keusch,
künsch
(letztere Form alem., s.
Frnhd. Gr. §  L
62, 4
), Adj.
›enthaltsam (unter sexuellen Aspekten); mäßig, sittsam (in bezug auf Lebensführung)‹; mehrfach auf die Mutter Christi bezogen.
Gehäuft Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
 2,  2,  6,  1,  6910, ,  36,  6, , , , (Adj.) 3, (Adj.) 7, (Adj.) 8,  6, (Adj.) 3,  3, (Adj.) 7,  2,  4,  2, , , , , , .
Syntagmen:
k. bleiben / lauten / leben, sich k. (be)halten, jn. k. glauben, k. mit worten / werken sein; keuscher adler / begrif / brunne / degen / leib / leichnam / man / mut / palast / schos
(von Maria)
/ stand / wandel, keusche arche / art / blume / braut / dult / ehe / erde / frau / geburt / himelpforte / hüfte / jungfrau / liebe / lilie / magd / meid / meinung / minne / mutter / sle / taube / tochter / zucht / zunge, keusches gemüt / herz / lam
(für ›Christus‹)
/ leben / weib / werk / wort / zeichen, keusche gedanken
.
Wortbildungen:
keuschenthalter
(a. 1483),
keuscher
(subst., dazu bdv.:  1),
keuschgeborener
(a. 1482),
keuschgesint
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Wis stete, milde, kusch, gezogen, | [...] | Und halt din vleisch in banden.
Stoltzius. Chym. Lustg. (
Frankf./M.
1624
):
Ein keusche Braut (wie sichs gebuͤrt) | Werd jhrem Breuttgam zugefuͤrt.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
31, 27
(
omd.
,
1487
):
Welcher man ein from schamhaftig vnd kewsches weÿp hatt, dem ist gar grosse gnade von gott gegeben.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
15, 18
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Dy monche di haldin ir e gar strenge, unde ir lebin ist Kusch und erlich.
Luther, WA (
1524
):
Die Gotlich gnad von hymel gros | sich ynn die keusche mutter gos.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
139, 31
(
Nürnb.
1548
):
da es dem meysten theyl auff erden vnmuglich ist / ausser der Ehe keusch / vnd in gutem gewissen zu leben.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
der munt ist nu gar verdorret, daz dú kǔsch zung dem rachen an haftet von dǔrre.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
keúsch seint sy die also seint geborn von dem leib der muͦtter: vnd keúsch seint die do seint gemacht keúsch von den mannen: vnd keúsch seint die sich selber haben gemacht keúsch vmb das reich der himel.
Volz, Prophet Daniel M
1, 3
(
Straßb.
1466
):
der kúnig sprach zuͦ affanad dem fúrgesatzten seiner keuschen
[
Luther
1545:
Kemerer
].
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Jacobes sun [...] was ein sunder wiser man, | [...] | Kúnsch und rain ainvaltige | Demuͤtig, warhaft, milte.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
232
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Thobia | Und siner ee frawen Sara | Die bÿ ainander laͮgend | Und doch künsches lebens pflagent.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
ich bin auch ain liebhaberin und nit so keüsch das mir dise ding verborgen seien.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
3, 21
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
keusch in keusch das keusch gepar.
Bäumker, Geistl. Liederb. (
oobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
In irem rainen kewschen leib | got mit der menschait sich veraint.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
36, 25
(
tir.
,
1464
):
Wo der cheüsch mensch ist, da fleücht die gesellschaft der vncheüschen.
Fischer, Brun v. Schoneb. ;
Oorschot. Spee.Trvtz-N.
117, 22
;
v. Keller, Amadis ;
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
461
;
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
29, 12
;
Reichert, Gesamtausl. Messe
4, 27
;
Banz, Christus u. d. minn. Seele
1957
;
Koppitz, Trojanerkr. ;
Steer, Schol. Gnadenl.
1, 693
;
Schmidt, Rud. v. Biberach
143, 6
;
Spechtler, a. a. O.
47, 22
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 60
.