heben,
V., unr. abl.,
gramm. Wechsel; im Partizip Präteritum gelegentlich regelmäßig; vgl. auch
Dammers u. a., Flexion der st. und schw. Verben.
1988, 346-351
. – Dicht vernetztes Bedeutungsspektrum: 1 konkret im Sinne von ,festhalten‘, 2-4 dazu ütr. (3 mit temporaler Komponente), 5 und 6 im Sinne einer Ortsveränderung auf einen Zielpunkt hin, 7 als Ortsveränderung nach oben, 8-13 dazu als Spezialisierungen (partiell auch ütr.), 14-18 mit der Komponente des Beginnens (18 in räumlicher Dimension), 19 und 20 auf finanzielle Leistungen bezogen, 21 und 22 mit der Komponente eines Widerspruchs, 22 zum Ausdruck eines Vergleichs zweier Größen.
1.
›etw. / jn. (fest-)halten‹.
Gehäuft wobd.; besonders frühes und mittleres Frnhd.
Phraseme:
jm. eins heben müssen
›jm. für einen Streich herhalten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  2, ,  1,  1,  1.
Syntagmen:
den badschwam / dieb, die frau, das ros h., jm. den arm / hut / stegreif, das haupt / schwert h., j.
(Subj.)
die hand stil h., jn. / etw. bei etw. h., den bogen gespannt h
.

Belegblock:

Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1522
):
am tag stuͦnd der burgermeyster neben dem bapst, und ein edelman huͦb im den geschenckten huͦt und schwert.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
66, 34
(
els.
,
1362
):
Do sprach der iúngeling: ›Huͤb ich den bogen lange gespannen, so wúrde er zuͦ swach zuͦ schiessende.‹
Chron. Strassb.
504, 31 (els., a. 15. Jh.):
die Juden [...] sprochent zuͦ den rittern: ,wer worent die frowen mit den der engel rette, und warumb huͦbent ir sü nüt‘?
Bobertag, Schwänke (
Straßb.
1522
):
da vmbfieng in sein eefraw vnd huͦb im die armen so starck.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1538
):
Der Pfarrer [...] schrau als die Gassen ein: ,Hebet mir den Dieb, hebt mir den Dieb!‘
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
Regnold gab im sin pfert wider und huob im den stägreiff, do er uff saß.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
3v, 25
(
Zürich
1521
):
Also zücht ein magnet an sich ysen / vnd hept das.
Morrall, Mandev. Reiseb.
36, 1
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
Ist der balsam guͦt, so múgent ir die hitz von der sunnen nit geliden noch die hand still heben, wann úch duncket, ir habent die hand gen ainer haissen gluͦt.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
E. 15. Jh.
/
A. 16. Jh.
):
da huͦb in sein bruͦder und stach in also in der gech und zoren.
Turmair (
moobd.
,
1529
):
Wes die kue ist, der heb si bei dem schwanz.
Mieder, Lehmann. Flor. ;
v. Keller, Amadis ;
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. ;
Päpke, Marienl. Wernher ; ;
Vetter, Schw. zu Töß ;
Wyss, Luz. Ostersp.
9060
;
Morrall, a. a. O.
11, 14
;
Fischer, Eunuchus d. Terenz .
2.
›etw. haben, besitzen‹; anschließbar an 1.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1
 2,  5, (V.) 2,  5,  8.

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (wohl ˹
schweiz.
,
1525
˺):
Almuͦsen sol man denen geben | Die gar nichts übernächtigs heben.
Helbig, Qu. Wirtsch.
2, 98, 33
(
md.
,
1447
):
Wir haben unserm munczmeister [...] beuolhen, uns eyne mercliche sume geldes der vorgeslagen muncze kurzlichen zcu bereiten, [...], dorczu er fast silbers und pagaments wirdet mussen heben.
3.
›einhalten, innehalten; jm. standhalten‹; Ütr. zu 1.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  15,  4,  3.

