1
messen,
V., unr. abl.;
Bed. 1-3 auf physikalisches Messen, 4-9 auf gedankliches Urteilen, Bemessen bezogen; 10-13 schwach belegt und im Ansatz teils unsicher in einem vagen Sinne von ›etw. tun‹ zu verstehen.
1.
›Maß nehmen, messen (ohne angegebenes Objekt); etw., das nach Länge, Fläche, Umfang, Gewicht, Masse meßbar ist, objektiv, allgemeingültig messen, nach seinem rechtlich und wirtschaftlich anerkannten Maß bestimmen‹; speziell: ›etw. (ein Maß) eichen‹.
Phraseme:
messende kunst
›Geometrie; Mathematik‹ (vgl. );
jn. mit einem knüttel messen
›jm. eine Tracht verabreichen‹ (hierher?);
die spere messen
›sich im Speerkampf messen‹;
besser zwierent gemessen, dan dum gehauen
.
Bedeutungsverwandte:
1
 1,  7,
2
 1,  1, ,
1
 1, (V.) 1,  1, , .
Syntagmen:
etw
. (z. B.
die elle / furche / höhe / tiefe, den weg / aufwerf
›Erderhöhung‹,
das joch
›Ackerstück‹
/ gewicht / heu / haber / malz / obst / tuch / wein, äpfel / bieren
)
m
.;
(jm.) gleich / getreulich m., etw. (den rok) zu lang m
.;
mit der elle / mas m., nach der länge / zal m
.; subst.:
das messen am tag sein, des messens gebrauchen
(im Schneiderhandwerk)
/ warten
.
Wortbildungen:
meselle
,
mesholz
›Eichholz‹,
meskette
,
meslon
(bezogen auf das Messen von Salz, Getreide, Malz),
messchaf
(Gw zu mhd.
schaf
›Gefäß‹; ),
messchaufel
,
messcheffel
,
messchnur
,
messchuh
(ein Längenmaß: ›Schuh‹),
messeseil
(dazu bdv.: vgl. ),
messtat
›Art der Getreidemessung, Wiegestelle‹.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc Am.
7, 17
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
din erde sal gemezzen werden mit dem mezzezeyle
[
Eck
1537:
stricklein
;
Luther
1545:
schnur
].
Ders., Marienb. Konventsb.
250, 35, 39
(
preuß.
,
1411
):
21 sc. 10 d. vor ungelt als matten, messelon
[bezogen auf
malcz
]
und tragelon.
Ebd.
298, 16
(
1412
):
8 sol. vor den haber czu messen.
Ders., Gr. Ämterb.
244, 12
(
preuß.
,
1452
):
Kornhusz: [...] 15 scheffel erweis, item 1 last hawer, item 2 grosse messcheffel, item 2 Colmissche scheffel, item 2 uszspeiszescheffel.
Ebd.
638, 41
(
1417
):
3 pfluge mit allem gerethe, 1 hogke, 1 messekethe, 2 kesselhoken.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
451, 5908
(
Magdeb.
1608
):
Das dich die Hund vnd Raben fressen / | Soll ich dich mit eim Knuͤttel messen?
Helbig, Qu. Wirtsch.
1, 79, 29
(
md.
,
1495
):
die sneyder [...], die dieszer vier nachfolgenden stuͤcken als messens, sneydens, anstossens und uͤsz- und intragens [...] gebruchen wollen.
Voc. inc. teut.
q iv
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Messen mit der elen.
Köbler, Ref. Wormbs
306, 10
(
Worms
1499
):
solich obberürt greben glammen hürst fürche vffwürffe [...] sollen auch mit dem grunde gemessen werden.
Jürges u. a., Waldecker Chron. (
wmd.
,
1546
):
noch 2 weve, aerseffe, kaeren, meschuffeln.
Wolf, Gesetze Frankf.
157, 10
(
hess.
,
1417
):
Die linwatmessere sollen [...] sweren, des huses und messens zu iglicher ziit, als sich geboret, getruwelich zu warten.
Alberus
gg iiijv
(
Frankf.
1540
):
Pes, ein messchuch
(im Orientierungsfeld von
elle, schrit, spanne
).
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
12, 1
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Kündestu [klager] rechte messen, wegen, zelen oder tichten, aus ödem kopf ließtu nicht soliche rede.
Jahr, H. v. Mügeln
825
(
omd.
, Hs.
1463
):
die sechste [Geometria] aller maße pflit: | wie tif, wie hoch, wie breit, wie wit | der himmel, mer und erde si: | die letzte [Theologia], wie der künik fri | sich meßen liß uf einen schrank, | damit er unser not verdrank
(auf eine Person bezogen, hierher?).
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
154, 10
(
osächs.
,
1570
/
7
):
sollen solche malz, darauf ein argwohn, die abträger zu messen schüldig sein.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
23
(
Nürnb.
1517
):
hast du vermerkt die ewigen erkantnus. Sich, das du nit dofür haltest, das dieselben mit und in underschidlicher zeit gemessen werden
(hier ütr.).
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
da kom darnach der kornmesser und slug in mit dem meßholtz.
Gille u. a., M. Beheim
79, 282
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
mit der mass so ir messent, so | wirt euch wider peczalung.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Wol auff, und loß unns messen | Die sper, so haw wir frolich dran!
Sachs (
Nürnb.
1534
):
wann sind all künst erlesen | So klar und scharpff am tag gewesen. | Singen, sprechen, astronomey, | Rechnen, messen und poetrey, | Allerley sprach nach rechter art?
Thiele, Minner. II,
12, 398
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
vil besser zwirnt gemessen | dann dum gehauwen sunder lymen snure!
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Pes, Jst ein mess / namlich zwœlff / od’ sechzehe͂ zœll / ein messschuͦch.
