offenbar,
Adj.;
auch
offenbäre
sowie
offenbarlich
(mit der Adverbbildung
offenbarlichen
); zur möglichen Motivation von
-bar
s.
5
.
1.
›räumlich offen‹ (allgemein); extensional z. B.: ›offenliegend, nicht zugedeckt‹ (von einer Leiche); ›offen, frei zugänglich‹ (von Wegen); ›unverdeckt‹ (in einem Bild von Baumkronen statt von Wurzeln gesagt); ›offen‹ (von Wunden);
vgl.  123.

Belegblock:

Chron. Köln (
rib.
,
1414
):
do droich men in offenbair op eime bedde zu Collen in den doim, ind stoint offenbair gebeirt dri dage.
Köbler, Ref. Wormbs
296, 28
(
Worms
1499
):
Es soll auch niemant buwen [...] ein Cloac Sess. oder vßfluss desselben an offenbaren strassen gassen oder stette͂.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
der boum ist offenbare und die wurzelen sin bedecket
(in einem Bild der Barmherzigkeit).
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
Dar vmb sint etliche
[Fremdkörper in Wunden]
offenbar in die es nit vast kumet als in das gebein.
Mollay, Ofner Stadtr.
154, 47
(
ung. inseldt.
,
1. H. 15. Jh.
):
Ir
[
der saltzerin / fragnerin
›Marktfrau‹]
sitz sol sein an dem offen waren weg, [...], also das sÿ den offenwaren weg da mit nicht pekumeren.
2.
›dem Menschen aus der ihm verborgenen, unzugänglichen, überirdischen Sinnwelt ,Religion‘ heraus von
got
, einer göttlich inspirierten Macht (z. B. dem Tod) oder göttlichen Kraft geoffenbart, enthüllt, kundgetan und in irdischen Bildern, Personen, Einsichten u. ä. als Glaubenstatbestand unbezweifelbar faßlich, erkennbar, sichtbar gemacht‹, als Spezialisierung zu 1 auffaßbar.
Gehäuft ˹älteres und mittleres Frnhd.; Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘˺, auch sonst in religiös motivierten Zusammenhängen.
Bedeutungsverwandte:
, (s. v.  3), (Adj.) 8,  1.
Syntagmen:
o. sein, wie
[etw. geschieht],
gottes gerechtigkeit o. sein, etw
. (Subj.)
in der ausfliessung / ausgiessung des liechtes, im wort gottes o. sein, die menschheit (Christi) jm. o. geworden sein, ein geheimnis o. werden, Jesus zu Israel o. werden, die liebe
(Subj.)
ir
(refl.)
in got alle dinge o. machen, jm. gnade, die auferstehung o. tun, jm. des menschen son o. machen
;
jn. o. (von got erleuchtet) propheten heissen
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
alsô enphienc sîn geist lûter lieht von gote und diu sêle von dem geiste und der lîp von der sêle. Alsô ist offenbære, wie sant Paulus wart entzücket und ouch bleip.
Froning, Alsf. Passionssp.
7708
(
ohess.
,
1501ff.
):
zu myner
[des
Salvators
]
mutter gangk gar snell: | myne frolich ufferstehunge thu ire uffinbar.
Strauch, Par. anime int.
112, 7
(
thür.
,
14. Jh.
):
darumme muiz sich der mensche zihin hohe pobin di werlint an gotlicher libe, so brichit di libe in Got [...] und machit ur in Gode alle dinc uffinbar.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
216r, 32
(
Leipzig
1588
):
Sintemal alles was vns zu wissen nutze vnd noth ist / im heiligen Wort Gottes klar vnd offenbar ist.
Gille u. a., M. Beheim
21, 76
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
o herr, wie selig ist der selbig do, | Dem du solch gnad peweisest und tust offennbor
(hier: ›teilhaftig machst‹).
Ebd.
39, 19
:
sunder das er [Jesus] wird offenbar all da zu Israhel.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1521
):
O ihr christen menschen, bittet gott umb hilff, dann sein urtheil nahet und sein gerechtigkeit wird offenbahr.
Dietrich. Summaria
29r, 34
(
Nürnb.
1578
):
aber an jenem tag wird es offenbar werden / welche das Euangelium mit ernst angenommen [...] haben.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
die Stund, | Jn welcher offenbar vnd kunt, | Jst worden Christi Menschheit fein | Marien Gottes Mutter rein.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
101, 18
(
els.