Belegblock:

Goedeke u. a., Liederb. (
Nürnb.
,
16. Jh.
):
Der drite sprach: „heb, schüz, nun beit! | wünsch das wir nit verderben.
Bächtold, N. Manuel. Todt.
14, 66
(
halem.
,
1514
/
22
):
Heb still du narr und grosser gouch.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
v. 1536
):
maister, ich bit dich, überail mich nit; wann es zeit ist, so wil ich dir manlich heben.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. .
4.
›aushalten, durchhalten (von Personen); andauern, anhalten (von Zuständen)‹; Ütr. zu 1.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  12,  9,  2,  1,  9,  1, ,  1.

Belegblock:

Buch Weinsb. (
rib.
,
um 1560
):
Darnach leis ich min moder under dem raithaus pleiben diss jar uis bis in die fast, das sei dartuschen des febers erloist mogt werden, und solt min ziͥt zukunftich christmessn angain, bis an die zit sult sei heben.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Dieweil es aber dozumal noch ain newe badstuben und die hitz nit wol hueb, hett das frölin so übel im badt gefroren.
Schmitt, Ordo rerum
673, 22
.
5.
›etw. in eine andere Lage / an einen anderen Ort bringen; etw. wohin halten‹; speziell: ›mit einer Schußwaffe zielen, die Waffe ins Ziel halten‹.
Syntagmen:
ins ziel h., etw. gegen / über / zwischen etw. h., den backen zu dem streich h
.

Belegblock:

Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
120, 4
(
Frankf.
1535
):
Diser kalte steyn gegen der sonnen gehebt / gibt feur auß jm.
Menge, Laufenb. Reg.
1, 81, 5
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
der reinez wazzer güzze in ein reine vaz [...] und hüebe danne ein mensche sîn antlütze dar über.
Lemmer, Brant. Narrensch.
75, 8
(
Basel
1494
):
Doch luͦg er / vnd heb nit jnn grundt | Noch jn die hoͤh / sunder jnns zyl.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Der arm Man het ein Stuͤck Brotz, das huͦb er zwischen den Braten und das Feuͤr.
Anderson u. a., Flugschrr.
27, 5, 26
;
Keil, Peter v. Ulm
250
;
Lemmer, Brant. Narrensch.
75, 59
.
6.
refl.: ›sich jm. oder etw. zuwenden‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3,
1
 5,  1, , ,  4,  19.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Die vrien under den luten | In schrunden ilten sich huten | In holren und in gruben, | Zuen bergen sie sich huben.
Karnein, Salm. u. Morolf
760, 2
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
Das sach der kunig Pellian. | er hup sich gein dem dugenthafften man.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Eine kurtze regel: wirckent úch abe von zitlichen dingen noch sorgveltikeit, lúterent úch von creatúrlichen bilden [...], hebent úch zuͦ himel.
Päpke, Marienl. Wernher ;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
28, 12
;
Klein, Oswald
105, 30
.
7.
›jn. oder etw. nach oben / an einen höher gelegenen Ort bringen, bewegen‹; speziell: ›etw. aufladen (auf einen Wagen)‹; ›das Dachgebälk im Rahmen eines Hausbaus aufsetzen‹.
Phraseme:
jn. aus dem sattel heben
›jn. besiegen, verdrängen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  1,  1, , ,  6,
1
 1.
Syntagmen:
den kasten, heu h.
;
etw. auf / über / zu etw. h., jn. auf den esel, das bet / pferd h., jn. von dem mist h
.
Wortbildungen:
hebebaum
›Stange zum Anheben von Lasten‹ (a. 1636),
hebegeld
›Bezahlung der Handwerker für das Aufsetzen des Dachgebälks‹,
hebgeschir
›Werkzeug zum Emporheben von Lasten‹, (a. 1590),
hebriegel
›Hebel‹,
hebstange
(a. 1539),
hebzeug
›Werkzeug zum Emporheben von Lasten‹ (a. 1531).