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
365, 42
(
halem.
, zu
1414
):
ouch git ieklich maͤs den knechten ze messlon (ij den.).
Morrall, Mandev. Reiseb.
114, 1
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
ir sollent wissen daz in Nider Land und Bravand daz ich es [Polus Articus] gemessen hon mit dem astrolabio.
Müller, Welthandelsbr.
153, 23
(
schwäb.
,
1506
):
zu Napoli mist man die thucher auf der taffel.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
ein würt oder gastgeb soll den wein [...] uff den tisch in die gerichten und gezäpften meßkanten messen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wie ainr auzwendik der stat auf dem veld verr hin dan möht ains turns hœhen gemezzen in der stat mit ainem spiegel.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
Swaz chorns an dem margt kuͤmt ausserhalb an der messtat, daz sol newr von der purger messtat gemessen werden.
Die gesworen habent gesetzet, daz man [...] allez tuͦch, [...] enpfahen sol, als es der fronmesser, [...], misset.
Die omer swerent, daz si messen, omen, abstechen und eychen suͤllen dem gast und dem burger, armen [und] reichen, [...], geleich.
Schmitt, Ordo rerum 140,
4
.4 (
oobd.
,
1481
):
Mathematica messende kunst.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
um 1530
):
meßschnuer darnach [sie] die joch der äcker [...] außschnürn und meßen mögen.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
, Hs.
1585
):
das man [...] bringen solle alle klain und grosse kanten, metzen, mässl, auch gewicht und eln, welche daselbst durch ainen gerichtsambtman gefächt, abgewegen und gemëssen werden sollen.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
2252
(
oobd.
,
1607
/
11
):
ein geometrisch intrument zum höch und tieffe zu messen mit einem magneten.
Wackernell, Adt. Passionssp. Pf. III,
1376
(
tir.
,
1486
):
Ich [Schneyder] hab dy rockh zw lanckh gemessen, | Darnach stall ich dy abschroten.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1472
):
drew messchaf.
Ziesemer, Marienb. Konventsb.
117, 12
;
Sermon Thauleri
11vb, 27
;
Jahr, H. v. Mügeln
372
;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Müller, Welthandelsbr.
167
;
249, 17
;
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
18, 23
;
27, 17
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Piirainen, Igl. Bergr.
28, 2, 29
;
Schmitt, a. a. O.
231, 13
;
660, 17
;
Vorarlb. Wb.
2, 405
;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib. 1989, S. 
198
.
Vgl. ferner s. v.  1, ,
1
 1.
2.
›etw. (das
land
, den
berg
) vermessen, markscheiderisch einteilen‹; resultativ und spezialisiert: ›(die Grenzen eines Grubenfeldes) bestimmen‹.
Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 3,  3; vgl. , , .
Wortbildungen:
mesgezauwe
›Meßgerätschaften‹,
mesmeister
›Geometer; Landvermesser‹ (dazu bdv.: , , ),
messeror
›Meßlatte, -schnur‹,
messtange
.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc Ez.
42, 16
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
ja maz er kegin dem ostinwinde mit dem messeror
[
Wormser Proph.
1527:
richtscheit
;
Froschauer
1530:
maͤßstaͤcken
;
Eck
1537:
meßstab
]
vumfhundirt ror alumme.
Ebd.
45, 3
:
von der maze salt du messyn dy lenge vumfundezwenzig tusunt messeror
[
Wormser Proph.
1527 /
Froschauer
1530:
richtscheit
o. ä.]
und dy breite zentusunt.
Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1399
):
2 m. eyme messer, der die land pflegit zu messen.
Mendthal, Geom. Culm. (Hs. ˹
preuß.
,
A. 15. Jh.
˺):
Der messer sal ouch wyssen, wy her recht anlegen sal das messegeczewu, is sy nu eyn crucze adir eyne gnomo, das yst eyn rechtwinkel geczewu, adir eyn recht messegeczewu.
Ermisch, Sächs. Bergr. (
osächs.
,
1499
/
1500
):
das der bergmeyster XIIII tage zuvor an den gebirgen, do er messen will, offentlich ausruffen und anslahen laße.
Weizsäcker, Graupn. Bergb.
99, 39
(
osächs.
,
1540
):
auch hott Nickel Fyscher dem Matz Jüren guttwillig nochgelossen in seiner firung im ligende, das her nicht weiter in das ligende messen wil dan 2 lachter.
Maaler (
Zürich
1561
):
Maͤßstang (die) Ein ruͦt oder stang damit man das erdtrich mißt. Decēpeda.
Bremer, Voc. opt.
38019
(
moobd.
,
15. Jh.
):
Geometer erdmesser [...] ein erdmesser [...] eyn erdmeister [...] mesßmaister [...] est artifex habens scienciam de quantitate continua, scilicet de magnitudine mensurabili.
Piirainen, Recht Schemnitz.
1986, 308
(
mslow. inseldt.
,
1466
):
So denn pergk wnd Stolln sullen gemessen w(er)den mit lochtern vnd mit lehen.
Joachim, a. a. O. ;
Ermisch, a. a. O. ;
Mendthal, a. a. O. ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Vorarlb. Wb.
2, 405
(hier Bezug auf die Alpvermessung).
3.
›etw. umreißen, ab-, um-, eingrenzen, abmessend begrenzen‹, auch ütr.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1; vgl. ,  1,  1.

