adellich
(wobd. auch dissimiliert:
adenlich
), Adj.;
die Einzelbedeutungen sind eng miteinander verbunden, besonders 1; 2 und 3 sowie 4; 5; vgl. das Bedeutungsspektrum von 1
.1.
›adlig, dem Adelsstand zugehörig, hochgestellt‹; vereinzelt: ›aus Personen des Adelsstandes bestehend‹ (Belege im Rwb
); Syntagmen:
a. barn / bürgermeister / herre / stam
(mehrmals) / stand, a. person / wonne, a. geblüt / geschlecht / herkommen.
Belegblock:
Sie war an Gschlecht adlich vnd hoch, | Am Glauben vnd Tugendt viel edler doch.
2.
›aufgrund der Rechte des Adelsstandes frei, unbelastet von Abgaben‹ (von Gütern u. ä. gesagt); vgl. am ehesten 1
2.Syntagmen:
a. haus, a. hof.
Belegblock:
daß die jetzvermelde güter [...] anderen in unserem erzstift befindlichen adelichen güteren gleich gehalten, von allen gemeinen burgerlichen beschwerden ganz [...] befreiet sein.
do brachten die closterfrawen zu Villingen in der statt sollich adenlich schiltlehen an ir closter.
3.
›adelsgemäß, nach Art des Adels, edel, vornehm, höfisch, gesittet‹; angesprochen ist das gesamte Spektrum der dem Adel zugeschriebenen Gesinnungen und Eigenschaften, besonders die Tugenden, die vereinzelt auch auf Angehörige anderer Stände übertragen werden; Syntagmen:
a. baren / leben; sich a. halten; etw. a. tun; zu jm. a. hertreten; a. gekleidet; a. brauch / gedanke / glanz / mut / schein / sin, a. art / ere
(mehrmals) / tugend / treue / weise / zucht, a. gemüt / herz.
Belegblock:
wo man dem Adel recht thut / vnd Adelich lebt.
Den hochsten preis | ich hie wol trag | nach rechter czir | und adelicher weis.
darumb adelichstu aller frawen, ich erzaig mich iu ze ainem mann in gantzer diemut.
zů sagen von adelicher zuht in sprüchen und singen.
ie mehr derselbig kaiserlich thron geziert und die underthonnen [...] zu adenlichen tugenden, erlichen und redlichen guten tahten und getrewem dienst bewegt werden.
Adrian, Saelden Hort
10567
; Morrall, Mandev. Reiseb.
98, 26
; Klein, Oswald
79, 14
; Voc. inc. teut.
a vv
; Wrede, Aköln. Sprachsch.
71
; 4.
›groß, erhaben, vollkommen, geheiligt‹; häufig für eine göttliche bzw. für eine von Gott dem Menschen, der menschlichen Seele verliehene Eigenschaft verwendet; Gehäuft in theologischen Texten.
Syntagmen:
a. heimkommen / leben; dinge leuchten a.; got wirken a.; jn. a. überwinden; etw. a. formieren; etw. an jm. a. volbringen; a. nach got gebildet / geschaffen sein; a. schein; a. art / frucht des leibes / natur / weise der erhebung; a. wesen; sele sein a.
Belegblock:
Douonn muß sich die sele ynn der die geburt sal geschehenn, gar lauter haben. vnd gar adelich lebenn.
so doch die sele das höchst vnd das oberst ist vnd das adelichst, das do ist jn dem menschen.
Ein kleines Kindelein, | Das gleiset gleich wie ein Spiegel, | Nach Adelichem Schein.
Herre, nu sihe ich, daz ich dich als warlich enphahe alse er, und so vil adellicher, als vil din zarter lib nu glorifizieret [...] ist.
Du gots erwelte creatur, | durchleucht, verhailgt über alle weib, | wie mocht dein adelich natur | erzeugen durch ain zarten leib | den grossen schrick und scharpfen blick.
5.
›wohlgestaltet, makellos, vollkommen, herrlich‹; im Gegensatz zu 4 von weltlichen Dingen und Erscheinungen gesagt; Häufig literarische Texte.
Syntagmen:
nase sein a.; etw. a. zieren; a. art / frau / gestalt / meid / mensur / sat, a. angesicht / gestüle.
Belegblock:
Fúr alles adel adellich | Warent sú [sin hend], schoͤn und wunneklich.
wie hoh der schoͤn himel ist in sinem schnellen lof, und wie adelich in sin meister gezieret hat mit den siben planeten.
Von adellicher mensur | und rechter figur | ist mir gebildet in min hertz | [...] | ain fröw.
sich dir den versniten wie ist er nit adelicher gestalt, und von plüendem alter?
Mich tröst ain adeliche mait, | die ist für war durch klar an tadels mail.