geist,
der
;
-(e)s/-e(r)
, auch
.
1.
›Luftzug, Atem; Lebenshauch, Lebenskraft, Lebensgeist (durch Gott gegeben); Leben‹.
Bedeutungsverwandte:
 1.
Syntagmen:
den g. entzünden, dem menschen den g. einblasen; der g. gottes
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Geist athem.
Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
doch artet der geist | Noch gotes art aller meist | Wen her blies in dem menschen in.
Luther. Hl. Schrifft.
Richt. 15, 19
(
Wittenb.
1545
):
als er [Simson] tranck / kam sein Geist wider / vnd ward erquicket / Darumb heisst er noch heutes tags / des Anrüffers brun.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
meine wort seind Geist vñ Leben.
Strauch, Par. anime int.
37, 19
(
thür.
,
14. Jh.
):
wan aber der mensche sitzit, so sinkit daz grobe bluit, und di lichtin geiste dringint uf zu deme hirne, so wirdit di memoria irluchtit.
Böhme, Morg.R.
150, 11
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
alsbald aber der fruͤling kompt / [...] so wird der Geist in der hitze / in dem baume lebendig / und heben die geister des baumes an zu gruͤnen.
Stackmann u. a., Frauenlob
1, 6, 18
(Hs. ˹
alem.
,
14. Jh.
˺):
von disen geisten wart entzunt | din lip.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
die gaist und daz pluot laufent in den âdern von dem herzen in die andern glider.
sô ist der gaist ain nâtürlich luftig dunst, dar an daz leben stêt, und der gaist haizt in dem herzen leblich.
die andern âdern sint gaistâdern und haizent ze latein arterie, [...] und in den vliezemt die nâtürleichen gaist und die lebliche gaist.
Steer, K. v. Megenberg. Sel
125
(Hs. ˹
moobd.
,
1411
˺):
Die [sel] beschreiben ettlich alt lerer vnd maister ettwen als einen geist, ettwenn als ein sel, also als sy den leib kuͦkcht, vnd ettlich, als sy ein geist vnd ein sel von natur haist.
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 34
;
Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 61
;
Bremer, Voc. opt.
268
;
Schmitt, Ordo rerum
296, 3
;
Voc. Teut.-Lat.
k jr
;
k ijr
;
k vjr
;
Hulsius
G ijr
;
Dietz, Wb. Luther f.;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
2.
›die Seele, das Wesen des Menschen; der göttliche, unsterbliche Teil der menschlichen Natur‹; als Synekdoche: ›der Mensch‹.
Phraseme:
den g. aufgeben
›sterben‹.
Bedeutungsverwandte:
(
das
2, .
Gegensätze:
,  1.
Syntagmen:
den g. aufopfern / ausgehen lassen / erleuchten / stärken
.

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
667, 5044
(
Magdeb.
1608
):
er [...] blieb vnverzagt stehen / | Biß das er auch sein Geist auffgab.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
Seel geist leben.
Allg. Schau-Buͤhne (
Frankf.
1699
):
wird er mit einem fleck Fieber befallen / an welchem er [...] seinen Geist auffgeben müssen.
Feudel, Evangelistar
52, 5
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
Do rif abir Jhesus mit eyner grozen stymme unde gab uf synen geist.
Ebd.
59, 22
:
Jhesus [...] liz uz gen den geist.
Ebd.
65, 10
:
vater, in dyne hende bevele ich mynen geist.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Dar umbe muoz diu sêle gesament sin und ûfgezogen und muoz ein geist sîn.
als verre nante unser herre sînen geschaffenen geist eine sêle.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
er spricht ouch anderswâ, daz des menschen geist und sîn vleisch alle zît wider einander strîtent.
sô der mensche, diu sêle, der geist schouwet got, sô weiz er ouch und bekennet sich bekennende.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
Weil aber der von Gott eingeblasene Geist / oder Seele nicht ruhen kan.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
102, 6
(
Nürnb.
1548
):
er [Jesus] neyget das haubt / vnd gab den geyst auff.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
O Vatter in die Haͤnde dein | Befehl ich dir den Geiste mein.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
1, 22
(
els.
,
1362
):
Die [wider wertikeit] weret nu gegenwertikliche vntze zuͦ dem ewigen lebende, wenne der lip dem geiste widerstet in allem vͤbende.
Eichler, Ruusbr. steen
141
(
els.
,
sp. 14. Jh.