Belegblock:

Köbler, Ref. Wormbs
304, 19
(
Worms
1499
):
wie breit oder wie solich dinstparkeit eins wegs oder Fusspfads soll gemessen oder gebrucht werden.
Strauch, Par. anime int.
122, 20
(
thür.
,
14. Jh.
):
allir creature forstentnisse ist gemezzin, darumme hait ez grunt.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
36, 16
(
schles.
,
1377
):
mit allin reyen [!] vnd greniczen, alz von andirn gutirn abegezindirt ist vnde gemessin.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
314, 20
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
Wan daz selber, daz die creature ihht ein substancien, die gemezzen ist unde geendet, die zeigit, daz si si von etwaz beginnes.
Ebd.
357, 4
:
gotlich wesen, [...], daz ist ein unentlich wesen, unde niht gemessen zuo dekein gesleht der wesentheit.
Piirainen, Igl. Bergr.
30, 2, 11
.
4.
›etw. (Handlungen, Einstellungen, Haltungen u. ä.) nach einem Maßstab bemessen, der im Verfügungsbereich des jeweils Handelnden liegt; den Grad e. S. - mehrfach im Sinne des Spiegelungsgedankens - relativ zu einem anderen bestimmen, ausrichten, abwägen‹.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen:
meist mit Akk.obj. d. S. und Angabe des Bemessungsmaßstabes mittels
nach
(meist),
gegen
oder
mit
, z. B.
übung nach der kraft, fro gegen traurig, liebe mit leid m.
Wortbildungen:
messer
3,
messiglich
›relativ zu einem vorgegebenen Maßstab‹ (im Beleg:
des glaubens
; s. u.
Luther
).

