lauter,
lauterlich
(letzeres überwiegend adverbial gebraucht, vereinzelte Variante
lauterlichen
),
Adj.
(in 14 bis 17 Tendenz zum Adv.); vereinzelt + Uml.
1.
›klar, durchsichtig, ungetrübt, rein, sauber, ohne trübende Zusatzstoffe, (von Flüssigkeiten)‹; mit Verschiebung der Bezugsgröße ›klar, rein (von Brunnen)‹; auch ütr. auf religiöse Bezugsgegenstände.
Wortbildungen:
lauterklar
(um 1476) ›überaus klar‹.

Belegblock:

Thiele, Minner. II,
32, 1046
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
[der minnen born] is luter, suesse und reine.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
52, 22
(
Frankf.
1535
):
Das [Ballas] thů auf Kupffer / Es machet einen rechten glantz / mitt Perlenmutter [...] vnd mit lauterm wasser geriben.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. (
osächs.
,
1343
):
[Jôhannes] trank di allir lûtirste vluzze der lêre.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
39, 1
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
so gust man uf dy erde gar lutir vrisch wassir.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
Das namb der könig an zu danck | Und mit in [arme leut] lauters wasser tranck.
Sudhoff, Paracelsus (
1525
/
6
):
so die wirkung aufhörete, so laß abbaden in lauterem batwasser.
laßt das lauter wasser hindan fließen.
Plant u. a., Main. Naturl.
293rb, 20
(
ohalem.
, Hs.
E. 14. Jh.
):
dc wass vñ ist och cugeleht vmbe dc ertriche als in eime eige dc luter
(subst.)
vmbe den duttern gat.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ein Brunn als lauter vnnd schoͤn als silber.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
Dasselb auszwendig wasser ist bedeyt bey dem lawttern flus des lebentigen wassers.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
entsprang ein prun mit lauter schönem wasser.
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 207
.
2.
›klar, hell, ungebrochen, ungetrübt (von Sonne, Licht, Feuer und dem von ihnen ausgehenden Glanz); klar, ungetrübt, scharf sehend, nicht blind (vom Spiegel, von den Augen u. ä.)‹.
Bedeutungsverwandte:
(Adj.) 1, (Adj.) 5.
Gegensätze:
(Adj.) 1.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
dirre Jêsus ist mit ir vereinet [...], und si liuhtet und schînet mit im als [...] ein lûter klâr lieht in dem veterlîchen herzen.
Thiele, Minner. II,
22, 48
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
o dueghden spiegel, luter glaz.
Karnein, Salm. u. Morolf
673, 2
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
,wie warent im die augen gethan?‘ | ,luter als ein spiegel‘.
Froning, Alsf. Passionssp.
1629
(
ohess.
,
1501ff.
):
[Jhesus] hot erluchtet die augen myn, | die mer nu luter und reyn synn.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
76, 17
(
Frankf.
1535
):
Antimonium benimpt die roͤte von den augen / machts wider lauter.
Sermon Thauleri
13vb, 15
(
Leipzig
1498
):
weißet allein dy geburt in d’ warheit. wurd es aber nu gewãdelt in ein lauter clare sonne al tzu mal.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Der oͮgen krais saphirin gelich, | Schoͤne, luter, wunneklich.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
1718
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
Das og müß vil luter sin, | Das da schowen wil der sunnen schin.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
204r, 24
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
[bethonien] machet die oͮgen / luter vnd schoͤn.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
da von můssent wir ain luters und ain vest oge han, wen wir im nach sehen; wan swer verre ain ding wil sehen, der můz vil luterú ogen han.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
E. 15. Jh.
/
A. 16. Jh.
):
der selbig stern was nit lautter als ander stern, sunder man sach in als ain prinede fackel durch ain glas.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
9, 21
(
noobd.
,
1347
/
50
):
daz feur ist lauter und niht truͤb.
Pfefferl, Weigel. Gn. S. 
154, 24
;
Quint, a. a. O. ;
ders. Eckharts Trakt. ;
J. W. von Cube. Hortus
114, 19
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
67, 27
.
Vgl. ferner s. v. ,  10,  2.
3.
›hell, heiter, freundlich (vom Wetter)‹.
Wortbildungen
lautere
1 (dazu bdv.: ,
der
, 1; a. 1584).

Belegblock:

Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
iz wirt lûttir, wan der himel ist rôtvar.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
horttend alle ungewytter uf, und das wätter ward wyder schön und lutter.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Lutter waren die tage.
Dreckmann, H. Mair. Troja
28, 22
(
oschwäb.
,
1393
):
daz der luft luter wirt, und ist dann gut varen uf dem mer.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
18, 12
(
noobd.
,
1347
/
50
):
so des nahtes der himel lauter sei.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wan ain iegleich tier fräut sich des liehten lautern luftes mêr denn des trüeben.
diu spinn webt sô daz weter lauter ist, niht wenn ez trüeb ist.
4.
›sauber, frei von Schmutz und Unreinheit‹; ütr. ›gereinigt, geläutert (z. B. von der Seele)‹.
Bedeutungsverwandte:
(Adj.) 1, (Adj.) 2, (Adj.) 26, .
Wortbildungen
lautermachen
(dazu bdv.:  4, ).