):
Daz ewig in manen der einikeit gottes, daz machet in dem geiste ein ewig burnen von minnen.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 1342
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
dis ist ein innewendig ruͤren oder runen Cristi in sinre goͤttelicher clarheit in das innegeste vnsers geistes.
Bauer, Geiler. Pred. 76g,
29
(
Augsb.
1508
):
das du gewinnest ainen armen und nidergeschlagnen gaist / der sich demuͤtigt under got.
Anderson u. a., Flugschrr.
2, 4, 32
([
Augsb.
]
1523
):
dz flaisch wirt wid‘ den gaist strebe͂.
Adrian, Saelden Hort
9837
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
mit essich und mit gallen | sach ich den súessen trenken, | da nach daz hobet senken | und laussen us den sinen gaist.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
dar an sont ir merken daz der gaist reht fri muͦss sin von allem kumber.
Goldammer, Paracelsus
2, 87, 18
(
1530
/
5
):
Unser vernunft ist der geist. der geist ist der, der wieder zum herren gehet.
Steer, K. v. Megenberg. Sel
205
(Hs. ˹
moobd.
,
1411
˺):
So ist sy [die sel] ein geist des lebens, geformt von got nach got.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
solch leut haben ein geist, sein pesessen von got.
Bauer, Imitatio Haller
66, 6
(
tir.
,
1466
):
souil der leichennamen ie mer gepeiniget würt durch die angst vnd truebsal, souil würt der geist ie mer gesterkchet durch die götleich genaden.
Eggers, Psalter
69, 9
;
Mathesius, Passionale ;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
16, 24
.
3.
›Gesamtheit der (teils als gottgegeben betrachteten, teils ohne religiöse Begründung gedachten) geistig-intellektuellen, emotionalen und intuitiven Vermögen, Anlagen und Fähigkeiten des Menschen‹; im Einzelnen: ›Denkfähigkeit, Geisteskraft, Verstand, Fähigkeit, Gabe; Empfinden, Intuition, Inspiration, Phantasie, Einbildung, Vorstellung‹; tropisch für einzelne Ergebnisse und Produkte dieses Vermögens: ›Absicht, Erkenntnis, Gedanke, Intention, Wille‹; speziell für Gehalte intellektueller und emotionaler Produkte, z. B. von Texten: ›Gehalt, Inhalt, Sinn, Substanz, Wesen‹.
Vielfach religiöse und didaktische Texte, bes. der Mystik, vereinzelt auch medizinisches Schrifttum.
Gegensätze:
,
1
 678.
Syntagmen
den g. auflassen / betrüben / erheben / wecken
; Doppelformel:
sele und geist
;
der g. der bescheidenheit / demütigkeit / hofnung / starkheit / stolzheit / vernunft / weisheit; die armut
›Bescheidenheit‹ /
einfältigkeit / reichheit des geistes; ein armer / brennender / guter / hoher / inbrünstiger / minnender / schöner / ungebildeter / unreiner g
.
Wortbildungen:
geistesglast
,
geistesmut
,
geistesrat
,
geistessage
,
geistestrieb
jeweils ›(göttliche) Eingebung‹.

Belegblock:

v. Ingen, Zesen Rosenw.
77, 19
(
Hamburg
1646
):
ob ich wohl nachmahls in diese buͤsche widerkommen bin / so hab‘ ich doch noch allezeit einen abfal von diesem geiste behalten.
Pfefferl, Weigel. Ges.
8, 28
(
Hamburg
1646
):
do war kein Krieg noch Streit des fleisches wider den Geist, noch des Geistes wieder das fleisch.
Ebd.
30, 1
:
Das aber gesaget wirdt, durch Moysen ist das gesetz geben, die gnade aber durch Christum worden, soll man verstehen von dem Buchstaben vnd geiste.
Luther, WA (
1526
):
On den geist verstehet man nicht das wort.
Ebd. (
1544
):
Geist heisset, was uber die Natur und menschlich vermoͤgen Gott in uns schaffet, nemlich geistlich erkentnis, liecht, verstand, so er uns offenbaret, dadurch wir Gott erkennen und uns zu jm keren.
Ebd. (
1527
):
so haben sie doch ein Adamantischen kopff und trotzigen geist, der da nienand weichen wil.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Er was genant ein grozer vater, | Den geist der virnunft hater.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Ja selig ist der mann fuͤrwar, | Dem got die suͤnde nicht auffmist, | Des geist on truͦg vnd falscheit ist.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
wan iecliche werden so irvullit mit dem ubelen geist der stolzheide, daz sie sich dunkent ander ebdissen wesende.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
5, 9
(
Frankf./M.
