auskommen,
V., unr. abl.
1.
(ausgehend von einem Orientierungspunkt, der der Standpunkt des Schreibenden und / oder der Standpunkt ist, von dem aus die textlichen Bezugsgegenstände gesehen werden:) ›sich wohin begeben, wohin gehen; aus etw. herausgehen, ausreiten‹; speziell: ›in die Welt ziehen‹; ›ins Feld ziehen‹; ütr. ›der Welt entsagen, sich dem Weltlichen entziehen‹; offen zu 2 und 3.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  1,  4,  2,  1,  1,  3; zur Ütr. vgl.  12.
Gegensätze:
(V.) 1, .
Syntagmen:
in der Regel mit Ellipse des Ausdruckes für den Ort, von dem man ausgeht.

Belegblock:

Chron. Köln (
rib.
,
15. Jh.
):
inhedde irre ein dem anderen nie veste angewonnen, bis die stat Collen mit us quam.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
, Hs.
1359
):
so der mensche [...] wenet zůmole uzkommen sin und geistlich sin.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Wa sú [zwelfbotten] inden landen do | [...] | Predien [...], | Dar umb sú warent komen us.
Sappler, H. Kaufringer
5, 326
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
herr, ich suoch [...] | [...] aubentür [...]; | darumb pin ich kommen auß.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
sein sie zuͤvor selten auskommen, mancher sein leben lang vor keinem fürsten nie gewesen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
er [kunig] wer wider dy Turcken auskomen, dy wollt er beschwechen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
India [...] [hat] fünftausend grosser stet, sein nie auskummen, sein nie in frembde land zogen.
Päpke, a. a. O. ;
Sappler, a. a. O.
4, 13
;
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 309
;
2.
(von einem Punkt, der nicht der Orientierungspunkt des Schreibenden ist, ausgehend:) ›sich wohin bewegen, herauskommen‹; das kann der Gang auf den Orientierungspunkt sein (dann: ›herkommen‹) oder das Herauskommen ohne Angabe einer Richtung.
Syntagmen:
die Ellipse des Ausdruckes für den Ort, von dem ausgegangen wird, ist seltener als bei 1.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc Ez.
14, 22
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
set, sy werdin uzkomen zu uch, und ir wert sen iren weg.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
4, 18
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Vor den wek buwete Alexander eynen grozen turm [...], das si nicht mochtin us kumen ouch ymant czu yn.
Pfeiffer, Frk.-bay. Landfr.
120, 12
(
nobd.
,
1390
):
Welher dez niht tett, der solt gen Nur(enberg) reiten auf denselben landfr. und nicht auzkomen, biz daz geschiht.
Keil, Peter v. Ulm
126
(
nobd.
,
1453
/
4
):
pad er dornach als lang er wöll, vnd wenn er außkome
[aus dem Bad],
so [...].
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Do sú [herren] ze velde kament us | Sament von des kúneges hus, | Der sterne wart in aber schin.
Do er [Ihesus] so nache kam der stat | Das er gegen der porte trat, | Do kam vil lúte gen in us.
Mollay, H. Kottanerin
29, 17
(
moobd.
,
1439
/
40
):
Jch bin doch darumb nicht aus komen, daz ich vechten wolt. Jch bin dar umb aus komen, daz Jch tanczen wolt.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
; Hs.
2. H. 17. Jh.
):
wer weeg, steig im wäldern [...] verschlueg, und man daselbst außkummen solt, und das in dreien tagen nicht außschreit.
3.
›(aus einer Gefangenschaft) freikommen, entfliehen; (einer Gefahr) entrinnen, etw. überstehen, überdauern; übrig, erhalten, verschont bleiben‹; subst.: ›Ausweg, Möglichkeit, einer Versuchung zu entkommen‹; eng an 2 anzuschließen; offen zu 4, zweite Nuance.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  10 (zur 1. Variante),  2.
Gegensätze:
 1,  3.
Syntagmen:
leute / fischerin / gefangener / herzog / geist a.
; (
jm.
)
lützel / wenig / nichts a.
;
mit freude / heimlich a.
;
jm. ein a. machen.