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Mundus. Clar sauber lauter rein.
Jostes, Eckhart
9, 30
(
14. Jh.
):
Di sel muz also gar geplozzet werden allez dez daz zugevallen ist und alzo lauter aufgetragen werden.
J. W. von Cube. Hortus
134, 22
(
Mainz
1485
):
darnach das weschen mit eynem nassen důch dyn antlitz wurt schone vñ luter.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
198, 15
(
Frankf.
1535
):
Sie machen lauter die augbrawen mit honig vermischet vnd angestrichen.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Wenn Eigennutz vnd selb genieß | Vertrieben weren auß der Welt, [...] | [...] | So wurd die Welt fein lauter, new.
Voc. Teut.-Lat.
s iijv
(
Nürnb.
1482
):
Lautermachen. purificare. od’ reynmachen. od’ reynige͂.
Schmidt, Rud. v. Biberach
8, 6
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Die fuͤsse vnsers geistes die mvͦssen rein vnd lv̇ter sin, wand in die inwendikeit Ihesu Cristi mag enkein vnflat intringen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wer sein antlütz clâr und lauter well machen, der schol ez waschen mit hong und mit wazzer.
Helm, H. v. Hesler. Apok. .
5.
›gut, qualitativ hochwertig‹; je nach Gegenstand speziell: ›nicht gestreckt durch andere Stoffe (z. B. beim Getreide)‹; ›durchsichtig, klar (bei Laugen und Salben)‹; ›pur, rein, ungepantscht, durchsichtig (beim Wein)‹; auch: ›alkoholhaltig‹.
Bedeutungsverwandte:
(Adj.) 1, (Adj.) 1.
Gegensätze:
(Adj.) 1.

Belegblock:

Hajek, Gůte spise
16
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
daz sol man mengen mit luterm trank oder mit wine.
Karnein, Salm. u. Morolf
431, 4
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
ein drinckfaß sie dar uß genam | mit edelm lutern getranck.
Weingart u. a., Seelb. Rhodt
261, 1
(
pfälz.
,
1573
):
eyn lagel luter wyns ewig uff eym halben morgen wingarts in der kalckgruben gelegen.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk (
osächs.
,
1343
):
Wan her [Jôhannes] wirt grôz vor dem herren und win und lûteren trank sal her nicht trinken.
Keil, Peter v. Ulm
51
(
nobd.
,
1453
/
4
):
las [die lauge] lautter werden vnd seihe es dorab.
Ebd.
116
:
nym sanickel vnd walwurtz vnd sewd sie in altem wein, der do lautter sey.
Mon. Boica, NF. (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
derselben metzen 5 an [...] lauterm korn.
Gille u. a., M. Beheim
199, 140
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
der wein von arbeit lauter wirt, | wann er treber auf wirfft und girt.
Hulsius
T iijv
(
Nürnb.
1596
):
lauter vngemischter Wein / vin pur.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
Das sie die besten keß drein nemen, | Und luter weißbrot tragen zůsemen.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
208r, 4
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Nim / aines pfarren gallen vnd aloe vnd luter / salb vnd temperier das.
Fuchs, Murner. Geuchmat
1743
(
Basel
1519
):
Do har kumpt vns das syden küssen, | Luter rein, vß pflun geschlagen, | Als hettens duben zammen tragen.
Morrall, Mandev. Reiseb.
35, 23
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
ir sollent wissen das der recht balsam ist lutter und clar und ist gelfar [...]. Ist er aber dick und rott, so ist er gefelschet.
Chron. Augsb. A. 1 (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
17 lott luter semlins.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
leg lauter honig in diu grüebel.
Deinhardt, Ross Artzney
55
(
oobd.
,
1598
):
gepuluert galgant 1 lot, lauter fennhel.
Ebd.
188
:
nimb lauter weyrach vnnd beraüt es zu wie ein ayr.
Dedekind/Scheidt. Grob.
146, 32
;
J. W. von Cube. Hortus
76, 22
;
87, 14
;
Keil, a. a. O.
414
;
Deinhardt, Ross Artzney
78
;
Winter, Nöst. Weist. ;
Schmitt, Ordo rerum
194, 10
;
Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 115
;
Stedtfeld, Roger-Glosse
87
.
Vgl. ferner s. v.  19,
1
 2.
6.
›lupenrein (von Edelsteinen); pur, ohne Legierung (von Gold und Silber), weiß (von Perlen)‹.
Bedeutungsverwandte:
, (Adj.) 5, , .