Belegblock:

Luther, WA (
1529
):
Was man nicht heben kan sol man liggen lassen
(›Was man nicht erledigen kann, soll man gar nicht erst in Angriff nehmen‹).
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
126, 18
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Sye hube mich selber vff das bete.
Ebd.
128, 24
:
Abrye [...] hube die konnigynne zu stunt vff ir phert.
Karnein, Salm. u. Morolf
661, 3
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
er hup in wider uff den esel sin.
Dubizmay, kurß zu Teutze
72, 11
(
hess.
,
1463
):
vnser herre [...] Erhohet den nottigen von der erden vnd hebet den armen von dem miste.
Lippert, UB Lübben
2, 154b, 29
(
osächs.
,
1439
):
1 g. den czymmerluthin pro bibalibus, als sy anhubin zcu heben.
Ebd.
284a
, 16 (
1572
):
von den dorffschaffttenn, wie vorzeichnett, hebegeltt empffangen.
Opitz. Poeterey
40, 24
(
Breslau
1624
):
wie schlecht die Buͤgel sein | So setzen wir uns doch mit jhnen fester ein | Vnd lassen vnns so bald nicht auß dem sattel heben.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
er [...] naiget sich fürsich vnd hebet jme mit baiden haͤnden (weil er jn alß einen gefangnen vnder sich halt) den kopff vbersich.
Fischer, Folz. Reimp.
40, 129
(
Nürnb.
um 1488
):
Nun nempt des kellerzeüges acht: | [...] | Stentner, drichter, flaschen, kannen, | Weinleiter, weinleger, hebrigel, | Weinseil, probirkraus, ein lichtdigel.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
etlich alt wârsagerin [...] namen blosse messer in die hand, liesen also etlich der feind, so gepunden und gefangen waren, an, stiessens zu der erd nider, zogens darnach zue einem kupfren peck, hebtens über sich, stachens ab wie ein kalb.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1648
):
vom ieden hauß ainer wisen, gräben raumben, kraut sezen, kraut hauen und hei höben.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1495
):
wann die fuerleut den wein hëben, so soll man inen vnnd dem vich essen vnd trinckhen gëben.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
208, 5040
;
Quint, Eckharts Pred. ;
Lippert, a. a. O.
156a
, 14;
Mathesius, Passionale ;
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz. ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Schmitt, Ordo rerum
647, 17
;
Vgl. ferner s. v. .
8.
›etw. aus einem Bergwerk an die Erdoberfläche befördern, heraustransportieren; etw. bergen‹; Spezialisierung zu 7.
Gehäuft omd.; Bergbautexte.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  3,  3, , (V.) 2.

Belegblock:

Weizsäcker, Graupn. Bergb.
185, 22
(
osächs.
,
1530
):
Hat einer vil teil im stollen, so heibt er vil außteilung.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1528
):
Es sollen alle gewerken, so wasser aus ihren schächten oder bergen heben, ir wasser am tage andern gewerken ohne schaden [...] wegführen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1565
/
81
):
schaz und perkwerch, darinnen niemand besuechen oder heben ân des landsfüersten wissen und willen.
Wutke, a. a. O., Cod. Sil. ; Cod. Sil. .
9.
›das Glas (oder ein anderes Trinkgefäß) hochheben, um daraus zu trinken‹; Spezialisierung zu 7.

Belegblock:

Lappenberg, Fleming. Ged. (
1635
):
Von euch tut ein Gran mehr als Jenes langer Trank, | daran ein Fischer wol sich möchte heben krank.
Ebd. (
1636
):
Es läßt sich Keiner scherzen, | wenns der Gesundheit gilt, er hebt von ganzem Herzen | und leert die Schale wol.
10.
›jn. (ein Kind) aus der Taufe heben und somit bei ihm Pate werden‹; anschließbar an 7.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2,  2.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Der der vater ist, der gebirt daz kint natiurlîche; der daz kint hebet ûz der toufe, der enist niht sîn vater.
Buch Weinsb. (
rib.
,
um 1560
):
Disser war ein frolicher man gewest und miner elter gefatter, dan sei hatten im ein kint gehaben.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
144, 1
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Jch wil es [das kint] vmb goddes willen heben sprach der konnig.
Ebd.
150, 2
:
Den sone hat mir der konig von Vngern vsser dauff gehaben / vnd heyßset Ludewig noch yme.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
70, 23
(
omd.
,
1487
):
so ein mensch gevatter wirth vnd ein kinth aus der tewffe hebtt. wirtt. er vorbu̇nden vnd vorpflicht [...], dasselbe kinth Jn all dem genigen ÿm zcur selen seligkeitt noth ist vnderweisen.
Müller, Stadtr. Ravensb.
91, 24
(
oschwäb.
,
1330
/
34
):
So man ain kind hebt.
Qu. Brassó
4, 157, 30
(
siebenb.
,
1570
/
1619
):
Eodem anno den 29. Augusti hat meine Frau dem Gerg Glaser ein jungen Sohn gehoben, Michael.
Roth, E. v. Wildenberg ;
Wutzel, Rechtsqu. Eferding
131, 30
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Loose, Tuchers Haushaltb. ;
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. ;
11.
zum Ausdruck der Tätigkeit der Hebamme: ›Geburtshilfe leisten‹; in den Luther-Belegen ütr. auf den Vollzug der Messe durch den Priester; anschließbar an 7.
Wortbildungen
hebfang
›Hebamme‹ (dazu bdv.: ),
hebfrau
(a. 1530),
hebmutter
(a. 1439).

Belegblock:

Luther, WA (
1535
):
Darnach sind die Moͤnche zu gefaren und haben solch Opffer mit jrer Moͤncherey wollen bessern und gerhuͤmet, Wenn jr einer seine Erste Messe hielte, der huͤbe einer Jungfrawen ein Kind.
Voc. inc. teut. l iiij r (
Speyer
um 1483
/
4
):
Hebfāg od’ hebamme.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
darnach des selben jars am freytag nach nativitatis Marie wart Barthelmeß Geẅder geporn [...]; den hub maister Peter der artzt.
Schmitt, Ordo rerum
360, 16
.
12.
›etw. (aufheben und) mitnehmen, wegnehmen‹; seltener ›jn. von etw. wegführen‹; anschließbar an 7.
Bedeutungsverwandte:
vgl. , .

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Jes. 57, 14
(
Wittenb.
1545
):
Machet ban / machet ban / Reumet den weg / Hebt die anstösse aus den wegen meines volcks.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk. (
osächs.
,
1343
):
Du hebis daz du nicht gelegit hâst, und snîdes daz du nicht gesêwit hâst.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
Es soll sich auch niemants ân der herrschaft Wächsenegg willen untersteen die päch oder ichtes daraus zu heben und zu laiten.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
10763
.
13.
›etw. (besonders einen Leichnam) aufheben / anheben und an einen anderen Ort legen / stellen‹; speziell: ›einen Toten bergen‹; ütr. auch: ›jn. festnehmen, festsetzen, verhaften‹; anschließbar an 7.

Belegblock:

Knape, Messerschmidt. Bris.
42, 33
(
Frankf./M.
1559
):
also stechend vnd spitz waren die dornen [der heck] / das niemand kein hand darauff heben / oder etwas daran angreiffen dorfft.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
Das Grab auch ward, | Vorsigelt hart, | [...] | Vnd an die Thuͤr, | Ein grosser stein gehaben.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Sú laitent ir an das gewant | Das ir von hymel was gesant, | Und huͦbent si uf die bare also.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1505
):
wo ainer leiblos wiert und hebt man in on gerichtz willen, der ist puesfällig.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
, Hs.
18. Jh.
):
ob er [der richter von Pürchfeld] einen [schädlichen man] begriff, so soll er in der herrschaft zu den richter oder auf derselben grünten niderpinten und soll den heben, wir reht ist.
Ebd. (
m/soobd.
,
1565
/
81
):
Ain erschlagner man solle mit eines phleger oder richter wissen und willen gehebt werden.
Gille u. a., M. Beheim
99, 247
;
Mell u. a., a. a. O. ;
Bischoff u. a., a. a. O. ; ; ;
Winter, Nöst. Weist. .
14.
›sich aufmachen und an einen anderen Ort begeben, sich von einem Ort entfernen‹.
Syntagmen:
sich abweg / dahin h., sich auf das mer / in den wald / vom land / von dannen / von hinnen h.
;
sich schnel h
.