1568
):
Doch lebn wir jetzt anderst auff Erdn / | Mancherley Orden / Rott vnd Sect | Da nicht viel Geistes innen steckt.
Ulner (
Frankf.
1577
):
Hochmuͤhtig seyn. [...] sich auffwerffen [...] stolz / hoffertig seyn / die Augen hoch tragen / einen hohen Geist haben / auffbaͤumen / auffblasen.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
22, 11
(
Frankf./M.
1626
):
Ich fuͤhl ein Geist in mir / der Wunder wircken kan.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Dêmüeticheit des geistes ist daz, daz er alles des guotes, daz got im iemermê getuot, sich als wênic aneneme oder zuoeigene, als er tete, do er niht enwas.
wan daz ist diu armuot des geistes, daz er alsô ledic stâ gotes und aller siner werke.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
daz vleisch begert wider den geist und der geist wider daz vleisch.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
Mensche, nim den schilt des rechten gelouben in die hant und das swert des geistes, daz ist daz gotes wart.
Anderson u. a., Flugschrr.
19, 12, 20
([
Eilenb.
]
1524
):
du must nicht thun wie die klugen thun / eine͂ spruch hir den andern do furtragen / on starcke vorgleichu͂g des gãtzen geists der schrifft.
Böhme, Morg.R.
145, 9
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
Wirds so weit mit dir kommen / daß du des Authors geist und sinn ergreiffest.
Logau. Abdank.
169, 19
(
Liegnitz
1651
):
So hat Jhm auch GOTT fuͤr andern seines Standes / den Geist der Weissagung / das ist die gaben / Ihn auß seinem geoffenbahrten Wortte / nach wesen und willen richtig zu erkennen / reichlich mitgetheilet.
Gille u. a., M. Beheim
71, 88
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
die engel in dem himelreich | wurden gar ubertreffenleich | volkemlich sunder mengel | Geschepht in der nature | gar weit uber der menschen geist.
Reichert, Gesamtausl. Messe
29, 15
(
Nürnb.
um 1480
):
So wir [...] nun darein gemalet haben [...] sant Johansen Ewangelisten mit den tugenden der gehorsam und armut des geystes und keuscheyt wider dy suenden der kauffer und verkauffer.
Sachs (
Nürnb.
1503
):
Weil wir wissen in geistes-muth, | Daß trübsal gedult bringen thut.
Ebd. (
1563
):
So bleibt gott in uns, und sein lieb | Ist völlig in uns durch geistes-trieb.
Ebd. (
1562
):
Nun dise dein freundlich wolthat, | Die du mit thust auß geystes-rhat, | Wil dir wider vergelten ich.
Ebd. (
1559
):
Der küniglich prophet David | Das zway-und neunzigst psalmenlid, | Das er machet durch gaistes-sag.
Ebd. (
1524
):
du hast | durch geystes-glast | all Christen-hertz besessen.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
69, 22
(
Nürnb.
1548
):
wer im Geyst / das ist / von hertzen bettet im namen Jesu / der soll gewiß erhoͤret werden.
Ebd.
253, 3
:
Selig ist der mensch / dem der Herr die missethat nicht zurechnet / inn des Geyst kein falsch ist.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 1431
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
In disem sturme von minnen stritent zwene geiste, der geist gottes vnd vnser geist.
Ebd.
1714
:
got git ime die vierde gabe, daz ist den geist der stargheit.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
daz der mensche blibe bi ime selber in demuͤtekeit und in armuͦte sines geistes.
Ebd. (
els.
,
1359
):
das sint die geworen armen des geistes, hettent si och alle ding.
Heydn. maister
38r, 18
(
Augsb.
1490
):
als er vierundneuͤnczig jar alt was, hat diß werck mit prÿnendem geist williklichen gemacht.
Schmidt, Rud. v. Biberach
149, 20
(
whalem.
,
1345
/
60
):
so mvͤssen wir suͦchen ein weg, wie vnser geist mvg komen zvͦ enpfintnissi dirre bekorvnge.
Sudhoff, Paracelsus (
1530
):
das der planet caducus sein besitzunge in der anatomei des geists der empfindlikeit hat.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
hie offenet keyser Sigmund, was im fürkummen ist in dem geiste zuͦ Presburg uff dem uffarttage.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
ain holen âder gêt von dem hirn zuo den augen, diu haizt opticus, diu tregt die sinnelichen gaist zuo den augen.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
30, 28
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
er enphalich sich dem vater sein | und naigt das hawpt in jamers pein | und sein geist / er do auflie.