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
178, 4089
(
Magdeb.
1608
):
Das Quecksilber verschwand in eil / | Ein lauter Gold goß er daher.
Knape, Messerschmidt. Bris.
43, 28
(
Frankf./M.
1559
):
welcher [Palaß] außwendig von lauteren rubinen vnd cristallen / an vier orten getheilt
[war].
Perez, Dietzin
1, 45, 9
(
Frankf.
1626
):
Mercurius [...] hat zum Zeichen eine Schlang vmb einen Scepter oder Stab von lauterem Gold.
Neumann, Rothe. Keuschh.
1975
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
[Perlen]
di man schon unnd luter vind, | vil besser danne di tunckelen sint.
Gajek, Seidelius. Tych.
11, 14
(
Breslau
1613
):
daß alls was Er anruͤhrt / | In lauteres Gold wuͤrd verkehrt.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1440
/
4
):
2 lot 3 quinten lauters silbers.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1506
):
Wan er [Saphirring] ist lawtter vnd nett.
Sachs (
Nürnb.
1553
):
Nöten verkauffet er heudt fru | Die grossen lauter gulden schalen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
ein bilde von vinem luterem golde.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
Ducaten / welche von gůtem pur lauterem Gold gar lind vnd bigig seind.
Ralegh. America ; ;
Neumann, a. a. O.
3552
;
Vetter, a. a. O. ;
Bauer, u. a., Kunstk. Rud.
933
.
Vgl. ferner s. v.
2
 1, , , .
7.
›integer, aufrichtig, wahrhaftig, ehrlich, ernsthaft, moralisch und sittlich frei und rein von Schlechtem (jeweils als Charaktereigenschaft eines Menschen und in der Bewertung von Handlungen); einfältig, unverdorben, von reinem Sinn‹; offen zu 8.
Gehäuft Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
 4, (Adj.) 3,  1,  9,  7, (Adj.) 3, (Adj.) 7, (Adj.) 6, , (Adj.) 3, .
Syntagmen:
etw. l. reden / sagen / tun, jn. l. meinen / suchen; lauterer drang / einker / fürsaz / gehorsam / gespons / glaube / mensch, lautere andacht / begerung / beichte / einigkeit / liebe / minne / reinigkeit / tatheit / treue / wal, lauteres gebet / gewissen / herz / wort, lautere dinge / herze
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
allez, daz dû vermaht in allen dînen werken, daz soltû lûterlîche tuon gote ze einem lobe.
das ir got lutterlichen mainent und sůchend.
Wyss, Limb. Chron. U (
mfrk.
,
1372
):
daz sij wolden sagen uffin unde luttern.
Karnein, Salm. u. Morolf
631, 4
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
mit edelm luter drang | er Morolffen vor die porten trug.
Strauch, Par. anime int.
37, 11
(
thür.
,
14. Jh.
):
wan wer da sitzit, der ist bereitir lutir dinc fore zu brengine dan der da geit oder steit.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
32, 52
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Über alle irdische dinge hab lieb rein und lauter gewissen!
Neumann, Rothe. Keuschh.
2920
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
din hertze mit gotes liebe enzuͤnde, | mit luter begerunge zu dime fruͤnde.
Ebd.
4467
:
do din bichte | lutterlich, so werret dir nichte!
Palm, Veter Buoch (
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
sprachen bose lvite, das des alden consciencie nich lviter were bie der megede.
Asmussen, Buch d. 7 Grade
2212
(
nobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
Wan swer hie get, | dez luter andoht und gepet | unsers herren oren | als donerslege horen.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
10, 36
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
ob er das tw frolich [...], in gleyssenheit und erczaygung oder in lauter reynikeit in christo jhesu.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
15. Jh.
):
Ich prüff in meinem sinn | Das levterliche mynn.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
172
(
Nürnb.
1517
):
das niemant wider seinen willen selig wirdet, sunder durch die ,erwelung des bessern teils‘, das ist des reinen, lautern gehorsams gots.
Sachs (
Nürnb.
1548
):
Ich bitt dich leuterlich durch Gott, | Wölst mir mein missethat vergeben.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Ein wahre Rew, ein lautere Beicht, | Darzu ein vollkommen Buß.
v. Birken. Erzh. Österreich (
Nürnb.
1668
):
daß also der Papst sie allein zu einer lautern unparteyischen Wahl [...] ermahnen wollen.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
7, 28
(
els.
,
1362
):
an dem iúngesten tage sint luter herze nútzer denne kúndige wort.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
1, 823
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
Alse der mensche sehende ist worden v́ber mitz die gnade gotz vnd eine lútere consciencie hat.
Ebd.
2, 1188
:
[priester] worent luter vnd einualtig, vnd sv́ hatten steten friden.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
haltent alleine uwer hertze lidig mit uf gerihteter begirde zů gotte in luterre einfaltiger gůter meinunge.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
die túfele [...] enkundent dem luter gotminnenden menschen nút geschaden.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
die ander crone [...], die betütet, das er [keyser] sol luter und gereht sin.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
3972
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Das du [Jhesu] mir och wellist geben | Ain rain demuͤtig luter leben.
Martin, H. v. Sachsenh. Jesus,
29
(
schwäb.
,
1455
):
Er bad und wesch sich in dem glentz, | [...] | Ich main mit rw und luuter beicht.
Sappler, H. Kaufringer
26, 85
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
leiden pringt lauter gewissen guot. | [...] | leiden ist ain gesundes trank | und ain hailsam kraut.
Dreckmann, H. Mair. Troja
19, 11
(
oschwäb.
,
1393
):
daz gehaizz ich iu mit luter und unzerbrecher triu.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
das du das wort von hertzen und warlich retest, [...]. und das ich glauben moͤchte, das lauter geredt syn.
Rudolf, Peuntner. Sterbek. 150 VA,
2
(
moobd.
,
n. 1434
):
Astu einen lautern fuͤrsacz / vnd einen ganczen willen, dein leben ze pessern.
Höver, Bonaventura. Itin. B
215
(
moobd.
,
1450
/
60
):
[wesung] nennet die lautteren tathait oder wurckung des ens.
Ebd. B
297
:
Ob du jn soͤllichen dich mit lautterm gemuͤt verwunderst, so wirdest du mit groͤsserm liecht vbergossen.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
die kirch gegen cristum als jrem preytgan, in rayner lawtter vnd staeter jnwendiger trew vnd lieb.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
20a, 24
;
Langen, Myst. Leben
226, 14
;
Schmidt, Rud. v. Biberach
52, 14
;
127, 11
;
Sappler, a. a. O.
17, 219
;
Bauer, Geiler. Pred.
82, 11
;
Bauer, Imitatio Haller
48, 18
;
81, 25
.
Vgl. ferner s. v.  10,  12,  4,  2,  5,  2,  3.
8.
›frei von Sünde; gerechtfertigt, geläutert; rein, unbefleckt (meist von der Mutter Gottes)‹; offen zu 9.
Überwiegend Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
 8,  10, , , (Adj.) 7, (Adj.) 6, , , , .