Belegblock:

Frantzen u. a., Kölner Schwankb. (
Köln
um 1490
):
All sunder merren heve dich dae hinne | Na Henselijn upme nuwen marde!
Froning, Alsf. Passionssp.
3524
(
ohess.
,
1501ff.
):
Ir gesellen, [...] ! | hebet euch snelle und zu dangk | und nemet die baner in euwer handt!
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1452
):
in der ander vastwochen hat sich der künig von dannen gehebt.
Dreckmann, H. Mair. Troja
28, 23
(
oschwäb.
,
1393
):
do diu zeit also fuglich waz, do hubend sich die küng all, und Jason und Hercules uf daz mer.
Pfaff, Tristrant (
Augsb.
1498
):
Heben wir uns von hynnen, wann der künig empfinnt, das ir entloffen seit, so wirt groß nachsuͦchen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Darnach unlannge hueb sich der von Behaym mit allen den seynen von Wienn und zoch haym gen Behaym.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Der hundt hueb sich wider in den wald.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
2. H. 16. Jh.
):
da etwo ain auslender [...] mit bösen thaten bezüchtigt wurde, den solle der ambtman anbesprechen und vermanen [...] oder aber er soll sich abwek heben.
Goedeke, P. Gengenb. ;
Reissenberger, Väterb. ;
Sappler, H. Kaufringer
1, 20
;
Bastian, Runtingerb.
2, 117, 17
;
Bischoff u. a., a. a. O. ;
Vgl. ferner s. v.  1, .
15.
›sich von einem bestimmten Punkt an in der Zeit erstrecken, beginnen, entstehen, anheben‹; meist refl.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1 (2. Nuance),  5,  2,  1,  3.
Syntagmen:
der druk / frevel / hader / jammer / krieg / streit / turnei / unfriede / zank, die angst / arbeit / flucht / freude / (geistliche) geburt / herschaft / klage / not / wirtschaft / zweiung, das durchächten / elend / getöse / jammergeheul / konzil / leiden / ungemach sich h
.

Belegblock:

Luther, WA (
1530
):
Also hat es sich gehaben, sie haben die zucht und sitten aus der schule ynn die kirchen gezogen, bis zuletzt ein lauter abegotterey draus ist worden.
Ebd. (
1532
):
Daruber hebt sich der hadder, hie mus ich saltzen und straffen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
645, 4353
(
Magdeb.
1608
):
Das Schifflein nicht mehr tragen kunt. | Da hub sich ein Jammergeheul.
Ettmüller, Heinr. v. Meißen
36, 1
(
md.
, Hss.
14.
/
15. Jh.
):
Von eines wîbes schœne huop sich ungemach | unt jâmers ach.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
524
(
Köln
1476
):
Ja druck ind ouch ellende, | Groyssz lijden hoyff sych dayr.
Karnein, Salm. u. Morolf
45, 2
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
Da die kiele wurdent bereit, | da hup sich not und arbeit.
Strauch, Par. anime int.
26, 17
(
thür.
,
14. Jh.
):
di geistliche geburt di hebit sich hi und sal ummirme werin in deme ewigin lebine.
Henschel u. a., Heidin
330
(
nobd.
,
um 1300
):
Do hvb sich der tvrnei | Zv hant.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
do huͦbe sich ein strit, der wert wol einen halben tag.
darumbe huͦb sich zuͦm ersten die zweiunge zwischent deme keiser und deme bobeste und den bischofen.
Pfaff, Tristrant (
Augsb.
1498
):
Aller erste huͦb sich der trawen ungemach, wann er west wol, das diß schiessen nyeman kund, dann herr Tristrant.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Darnach hub ze Röm die wirdichait | ab ze nemen.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
53, 5
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Nun morgens, als erschain der liechte tag, | do hueb sich frew͂d zue hof mit tantzen, singen.
Pfefferl, Weigel. Ges.
9, 6
;
Große, Schwabensp. ;
Quint, Eckharts Pred. ;
Karnein, a. a. O.
763, 3
;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
1, 20
;
Stackmann u. a., Frauenlob
3, 13, 1
;
Banz, Christus u. d. minn. Seele
33
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
801, 32
;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Müller, Stadtr. Ravensb.
168, 23
;
Fichtner, a. a. O.
21, 1
;
43, 1
.
16.
›mit einer Tätigkeit beginnen, anfangen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1 (1. Nuance),  5,  1,  5, (V.) 1.

