deuten,
V.
1.
›auf jn. / etw. zeigen, hinweisen‹; oftmals ist hiermit also eine Zeigegeste gemeint (z. B. Fingerzeig, Kopfnicken o. Ä.).
Bedeutungsverwandte:
(V.) 1, ; vgl.  3,  1.
Syntagmen:
jn. mit der hand d
.;
(mit dem finger) auf jn. d
.;
der deutende finger
.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Ein vngeschickter taug weniger als ein Bildstock an der Strassen / red der nicht / so deut er doch / wo man hingehen sol.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
630, 3887
(
Magdeb.
1608
):
Mein Jungfrawen seufftzten auch tieff / | Als wenn eins aus dem Wasser rieff. | Damit zu deuten / das gefahr / | Vnd gros Elend verhanden war.
Franck, Klagbr.
220, 4
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
Doch sol niemant mainen / das dise allein der Teufel sind / vnd mit finger auff sie deuten / als haben sie allein gesündiget.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
251, 37
(
Nürnb.
1548
):
der Prophet [...] hat [...] jhn [Christus] doch heimlich in dem anzeygt / vnnd auff jhn gedeutet / da er spricht: Got woͤll gnedig sein.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
sei also Deuto vom ,deuten‘, so anzaigen bei uns und waisen haist, genant worden.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
119, 32
(
tir.
,
1464
):
Vnd da er nu auf was gestanden, da gepot der chünnig jederman vnd teüttet in mit seiner aigen hant, sie sölten still sweigen.
Pfefferl, Weigel. Ges.
5, 18
;
Peil, a. a. O.
249, 6316
;
M. Cunitia. Ur. Prop. ;
Chron. Augsb. 4, 342, Vor. zu
30
;
Dietz, Wb. Luther ;
Vgl. ferner s. v. , .
2.
›etw. auslegen, erklären, deuten und dadurch möglicherweise die Wahrheit antasten, interpretieren; etw. verstehen‹.
Keine oobd. Belege.
Bedeutungsverwandte:
 11, ; vgl.
1
 2,  2,  7, , ,
1
 3,  131415161718192021222324252627,  1, ,  1,  1, ,  3,
1
 9.
Syntagmen:
einen brief / spruch, eine historie / schrift, (gottes) worte d., etw. aufs zeitliche, in argem, mit würde, zu unheil d., etw. durch / für etw. d., etw. erenlos / falsch / treulos / übel d
.;
etw. dahin d., das [...]
;
der deutende verstand
.
Wortbildungen
deutist
(dazu bdv.: , ).

Belegblock:

Luther, WA (
1528
):
Wolan, so bleiben wir bey dem unsern und vermanen alle, [...], das sie sich fur solchen ungewissen, unbestendigen tropisten und Deutisten hueten.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Der breiff wart gelesen alda | ind wart gedoit zo hant dar na.
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
Wil sich auch gebüren, daß dieses nicht in argem gedeutet [...] werde.
Strauch, Par. anime int.
20, 28
(
thür.
,
14. Jh.
):
sente Johannes in Apocalypsi sprichit: „we we we allin woninden in ertriche.“ dit dudit he in sinir epistolen.
Anderson u. a., Flugschrr.
11, 6, 34
([
Leipzig
1521
]):
Du must mir aber meyne wort niht falsch dewten.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Leipzig
1537
):
Behuͤt vns vor den Propheten, | Die Gottes wort unrecht deutten.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
221, 28
(
Nürnb.
1548
):
Solches ist nit allein dahin zu deuten / das es bey den Christe͂ ein rechter trost / vñ kein heuchlerey ist.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
18
):
Ey, du bist ein närrischer Dor, | Redst döricht von heiligen Leuten, | Thust all ding nur auffs zeitlich deuten.
Sappler, H. Kaufringer
17, 96
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
wenn beginnet dir ze tüten | der pfarrer dein das gotzwort.
Mannack, Rist. Pers.
196, 8
;
Pfefferl, Weigel. Ges.
5, 11
;
Peil, Rollenhagen. Froschm.
632, 3940
;
Kurz, Waldis. Esopus ;
Hübner, Buch Daniel ; ; ; ; ;
Neumann, Rothe. Keuschh.
3581
;
4135
;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
104, 23
;
Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
103, 860
;
Reichmann, a. a. O.
218, 2
;
Dietrich. Summaria
18r, 32
;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst ;
Dietz, Wb. Luther .
Vgl. ferner s. v.
1
 7,  2,  4,
1
 3.
3.
›etw. bedeuten, heißen; für etw. stehen‹.
Phraseme:
etw. deutet als viel als etw
.
Bedeutungsverwandte:
 123456789101112.