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
als die muter hie gebar | Lutter sunder vlecken gar | Daz gemischete Gotes wort.
Jostes, Eckhart
22, 31
(
14. Jh.
):
wan si [unser frauwe] bloz und lauter waz, do si got in sich enpfinch.
Ebd.
82, 33
:
ie kreftiger si [geistliche dink] sint an den werken, ie lauter si sint am wesen.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
unsers herren gotes menscheit die da wiz und schone was an allen tugenden und luter und reine an aller hande sůnde.
Sermon Thauleri
3ra, 29
(
Leipzig
1498
):
[maria] was ein lauter mayt iunckfraw.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
153v, 41
(
Leipzig
1588
):
Wer kan sagen / Ich bin rein in meinem Hertzen / vnd lauter von meiner Sůnde?
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
11b, 12
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
[eine keusche Frau]
minnet got von gantzzem hertzzem von lavterr gewizzen.
Asmussen, Buch d. 7 Grade
1546
(
nobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
Dovon deu gnod enpfohet alleine, | swelch herze ist lauter und reine.
Ebd.
1969
:
Wer saget uns von dem neuwen sanch, | [...] | neur junchfravn singen, | di zu got pringen | ir lauter und rein keusch.
Langen, Myst. Leben
199, 5
(
nobd.
,
1463
):
Sie sol also gar leuterlich vnd abgescheydenlich leben [...], daz sy fur alle die selen, die in dem fegfewr sein, pete.
Reichert, Gesamtausl. Messe
20, 10
(
Nürnb.
um 1480
):
ewiger Got [...] leg mir auch an ein weysses kleyd – das ist: ein reyn lauter leben.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
527, 25
(
els.
,
1362
):
Mit disen worten schiet ire [Maria] lutere sele von irme libe.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 1651
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
Die einualtige meinunge, daz ist daz simpel oͧge [...] lúhtende vnd luter von sv́nden haltet.
Goldammer, Paracelsus
7, 174, 25
(
1530
):
dann was ist die jungfrauschaft, denn ein lautere, reine keuschheit.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
wie mag denne der himelsch kúnig von diner lutren reinikeit [...] so wol gevangen werden!
Lindqvist, K. v. Helmsd.
837
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
[Magdalena] war mitt riwe uss hertzen grund | Von allen súnden schon gesund | Und ward als luterlich geraint.
Warnock, Pred. Paulis
8, 141
(
önalem.
,
1490
/
4
):
hierumb so warint die rainen fässli und lutren selen der unschuldigen.
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
197, 238
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
dunkchen sich soleich menschen als heylig vnd als lawtter, das sy mit den, dy also angeweigt werden, nicht gemainschafft wellen haben.
Bauer, Imitatio Haller
49, 2
(
tir.
,
1466
):
Wenn du inn dir gerecht vnd lauter wërest, so würdest du alle ding sehen.
Reichert, a. a. O.
9, 15
;
Gille u. a., M. Beheim
71, 95
;
Strauch, Schürebrand ;
Williams u. a., a. a. O.
161, 31
;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst ;
Lindqvist, K. v. Helmsd.
190
;
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel
160
;
Bauer, Geiler. Pred.
83, 8
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
122, 2
;
126, 1
;
Alberus
Ll jv
;
Lobenstein-Reichmann, Freiheit bei Martin Luther.
1998, 97
.
Vgl. ferner s. v. (Adj.) 3.
9.
›rein, vollkommen, absolut (von Gott und den von ihm ausgehenden Eigenschaften und Gnadengaben)‹.
Texte religiösen (oft mystischen) und didaktischen Inhalts; vorwiegend älteres und mittleres Frnhd.
Syntagmen:
lauterer got, lautere dreifaltigkeit / gnade / güte / liebe / sele, lauteres angesicht / gut / liecht / wesen
.
Wortbildungen:
lautermas
1 ›klare Anordnung‹ (a. 1608).