Belegblock:

Dreckmann, H. Mair. Troja
8, 29
(
oschwäb.
,
1393
):
vil wol gewapneter ritter, die hubend dann under in ainen brüderlichen streit.
Chron. baier. Städte. Mühld. (
moobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
swer dar uͤber unzucht heft an dem selben tag [an der chirwei tag] und an dem rechten marchttag auf offen marcht, der sol daz puͤzzen.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
An stund hueben sy mit erlauben des bischofs Ellenhardo zu Freysing ain wonung und kirchen da zu pawen.
Dreckmann, a. a. O.
25, 8
;
Ukena, St. Jörg
267
;
Dirr, Münchner Stadtr. .
17.
›ansetzen zu sprechen‹; Konkretisierung zu 16.

Belegblock:

Guth, Gr. Alex. (Hs. ˹
oobd.
,
E. 14. Jh.
˺):
Da bey hub Allexanders mann, | Den man nent Parmenan, | Der sprach zu dem künig da.
18.
›beginnen, anfangen (in räumlicher Dimension)‹; Ütr. zu 15.

Belegblock:

Ettmüller, Heinr. v. Meißen
406, 10
(
md.
, Hss.
14.
/
15. Jh.
):
swâ viur gên wazzer wider slehet, dâ hebt sich ein gestriuz, daz ie man dunre hât genant.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1654
/
68
):
Das gerichtskuglmarch oder gräniz des gerichts fächt sich erstlich hinter Wildtshuet an, als die recht achmueter, die Moßach, in die Salzach und naufarth rünt, da hebt sich der anfang.
19.
›Steuern, Gebühren, Abgaben erheben, einnehmen‹.
Syntagmen:
geld / getreidezehent / pfründe / zins h
.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  27,  11,  12, (V.) 12,  3,  4, (V.) 2.
Wortbildungen:
hebregister
›Verzeichnis zu erhebender Abgaben‹ ().

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
162, 40
(
preuß.
,
1418
):
so geeth abe deser nochgeschreben czins: Bladia czins 42 m., den hebit der pferdemarschalg.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
dat eme der rait ernstlichen beval, dat he dat gehaven gelt weder in die rentkamer brengen und leveren seulde.
Aubin, Weist. Hülchrath (
rib.
,
1616
, Hs.
1720
):
die auf den ungebotenen gerichtstag jahrlichs fallende und verfallene fahrzinsen in ihrer eigenschaft, natur und munzen vermög des munsters alter hebregister, rollen und prothocollen [...] einzulieferen.
Köbler, Ref. Wormbs
244, 5
(
Worms
1499
):
ordenen wir das der grunther in syner besitzlichen gewerhe den zins zuheben gehanthabt soll werden.
Chron. baier. Städte. Regensb. (
noobd.
,
1521
):
dyweil sy aber selbs ein tax hetten fürgenommen, alß nemblich vom thumb huben und fordereten tausent, von sant Emeran tausent, von altencapellen 600 fl.
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
530
(
schles. inseldt.
,
1475
):
do hot bescheden Seẅberlich Paul Mechel Wlen eyn marg phennynge off dem garthen, do Schawcher ist, vnd wen Wnger vor seÿn gelth wert heben, vnd da sal Mechel Wl auch dÿ marg werden.
Hilliger, Urb. St. Pantaleon ;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
276, 32
;
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. ;
König-Beyer, Reichenb. Stadtb.
56, 12
;
Goldammer, Paracelsus. B. d. Erk.
45, 17
;
Mell u. a., Steir. Taid. ;
20.
in der Wendung
heben und legen
: ›Einkünfte beziehen und (finanzielle) Lasten tragen‹; ütr.: ›als gleichberechtigte Bürger in einem Gemeinwesen (z. B. einer Stadt) die gleichen Rechte und Pflichten (Vorteile und Lasten) miteinander teilen; gleichberechtigt miteinander arbeiten und leben‹.
Gehäuft schwäb.; Rechtstexte und Chroniken.

