erlich,
Adj.
– Die Gliederung des Bedeutungsfeldes betont jeweils besondere Aspekte der Qualität
erlich
; 1 ist bezogen auf die charakterliche Integrität, 2 auf Lebensführung und Handlungen e. P., 3 auf gesellschaftliche Unbescholtenheit und den Leumund e. P., 4 auf die dem entsprechende gesellschaftliche Stellung, 5 auf Respektserweisungen; in 6 steht speziell die von der Frau geforderte Moral im Vordergrund; in 7 wird der weltliche Ausdruck der Ehrenstellung herausgehoben, in 8 der Ruhm (einschließlich seiner Begründung und seiner Folgen); in 9 stehen Wahrheitsgehalt und Aufrichtigkeit im Fokus, in 10 die Rechtmäßigkeit; in 11 folgt eine relationale Maßangabe.
1.
›rechtschaffen, gut, anständig, redlich, moralisch integer, gegenüber einer anderen Person treu, zuverlässig, pflicht- und verantwortungsbewusst, gerecht (als umfassend positive Charaktereigenschaften, die jm. im Beziehungssystem der Zeit Vertrauenswürdigkeit und Zuverlässigkeit attestieren)‹; im juristischen Sinne: ›unbescholten, unschuldig‹;
vgl.  345.
Mittleres und späteres Frnhd.
Bedeutungsverwandte:
 2,  2, ,
2
(Adj.) 3,  1, (Adj.) 3, , (Adj.) 3,  2,  3, .
Syntagmen:
der liebste / wirt e. sein
;
der erliche bürger / herzog / man / mensch / tropfe blut, die erliche ader / person, das erliche gemüt / herz, die erlichen holden / kinder / knechte / (bieder)leute
; subst.:
etw. erliches an jm. sein
.

Belegblock:

Luther, WA (
1521
/
2
):
das Christliche Bisschoff sind erlich und ehelich, betagte, tapffer menner, [...], wilche von den nehisten umbliegenden Bisschoffen odder von yhrem volck erwelt sind.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
125, 2541
(
Magdeb.
1608
):
Der hat kein Ehrlichn tropffen bluth / | Der dem vnschuͤldign schaden thut.
Ebd.
514, 223
:
Daruͤmb all ehrlich Biederleut / | Sich huͤten jhres Lebens zeit / | Nichts boͤses thun.
Perez, Dietzin
1, 317, 13
(
Frankf.
1626
):
wer ein ehrliche Ader in jhm hat vnd jergend einen vollen Zapffen sihet / der spricht [...]
(gegen die Trunkenheit).
Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
201, 1878
(
Zwickau
um 1540
):
was guts und ehrlichs an mir wer.
Opitz. Poeterey
13, 8
(
Breslau
1624
):
Doch wie ehrliche / auffrichtige / keusche gemuͤter [...] so sind auch nicht alle Poeten die von Liebessachen schreiben zue meiden.
Enders, Eberlin (
Nürnb.
1524
):
wie viel ehrlicher der wirt ist, so vil ehrlicher heltet er die geste
(dies Letztere zu 2).
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
So liß mich doch mein liebster nicht. | Er ist zu ehrlich vnd auffricht.
Schorer, Sprach-Verd.
10, 9
(
1643
):
Mancher alter ehrlicher teutscher Mann muß klagen.
Lauater. Gespaͤnste
12r, 24
(
Zürich
1578
):
find man vil from͂er eerlicher lüten die das so mã von Gspaͤnste͂ sagt / ouch für ytel fabel werck habend.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1555
):
daß sie iren pflichten gemeß als eerliche leut ir guͦt, bluͦt, leib und leben also zuͤ erhaltung ires vatterlands, [...] zuͤgesetzt haben.
Ebd. (
1544
/
5
):
domit die erlichen hölden, den gmainen nutz zu fürdren, ain gut exempel haben möchten.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Der apffel felt nicht weit vom Baum / das ist / von ehrlichen leuten / wachssen gemeingklich gern ehrliche Kinder.