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Daz hœhste werk gotes ist barmherzicheit und meinet, daz got die sêle setzet in daz hœhste und in daz lûterste, daz si enpfâhen mac.
Die besten meister sprechent, daz diu vernünfticheit schele alzemâle abe und nimet got blôz, als er lûter wesen ist in im selben.
Dâ gnâde inne ist in der sêle, daz ist sô lûter und ist gote sô glîch.
Jostes, Eckhart
10, 2
(
14. Jh.
):
In dem wortlein ligen zwen sin. der ein ist ein beweisung lauter drivaldicheit. Suͤll wir immer chumen in den grunt gotes [...], so muz wir zu dem ersten chumen in unser eigen grunt und in unser innestes in lauter drivaldicheit.
Ebd.
11, 12
:
sol si [sel] sich baz erheben in dem gotlichen liht und alzo chumen uber alle hut in daz lauter bloz angesiht gotez.
Gille u. a., M. Beheim
71, 31
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Das got von seiner lautern gut | am anfank schuf in hoher frut | vernunftig creature.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
33
(
Nürnb.
1517
):
Das ist beiderseits ein lautere gnad, [...] darzu unsere werk nichts tun noch tun mögen.
Ebd.
158
:
das got ,als ein lauter got‘ ein ware speis der volkumnen ist.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
14. Jh.
):
wanne alleine ist er [mensche] allewege die hant sinre begerunge usreckende zů dem milten almuͤsen des lutern gůtes daz Got selber ist.
Steer, Schol. Gnadenl.
1, 279
(
noschweiz.
,
15. Jh.
):
Die ader quillet in die luter sel Jesu Christi.
Ebd.
5, 3
(
halem.
,
15. Jh.
):
Vss dem gnaͮdrichen brunnen gotes, der in dem innigesten der sele [...] gegenwúrtig ist, vss quillet vrsprunglich ain luter, rainer des lebens in die krefte, daz ist der gnaͮden vsfluss.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
103, 55
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
dew lauter lieb gots, dew verdient, daz der liebhabund mensch wirt pesunderleich geweist vnd gelernt von got.
Höver, Bonaventura. Itin. B
145
(
moobd.
,
1450
/
60
):
Dis alles macht vnd tůt die allerleutrest lieb Cristi.
ders., Eckharts Trakt. ;
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
11a, 7
;
Schmidt, Rud. v. Biberach
84, 25
;
Vgl. ferner s. v. .
10.
›(kognitiv) einfältig, naiv, dumm‹.

Belegblock:

Sachs (
Nürnb.
1553
):
Du hast ein frommen schlechten mann, | Er ist ie gar ein lauter schaf.
Andreae. Ber. Nachtmal
67v, 4
([
Augsb.
]
1557
):
das es nichts dann ain lauter Menschlicher gedanck sey / vom him͂el / als von einem besondern ort zůgedencke͂.
11.
›klar, deutlich, verständlich, eindeutig; ausdrücklich, explizite (in einem kommunikativen Sinne, akustisch, optisch, kognitiv wie erkenntnistheoretisch); unstrittig, unzweifelhaft, ordnungsgemäß‹; offen zu 13.
Bedeutungsverwandte:
 2,  2,  1,
1
 67,  5, (Adj.) 8,  3, .
Syntagmen:
etw.
(z. B.
das wort gottes
)
l. anzeigen, etw. l. abnemen / abreden / anzeigen / aufrichten / bedingen / befinden / begeben / beschliessen / beschreiben / erkennen / klären / machen / nennen / offenbaren / sagen / schreiben / sehen / vermerken / verstehen, etw. l. in etw. stehen, jm. etw. l. abschlagen / andeuten; lauterer bericht / text, lautere kundschaft, lauteres anzeigen / verständnis, lautere argumente / worte
.
Wortbildungen:
lautermas
2 ›eindeutige, klare Anordnung‹ (a. 1608).

Belegblock:

Jostes, Eckhart
41, 1
(
14. Jh.
):
Daz lustlichs leben, daz einic ist sunder di gnad, daz ist ubung in eim lautern claren verstantnu̇z von natur.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs. 
14. Jh.
):
Wan er mac luterlicher lesen | Unde tiefer grifen an den grunt.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Der hait begriffe an dem ende. | Riechonge, gesmack und gesehende, | Die erkennent viel subtileclich | Und vernement da inne lutterlich.
ich verstaen nit sicherlich | Uwer worte lutterlich.
Bobertag, Schwänke (
Frankf.
,
1563
):
Zů welchem der ander gantz lauter nein, und solchs niemals also geschehen sagte.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Außdruͤcklich. Deutlich. Klaͤrlich außgetruckt. Lauter angezeigt.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
314a, 35
(
Frankf./M.
1649
):
nach deme [...] die Bekanntnussen der Beklagten / so lauter klar vnd richtig sind?
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
144, 8
(
thür.
,
1474
):
daz der neheste gethane rechtspruch gar lutter unde clar bemeldet, [...].
Ebd.
324, 2
:
bliebet des by rechte unde betit das recht lutter darobir zcu sprechin, waz recht sy.
Chron. Nürnb. Anm. 2 (
nobd.
,
1449
):
Wann nun die recht lauter sagten, daz sich ein ÿeder man auf dem seinen wol befriden möcht.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
10, 38
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
das sich der mensch klerlich und lewterlich piß auf den leczten grad unterscheidet.
Kohler u. a., Bamb. Halsger. (
Bamb.
1507
):
nach dem aber not ist, das die zeugschafft [...] gar lauter vnd rechtvertig sey.
So sol solch widerkern oder dargeben des guts mit lautern worten an die vrteyl, wie das geschehen sol, gehangen [...] werden.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1513
/
15
):
so will jch fürpas den fus awch lewtrer beschreiben vnd awff reissen dan er for angetzeigt ist.
Franck, Decl.
343, 33
(
Nürnb.
1531
):
das die trunckenheyt ein groͤsser uͤbel sey [...] woͤllen wir mit lauttern hellen argumenten klar machen.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
251, 23
(
Nürnb.
1548
):
Das ist [...] ein liebliche [...] predigt gewesen / aber nirgent so lauter vnnd klar / wie wirs im Newen Testament [...] haben.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
worumb er hat sy so leuterlich vnd so clerlich geschriben vnd ausgesprochen die verborgen himlischen sacrament.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
Wer hie nit wil zůr grebnis gon, | Der můß ein luter kuntschafft hon, | Und brieff vnd sigel legen yn.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1356
):
Find man lüter, das kein geborner edelman vom adel in regiment nie gesetz ist worden.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1483
):
so ist öch gar luter harinne bedingt und abgeredt worden, [...], dz [...].
Ebd. (
1525
):
in alten lehenbriefen [...] werde gar luter verstanden, wie der erschatz harkomen.
Ebd. (
1559
):
es stande darin ouch gar luter und clar, das Wyl [...] bi iren friheiten [...] beliben solten.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
iren alten, gswornen puͤnden – hierin luter vorbehalten – nuͤt widerwaͤrtig.
Jörg, Salat. Reformationschr.
45, 34
(
halem.
,
1534
/
5
):
[Alofrefannt] gar mit lutern usgetruckten worten hatt angezeygtt unser jetzig ellend.
Bächtold, H. Salat (
halem.
,
1536
):
daß si bös böum und falsch propheten gsin [...]: ist luter, heiter und clar ze merken, abzenemen und an tag ze bringen.
Schmidt, Rud. v. Biberach
68, 11
(
whalem.
,
1345
/
60
):
sprichet Richardus, ,das an dirre beschoͮt daz menschlichvͥ gemuͤte zem erst vͤbt ein luter verstentnissi ane amt der bildung‘.
Ebd.
166, 8
:
so er wirt gewist vnd geleitet zvͦ ewigen dingen mit luͥter vnd clarer beschoͮde.
Tobler, Schilling. Bern. Chron. (
whalem.
,
1484
):
das doch luter wider den vorberuͤrten friden was.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
was glück und hail überall [...], als lauterlich am tag ligt und uns allen wißent ist.
Ebd. (zu
1548
):
welche stat Niermberg gibt auch lauter zuͤ erkennen, wie hoch [...].
hat er an sein landschaft hilf wider Magdenburg begert, das ist ime lauter abgeschlagen worden.
Leidinger, A. v. Regensb. (
oobd.
,
um 1430
):
das hernach lauterleicher wirt geoffenwart.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Solchs [...] wird in nachvolgenden püechern [...] lauterer verstanden.
sach man groß weit flammen und prunst schimern in der vinster und bei nacht dest leuter.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
Aws obbeschriben antzaygen ist lawtter befunden, daz durch aynigen glaub die sünd nit auffgehebt.
obgleich der schrift puoechstab, nit lawter mariam nennet, mag doch der schrift verporgener verstand gezogen werden auf dieselb.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
82, 12
(
tir.
,
1464
):
Alle die sünden, die wir tan hëten, die waren als offenwar vnd als lauter, als ob si gëgenwürtig waren vor allen den heiligen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
6893
;
Franck, Decl.
350, 8
;
Reichmann, a. a. O.
251, 33
;
Bernoulli, a. a. O. ;
Welti, Stadtr. Bern ;
Wyss, Luz. Ostersp.
3040
;
7420
;
Fischer, Eunuchus d. Terenz ;
Andreae. Ber. Nachtmal 60 r,
18
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Reithmeier, a. a. O. ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ; ;
Mell u. a., Steir. Taid. ; ; ;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 389
;
Vorarlb. Wb.
2, 242
.
Vgl. ferner s. v. , , ,  7,  3,  2.
12.
›wahrhaftig, wahrlich, wirklich; rein, echt‹.
Wortbildungen:
lauterbar
(a. 1537),
lauterfas
.

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
27, 22
(
Magdeb.
1608
):
das [...] die reine lautere / vnd sonsten wie man sagt / bittere warheit Poetischer weise vemummet [...] wird.
Thiele, Minner. II,
32, 657
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
doe troist an mer becliven, | o alre dogede lutervas.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim. 277b.
19
(
Frankf./M.
1649
):
nun moͤchte man meinen / da wehre kein Gefahr bey zubesorgen / die wuͤrden ja nichts alß die lautere warheit bekennen.
Ebd.
370a, 1
:
Dieses seind in warheit vnverantwortliche Haͤndel / vnnd muß es doch lauter Gerechtigkeit heissen.
Langen, Myst. Leben
208, 4
(
nobd.
,
1463
):
das er also / von lawtter mynne stürbe in gote, er köm nymer in das fegfewr.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 895
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
daz ist ein luter einualtikeit, die lúhtet in dem geiste.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
so vleiss aber ich mich mit grob und unbeschniten worten zu beleiben bey dem stil der lautteren und gerechten warhait.
Vetter, Pred. Taulers ;
Höver, Bonaventura. Itin. B
361
;
Vgl. ferner s. v. .
13.
›unverfälscht, rein, frei von Störendem (von unterschiedlichen Bezugsgrößen gesagt, z. B. vom Wort Gottes, von mystischer Erkenntnis, von der Sprache)‹; in letzterem Falle: ›frei von fremdsprachlichen Einflüssen, unvermischt‹.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Wâ von bekennet man hie wærlîche? Daz ist dâ von, wan ez ein götlich lieht ist, daz nieman triuget. Daz ander, wan man dâ blôz und lûter bekennet und unbedecket mit ihte.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
80, 20
(
Nürnb.
1548
):
Gib das wir dein wort reyn vnd lauter behalten.
Schorer, Sprach-Verd.
44, 22
(
1643
):
damit sie [herrliche teutsche Sprach] rein vnd lauter auf vnsere Nachkommene kommen moͤge.
Ders., Sprachposaun
6, 1
(o. O.
1648
):
Ein jedes Land befleissigt sich seine Sprach lauter vnd rein zu erhalten.
14.
›bloß, nichts als, nur, nichts; ausschließlich, nur, allein‹; offen zu 16; 17.