Belegblock:

Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1360
/
65
):
Ez ist auch gesetzt, daz wir kainen burger enphahen suͤllen mit gedingt, denn der bi uns sitzen wil und mit uns heben und legen als ain andrer unsrer burger.
Mollwo, Rotes Buch Ulm (
schwäb.
,
1403
):
daz sich ander luͥt in andern zuͥnften der muͥlinen underzogen und an sich bracht hetten, die mit in weder heben noch legen noch ir zunftrecht nit haben woͤlten.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
Anno domini 37 [...] habent die von Augspurg aym rat alle briesterschaft und gaystlich personen fur rat beschickt und ynen etliche stuck des glaubes halber, under andren an sy begert, sy söllen burger werden, mit ynen heben und legen, und hinfuro von dem göttlichen diensten staun und nit mer meß haben.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
um 1600
, Hs.
17. Jh.
):
Welcher weilerbaur ein gemeindsman ist, der solle wie ein inwoner in der gemeind fahren und mit derselben in allem heben und legen alles bei straf 2 fl.
Ebd. (
1615
):
weil auch solche beiwohner mit der gemeind weder arbeiten, heben oder legen, so soll ihnen auch nit zuegelassen werden, ainich vieh zuehalten.
Wopfner, Bauernkr. Tirol
75, 30
(
tir.
,
1525
):
von wegen der wein zŭ Trient, das dieselbn strassen unverspert seien und das man’s laß heraŭsfŭern, dann die Trientner mŭessen mit unns raisen, steŭrn, heben und legen.
Schnurrer, Urk. Dinkelsb.
4, 214
;
Müller, a. a. O. ;
Baumann, a. a. O. ;
Wintterlin, a. a. O. ;
Wopfner, Bauernkr. Tirol
38, 8
;
21.
›etw. (z. B. ein Urteil) widerrufen, für ungültig erklären, außer Kraft setzen‹; in abgeschwächter Form: ›etw. aufschieben, vertagen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  6,  28,  1,  1,  4, .

Belegblock:

Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
17. Jh.
):
ob er [richter] aber bei ime selbs oder in rat der, so er zu ime genommen, des nit befunde, möcht er das recht heben 14 tag.
Ob vermessne und gegebne endrecht von beden tailen wären, dasselbig hat richter weder ze heben noch aufzeschieben.
22.
›sich gegen jn. / etw. auflehnen, aufbegehren‹.
Phraseme:
hebend werden
›handgreiflich werden‹.
Bedeutungsverwandte:
 2; vgl.  2,  4,  3,  4,
2
,  20,  13.

Belegblock:

Anderson u. a., Flugschrr.
21, 3, 9
([
Zwickau
]
1525
):
das sind die frucht / des newen Euangeliums / Niemand gehorsam seyn / an allen orten entboͤrung / Sich heben / vn̄ auffbewmen / Mit grossem gewalt zu hauffe lauffen vñ sich rotten.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern (
halem.
,
1467
):
5 ℔ jeglicher, weler uffwist und hebend wirt.
23.
›etw. gegeneinander abwägen, miteinander vergleichen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1
 4,  5,  1, (V.) 1.

Belegblock:

Menge, Laufenb. Reg.
2, 241, 7
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Allez, daz ie bedâht möhte werden von luste und von vröude, von wunne und von minnelicheit, hebet man diu gegen der wunne, diu dâ ist in dirre geburt, daz enist niht vröude.
Andreae. Ber. Nachtmal
65v, 12
([
Augsb.
]
1557
):
Dise bayde maynung / [...] / so sy ein ainfeltiger Mensche gegen ainander hebt / vnd erwigt.