,
1362
):
wenne die irdenische hochfart wirt geschendet so die himelische ere wirt offenbar.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Man sprichet das er [stern] wære | Der zit den kúnigen offenbar | Do Maria Got gebar.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
ist kain underschait, dan das wir die Juden gemainlich und gläublich, offenbarlich von got ervodert und erleucht, propheten haissen.
Feudel, Evangelistar
67, 1
;
Wyss, Luz. Ostersp.
3, 58, 24
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
38, 43
.
Vgl. ferner s. v.  3.
3.
›aufgrund aller dem Menschen eigenen Erkenntnisvermögen (sinnlicher, rationaler Art) sowie Urteilen (normalpragmatischer, wissenschaftlicher, zeichenbedingter, moralischer, glaubensgesteuerter Art) sinnlich wahrnehmbar, sichtbar, hörbar; klar, deutlich, zweifelsfrei identifizierbar und erkennbar, unmittelbar einsichtig, schlüssig‹; sowohl auf die Handlung wie (seltener) auf das Erkannte bezogen; offen zu 5.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
 2, ,  1,  38,  2, (Adj.) 8,  1, .
Gegensätze:
.
Syntagmen:
etw. o. sehen / wissen / beweisen / verkünden / (nicht) vernemen, die warheit o. ans liecht bringen
;
etw
. (Subj., z. B.
gottes gerechtigkeit, die himlische ere, der stern den königen, js. lere
)
o. sein, etw
. [Subj.]
o. ein wunder sein, aus den dingen etw. o. kund sein, o. sein, das [...]
(häufig) oder mit Hauptsatz,
etw
. (Subj., z. B.
die kunst, ein gespräch, js. unschuld, das wort gottes
)
o. werden, erscheinen,
[wo]
geschrieben sein, die menge (der güte), die mannigfaltikeit
(jeweils Subj.)
etw. o. zeigen, j. o. sprechen, das [...] / bekennen wie [...]
,
j. o. lügenhaftig sprechen, js. sprache jn. o. machen
;
die offenbare stimme / ursache, das offenbare garn / gleichnis / angesicht / zeichen
.
Wortbildungen:
offenbarig
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
clerlich greifflich augenscheinlich vor augen am tag [...] ansehenlich augensichtlich.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Offenbare garn / schewen alle Voͤgel.
Luther, WA (
1530
):
Da sihestu offenberlich den moͤrdisschen, aufrurischen, rachgierigen geist, dem der odem nach dem schwert stinckt.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
daz sprichet ein ander offenbâre und sprichet, daz diu guldîn ketene ist diu lûter blôze natûre, diu gehœhet ist in got und der niht ensmecket, daz ûzer im ist, und diu got begrîfet.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Nû mac man offenbârliche bekennen, wie billîche und in vil wîse ein guot mensche allenthalben getrœstet wirt in lîdenne.
und ist ouch wol offenbâr, daz der mensche hât in im zweierhande natûre: lîp und geist.
Ouch hân ich etwenne ein offenbâr glîchnisse gesprochen: sô ein meister bilde machet von einem holze oder von einem steine, er entreget daz bilde in daz holz niht, mêr er snîdet abe die spæne.
Jostes, Eckhart
71, 15
(
14. Jh.
):
von der offenung auzzer ku̇nst so wirt die ku̇nst offenbar, die in der sele ist naturlich verborgen.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
4
(
mrhein.
,
um 1335
):
wie aller der werlte schopper | mit zeichen offenbere, | dar zuͦ mit heilger lere | [...] | gewandelt hat vf ertrich.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
242b, 37
(
Frankf./M.
1649
):
Gott der Allmaͤchtige es also schickt / dy jhre Vnschuldt offenbahr werde Wie bald aber? so bald sie nemblich zu Aschen verbrand seind.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
dû bist ouch ûz jenen, wan dîne sprâche machit dich ouch offinbâr
[
Mentel
1466:
macht offen
;
Eck
1537:
offenbart
;
Luther
1545:
verrhedt dich
].
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
es ist offenbahr / daß unter den Deutschen zu erlernung der Astronomia / so begierig alß taugliche ingenia sindt / dehrer viel durch ohnkuͤndigkeit der Lateinischen Sprache / davon zuruͤck gehalten werden.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Das er dar mitte | Die worheit offenperlich precht anß liehte.
Trunz, Meyfart. Tub. Nov.
91, 21
(
Coburg
1626
):
vnd ist doch offenbahr / daß der groͤßte Theil derselbigen [...] aus vergeblicher Rachgier / [...] suͤndiget.
