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bar,Adj.;
zu
mhd.
bar
›nackt, bloß‹
(). BMZ
setzen dieses Adj. zur Wurzel von 1, 140
beran
, damit läge Wurzelgleichheit mit 1
bar
vor. Die neueren etymologischen Wörterbücher nehmen für bar
›nackt‹
eine eigene Wurzel an (z. B. Kluge/S.
; 1989, 59
Lloyd/Springer
; wie 1, 465
BMZ dagegen
Splett, Ahd. Wb.
).1, 1, 42
1.
›frei von etw.‹; bei negativer Bewertung der Bezugsgröße: ›e. S. entledigt, enthoben‹, bei positiver Bewertung: ›e. S. beraubt, ohne etw.‹.Älteres und mittleres Frnhd.; Verstexte.
Syntagmen:
jn. b. geben
›jn. preisgeben‹, jn. lebens b. machen
›jm. das Leben nehmen‹, jn. e. S.
(z. B. windeln
) b. machen
›jm. etw. ablegen‹, jn. b. machen
›jn. ganz ausnehmen‹, e. S.
(Gen.) b. sein
›von etw. (negativ Bewertetem) frei sein‹; leides / leidens / sorgen / schanden / siechtums / tadels / wandels / meiles / zweifels / unmutes / freuden / saelden / wonnen / trostes / schlafens / schwertes b.
; an freuden b.
Belegblock:
Der schamlich Judas [...] | [...] kam mit der schar | Der blůthund, das er jn [Christus] geb bar.
daz di sunne clar | Wart der werlde schinen bar.
ich nam ouch ir klaider war, | die warn ouch gar wandels bar.
maches [kind] windellinen bar, | du heb es uf und leg es nider.
ain schweres castalan: | Ze den brüsten waz es michel gar, | Sin gebaine wandels bar.
ee macht ich all min holden par | und nim ez dacz den juden uzz.
gott schuof ee leiden auß nichten zwar, | ee er sein fründ liess leidens par.
Daz swert daz hiet er pei dem spitz | Unwerlich und ummütes par.
mueter hailes, | vas erkesen, vas par mailes.
Allerst sy auff ihn drungen, | do er stuend schwertes par.
der synnet, | wie er euch mache lebens par.
2.
›offenbar, für jedermann erkennbar, klar ersichtlich‹.Älteres und mittleres Frnhd.; Verstexte.
Belegblock:
Zuletst kompt einer, der thut bericht, | Deckt auff sein sach vnd macht sie bar.
Blicke warf er stetlich dar, | Als im diz wart gentzlich bar.
Dar uz man daz besluzet bar | Und ist sicherlichen clar.
[er] maht ir mit dem munde bar | sînes herzen ungemach.
Es můss alls ligen blutt und bar!
3.
›rein, klar, lauter, unverfälscht‹; von Sachen (z. B.: Salz): ›gediegen, unvermischt‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. .Wortbildungen:
barkupfer.
Belegblock:
Wi er si so uber riech | [...] | Oppher und irbyte bar.
er reinigte die huser bar | von den abgoten allen sa.
˺
daz er nicht wankt um eyn har | An Gotes vorbesichte bar | Und halde daz mit sicherheit.
rehtú senftmuͤtikeit, ordenliche bescheidenheit einer baren notdurft.
Daz ist ein bar anbeten, so di obern creft gericht sint in mich.
4.
›nackt, bloß, unverhüllt‹; je nach Bezugsgröße: ›barhäuptig (von Personen)‹; ›entblößt (z. B. von der Brust)‹; ›bloß, gezückt (vom Schwert)‹.Syntagmen:
b.
(›barhäuptig‹) gehen / sitzen, b.
(in leichter Kleidung‹) laufen, das schwert b. über jn. zücken
; b. brüste
(Gen.); b. bein / haupt / knie / schwert
(letzteres mehrmals).Belegblock:
sie gingent mit iren heubtern bar.
der sie mit barem swerte zu bleibene zwangk.
daz sie sich gerüste | bar brüste | zu der lüste.
Das jung volck mag keglen, schiessen, barr louffen oder kurtzwilig comedias fürhalten.
dü küngin lobesan | Sich uff iere bare knye | Ze der erden für den jungen lie.
die ir chlaider an den stunden | zugen ab und swummen hin | und fuerten parew swert mit in.
ain schwert all pares trúeg er [Persibein] in seiner hannd.
daz daz dy ivnkfrauwe mit barem haubte vnd mit gestraubtem har [...] chvmpt.
5.
›sogleich, sofort (adv.); entschlossen, schnell und ohne Skrupel handelnd (adj.)‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. .Belegblock:
Ich wolt lieber also bar sterben, als daß ich ein einige stund frieden mit dir haben solt.
Nach dem mittel dis buches bar | Kumt der junge Elyu | Kegen Job aber von nuwens nu | Gar stoltzlich zu gesprenget.
von iener vesten zouch er bar | mit allem sime volke gar.
der wolbekant her Dativus von Frankrich was bar und schlief nit.
was eins jetz bar wol haben mag, | als fröud und mut und gute tag, | wer din rat, dass eins faren ließ.
6.
›bar, in materiell vorhandener Münze, barem Geld verfügbar‹.Syntagmen:
etw. b. haben / empfangen / herausgeben / teilen / zalen / versprechen, jn. b. zalen, wechsel b. gegen b. geben
; bares auf bares setzen
; b. geld
(dieser Ausdruck ist nur teilweise flektiert, tendiert also zum Kompositum: bargeld
), b. gold, b. bezalung / münze, b. pfenning.
Wortbildungen:
barlegen
Belegblock:
ob es schon feldt | an barem geltt.
uf armen zechen an zubueß nicht soviel bahr gelt uber die notturft der zechen eingebracht wardt.
man gab das Gelt bar vber denen / die da erbeiten.
wofern nicht drey Millionen Goldes baar ausgezahlet werden.
weil ich zur zeit der baaren mittel entblöset.
Die Hebam mustw zalen par | Die kellnerin hat auch kain spar.
Sieben gülden die hett er bar, | Lauter erbettelt gelt fürwar.
als von Antorff die wexel par umb par gen Augspurg gangen.
wolt ich all mein hab und gůt in Hispanien zů barem gelt machen.
was vigilien mit barem gelt ingemeind uszůrichten gebuͥrren.
das die metzger, was sy par versprechend, par zalen.
Gleich bar / gleich zugegen [...], præsente pecunia, [...]. Was du redest / das mach war / Was du kauffest / das zahl bar. [...]. Bargelt hat manchen kauff schlecht gemacht. Ein gesunder starcker leib / Ein schoͤn Gottseelig weib / Gut geschrey vnd bar gelt / Jst das best in dieser Welt. Glaub ist besser / dann bar gelt. Thewrer geben auff borg / denn vmb bar gelt / heist Gott sein zeit verkaufen. Wenig bar gelt / macht gnaw zehren.
Rennefahrt, Statut. Saanen ;
Nyberg, Birgittenkl.
1, 209, 25
; Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. ;
Winter, Nöst. Weist. ;
Qu. Brassó
5, 159, 13
; Hulsius
A iijv
; Wmu
144
; Haltaus
103
; Trübner, Dt. Wb.
1, 228
; Preuss. Wb. (Z)
1, 398
; Dahl, Rostocker Kanzlei.
1960, 181
; Dückert, Norm lex. Ebene.
1976, 195/6
; Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 507
.