Belegblock:

Luther, WA (
1535
):
wie gar viel mehr werden diese kurtze wort des allmechtigen Herrn gar einen unaussprechlichen zorn deuten, der nimer mehr sol versuͤnet werden.
Quint, Eckharts Pred.
188, 4
(
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Daz diutet als vil als: diu gotheit ist aleine ein stat der sêle.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Also das solich schellen luͤden | An dem sacke nit mag schaden duͤden.
Strauch, Par. anime int.
106, 36
(
thür.
,
14. Jh.
):
Johannes tudit sich also vil alse ,in deme di gnade ist‘. daz kint sal groiz werdin und helic geborn.
Sachs (
Nürnb.
1529
):
ein unfruchtbar walt | [...] Darinn es hagelt on abloß; | Deut den weltlichen hauffen groß.
Adomatis u. a., J. Murer. Bab.
152
(
Zürich
1560
):
Was aber die zwey letsten dütten | gib ich zverstan den gelerten lüten.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Nach dem über ettlich zeit darnach nant sy der kaiser Valentinianus Francken, das teut als vil gesprochen als frayssam.
Weber, Füetrer. Poyt.
115, 5
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Er dacht: „O got, was dewten dise dinnge?“
Hübner, Buch Daniel ; ;
Gille u. a., M. Beheim
89, 25
;
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Schib, H. Stockar
33, 21
;
Plant u. a., Main. Naturl. 294vd,
17
;
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
59, 2
;
240, 2
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 21
;
Dietz, Wb. Luther .
Vgl. ferner s. v.
1
 6, , .
4.
›etw. ankündigen; etw. bestimmen, festsetzen‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1535
):
Aber sonderlich hat er mit diesem namen den Hern Christum muͤssen deuten [...] als der da ist der rechte Koͤnig der Gerechtigkeit.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
Wenn ich
[Christus]
erhoͤhet werde von der Erden [...] so wil ich alles zu mir ziehen. Das sagt er aber zu deuten / spricht der Euangelist / welches Todes er sterben wuͤrde.
Sachs (
Nürnb.
1559
):
Dem seyt fort-hin all unterthan! | Was er euch schaffet oder dewt, | Das thut als mein getrew hofleut!
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. ; ;
Mayer, Folz. Meisterl. .
5.
›etw. auf jn. übertragen, auf jn. / etw. beziehen‹.
Bedeutungsverwandte:
.

Belegblock:

Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
Was die andern Zeugnis des Newen Testaments [...] anlanget / die wollen wir / [...] vmb der Juden willen / die da diesen Text lieber auff sich deuten vnd ziehen wolten / mit einbringen.
Franck, Decl.
338, 28
(
Nürnb.
1531
):
Nun diß von dem hurer gsagt sein / [...] wir woͤllen nun an spiler hin / [...] das vil das von dem hurer gesagt / auff diesen fast wol mag deuͤt werden.
v. Birken. Erzh. Österreich (
Nürnb.
1668
):
Man dachte aber nicht an Rudolphum, sondern jederman deutete es auf den Koͤnig in Boͤheim.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1544
/
45
):
Dis ampt
[des Nachtwächters]
[...] mag billich und wol auf die viertailherren der statt gedeit und vergleicht werden.