Moscouia
D 1v, 31
(
Wien
1557
):
damit hat man den erlichen hertzog Michaeln wider in gefenkhnuß eingesizt.
Schorer, a. a. O.
16, 25
;
21, 13
;
33, 20
;
Lauater. a. a. O.
21v, 8
;
Vgl. ferner s. v.  3.
2.
bezogen auf die allgemeine Lebensführung e. P., auf ihr jeweiliges Verhalten sowie auf einzelne Handlungen gegen andere: ›moralisch anständig, integer, redlich, treu, gerecht‹; gemeinschafts- und beziehungsbezogen: ›zuverlässig, vorbildlich, den jeweiligen Erwartungen bzw. Handlungsnormen entsprechend; ohne Täuschung, Betrug und Hinterlist‹;
vgl.  345.
Phraseme:
jm. steht etw. erlich an
›j. steht etw. gut an‹.
Bedeutungsverwandte:
 12, , (Adj.) 12, (von Mönchen),  1, ,  45.
Gegensätze:
 4; vgl. .
Syntagmen:
e. handeln / leben, j. e. vorgehen, sich e. begehen, jn. e. halten / stellen, jn. e. auferziehen / regieren, sein leben erlichen beschliessen, das volk e. ausrichten, der zunft e. vorgehen
;
etw
. (z. B.
gehen / leben / der wandel
)
e. sein
;
die erliche beleitung / frölichkeit / kurzweil, das erliche alter / leben, die erlichen händel / sachen / taten
;
in erlicher weise
.

Belegblock:

Bobertag, Schwänke (o. O.
1558
):
das inn [meinen mann] Gott tröste! hat mich so schon und eherlich gehalten.
Luther, WA (
1512
/
8
):
wan einer nit mehr yn der schrifft vorstund, dan dißer vorlesterer, stunds yhm gar erlich an, das er sich enthilte seiner vorlesterung zu schreyben.
Ebd. (
1535
):
Ehrlich frolickeit wollen wir dir nicht wheren.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
514, 239
(
Magdeb.
1608
):
Ein gut Gewissn / vnd ehrlichs leben / | Wird noch zu letzt in Ehren schweben.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, zu
1354
):
daz he sin leben unde sin ende in gerechticheit erlichen besloiß.
Steer, Schol. Gnadenl.
3, 1, 129
(
rhfrk.
,
1375
):
„Waz ir wollent, daz uch die lude tunt, daz selbs sollet ir in hin wieder tuͦn“. Vnd die bescheidenheit, wan die spricht, daz es lustlich si vnd nuczlich si vnd erlich si.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
15, 18
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Dy monche di haldin ir e gar strenge, unde ir lebin ist kusch und erlich.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Leipzig
1537
):
kam auch der altte, | Symeon [...] | Der Jesum in sein arme nahm, | Vnd sich gantz ehrlich stallte.
Skála, Egerer Urgichtenb.
199, 4
(
nwböhm.
,
1577
):
sein Son hab diese ding erlicher Weiß erworben.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
, zu
1538
):
kam der edelman [...] durch erliche beleytung Schwickharts [...] wider in ein stat Basel.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
547, 30
(
els.
,
1362
):
das folk [...] rihtete er [der kúnig] zwenzig ior gotteliche vnd erlichen us.
Wickram
4, 12, 12
(
Straßb.
1556
):
Die [kinder] wurden von in gar wol und ehrlich aufferzogen.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
[sú] leptend erlich all zit | Ane hass und ane nid.
was ir wandel und ir gan | Als erlich und lobesan.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ein Eerlich laͤben fuͤren / vñ sich from͂klich vnd Erlich begon.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
um 1477
):
es ware auch der loblichen altten geschlechter drinckstuben, auff welcher der guͦt und fromm herr [...] sein frewd und eerliche kurtzweyl gehalten.