Belegblock:

Quint., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
daz er [mensche] noch niht lûterlîche durch got und durch güete aleine genzlich gelâzen enhât vater und muoter.
Jostes, Eckhart
48, 14
(
14. Jh.
):
Da wirt natur von natur enpfangen und enwirt nicht enphangen lauter natur, si wirt in einicheit enpfangen gotlicher natur.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
Die Sonn im Hymel ist ein lauter creatur / nit vergottet.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Die Glerten sagen jetzundt frey, | Das nur ein lauter fuͤrwitz sey, | Das man gen Rom [...] laufft.
Knape, Messerschmidt. Bris.
14, 21
(
Frankf./M.
1559
):
jr jeder dem andern [...] versprechen / nichts anders denn lauter ritterliche mannheit dariñ zubrauchen.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
394a, 38
(
Frankf./M.
1649
):
wann einer im Traum vermeinet dieses oder jenes gesehen zuhaben / da es doch nur ein lauter schein vnd schatten ist.
Luther, WA (
1530
):
Eß ist lautter stolcz und hochmut die artickel deß Glawbens awßorttern mit der vernufft.
Ebd. (
1532
):
bleibt weder liebe noch glawbe noch Christus, sondern lauter hulsen und taube nusse.
Ebd. (
1540
):
Sie lassen in ein lautern buchstaben sein, sed der buchstab sol weisen auff den Sabbat.
Ebd. (
1532
):
wird ein solcher mensch draus der sich selbs aus schelet aus dem korn und bleibet ein lauter lere hulsen.
Werbow, M. v. Amberg. Gew.
893
(
omd.
/
oobd.
,
v. 1382
):
wenn sie dez nicht tun durch leipleicher frewnntschaft noch durch einz lonez willen sunder lawterleich durch gotes willen.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
Das du vns hast aus lauter gnad, | Vaͤterlich bewart.
Ebd. (
Bautzen
1584
):
Der [GOtt] mir aus lauterlicher gnad, | Leib, Seel, vernunfft gegeben hat.
Opitz. Poeterey
23, 19
(
Breslau
1624
):
Worzue dienet das studieren / | Als zue lauter vngemach?
Ebd.
29, 9
:
Es siehet nicht wol auß / wenn ein Verß in lauter eynsylbigen woͤrtern bestehet.
Gille u. a., M. Beheim
76, 138
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Wann ein prophet ist nurte | ein lauter mensch als unser ains | und mag petriegnn.
Ebd.
79, 244
:
wen gat der herr hat fur gesehn, | den hat er nur umb suste | Von lauter parmung auserschelt | und nicht durch gute werch erwelt.
Reichert, Gesamtausl. Messe
89, 15
(
Nürnb.
um 1480
):
das Cristus der herre nicht mer wer denn eyn lautter mensch, gebornn auß Maria als ein ander mensch.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Sieben gülden die hett er bar, | Lauter erbettelt gelt fürwar.
Dietrich. Summaria
30v, 26
(
Nürnb.
1578
):
das all jhr [Pharisäer] thun / nichts denn lauter heucheley sey.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Dise demuͤtkeit [...] stet uf irem luterem núte und enweis nút von demuͤtkeit.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
als ob sie [die Welt] ein lauteres Paradiß [...] wäre.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 84, 32
(
Hagenau
1534
):
woltens haben bey eyner straffe / daß man yhnen wie Goͤttern opffern muste / und war ein lauter gezwang.
Lauater. Gespaͤnste
18v, 5
(
Zürich
1578
):
da es aber ein luterer whon ist.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs. 
1447
):
durch lutern nucz und gut der stat hie ze Augspurg.
Ebd. (
1548
):
daß die erbern geschlechten [...] getrungen und solche inen überlestige personen aus lauterem neid mit hochmuͤtigem gewalt eingeschafft worden.
Rot
291
(
Augsb.
1571
):
Ein loß fauls gsind / [...], lauter abfraß.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Wo lauter murren / gruntzen vnd argwohn ist / da wohnt der Teuffel.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
der wurm wechset auz lauterr erden.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
frau Myrein, die bracht ein groß volk von lautern weibern zamen.
verprent zue lauterm aschen die ganz gegent.
Wackernell, Adt. Passionssp. H. I,
55
(
tir.
,
1514
):
Er ist nit lauter mensch [...], | Man spricht, er [Jhesus] sey von got herkumen.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
40, 11
(
mslow. inseldt.
,
1567
):
Alles [...] ware aus keinem vorśatz, śondern aus lautter vnwiśśenheit [...] geśchehen.
Opitz. a. a. O.
50, 35
;
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
31b, 6
;
Franck, Decl.
332, 1
;
v. Keller, Ayrer. Dramen ;
Vetter, a. a. O. ;
A. à S. Clara. Deo Gratias ;
Ders. Glori ;
Qu. Brassó
5, 442, 44
;
443, 13
.
Vgl. ferner s. v.  1, (
das
7,  1.
15.
›absolut, vollständig, völlig; ganz und gar, überhaupt (auch als Gradadverb); nichts anderes als, ohne Einschränkung‹; offen zu 16.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