Dienes, E. Gros. Witwenb.
27, 2
(
Nürnb.
,
1446
):
Y mer du fragest, y offenparer die gespreche werden.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Diser adelar ist daz wort in der gotheit, Wie daz us fliessende ist und wider in fliessende ist, daz ist allen geisten verborgen, als es ime ist in ime selber offenbar.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
9, 23
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
Doch geschiht, daz etwaz funden wirt in den selbestanden dingen, daz niht behöret zuo der rede des gesteltnüsses alse die zuovelle [...], alse ez aller meist offenbar ist von den dingen, die da zesamengesast sint.
Ebd.
49, 27
:
,in solichen dingen so ist ellü die rede des geschenen dinges dü maht des wirkenden‘. Aber diz ist offenbar, daz nach der meinunge des wirkenden des aller ersten erfüllet ist unde dar nach alre erste so wirt gemachet dü gantzheit des dinges unde ouch dü teile des dinges.
Ebd.
387, 11
:
daz worte gotis wirt offenbar in etlicher wis übermitz daz wort unsers verstans, daz nihtes niht anders enist denne ein tüwelichü entphahung unser küntlichi.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Auch hoͤrt ir, roten muͤnde chlar, | Dy heldes hertze offenwar | Entzuͤnden mit der minne flam | Durch lieb in lait, mit lust in scham.
Schmitt, Ordo rerum
474, 7
(
oobd.
,
1437
/
8
):
Evidens [...] scheinperlich [...] bebärleich [...] gar merkleich offenbar.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
83, 20
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Sam es an dem ersten offenpar
[Vorlage:
manifestum
]
ist; wann die naturleichen maister sint gevallen oft in vil irrsal.
Ebd. Quästio
193, 189
:
Aus dem ist offenbar, wye gar nucz es ist, das man wiss aygenleich dy vnderschayd der tugent vnd dy recht weys, mazz vnd gestalt der warhait der rechten tugent vnd dye falschayt der vntugent.
Höver, Bonaventura. Itin. A
117
(
moobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
dye menig der güeter [...] verkündt vnd erczaygt offenbarleychen in got dye vnmessichhait der vor gesprochhen dreyer aygenschaft.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
beger ich vierlay ding von dir zu erweist werden, nicht aus verporgen synnen, sunder mit exempeln und ebenpilden offenbarigen.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
7, 13
(
tir.
,
1464
):
v̈nsre hënd die haben perüert sein weisshait vnd lëre, des lëben offenwar ist.
Ebd.
28, 23
:
Das ist ain offenbares zaichen der verdammnus, wenn es dem menschen wol get nach allem seinem willen in diser welt.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
26, 12
(
mslow. inseldt.
,
1509
):
Georg ZiPśer, der in vnmeßlicher Vbelthat erfunden worden iśt, vnd offenbarlich geśprochen hat lüegenhaftig.
Schützeichel, a. a. O.
422
;
Helm, H. v. Hesler. Nicod. ;
Jahr, H. v. Mügeln
1360
;
Gille u. a., M. Beheim
71, 338
;
351
;
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 7, 11
;
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
12, 2
;
Hohmann, a. a. O. Untersch.
107, 4
;
115, 49
;
Höver, a. a. O. A
109
.
Vgl. ferner s. v.  1,  8,  3.
4.
›in / vor aller Öffentlichkeit, öffentlich, jedermann sichtbar, hörbar‹;
vgl.  7.
Bedeutungsverwandte:
,  3; vgl.  2,  2.
Gegensätze:
 7,
2
 1.
Syntagmen:
js. lere o. sein
;
j. o. reden / schlahen
›schlachten‹,
in die stat gehen, etw. verbieten / auskünden
(z. B.
js. erenpreis
)
/ sagen
(z. B.
ein wunder
)
/ sprechen
(z. B.
die worte, eine selmesse
), [wo]
gekreische haben, jn. o. angreifen / verfolgen / ehen
(z. B.
den ehebrecher
) /
nennen / strafen, um die kirche treiben, mit menschenblut eren / blos schlahen lassen, sich o. eines gutes heimen, e. S
. (Gen.obj.)
o. bereuen, der folter o. beiwonen, etw. o. vor den leuten, vor allem volk
(tun);
die offenbare schmach, das offenbare protestieren
.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
vnde dat solen se tuͦn [lien vf vnrechtich guͦt] offenbare vnde bi di lichten tage vor tuͦre vor offener straze.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
1996
(
Köln
1476
):
Vyll gekrysch hatten sy ouch dayr | Dorch tgantze her int offenbayr.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
798
(
mrhein.