Ebd. (zu
1548
):
Diese stat Augspurg ist [...] durch die erbern geschlecht [...] erlich, wol und fridlich geregiert worden.
Ebd. (
1536
):
nachdem und diser zunftmaister ainer zunft ehrlich vorgangen was, beschloß er sein erlichs alter und leben in Gott.
Anderson u. a., Flugschrr.
23, 5, 9
;
24, 7, 30
;
Neumann, Rothe. Keuschh.
1360
;
Henisch ff.;
Vgl. ferner s. v.  3,  9.
3.
›gesellschaftlich unbescholten‹ (den guten Leumund, das soziale Kapital e. P., eines Berufs oder einer Institution, z. B. einer Zunft, betreffend); im Einzelnen: ›nicht ehrenrührig‹; ›würdig, mit Anstand, ohne Ehrverlust‹; ›aus ehelichen und moralisch ehrbaren Verhältnissen stammend‹; besonders in den Wendungen:
erlicher name
›ehrenwert, respektabel, angesehen, gut beleumundet‹ (bezogen auf Tradition bzw. Familienehre als Teil einer individuellen Identität);
erliche getat / sache
›Ehrendelikt, Straftat, die mit dem Entzug aller Ehren geahndet wird‹;
erlicher abscheid
›Entlassung ohne Ehrverlust aus einem Dienst (z. B. aus dem Militär- oder einem Zunftdienst)‹;
erlicher man
›Ehemann‹; eng anschließbar an 1; 2;
vgl.  34.
Gegensätze:
(Adj.) 2, .
Syntagmen:
e. von hinnen gehen, jn. e. sprechen
›rehabilitieren‹ (objektbezogenes präd. Attr.);
e. geboren sein
›ehelich‹;
der erliche abscheid / man / name / schade
(›Rufschaden‹),
die erliche freundschaft / innung, das erliche herkommen, die erlichen meister
.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
,
1505
):
alle andere Junckfrawen, die in ehrlichen Jnnygen und gewercken geboren seindt [...] sollen auf allen kleyderen [...] uber zwey marck silbers gewichte nicht haben.
Enders, Eberlin (
Wittenb.
1524
):
so du leiblichen, oder eerlichen schaden bsorgen muͤßt [...] magst du auch bleyben im klosterstandt.
Kollnig, Weist. Schriesh.
161, 16
(
rhfrk.
,
1606
):
frembde ankommende personen, die ihrer ehelichen geburt, ehrlichen herkommen und abscheidens glaubwürdige urkunden uffzulegen, in die gemeinschaft uff- und anzunehmen hab.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
59, 11
(
omd.
,
1487
):
der ehliche stantt vnd weßen allein da durch wÿe gemeltt erlich gesprochen.
Hulsius
D ijr
(
Nürnb.
1596
):
Ehrlichs herkommens.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
also hastu darumb dich deines von vielen deinen Voreltern also anererbten ehrlichen Namens nicht zu schämen.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern (
halem.
,
1511
):
so sol ein jeder froͤmbder des handtwercks [...] brieff und sigel bringen sins erlichen abscheyds.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
daß sie [oberkait] pillich vor dem pövel im regiment und allen eherlichen sachen fürgeen sollen.
damit sie [ein wol herkomene person] nit allain iren abgestorbnen redlichen voreltern, sonder auch der lebenden eherlichen freuntschaft kein schmach noch uneher anthue.
Ebd. (zu
1559
):
gesellen, so bei ehrlichen maistern gelernet.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
Ich waiß nit wie ich suß erlich von hinnen gang.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
46, 34
(
moobd.
,
1373
):
in erleichen sachen, dorum ich ich
[sic!]
in irer vanchnuzz waz.
Ebd.
50, 1
(
1382
):
daz unser slusselhof [...] umb erlich getat beleiben sol bey aller freyung.
Wutzel, Rechtsqu. Eferding
22, 24
(
moobd.