Belegblock:

Chron. Köln (
Köln
1499
):
die luide verdrunken sere nae alzomail, bis up 6 of 7 die uisquamen.
Luther, WA Bibel (
1522
):
die weyl Got trew ist, der euch nicht lest versuchen [...], sondern macht neben der versuchung eyn außkomen, das yhrs kund vbirtragen.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Do er us kam, do begunden sich die tiefel leichen.
Eis, Wahrsagetexte
33, 9
(Hs.
1491
/
2
):
Der gefangen komt aus balde mit frewden.
Lemmer, Brant. Narrensch.
83, 5
(
Basel
1494
):
Noch armůt frogt yetz nyeman mer | Gar kum vff erd yetz kumen vß | Die tugend hant / sunst nüt jm huß.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
[es]
verpran den leuten, was sie hetten, und kam in wenig und gar lützel auß.
dem Rottennanner kam auß, was er hett, wann sein gemach was nit so nahent bei dem feur.
Ebd. (zu
1527
):
man legt ein Vischerin ein und noch ein weib [...]; sie kamen auch aus.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Desselben tags was herr Engelprecht von Nassaw [...] haymlich auskomen und ward widerumb eingeholt.
Chron. baier. Städte. Regensb. (
noobd.
,
1517
):
wugs gar kain payrisch wein von winttergfrür, und was den wintter gleich auskam, erfrur im maien.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
war ain böser geist in ain guldenes trüehelein gepant. Ain römischer knecht zerhaut on gevärd das trüehelein, kam der pös geist aus.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
15. Jh.
):
kumpt sein auch so vil aus, das den schefherren sein lon und schefmiet davon gevallen mag.
Mollay, Ofner Stadtr.
233, 2
(
ung. inseldt.
,
1. H. 15. Jh.
):
Wo dÿ gefangen auß komen von dem Richter, So muͤß der richter peÿ seinem aÿd sprechen, [...] daß sÿ auß chomen sint an seynen willen.
Tobler, Schilling. Bern. Chron. ;
Roder, Hugs Vill. Chron. ;
Baumann, Bauernkr. Oberschw. Anm. 1;
Mollay, H. Kottanerin
16, 37
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Dietz, Wb. Luther ;
Tarvainen, Wortsch. Unrest.
1966, 75
.
4.
›hervorquellen, ausströmen, entweichen‹.

Belegblock:

Jostes, Eckhart
16, 37
(
14. Jh.
):
Ditz ist der ewig uzfluz, dez nie ein zaher auzquam in vermengunge aller creatur.
Feudel, Evangelistar
22, 28
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
alse der bose geist uz kuͤmet von dem menschen, so wandirt her durch durre stete.
Sermon Thauleri 13 ra,
30
(
Leipzig
1498
):
danne außbricht der edele rauch wan der dan auß kõmet. so laß das gebete des mundes kunlich faren.
5.
›bekannt, entdeckt werden, an die Öffentlichkeit gelangen; offenbar werden‹; Ütr. zu 1.
Bedeutungsverwandte:
(s. v. ), (s. v.  2).

Belegblock:

Jostes, Eckhart
28, 12
(
14. Jh.
):
ez ist ein ander wort, unbedacht und unfurbracht, daz ist ewiclich in dem vater, der es spricht, daz nie uz enchom.
Altmann, Wind. Denkw. (
wmd.
,
um 1440
):
ob es des koniges will nit were und die briefe unwißlich ußkomen werent.
Luther, WA (
1531
):
des sie sich schemen muͤsten, wo es auskeme und sich im liecht solt sehen lassen.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 255, 1
(
halem.
,
1508
/
16
):
als die nach [...] hortend, das ir anschlag us komen was.
Froning, Alsf. Passionssp.
7447
;
Wyss, Limb. Chron. ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 309
;
6.
›aufkommen, sich verbreiten, ausbreiten, bekannt werden‹.
Phraseme:
in druk auskommen
›im Druck erscheinen‹.
Bedeutungsverwandte:
 9,  13,  1.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
2. Chron. 26, 15
(
Wittenb.
1545
):
sein gerücht kam weit aus.
Ebd.
Luc. 5, 15
:
Es kam aber die sage von jm je weiter aus.
Ders., WA (
1530
):
so besorget ich mich [...], das er [brieff] moͤcht etwa verruckt außkomen und mir als denn sonst und so gedeutet werden.
Thür. Chron.
12v, 21
(
Mühlh.
1599
):
wenn die Kunst auß kehm / was tuͤchten dann deß Keysers Gefaͤsse.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
um 1530
):
daß dieselb schrifft nit in truckh noch sunst auskheme.
Karnein, de amore dt.
176, 9
(
moobd.
,
v. 1440
):
wo die hoffnung lanng vertzogen wirt, da kumbt vil red aus.
Luther. Hl. Schrifft.
Röm. 16, 19
;
Gerhardt, Meister v. Prag
17, 9
;
7.
›entstehen, ausbrechen, aufkommen, sich ereignen‹ (in allen Belegen von negativ Bewertetem gesagt).
Bedeutungsverwandte:
 14,  2,  2,  4,  3,  1; vgl.  1,  12,  2.
Syntagmen:
unfriede / unglük / not / feuer
(mehrmals)
a.