,
um 1335
):
Mine lere ist offenbar gewesen. | Vrage, di do sint gewesen.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mk. (
osächs.
,
1343
):
offinbêrlîchen
[
Luther
1545:
frei offenbar
]
sprach her diz wort.
Ebd. Joh. :
Doch redete nîmant offinbâr
[
Mentel
1466:
offenlich
;
Krumpach
1522:
oͤffentlich oder frey
;
Luther
1545:
frey
]
von ime durch di vorchte der Juden.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
23, 10
(
els.
,
1362
):
Do lobetent sú got in sim grossen heilgen sant Nyclause vnd seitent offenberliche das wunder.
Sappler, H. Kaufringer
3, 164
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
will er sich nit pessern zwar, | ich will in nennen offenbar | und bring in vor der welt ze spot.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
ir etlich und dreißig haben ir gemuͤt austrucklich durch offenbares protestieren erkleren und antzaigen wöllen.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1340
):
dez [gutes] mag er sich wol underwinden und haimen offenbar.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
haben in
[den
kunig
]
offenbar mit menschenbluet geêrt, haben in sein namen offenlich ein menschen wie ein ochsen abgestochen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1605
/
23
):
ob er das wachs
[als
wandl
›Strafe‹]
nit hatt, soll ihn der pfarrer offenbahr umb die kirchen treiben.
Ebd. (
1451
):
es sullen die fleischakcher offenwar slahen auf der gassen.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. ;
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
2998
;
Sievers, Oxf. Benedictinerr. ; ;
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
324a, 6
;
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe ;
Bechstein, a. a. O. Mk. ; Joh. ;
Williams u. a., a. a. O.
128, 24
;
Wiessner, Wittenw. Ring
2110
;
2758
;
Sappler, a. a. O.
11, 350
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
54
.
Vgl. ferner s. v.  4,  1, .
5.
›einer breiteren Öffentlichkeit (speziell auch: Gott) bekannt‹;
vgl.  8.
Bedeutungsverwandte:
,  1,  1, .
Gegensätze:
 6, (Adj.).
Syntagmen:
etw
. (Subj.)
o. sein
(z. B.
die schande, ein laster, der schwangere leib
)
/ werden
(z. B.
ein mord / trug, eine märe / sache, miracula
),
j. o. werden, j. o. sein, o. werden, das [...], der welt etw. o. sein
;
jn. / etw
. (z. B.
einen traum
)
o. machen
; subst.:
die taugen o. wissen
.
Wortbildungen:
offenbarkeit
,
offenbarmachung
.

Belegblock:

Valli, Baldemann
283
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
Otte pflag rechtis. | Des qwam zuͤ im offenbar, | Der ubir berg die Walhen gar | Hot Appodriten, Sorben, | Allez Wintlant mir
[dem Heiligen Römischen Reich]
erworben.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
her machte si alle gesunt. Unde gebôt en daz si en nicht offinbâr machten
[
Luther
1545:
meldeten
].
Sachs (
Nürnb.
1554
):
Hab wirs
[
s
bulerey
]
doch so heymlich gehalten! | Wie sint offenbar worden wir?
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
9, 16
(
els.
,
1362
):
Die ander sache ist der súnden offenbarkeit. [...]: An dem iúngesten tage werdent alle vnser getot offenbar.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 444, 6
(
Hagenau
1534
):
des andern tags machet sie den traum offenbar.
Goldammer, Paracelsus
5, 177, 3
(
1530
):
in dem psalmen nimpt David allein fur die kundwerdung und offenbarmachung der wahren gerechten christen und der falschen.
Lauater. Gespaͤnste
34v, 14
(
Zürich
1578
):
Diser trug ist bald hernach also offenbar worde͂.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
351, 35
(
Genf
1636
):
offenbar / Kuͤndig / Vnverholen.
Jellinek, Friedr. v. Schwaben
2779
(
schwäb.
, Hs.
1478
):
Starcker hailliger got, | [...] | Alle taugen unnd offenbar | Waist du ön zwifel fúr war.
Eschenloher. Medicus (
Augsb.
1678
):
derer vil mehrer seynd / die [Miracula] bißhero nicht angezeigt / oder offenbahr worden.
Buijssen, Dur. Rat.
1, 25
(
moobd.