,
1513
):
Er soll auch nich aigen, sunder er vnd sein hausfrau [...] erlich geporn sein vnnd seinenthalben in jarfrist ainen gepurttbriff bringen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
das er [Octavius] Augustus, so nit allain ain neuer sunder auch ain wirdiger êrlicher heiliger nam wär, genant [solt werden].
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
er soll auch kainer geseßen frauen nicht mehr borgen den 12 ₰, es sei dan ihr ehrlicher man bei ihr.
Qu. Brassó
5, 461, 11
(
siebenb.
,
1613
):
hat der Andreas [...] so uber 100 Drabanten Hauptmann gewesen, mir Fähndlen und Trummel ubergeben und einen ehrlichen Abscheid genommen.
Behrend, Spangenb. Anbindbr. ;
Kurrelmeyer, Dt. Bibel ;
Vgl. ferner s. v.  4.
4.
›in besonderer Weise gesellschaftlich anerkannt, angesehen, geachtet, hochgestellt‹ (als Qualitätszuschreibung für Menschen, deren Handlungen, Tätigkeiten, Ämter, in 1 Beleg auch für die Bibel); speziell: ›über einen bestimmten Personenkreis hinausgehend bedeutend, berühmt‹ (z. B. von Künstlern gesagt); häufig in einem ständisch-soziologischen Sinne: ›vornehm, adlig‹ bzw. ›dem städtischen Patriziat angehörend, aufgrund von Stand und Herkunft die Gewalt in einer Gesellschaft innehabend, einflussreich‹; dann auch als Epitheton üblich und ütr. auf ein vom Patriziat eingenommenes Amt; in theologischen Kontexten: ›auserwählt, von Gott in besonderer Weise angesehen‹; ütr. auf das Produkt menschlicher Tätigkeiten;
vgl.  7.
Bedeutungsverwandte:
1
 614,  234, (Adj.) 6, ,  5,  2, , ; vgl. , (Adj.) 2,  6,  15,  7,
1
 1,  3, (Adj.) 3,  4.
Gegensätze:
(Adj.) 4, (Adj.) 2, (Adj.) 8,  2, .
Syntagmen:
jn. e. halten / machen
;
der erliche herre / rat / stand, die erliche arbeit / bürgerschaft / legation / reichsstat, das erliche volk / wesen, die erlichen geschlechter / grafen / männer / personen / stätte / stände, erliche gesetze / künste
.
Wortbildungen:
erlichkeit
1 ›Prestige, Ansehen; vornehmer Sozialstatus‹; 2 ›Patriziat‹.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Edell wolgeborn ehrlicher geburt von edlem stamme adelichen herkummens.
Luther, WA (
1520
/
1
):
das er [schepffer] ausz dem, das nichts, gering, voracht, elend, tod ist, etwas, kostlichs, ehrlich, selig und lebendig macht, Widderumb allesz was etwas, kostlich, ehrlich, selig, lebendig ist, zu nichte, gering, voracht, elend und sterbend macht.
Ebd. (
1521
/
2
):
wie der herr ßo lieblich ist, [...] der do ist fur den menschen voracht, aber bey gott erwelet und ehrlich. [...]. Nempt war, ich will yn Zion legen eynen ubirsten ecksteyn, eyn außerweleten, eyn ehrlichen, und wer ynn yhn glewbt, der soll nit tzu schanden werden.
Denn ich ia nicht gesucht habe, das sie an mir hangen solten odder ich ehrlich und hoch worden.
Ebd. (
1541
/
2
):
Ander lere mügen Reich, mechtig. ehrlich machen.
Ebd. (
um 1535
):
Viel ist ehrlich | Wenig ist Gottlich.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
so sin die konink ind fursten, desgelichen stede, alzo lichtlich geleuvende ind ghein dink, dat zo irem lof ind zo ire eirlicheit luden is, halden si vur unwair.
Mone, Adt. Schausp. (Hs. ˹
omd.