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Röm. 12, 3
(
Wittenb.
1545
):
Das niemand weiter von jm halte / denn sichs gebürt zu halten / Sondern das er von jm messiglich
[
Mentel
1466:
zuͦ der maß
;
Froschauer
1530:
zuͦ maß vnd rechtem wüssen
]
halte / ein jglicher nach dem Gott ausgeteilet hat / das mas des glaubens.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Gesetz muß man nach den Leuten messen / vnnd nicht die Leut nach den Gesetzen.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
götlîche gâben: sie müezen gemezzen werden nâch dem, der sie enpfâhen sol.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
601
(
pfälz.
,
1436
):
das du messen solt die liebe gein dem nehsten nach der liebe din selbs.
Strauch, Par. anime int.
34, 15
(
thür.
,
14. Jh.
):
waz di fornuft begrifin sal oder bekennin, daz zuhit si in sich und wirdit gemezzin noch der fornuft.
Jostes, Eckhart
77, 24
(
14. Jh.
):
so alle pein gemezzen wirt noch der mazze der wollust der sunde!
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
in welchir mâze ir werdet mezzin, in der wirt ûch wider gemezzin.
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 92, 9
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
si mizzet lieb mit leide | lachen, weinen beide, | gein trurec fro, gein sorgen lust.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
,Mich turst‘ das firdi wort er maß, | Nach unserm heil und trost was das.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Der messer der dise mosse us misset, das ist din erlúchtet bescheidenheit.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
19, 26
(
Zürich
1521
):
Sy [fürste͂] sollen [...] wyß sin / das sy jr maiestat jr glüksaͤlikeit / rychtum͂ / herrlikeit / vß den dingen messen / die da warlich groß [...] machen.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
196, 34
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
daz alle unser lidunge unde alle unser wirkung gemessen sülen werden nach der regelen der bescheidenheit.
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
189, 127
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
darvmb schol yeder mensch sein leipleich v̈ebung messen nach seiner chrafft.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
das die wurkung Gots zu den zeitten also gemessen hat mit dem tod der kuniglichen maiestat geperer.
5.
›jm. / e. S. (z. B. einer
stat
) etw. zuteilen, zumessen, zukommen, zuteil werden lassen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  8,  3,  1,  2,
4
,  1, .
Syntagmen:
jm. liebe m., der stat den namen m., jm. zwei schue m., jm. also / gleich / recht m., got jm. sein gesaz m., die wand dem eisen m
. ›das Eisen einem Zug, einem Rucken aussetzen‹,
jm. so m., als [...], jm. nach dem m., und das [...], j. jm. einen schlag / sprung m., j. / die ku jm. einen stich m., jm. ist gemessen
[+ Hauptsatz],
jm. etw. (der tod) gemessen sein, die bänke mit buben gemessen sein
;
die gemessene auflage
; subst.:
volles messen
;
das messen des lones
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Der diser stat den namen maz, | Daz der enmitten stules saz | Sines vater riches.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Man mizzet einem ieglîchen nâch dem, und daz im vüeget.
Sachs (
Nürnb.
1534
):
Dem wirt man messen eben gleich | Mit zirckel, baßhart und dryangel.
Holtzmann, Gr. Wolfdietrich (Hs.
A. 15. Jh.
):
Waz er ir moht erlangen, den mas ers durch den kragen.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
daz ir mit in [apposteln] teilhaftig werdent ires gesiges und ewecliche in ire zale kumment mit volleme messende ires verdienten lones.
Goldammer, Paracelsus
4, 251, 7
(
1530
):
daß wir boshaftig seindt, so wird uns dermaßen gemessen, als wir seindt.
Wiessner, Wittenw. Ring
1441
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Die kuo ward messen eben | Bertschin über seinen dank | Zwen stich in einem schwank.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
2571
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
der tod uns was gemessen | Durch des suͤssen epfels essen.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Triffon, dem junglinge, | Ward ain schlag gemessen | Daz [...].
Sappler, H. Kaufringer
1, 210
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
si wären gern gesessen, | da waren die penk gemessen | mit vil puoben.
Ebd.
9, 210
:
die [töchterlein] bei im an dem pette lag. | zwen schuoch er ir ze messen pflag.
Klein, Oswald
1, 66
(
oobd.
,
1421
):
got, der jedem sein gesatz | wäglichen misst mit seiner heilgen hand.
Hübner, Buch Daniel ;
Ettmüller, Heinr. v. Meißen
238, 10
;
Mon. Boica, NF.
2, 1, 30, 26
;
Goldammer, a. a. O.
7, 78, 17
;
Wiessner, Wittenw. Ring
239
;
453
;
1114
;
Haltaus, Liederb. Hätzlerin ;
Mollay, H. Kottanerin
27, 6
;
Vgl. ferner s. v.  4.
6.
›etw. (z. B.
gnade
) / (seltener:) jn. (
got
) seiner Größe, Würde entsprechend fassen, hinreichend ermessen, ausdrücken, bestimmen‹; mehrfach ex negativo gebraucht.