,
1384
):
Do ist auch offenwar daz grozze zal der leitgeben und der chramer mit zwain tausent (leichten oder ringen) frawen daz veld da selbst habent gerawmet.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
591, 2688
;
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
2052
;
Gille u. a., M. Beheim
110, 178
;
v. Keller, Ayrer. Dramen ;
Sappler, H. Kaufringer
18, 118
;
Baumann, Bauernkr. Oberschw. ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
100, 25
;
Vgl. ferner s. v. , , .
6.
›rechtsrelevant, rechtsverbindlich; dem von einer rechtsrelevanten Angelegenheit Betroffenen als bindend bekannt‹;
vgl.  3.
Oft Rechts- und Wirtschaftstexte, auch berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte:
 1; vgl.  1,  5,  5.
Gegensätze:
 7, (Adj.).
Syntagmen:
jm. o. sein, das [...]
;
j. o. bekennen, das [...], j. o. etw
. (z. B.
die morgensprache, das statbuch
)
lesen / tun
(z. B.
ein lehen), etw. o. in eine form machen, j. jm. etw. o. kund tun, jn. o. ehen
›in die Ehe erklären‹,
j. eine tat o. bekennen, eines gutes o. verläugnen
;
der nuz (des königs) an etw. o. erscheinen
;
der offenbare rat, (die / das) offenbare urkunde, das offenbare schreiben
.

Belegblock:

Wyss, Limb. Chron. U (
mfrk.
,
1382
):
unde han dez von geheiße unde bede dẏt genwortige instruͦment geschreben unde gemachet in eẏne forme uffinberlichen unde gezechent mẏt mẏme gewontlichen zechen.
Dat nuwe Boych (
rib.
,
1396
):
eyne geschreuene morgenspraiche, die den gemeynden gelesen wart offenbierlichen.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1551
):
Auch sollen die keuffere unde verkeuffere soliche keuffe uffrichticlich und uffenberlich unde nit heymlich oder heelingen tun.
Küther, UB Frauensee
189, 37
(
thür.
,
1404
):
Dez zuͦ eynem offinbarn orkunde, [...], han wir vorgenante probist [...].
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
disser [...] hilt do an dem selbin tage gerichte unde uffinberlichen radt unde satzte do vil nawer gesetze.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
167, 10
(
thür.
,
1474
):
sintmal er der tad, darumbe e yn beschuldiget hat, uffinberlichin bekennet.
Ebd.
301, 37
:
Hat Hans Doring in formundeschafft Margarethan Machewicz daz statbuch zcu Czegenrugke uffinberlichin laßin lesin unde darnach [...].
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
130, 6
(
schles.
,
1367
):
das wir in keginwortikeit des hochgebornnen Bolkyn, [...] offinbarlich bekant habin vnd bekennen in crafft diss brifes, das [...].
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
ob von ersten ain tayl dem anndern und der ander dem andern durch sein offenwar und sunderlichs schreyben mit seiner aigen hantgeschryfft hab [...] zu erkennen geben.
Mollay, Ofner Stadtr.
290, 3
(
ung. inseldt.
,
1. H. 15. Jh.
):
Eynen ehe precher sol man nÿndert leiden, daß gerichte schol sÿ echent heÿmlich vnnd offinbar.
Weingart u. a., Seelb. Rhodt
6, 1
;
Behrend, Magd. Fragen Beil. 2, zu ;
Grosch u. a., a. a. O.
223, 7
;
Bindewald, a. a. O.
14, 12
;
137, 2
;
Piirainen, Igl. Bergr.
21, 25
.
7.
›unverfroren, unverschämt‹ (als Charaktereigenschaft e. P.); ›etw. unverhohlen, in aller Öffentlichkeit ausübend, begehend‹ (von Handlungen); ›in aller Öffentlichkeit ausgeübt‹ (resultativ); ›weitgehend bekannt‹;
vgl.  89;  4.
Bedeutungsverwandte:
1
 4,  4,  4,  1,  1,  3.
Gegensätze:
 1921.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
ehebruch / hurerei, unrecht
)
o. sein
;
j. o. sünden, conspiration schaffen, sich o. entblössen, der stat o. zu schaden tragen, den bulen o. loben, etw. o. stelen / nemen
; subst.:
jn. als einen offenbaren faren lassen
;
der offenbare diebstal / wucher / wucherer / sünder
(mehrfach),
die offenbare dieberei / frau / hurheit / lüge / tat, das offenbare heimsuchen / geschrei
.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
SJnt offenbare wuchere in eyner stat, de cristen sint, haben de buͦrghere icht schuͦlt dar an?