Belegblock:

Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Außbrechen. Außkommen [...]. Allenthalben einbrechen. Allerley vnrahts auß etwar kommen / erwachsen / erfolgen / entstehen oder entspringen.
Chron. baier. Städte. Regensb. (
noobd.
,
1532
):
in mitternacht ein feur außchomen.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1523
/
1546
):
so ain not von feur oder wasser erstuende oder auskeme.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
wo ein unfrid auß kem.
Luther. Hl. Schrifft.
2. Mose 22, 6
;
Hes. 5, 4
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ;
Winter, Nöst. Weist. ;
Bischoff u. a., a. a. O. ;
Shess. Wb.
467
;
8.
›in Betrieb gehen‹ (z. B. von Bergwerken gesagt); ›gegründet werden‹ (z. B. von Orden gesagt).
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  6.

Belegblock:

Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1502
):
so irkein bergwergk an andern enden an unserm Monsterbergischen und Frankensteynischem furstenthum und landen ausqweme und funden wurde.
9.
›von jm. abstammen; aus etw. entstehen, erwachsen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  4,  2.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
1. Chron. 1, 12
(
Wittenb.
1545
):
Mizraim zeuget Ludim / Anamim [...] Casluhim / von welchen sind auskomen die Philistim.
Ebd.
2, 53
:
DJE Freundschafften aber zu Kiriath Jearim waren die [...] Sumahiter vnd Misraiter. Von diesen sind auskomen die Zaregathiter.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
14. Jh.
):
do die aller edelste suͤsseste fruht uz kummet vor allem holtze.
10.
›etw. bezahlen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
2
 1,  2,  2,  9.

Belegblock:

Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
717
(
schles. inseldt.
,
1481
):
bas Petter Wberman seyn gelt aws komth off dÿ jarczeÿt.
Ebd.
726
:
alz lange, bas her dÿ newnczen marg aws kommen.
11.
›mit etw. (z. B. mit einer bestimmten Geldsumme) auskommen‹; subst. mit Verschiebung vom Handlungsträger auf den Bezugsgegenstand: ›das zum Lebensunterhalt Nötige, das Auskommen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.

Belegblock:

Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1450
):
von den, die nit purger sind und nit auß zu kumen haben auf ½ jar.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
villeicht geit got zu, daß wir wol außkoment.
Dietz, Wb. Luther .
12.
›mit jm. auskommen, mit jm. gut zurechtkommen‹; auch: ›mit jm. wegen etw. übereinkommen‹.
Bedeutungsverwandte:
1
 4; vgl. (V.) 10.

Belegblock:

Dietz, Wb. Luther (a.
1526
);
Rwb (a.
1497 ff.
).
13.
›zu Ende gehen, ablaufen, aus sein‹ (von best. Zeiträumen oder Handlungen / Ereignissen gesagt).
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  13,  8,
3
 5,  26,  7.
Syntagmen:
(
drei
)
tage, jar und tag, die messe / predigt / woche / zeit, der friede / tanz, das kindbette a.

Belegblock:

Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
682
(
schles. inseldt.
,
1481
):
das nymant anspreche hot gemacht, bas jar vnd tag aws kommen ist.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1445
):
do die mesz uszkam, do satzt man im die kron uff.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 438, 12
(
halem.
,
1508
/
16
):
Nach dem der frid uskam, da leit der herzog etlich zůsetzer gen Büren.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1555
):
wer selbs pfant geit mit guetlichem willen, dieselben ligen auf vierzehen tag. und wann dieselben auskomen.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe ;
Dinklage, Frk. Bauernweist.
92, 12
;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Päpke, Marienl. Wernher ; ;
Tobler, Schilling. Bern. Chron. ;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst ; ;
Winter, a. a. O. ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Bad. Wb.
1, 95
;
Schmitt, Urkundenspr.
1936, 169
.
14.
›zur Neige gehen, leer werden (z. B. von Fässern)‹; mit persönl. Subj.: ›keine Mittel mehr haben‹.

Belegblock:

Bad. Wb.
1, 95
(a.
1284
);
Schweiz. Id. (a.
1472
).