lassen touffen, | so bist du genesen an der sel.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
A. 14. Jh.
):
vnd er geniset, so sol er buͦzzen dri schillinge, stirbet aber er, so sol er buͦzzen druͥ phunt dez klegerz erben.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 263, 19
(
halem.
,
1508
/
16
):
die Schwedÿer [...] sich nit von irem fúrnemen liessend wenden, dabi gedachtend, das nit anders dann sterben oder genesen daran stuͤnde.
Fuchs, Murner. Geuchmat
4346
(
Basel
1519
):
Kumpt har yn! ir sind genesen.
Langmantel, Schiltb. Reiseb. (
oobd.
,
n. 1427
):
ob ir herre tot wäre, so hett er doch zwen süne gelassen, do wolten sie pey in sterben und genesen.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Allain fúnff múnch, die fluhen in den turn, die genasen.
Munz, Füetrer. Persibein
263, 4
(
moobd.
,
1478
/
84
):
drumb soltu wicht, zwar, nymmer | ain stund vor mir auf diser erd genesen.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
903
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
das ir pehalt meinen rat. | so ist euch dy sel wol genesen.
Logau. Gott
157, 14
;
Brandstetter, Wigoleis
207, 9
;
Leidinger, A. v. Regensb. ;
Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 69
;
Voc. Teut.-Lat.
l iijr
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß f.;
Dietz, Wb. Luther ;
2.
›jn. verschonen, in Ruhe, ungestraft lassen; von jm. ablassen‹.
Syntagmen:
absolut ohne Ergänzung, auch mit Gen. d. P./S.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
hat aber he der geDinge einen geweren, des sol her genesen.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
wirt dupheyt by ymande begryfen. vnd wyl man yn lossen genesen, her sal tzwyualt gelden.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
985
(
mrhein.
,
um 1335
):
Er hede Iesum lan genesen, | so hede sine martel nit irlost | die menscheit von den hellen not.
Stackmann u. a., Frauenlob
3, 3, 3
(Hs. ˹
schles.
,
14. Jh.
˺):
La mich genesen | und bilde selber deste baz.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
do sü die rede gehortent do swigent sü und ließent in genesen.
Karnein, Salm. u. Morolf
774, 3
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
Morolff ließe der heiden keinen genesen.
Sappler, H. Kaufringer
16, 38
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
wann solt der bösen tiefel schar | über die sel gewaltig wesen, | sie liessen niemant hie genesen.
Pfaff, Tristrant (
Augsb.
1498
):
sy woͤlten die stat und burg zerprechen, und wen sy darinn fünden, der woͤlten sy keinen genesen lassen.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
257
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
Den ließent sy für mich genesen.
Weber, Füetrer. Poyt.
296, 5
(
moobd.
,
1478
/
84
):
dein sun wollt mich drumb ye nicht lan genesen.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
er ließ ez halt nimmer genesen.
3.
›vor jm./etw. bestehen, etw. ausrichten‹.
Syntagmen:
absolut ohne Ergänzung, mit präpositionalem Anschluss (
vor
).

Belegblock:

Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Wilt ir vur vianden genesen, | so sult ir vort ein dreitich wesen.
Dit willen wir doin al sonder laissen | ind geneisen in gueder maissen.
Froning, Alsf. Passionssp. (
ohess.
,
1501ff.
):
magk man nyt vor der geneßen?
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Denn ein Freundt, der ist Feindt gewesen, | Vor dem ist man noch nicht genesen.
Sappler, H. Kaufringer
19, 166
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
sint die guot alhie gewesen, | so ist die sel vor gott genäsen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1555
/
61
):
So hat er doch nicht mögen gnesen | Auf drey malstetten ungehewr.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1410
):
Wir sollent genessen und gedencken, wie wir zesammen komment.
Munz, Füetrer. Persibein
185, 4
(
moobd.
,
1478
/
84
):
mit freuden sunnder clage | well wier entsamen fürpas ymmer genesen.
4.
›gesunden, gesund werden, sich erholen‹; vereinzelt trans.: ›jn. gesund machen, heilen‹; ütr.: ›über etw. hinwegkommen, in Frieden leben, zufrieden sein‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1, .
Syntagmen:
absolut ohne Ergänzung, auch mit Gen. d. S. oder mit präpositionalem Anschluss (
an, von, vor
).