Pfefferl, Weigel. Gn. S. 
105, 4
(
um 1571
, Hs.
1615
):
offenbar seindt die Werkh des fleisches, Ehebruch, Hurrerey, Vnrainigkeit, Vnzuht, Abgötterey.
Dat nuwe Boych (
rib.
,
1396
):
we wail sij [...] gedragen haint heymlic vnd offenbair zo verderflichem schaden der Stede.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
339b, 36
(
Frankf./M.
1649
):
alßdann brichts herauß / vnd wird ein offenbares / aber doch vntuͤglichs verlastertes geschrey darauß.
Schmitt, Ordo rerum
280, 3
(
omd.
,
1466
):
Publicanus offenbar sunder.
Gerhardt, Meister v. Prag
29, 19
(Hs. ˹
nobd.
,
1477
˺):
warvmb isset vnd trincket ewer meister mit den [...] offenwaren sundern?
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
allen simoneiern, [...], enphahen des aplas nit, [...]; item all eeprecher und eeprecherin und offenbar sünder und sunderin die weil sie in solichen sünden pleiben.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
welcher offenbarlich oder heimlich wider vnser gnedigsten herrschafft von oͤsterrich [...] Conspiracion / vffgeloͤuff vnd handlung / vnderstünd zuͦ machen [...] / der sol [...].
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
Bubo haizt ain auf
[s.
1
auf
]
[...], und bedäut den sünder, der offenbâr sündet und pringt ander läut mit im ze sünden.
Klein, Oswald
112, 206
(
oobd.
,
1438
):
es
[Unrecht]
kompt als von den höptern dar, | die sich emblössen offenbar, | und das unrecht machen zam.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1310
/
2
):
Swer diu wag oder daz geloͤt stilt oder nimt offenbar, der geit dem rihter 1 lb.
Ebd. (
1340
):
er well dann gern chlagen und pit gerichtes, umb welherlay sach [...] daz waer, ân umb totsleg, notnuft, offenwar behaimsuͦchen, [...], und offenbar diepstal.
Piirainen, Stadtr. Sillein
47b, 29
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Von vnczeytigen chinden | Von offenbar hurhayt.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe ;
Rosenthal. Bedencken
13, 30
;
Koppitz, Trojanerkr. ;
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Niewöhner, Teichner
569, 40
;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
23, 22
.
Vgl. ferner s. v. ,  1.
8.
›obrigkeitlich (auch: kirchenamtlich) bestellt, mit der schriftlichen Fixierung und Gültigkeitssicherung von Rechtsangelegenheiten betraut‹ (nahezu ausschließlich von
schreibern
gesagt); als Metonymie: ›amtlich beglaubigt‹ (z. B. von
schriften
).
Rechts- und Wirtschaftstexte, berichtende Texte.
Wortbildungen
offenbarschreiber
(dazu bdv.: ).

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1403
):
1 schog gr. (1½ m.) den offenbaren schribern.
Toeppen, Ständetage Preußen
3, 158, 10
(
preuß.
,
1450
):
uff das das ane vorfang moge seyn, das ir euwir gelarten und offenbar schreyber von euch lasset endweychen.
Wyss, Limb. Chron. U (
mfrk.
,
1371
):
Tylemanns Elhen von Wolffhan, eẏn paffe uße Mentzer bischtome, [...], eẏn uffinbar schriber von keiserlicher gewalt.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
1267
(
Köln
1476
):
Steets gyngh man dayr eyn lange zijt | Jn ighlichs huyssz myt allem vlijt | Vnd deed eyn offenbayr geheysch | Der burger viehe, yr speck ind vleisch
(wegen eines
gebreches
).
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
als mich myn geselle Petir vormals zcu syme gute mit offinbaren schrifften und instrumenten offinbar bestetigit.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
unde sante die
[Beschreibung der
wunderzeichen
]
keigen Rome unsserm geistlichen vater dem babiste wol vorsegilt unde mit briffen uffinbarschreiber wol vorkuntschaft.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1469
):
in mein offembarem schreibers [...] gegenwertigkeit ist leyplich erschinen der andechtig gaistlich bruder Symon.
Joachim, a. a. O. ;
Toeppen, a. a. O.
3, 229, 15
;
Goerlitz, Magd. Schöff./Posen
131, 15
;
Voc. Teut.-Lat.
x vijv
;