ausschneiden,
V., unr. abl.
1.
›(Bäume) ausschneiseln, das Astwerk von Bäumen abschlagen‹.

Belegblock:

Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
17. Jh.
):
Wan einer gron holz niderhackte und schnaids nicht aus.
2.
›etw. mit Schnitzwerk verzieren‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  3, .

Belegblock:

Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Die schoͤne thuͤr an deinem haus, | Mit kunst gar herrlich ausgeschnitten, | Jst von ihn schendlich vberaus | Verwuͤst.
3.
›etw. ankerben, auf die Rechnung setzen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  4.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
5, 541, 11
(
preuß.
,
1508
):
er hab dan zuvor solhs dem schulczen [...] angesagt und ausschneiden lassen.
4.
›(Waren) zu verkaufsfertiger Größe zerschneiden, kleinschneiden‹; als Synekdoche: ›(Waren) verkaufen, Tuch im einzelnen verkaufen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  12,  1,  5 (zur ersten Variante);  1, ,  8, ,  1 (zur Synekdoche).
Syntagmen:
gewand / käse / zieger a.
Wortbildungen:
ausschnit
1 ›Kleinverkauf (z. B. von Tuch), Kleinhandel‹.

Belegblock:

Rwb (a.
1463
; a.
1573
für
ausschnit
);
Schweiz. Id. (a.
1520-1581
); 1356 (a.
1695
für
ausschnit
);
Schirmer, Kaufmannsspr. .
5.
›etw. (ein Fertigprodukt) zuschneiden‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.
Syntagmen:
schuhe a.
Wortbildungen:
ausschnit
2.

Belegblock:

Schweiz. Id. (a.
1527
); 1356 (a.
1615
für
ausschnit
).
6.
›etw. aus seinem Zusammenhang herausschneiden‹; mit Verschiebung der Bezugsgröße: ›etw. durch Entfernung von Makeln säubern, von Unreinheit befreien‹; auch ütr.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1
 1,
1
(zur zweiten Variante).
Syntagmen:
den cancer / ein kind a., jm. die gurgel / zunge, einen kloz
(Art Kugel)
a., die haut / farbe a.
;
ausgeschnittene arche.
Wortbildungen:
ausschneidung
1.

Belegblock:

geschnitten kint von der muter, ausgesniten kinde.
Luther. Hl. Schrifft.
2. Makk. 7, 4
(
Wittenb.
1545
):
Man solt dem Eltesten die Zunge ausschneiten / vnd Hende vnd Füsse abhawen.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
27, 3
(
osächs.
,
1570
/
7
):
soll mans [fleisch] nemen [...] und die grüne abgeliferte haut oder farbe rein ausschneiden.
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
239v, 22
(
md.
/
oobd.
,
1446
/
8
):
Wer / aber der canccer an einer stat, da mon / in mocht wol auß gettun, so sneid / in aus mit allenn synnen wirczel.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
dû auzerwelteu edleu arch [...], ain auzgesniteneu arch von allem unadel.
7.
›jm. (auch: Tieren) die Hoden, vereinzelt auch: die Genitalien, herausschneiden, verschneiden‹; mit Verschiebung der Bezugsgröße: ›jn. kastrieren‹.
Bedeutungsverwandte:
 6, ; vgl. ,  1, .
Syntagmen:
jm. die hoden, das gemächt a., jm.
(z. B.
dem cardinal
) / einem Tier (z. B.
dem schwein
)
a.
(Ellipse der Bezeichnung für das betroffene Organ); (verschoben:)
jn. /
ein Tier (z. B.:
das pferd
)
a.
;
ausgeschnittener hengst / ochse
; subst.:
ausgeschnittener
›Eunuch‹.
Wortbildungen:
ausschneidung
2.

Belegblock:

Diefenbach, Mlat.-hd.-böhm. Wb. (o. O.
um 1470
):
Ewnuchus der aus geschniten ist (dem die hoden sint vß geschnitten).
Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1400
):
3 firdung eyme manne gegeben, der des meisters pferde hat usgesneten.
Sachs (
Nürnb.
1554
):
Er macht uns unsre weiber schellig, | [...] | Jch wolt, im wer geschnitten auß!
Ebd. (
1563
):
[Haraldus] den köng darnach | Fieng und beyde augen außstach | Und liß ihm auch darzu außschneiden, | Forthin leibserben zuvermeiden.
Maaler (
Zürich
1561
):
Außschneydung. (die) Exectio, Euiratio, Castratio.
Sappler, H. Kaufringer
13, 498
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
dem haun ich mit cluogem sitten | baid sein hoden ausgeschnitten.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
welichem aus gesniten ist, daz der nicht priester möcht werden.
Karnein, de amore dt.
179, 731
(
moobd.
,
v. 1440
):
ain ausgeschnitter vnd kasstrawnnter ist den frauen vasst wider zu der lieb.
Turmair (
Nürnb.
1541
):
welicher der jüngst unter seinen brüdern seinem vatter das gemächt mit einer sichel außschnitt.
Ebd. (
moobd.
,
1522
/
33
):
haben die kriegsleut wie die junkfrauen müessen leben, drum haissen si ir g’leger ‚castra‘, das ist ‚die keusch, rain zuchtburg der außgeschnitten‘.
Eutropius, ein außgeschnitner, was mechtig [...] an des kaisers hof.
Ziesemer, Marienb. Konventsb.
290, 19
;
Stedtfeld, Roger-Glosse
125
;
Sappler, a. a. O.
11, 475
;
Schmitt, Ordo rerum
278, 15
;
300, 8
;
Voc. Teut.-Lat.
c ijr
;
c iiijr
;
Dietz, Wb. Luther ; ;
v. Bahder, Wortwahl.
1925, 155
.
8.
im Part. Perf.:
ausgeschnitten
1 ›einen Ausschnitt habend, mit einem Ausschnitt versehen‹ (von Kleidungsstücken).
Syntagmen:
ausgeschnittenes hemd / wams, ausgeschnittener ärmel / kittel / kragen / schuh.
Wortbildungen:
ausschnit
3.

Belegblock:

Apherdianus (
Köln
1575
):
außgeschnieden / lege schuch.
Golius (
Straßb.
1579
):
außgeschnittene schůh.
9.
im Part. Perf.:
ausgeschnitten
2 als
ausgeschnittener zettel / brief
›ein in der Mitte gezackt durchgeschnittenes Dokument, dessen obere und untere Hälfte den gleichen Text enthalten‹; die gezackte Durchschneidung diente als Beweisstück für die Echtheit des Dokumentes.
Zur Sache:
H. Bresslau, Handb. der Urkundenlehre, Bd.
1, 503
ff.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
, Hs.
1601
):
daruber sie einer den andern außgeschnitten Zedeln versiegelt gegeben haben.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
89, 29
(
preuß.
,
1428
):
dorkegen hot der hoffeman eyn usgesneten briff.
Mon. Boica, NF.
2, 1, 31, 13
(
nobd.
,
1464
):
das [...] ein halbpawer [...] die rechanung machet, und auszgesnytten zettel mit einander nemen, an der rechnung fuͤrzwͤbringen.
Ziesemer, a. a. O.
747, 33
;
Löscher, Erzgeb. Bergr.
75, 7
;
Vorarlb. Wb.
1, 195
;