Belegblock:

Asmussen, Buch d. 7 Grade
2292
(
nobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
Er hot kain wog noch elmeß dort, | domit er meße seinen hort.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
etteliche enmugent nút messen ein grundelos vernúten.
Schmidt, Rud. v. Biberach
13, 23
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Got ist in dem wesen der ewikeit vnbeweglich, vnd dar vmbe ist er alleine mit dem mes der ewikeit gemessen.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Ob ich gernne sesse, | Der totten zalle messe, | Es were nott daz ich mich | Beriette ain jar sicherlich.
Steer, Schol. Gnadenl.
5, 225
(
halem.
,
15. Jh.
):
Die abgrúndikait der gnaͮden twinget mich, daz ich mit worten geswige die genaͮde ze messen, waͮn waͤrint alle sternen schriber vnd der himel permit, si moͤchtint nit geschriben die v́bermessigen richait der gnâden.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
33, 99
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
ler messen hoch gaistlich gesicht, | ler himlisch kunst an rümen.
7.
›etw. abwägen, überlegen; etw. überschlagen, taxieren; etw. / sich [wie] einschätzen, veranschlagen‹.

Belegblock:

Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
mit wisheit si hin und her maz, | waz dese rede mochte sin.
sprich hastu vor icht gemezzen, | wie sal got von hemele ezzen?
Froning, Alsf. Passionssp.
4590
(
ohess.
,
1501ff.
):
mesße sie sich nach alßo hoch, | ich engebe umb sie nicht eyn floch!
Pyritz, Minneburg
1928
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
ich wolt auch meßen | Mit miner synne vernunft strank, | Ob uch die rede niht wurd zu lank.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
321, 7
(
Genf
1636
):
Messen / vberschlagen / wie groß vnd lang etwas ist.
Weber, Füetrer. Poyt.
161, 3
(
moobd.
,
1478
/
84
):
des [reich] preis man hoch tet messen, | an Artus wär der zeit nit sein geleich.
8.
›urteilen‹ (ohne angegebenes Objekt); ›etw. / jn. (seltener) in seinen Charakteristica erkennen und entsprechend beurteilen; etw. als etw. betrachten, beurteilen, einschätzen‹.
Phraseme:
mit tauben oren messen
›parteiisch urteilen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1
 4,  5,  2.
Syntagmen:
milte m
.;
jn. heilig m., js. gänge m., etw. beinschrötig / lustig m., etw. anders m., dan [...], etw. für laster, vor sünde m., einen riemen zu einer haut m., j. der beste gemessen sein, j. dafür gemessen sein, das [...], j. dahin gemessen sein, da [...]
.

Belegblock:

Jahr, H. v. Mügeln
88
(
omd.
, Hs.
1463
):
wie das min kunst unwirdik was, | doch mild er nach genaden maß.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
170, 36
(
thür.
,
1474
):
unde habin dyselbin solliche wunden zcugbar unde beynschrotig gemessin unde erkant.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
1517
/
8
):
welcher meister wer der best gemessen.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
Wie ir mit dauben oren messen, | Gleichs sol euch werden nit vergessen.
Langen, Myst. Leben
120
(
nobd.
,
1463
):
so springet er auff dy ewigen dinck, / vnd dem die selbigen werck werden vil lustiger smeckende vnd messende.
Niewöhner, Teichner
419, 108
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
seit die Lug die reichen | und die gewaltigen hat besessen, | nu wils niemt für laster messen.
Ebd.
564, 2606
(Hs. ˹
moobd.
,
n. 1400
˺):
den soltu alsen heilig mezzen | sam er gieng nach chlaim prot.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Das khan nyemant anders gemessen, dan es sey ain plag von Gott.
Pyritz, Minneburg
400
;
1045
;
Asmussen, Buch d. 7 Grade
1919
;
Thiele, Minner. II,
21, 54
.
Vgl. ferner s. v. (V.) 12.
9.
›jm. etw. in bestimmter Weise als etw. (z. B.
in übel, zu torheit
) auslegen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  2, .