Wolf, Norm im sp. Ma.
42, 40
(
oobd.
,
1486
):
Also das der selen feindt, dy muessikeit, werd ausgeschlossen vnd das sy nit ausleschen den geist des heiligen gepeczs vnd der andacht.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
1064
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
wann von dem fleischleichen vater hat er [der mensch] daz fleisch vnd von dem geistleichen vater den geist.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
63, 11
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
daz er chert oder naigt den gaist oder die verstentnuͤss zu ainem menschen, der im geraten oder gehelfen mag.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
13, 8
(
tir.
,
1464
):
Des ward er etwas pewegt zu wainen vnd petrübt sein geist vnd ward zähern.
Anderson u. a., Flugschrr.
26
, (o. O. [
1522
]):
in dem erkenne͂ wir den gaist der warheit / vñ den gaist d‘ irru͂g.
4.
der personifiziert oder als wirkendes geistig-religiöses Prinzip gedachte Geist als Manifestation des Wesens des christlichen Gottes: ›Gott als Geist, Schöpfer; göttliche Wesenheit‹.
Zur Sache:
Rgg
2, 146
f. s. v.
Dreieinigkeit
.
Religiöse Texte, bes. der Mystik.
Phraseme:
der heilige geist
(nach christlicher Lehre) Vermittler der Beziehungen zwischen sich und dem Menschengeist; Teil der Trinität, aus Gott Vater, Sohn und heiligem Geist bestehend.
Syntagmen:
den heiligen g. aufgeben / geben / senden; der heilige g
. (Subj.)
abfallen / kommen / walten
;
die botschaft / eingebung / frucht / gabe / gnade / hilfe / kraft / minne / offenbarung des heiligen geistes; der einige / götliche / heimliche / here / minnende (heilige) g
.
Wortbildungen:
geisteshalben
›aufgrund der Wirksamkeit des Heiligen Geistes, durch den Heiligen Geist‹,
geistgestaltet
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
in der zit die maget genaz | Von des heren geistes touwe.
Ein ungeloubic heiden | Oder ein jude, wirt her bekart | und wirt den gelouben gelart, | Swen her den geist begrifet, | Ungerner her beslifet | Und let sich noter rouben | Sines cristenen gelouben.
Johannes waz begriffen | Sins vleisches unbesliffen | Geisteshalben in den tron.
Lappenberg, Fleming. Ged. (
1631
/
9
):
ein geistgestalter Mensch, ein menschgestalter Geist.
Der hailige geist wirt die welt straffen, das ist, er toͤdtet, verdammet und schlecht darnider all unser thuͦn.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
114
(
mrhein.
,
um 1335
):
der heilge geist in leret, | sin vatter in auch eret.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
der da hat oren zu horene der hore waz der geist der kristenheide sage.
Dubizmay, kurß zu Teutze
3, 11
(
hess.
,
1463
):
Lob sey dem vater | vnd dem sun vnd dem heyligen geyste.
Ebd.
48, 13
:
Sende vns deynnen geyst so werden sie erquicket vnd ernewt das antlitz der erden.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Des da waldet der heilige geist | Daz der tuvel gar tougen | [...] | Als eyn visch wirt undergangen | Und mit der angele gevangen.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
si vliuzet ûz dem geiste und blîbet in dem geiste und ist zemâle geistlich.
wan got ist ein geist und ein lûter lieht.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Dâ ist ûzvluz und ursprung des heiligen geistes, von dem aleine, alsam er gotes geist und geist got selber ist, enpfangen wirt der sun in uns.
Strauch, Par. anime int.
9, 25
(
thür.
,
14. Jh.
):
der vadir und der son und der heilegeist di sint ein in der nature.
Anderson u. a., Flugschrr.
19, 6, 8
([
Eilenb.
]
1524
):
wer nicht getaufft wirt ym wasser / vnd heiligen geiste / wird nicht kommen yns reich Gotes.
Gille u. a., M. Beheim
69, 1
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Du heilger hochgelobter geist, | mir Michel Peham gnad volleist, | das ich hie müg perichten | Die neuen weis und melodey.
Ebd.
69, 69
:
Herr, heilger geist, wenn du von mir | schaidest, so stirbet mein sel schir.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
128
(
Nürnb.