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
105, 1966
(
Magdeb.
1608
):
So bin ich auch zu gast gewesen / | Danck Gott das ich noch bin genesen.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Er wolte vil gerne alle zit | Der gedanke vri wesen | Unde mit tugenden genesen.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
492
(
mrhein.
,
um 1335
):
Die wisen arzede alle lesen, | daz der siche si genesen, | so er slafen moge wol.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
Reualescere. Wider gesunt werden genesen.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
want sal ich vmmerme genesin, | dat sal myt synre helpen wesen.
J. W. von Cube. Hortus
3, 36
(
Mainz
1485
):
mach dar vß ein plaster vñ lege eß vff des diers biß er geneset zuͦ hant.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
92, 21
(
Frankf.
1535
):
der selbig trinck wein / der mit senffkraut / wermut / oder ysop gesotten sei / er genißt dauon.
Jahr, H. v. Mügeln
115, 1003
(
omd.
, Hs.
1463
):
ir munt in röte stunt erhabn. | des leben hink in zwifels klobn. | vor freud ab er genese dann | wann sie in liplich blikte an.
Henschel u. a., Heidin
998
(
nobd.
,
um 1300
):
laz mich ovch da bi genesen | Mit vrevden ane swere.
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 65, 2
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
):
Nieman sol sines leides al zu trurig wesen, | wil er genesen | vor grozer houbetswere.
Keil, Peter v. Ulm
128
(
nobd.
,
1453
/
4
):
pint denn der pletter dorüber vntz an den tritten tag oder an den vierden, so ist er genesen on alle schmertzen.
Roloff, Brant. Tsp.
368
(
Straßb.
1554
):
Diser wunden moͤcht ich villeicht genesen.
Sappler, H. Kaufringer
5, 334
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
so will ich ewr geferte wesen, | bey ewch sterben und genesen.
Ebd.
6, 273
:
das haist und ist ain schädlein; | des machtu genesen wol.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
207v, 13
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
gib im es ze trinkend, so geniset er.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
sol der mentsch nit sterben, so ist er dester e genesen so er geoͤlt wirt mit dem hailgen oͤl.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
25, 55
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Kreuz, du pist, um uns ze genesen.
Klein, Oswald
2, 59
(
oobd.
,
1421
):
da mit ich wër durch si [lieb] genesen.
Niewöhner, Teichner
1, 28
(
moobd.
,
1360
/
70
):
er geit uns auch in disem wesen | allez dez wir suͤlln genesen | und auch dort der sel genist.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Als nu hertzog Ludwig seiner wunden genesen was.
Weber, Füetrer. Poyt.
184, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Inn dem von seinen wunnden was | genesen Poytislier, der küen weygannde.
Piirainen, Stadtr. Sillein
153b, 22
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
ab er genyzet oder wider chvͤmpt das er daz gut wider haben wil.
Karnein, Salm. u. Morolf
130, 5
;
Stammler, Berner Weltger.
529
;
Koller, Ref. Siegmunds ;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
56, 14
;
Gille u. a., M. Beheim
80, 190
;
5.
›eine Geburt überstehen; ein Kind zur Welt bringen, gebären; niederkommen‹.
Syntagmen:
absolut ohne Ergänzung, oft mit Gen. d. P. (
des kindes genesen
), vereinzelt auch mit Akk. d. P.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Do die maget Maria genas | Irs kindes.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Eyn wip, de kint dreget nach ires mannes tote, vnde geneset se des kindes [...] daz kint behalt sines vater erbe.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
150, 1
(
rhfrk.
,
um 1435
):
da genas ich eins jüngen sons.
Jahr, H. v. Mügeln
120, 1344
(
omd.
, Hs.
1463
):
das kint, des hie die meit genas.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
34, 19
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
wen das wip eynis kindis genyst, alczuhant get si us dem bette.
Gille u. a., M. Beheim
82, 205
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Nach der ee, als dann schuldig was | ain yede fraw, wann sy genas.
Sachs (
Nürnb.
1557
):
Laß ir kein mangel in der frist, | und pald irs kindes sie genist, | So schick mir ein postbotten zu.
Sappler, H. Kaufringer
16, 160
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
so si des kinds genesen ist, | so plaßt ir dann der tiefel zuo, | si süll dem kind nicht lassen ruo.
Adrian, Saelden Hort
1255
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
dú magt ward vil wol gewar | daz si solt da genesen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wenn diu muoter der gepurt genesen ist, sô ruot si driu jâr.
wenn si [...] der kindel genesent, welhez ain knäbel ist, daz ziehent si siben jâr.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
13, 43
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
sy enphing vnd genas | eÿns sons von gotes craft.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
7, 2
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Darnach die küniginne | eins schönen chinds genas.
Wackernell, Adt. Passionssp. H.
2, 1123
(
tir.
,
1514
):
Do ich in dem templ pin gebesen, | Als du Cristum hast genesen | und ich in an mein arm nam.