Belegblock:

Fuchs, Murner. 4 Ketzer
4315
(˹wohl
Straßb.
˺
1509
):
Eins hett ich schier vergessen / | Jn übel sol mirs niemant messen, | Das ichs stell hinder thuͤr zuͦ lest.
Jörg, Salat. Reformationschr.
50, 33
(
halem.
,
1534
/
5
):
[das die prophecyen] jmm [Jonas] zuͦ der unwarheytt gemaͤssen werden.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Ob aber yemanntz ain misvallen daran hett und mir zu torhait meß, der gedenck, das [...].
10.
›etw. vollziehen, etw. tun‹; schwach belegt.
Literarische Texte in Versform.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  13,  10,
1
 2,  3,  13,  15.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
er vorgaz [...] | [...] des eidis, den ê maz | sîn hant und ouch sîn zunge.
Henschel u. a., Heidin
1632
(
nobd.
,
um 1300
):
erdo sprach | Vrowe dv solt ezzen | Si sprach wir svllen mezzen | Die fvze vf dem tische.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Wol zwölff wunden fraissan | Fügtte im uff herttes messen | Pariss der vil usser lessen.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
304, 4
(
moobd.
,
1473
/
8
):
das ors zue paiden sporen | nam er, und mass ein thiost im zer seitten.
Ebd.
319, 3
:
Do ward all vast gesessen, | von disen herren paiden | dy thiost so gemessen, | das sy den luft mit drunzun gunden chlaiden.
Ebd.
383, 5
:
Maniches mannes lob ward do gemessen.
11.
›etw. durch gliedernde Tätigkeit in bestimmter Weise gestalten, einrichten, artikulieren; etw. aus nichts erschaffen, neu schöpfen‹.
Bedeutungsverwandte:
 25,  1,  24, ; vgl.  12,
1
 8, (V.) 12,  1, (V.) 2,  2,  2.

Belegblock:

Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
di rede han ich sus gemezzen, | daz der eber mag der trache wesen.
Jahr, H. v. Mügeln
1132
(
omd.
, Hs.
1463
):
vil na es [pfert] sam das erste was, | doch es sin sprünge treger maß.
Pyritz, Minneburg
602
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Der selb wille ist blint gemes, | Ez sy dann daz die riche vernunst | In gar dur lucht mit rechter gunst.
Wiessner, Wittenw. Ring
3522
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Wer mag ein disputieren | Mit gmessner red florieren?
Niewöhner, Teichner
564, 2202
(Hs. ˹
moobd.
,
n. 1400
˺):
seind denn got von nichte maz | himel und erd und all geschafft.
Fischer, a. a. O. .
12.
›etw. übertragen, übersetzen; etw. in einer bestimmten Sprache nach dem System einer anderen fassen‹.

Belegblock:

Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
6, 5
(
noobd.
,
1347
/
50
):
In latin ist ez gesezzen, | So han ich maister Chuͦnrat | von Megenberch ez ze deutsch gemezzen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wan wer daz deutsch zuo der latein mizzet gänzleich und reht, sô beleib ich ân strâf
(Beleg auch zu 11 stellbar).
13.
›etw. sagen, eine Rede an jn. richten‹.

Belegblock:

Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Nabuchodonosor saz, | Danyeln er rede maz, | [...] | Ob [...].
Sulche wort er kein mir maz: | [...].
Niewöhner, Teichner
58, 52
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
also solt wir wesen rain | von sunden und vom ezzen, | als der Frauͤdanch hat gemezzen.
14.
›(einen Weg) durchlaufen, durchmessen; sich durch ein Land bewegen‹ (dazu: ).
Bedeutungsverwandte:
vgl.  14,  3,  2,  8.

Belegblock:

Klein, Oswald
44, 12
(
oobd.
,
1426
):
durch Flandern, Franckreich, Engelant | und Schottenland | hab ich lang nicht gemessen.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
131, 23
(
mslow. inseldt.
,
1577
):
Vnnd śol Zue dieśem Weg śonśt kein ander NachPar, es śey meśśen, oder mit Peśśerung recht haben.