1517
):
also truckt sie [seel] die kreft des gewalts unter alsbald sie vom geist gots angetastet wirdet.
Reichert, Gesamtausl. Messe
93, 29
(
Nürnb.
um 1480
):
das wir auch gelauben sollen in Got den Heyligen Geyst, geleycher weyß als in Got den Vater und in got den Sun.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Eime ieklichen wirt gegeben offenbarunge des geistes.
das er sich liesse und Gotz geiste volgete, sinen anwisungen und manungen volgete.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 1578
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
wir enphahent den heiligen geist vnd den vatter vnd den sún vnd die goͤtteliche nature ze male.
Anderson u. a., Flugschrr.
29, 15, 18
([
Augsb.
]
1524
):
gott verleych vns allen seynen gayst zuͦ leben nach seynem goͤtlichen willen.
Kohler, Ickelsamer. Gram. (wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
Darub haissen Christe auf Ghriechisch die gesalbten, naͤmlich die geweyhet vn gehailiget sein mit dem gayst des Christs Gottes, welches ist der hailig gayst vnsers Herren Jesu Christi.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
man liset von den botten daz sú maͤnger hande zungen wurdent reden do der hailig gaist uff sú kam.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
es hat niemans die ordenunge denn got durch sinen geist mit unsern vettern, das solt ǒch nieman endren.
Klein, Oswald
14, 13
(
oobd.
,
um 1410
):
Vatter, heiliger gaist, | mit deinem sun | uns gnad vollaist.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
81
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Wann der vater, der sun, der heylig geist sind nicht drey götter nach dem wesenleichen sein der gotheit sunder ain got.
Piirainen, Stadtr. Sillein
56a, 18
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Dez heyligen geistes | minne besterke | meyne synne.
Fellmann, Denck. Schrr.
2, 113, 22
(o. O.
1528
):
der geyst Gottes aber urteylet alle ding.
5.
Bezeichnung für personifizierte überirdische Wesen; in religiösen Texten mit entsprechender Attribuierung, bes. für die Verkörperung des Guten oder Bösen: ›Gespenst, Dämon, Engel, Teufel‹.
Vorwiegend religiöse Texte.
Zur Sache: f.; 766f.
Syntagmen:
den g. anfechten / austreiben / ersehen / fragen / greifen / rufen / sehen / verbannen / vertreiben; sich dem g. ergeben, dem g. gehorsam sein / glauben; die anfechtung / betrügnis / gewalt des (bösen) geistes; der abgünstige / böse / boshafte / fromme / gehorsame / götliche / gute / höllische / lebendige / listige / satanische / üble / unreine / unsaubere / unsichtbare / verdamte / verfürerische / verkerte / verstossene / zornige g
.
Wortbildungen:
geistkrankheit
,
geistmensch
(dazu bdv.:  2).

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Nicod. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Hat uch geloset Jesus Crist | von den geisten bosen, | so soldet ir in ouch losen | von disen unreinen geisten.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
224, 2210
(
Magdeb.
1608
):
Fornen am Kopf war er geschlacht / | Wie man die boͤsen Geister macht.
Luther, WA (
1544
):
auch bey dem Juͤdischen Volck [...] also gehalten ist, das des nachts und sonst Geister jrre gehen und gesehen werden.
Froning, Alsf. Passionssp.
2187
(
ohess.
,
1501ff.
):
die boßen geist warten uff die sele sonder wan, | ab sie icht rechtes kunden an ir gehane.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Die Fabel lert [...] | das wir nicht, wie sie gern woͤllen, | Eim jedern Geiste glauben soͤllen.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
32, 8
(
omd.
,
1487
):
ßo ein weÿp [...] ÿrem man vngehorsam ist, möcht er vill lieber ein bösen geist Jm haúße haben.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Man liset, daz sant Antônius in der wüeste [...] in lîdenne was von den bœsen geisten.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
Do sprach eyn geist zu Enean des nachtes yn dem slaffe.
Anderson u. a., Flugschrr.
5, 3, 9
([
Zwickau
]
1524
):
Dañ der boͤß Geyst glaubt auch das eyn got sey.
Opitz. Poeterey
8, 7
(
Breslau
1624
):
allerley gutte Geister des Himmels wehren Gottes Soͤhne vnd Mitgeselllen.
Langen, Myst. Leben
156, 4
(
nobd.
,
1463
):
Von der anfechtung des posen geistes ist zw mercken, daz funfferlay anfechtungen des posen geistes sein.