daz diu minne, mit der wir minnen, diu sol sîn alsô lûter, also blôz, alsô abgescheiden, daz si niht ensol geneiget sîn weder ûf mich noch ûf mînen vriunt.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Dâ zuo enbringet den menschen kein dinc dan lûteriu abegescheidenheit.
Knape, Messerschmidt. Bris.
14, 11
(
Frankf./M.
1559
):
ware͂ die Venedigische Ritter [...] zierlich herauß gestrichen / [...] der ein inn lauter blaw / der ander in gantz vnd gar gruͤn.
Bergmann, Ambr. Liederb. (
Frankf.
1582
):
Die red jm lauter nicht gefiel, | ward zornig.
Sachs (
Nürnb.
1551
):
Das du solt sehen lauter klar, | Wellicher dich am liebsten hab.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
do wurden die orgeln gemaht von meister Clawes Karlen, der waz ein zimberman und ein luterre leye.
Spanier, Murner. Schelmenz. Entsch.
47
(
Straßb.
1512
/
3
):
wer weißheit bruchen wil, | Der selbig schweig nur luter stil.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
Darumb [...] ist es lauter umbsonst vnd vergebens mit den gauckeleyen.
Jörg, Salat. Reformationschr.
353, 23
(
halem.
,
1534
/
5
):
und was alles lutter mit jmm um sust.
Warnock, Pred. Paulis
5, 66
(
önalem.
,
1490
/
4
):
Ain engel ist in siner substantz ain lutrer gaist.
Rot
317
(
Augsb.
1571
):
Ignorant. ein vnwissender / [...] vnuerstendiger Mensch. Also man spricht / Er ist ein lauter Ignorant.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1403
):
das wir nuͤhinfur gantz lawͤter frewnd sein wellen.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
, Hs.
1. H. 17. Jh.
):
es also ain lautere armutei worden ist.
Bachmann u. a., Volksb. ;
Vgl. ferner s. v.  24.
16.
›vollständig, nichts weglassend; voll, nichts fehlend, ganz‹.
Phraseme:
lauter und ganz; lauter und gänzlich
.
Bedeutungsverwandte:
 5,  3, , .
Syntagmen:
etw. l. abreden / abschlagen / berichten; jm. etw. l. geben / nemen; lautere beichte, lauteres fas
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
wære mîn sêle als bereit als diu sêle unsers herren Jêsû Kristî, sô würhte der vater in mir als lûterlîche als in sînem eingebornen sune und niht minner.
Dat nuwe Boych (
rib.
,
1396
):
dat mallich alda vp den anderen vp alle zwist [...] gentzlichen luterlichen vnd zo mail verzijen vnd vergeuen sculden.
Strauch, Par. anime int.
112, 31
(
thür.
,
14. Jh.
):
wer daz luterliche bekennit, daz man Got nicht bekennin mac, der bekennit Got allir genzlichis.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1413
):
heten sich die vorgenanten Christein [...] gen dem egenanten Gorgen [...] des egeschriben teyls lewterlichen verczigen.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs.
um 1475
):
soll man dye bett lauter abslahen und nit lassen gen.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
soltu vor ein lutere Beicht thůn
(hier wohl: ›Generalbeichte‹).
Dierauer, Chron. Zürich (
halem.
,
1415
/
20
):
Die botten ouch sich darunder arbeitetent als ver, das die selb sach und der selb krieg luter und ganz berichtet ward.
Auer, Stadtr. München (
moobd.
,
n. 1347
):
Von ainem vazz, daz man abzeucht und auz ainem keller ein viertailn auf ainen wagen tragen muozz, daz lautter ist, sol man geben ie [...] i. dn.
Lauchert, Merswin ;
Merk, Stadtr. Neuenb. .
Vgl. ferner s. v.  2,  1,  6, .
17.
›viel, vielfältig, unzählig; alles; groß (vom Geschrei)‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1521
):
wenn lautter mordschreyen und wietend amplificirn deyn sache kund stercken, kund ich meyne sach viel baß damit stercken.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Das panier war von lauter flecken: | Als parchant, arlas und satin.
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. (
schwäb.
,
1552
):
Auff dise kamenn ein schöner reisiger zeig lutter Behemer und Unger, Gschariottenn, Dyrcken, allerley tyffells gsind.
Bauer, u. a., Kunstk. Rud.
239
(
oobd.
,
1607
/
11
):
hatt ein rauhe fleckete haut, von lautter 6-egg bezaichnet.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
85, 48
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Die andern sint gewesen lauter merkig vnd chuͤnstig naturleicher ding, die, als vil wider dew vodrigen, sint vergangen.
A. à S. Clara. Deo Gratias (
Wien
1680
):
Auf dem Schild der ersten Piramidis, so mit lauter Purpurfarben Rosen kuͤnstlich umflochten, [...].
lauter hocherfahrne Maͤnner eignen den Kraͤutern und Wurtzeln [...] Baldrian / Angelica [...] solche starcke Wuͤrckung zu / daß sie [...] heylsam seyn fuͤr die Pest.
Jostes, Eckhart
105, 18
;
18.
›unbefruchtet (vom Ei)‹.

Belegblock:

Maaler (
Zürich
1561
):
Lautere Eyer / Das sind vnnütze eyer zeschloͤuffen oder zehuͤnlen / welche die henn allein gemacht hat / one das fügelen deß gückels.