Reichert, Gesamtausl. Messe
30, 23
(
Nürnb.
um 1480
):
ein hauß der wuchrer wirt genant ein hauß der boesen geyst, genant Mammone.
Dietrich. Summaria
18r, 17
(
Nürnb.
1578
):
Man sihet aber hie auch / daß / wie der Teufel so gar ein zorniger vnd boßhafftiger Geist ist.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
13, 23
(
els.
,
1362
):
Do mahte der boͤse geist ein vngewetter vffe dem mere, das die moͤnche alle versturbent.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 1295
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
hinnan abe werdent beweget alle guͦte geiste in himmel vnd in erden, in túgenden vnd in gerehtikeit.
Sudhoff, Paracelsus (
um 1520
):
solche geistkrankheiten haben in inen solch ponticitet und acetositet, das zu gleicher weis, wie sie in iren andern orten krankheit machen, also auch so diser krankheit geist komen in leib.
zu beschreiben die vier geschlecht der geistmenschen, als nemlich von den wasserleuten, von den bergleuten, von den feurleuten und wintleuten.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 26, 2
(
Hagenau
1534
):
Du solt allen geistern nicht glauben.
Sappler, H. Kaufringer
17, 176
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
ain engel ist ain edler gaist | und ain bot, von got geraist | umb unser hail und glück hernider.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Do rusten die münch ein spectrum oder ein lebendigen gaist zu, der fur nachts in eim schiff uf dem see.
das er sich vor vil jharn dem bösen gaist ergeben.
Heydn. maister
2v, 14
(
Augsb.
1490
):
Tales [...] hat auch gesprochen / das dÿe welt selhaftig seÿ vnd voller geist.
Eschenloher. Medicus (
Augsb.
1678
):
gleich nach dessen Anschawung wird sie vom boͤsen Geist frey vnd ledig.
Warnock, Pred. Paulis
23, 176
(
önalem.
,
1490
/
4
):
Do verschwand aber der hofertig gaist und mocht im kainen schaden bringen.
Ebd.
23, 366
:
Uff ain zit kam der boͤs gaist zuͦ im in der gestalt ains alten erbren bruͦder.
Wyss, Luz. Ostersp.
107, 22
(
Luzern
1545
):
wan ein geist warlich | hat weder bein noch fleisch.
Klein, Oswald
8, 53
(
oobd.
,
1423
?):
Des freut sich manger gaist, der dort verstossen ward | von höch der himel hrab zu tal umb sein hochfart.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
63, 29
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
von der naturleichen wuͤrkung gots mit im vnd der guͦten geiste oder der poͤsen.
A. à S. Clara. Glori (
Wien
1680
):
Dann es fast einhellige Meinung der Lehrer / daß die Erstgebohrne in Egypten aus Zulassung GOttes ein Satanischer Geist habe ermordt.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
5, 29
(
tir.
,
1464
):
Wir lësen auch mër in seinen wunder zaichen, das die pösen geist aus musten faren von den pehafften menschen.
6.
in den Auseinandersetzungen der Reformation Bezeichnung für Vertreter bestimmter religiöser Positionen, z. B. von Luther polemisch für Müntzer, Carlstadt oder Zwingli; diese nennt er auch
rottengeister, schwärmergeister
; im späten Frnhd. Bezeichnung für kluge, bes. begabte Menschen.
Syntagmen:
der betriegliche / blutdürstige / böse / irrige g., der hochbegabte / hohe / sinreiche g
.

Belegblock:

Luther, WA (
1528
):
was wird dieser boͤser verfuͤrischer, blutduͤrstiger geist [Müntzer] thuen, wenn nu Luther nymmer furhanden ist?
Da sihestu offenberlich den moͤrdisschen, aufrurisschen, rachgirigen geist, dem der odem nach dem schwert stinckt.
Ebd. (
1544
):
Denn das wirstu gewislich finden an allen Rotten und Geistern, das sie allzeit diesen Artickel entweder gar fallen lassen oder je etwas daneben auffwerfen.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
md.
,
1521
):
wie in den lezten zeiten etliche werden von dem glauben weichen und anhangen den betrüglichen geisten und ler der teufel durch falschredend fürgeben.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Die Fabel thut vns nit erlauben, | Das wir solln allen Geystern glauben.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
18, 27
(
Frankf./M.
1626
):
Zu dem hat der sinnreiche vnd hochbegabte Geist / Tobias Hubener [...] nit wenig hierzu veranlasset.