,
1391
˺):
[Maria] ist zcu hymmel erlichen | gevarn uz desem enellende.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
kamen die ehrlichen stedte zu uns aufs rathaus.
ob ein gutt man oder ein ehrlicher man, der frembde ist, zu uns keme [...], deme thete man ie gerne die ehre, das man [...].
Schein, NA
7, 11b, 6
(
Leipzig
,
1621
;
Straßb.
1632
):
daß solche obgedachte Concertlein von vornehmen Musicis vnd andern ehrlichen Leuten [...] nicht wenig beliebet worden.
Gajek, Seidelius. Tych.
9, 10
(
Breslau
1613
):
Ein GOtt deß Verstands [...] | Der Kunst vnd ehrlichen Arbeit.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Das menniglich könn hörn vnd sehn, | Durch wen diser Sieg sey geschehn, | Vnd das man dich halt ehrlich drob, | Dir versprech ewig preiß vnd lob.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
die fursten koment alle dar oder aber ir erlich boten.
Bobertag, Eulensp. (
Straßb.
1515
):
da meinten sie es wer ein erlich man vnd zogen ir hüt vnd kappen ab.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Verheissen ist erlich, geben ist buͤrecht
(das Sprichwort ist in ähnlicher Form für das Preußische, 17. Jh., belegt: „Zusagen ist edelmännisch, Halten ist bäwrisch“).
Ebd. (
Frankfurt
1550
):
[ward disputiert], welches das ehrlichst Glid des Menschen were, [...] der Mundt des Menschen were das ehrnhaffst Glid [...]. Ein anderer [...] sprach, der Hinder were der ehrlichst. Ursach, dann der Ehrlichst pflegt allweg der erst niderzusitzen.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Dü erliche usserwelte frucht
(ütr.).
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
das ist nŭt die erlykeyt, so man sagt, die inn Franckrich sig.
Rennefahrt, Zivilr. Bern (
halem.
,
1627
):
von den meysteren wundartzeten und balbierer handtwercks und fryen kunst derselben für ehrlich gehalten [werden möge].
Ders., Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1634
):
soll der thaͤter [...] zu keinen ehrlichen aͤmbteren noch diensten gebraucht werden.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
247, 19
(
Zürich
1521
):
Jst das nit ein kostlich großgeachtet ding ein rych [...] das da gruͦnt [...] in allen guͦten dingen [...] sy sind fürsehen mit guͦten eerlichen gsatzten / mit eerlichen künsten.
Maaler (
Zürich
1561
):
Eerlich leüt / Von einem eerlichen stand. [...]. Ein alt vnnd Eerlich / oder wolgeacht gschlaͤcht.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1552
):
Solichs alles [...] ist [...] zuͤ merung und wolfart gehandelt, [...] und beschlossen und nit allain bei beeden ehrlichen stenden diser stat [verkündiget].
Ebd. (
1564
):
ist ain geschrai aufkomen, der Herbrot werde verderben, indem in etlich erlich und namhafte leut getrungen.
Ebd. (zu
1560
):
auf die leicht seind gevolgt zuͤvoderst herr Johann Jacob Fugger [...]; nach disen die fraindschaft, darnach etliche gaistliche und weltliche herren vom adel, von ainem ersamen rat, den erlichen geschlechtern und erbarn burgerschaft.
Ebd. (
1544
/
5
):
daß sie [vom adel kinder] dann erlichen herren vom adel oder sonst verheurat werden möchten.
daß ain solicher rat in ainer so alten, erlichen reichsstatt zu finden ist.
daß sie als ain erlich und für allen anderen völckern ain manlich und ritterlich volck dise mörtlichen und unmenschlichen geschichten [rechen wollten].
Was hilfts aim, der von edlem bluet / Absteiget und nichts ehrlichs thuet [...]?
Leidinger, A. v. Regensb. (
oobd.
,
um 1430
):
darumb das dem grossen adell und maniger erleichkait des selben marggrafen zupüret, das er nicht scholt verliesen den tytel eynes herczogen.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. ;
Quint, Md. Karl u. Eleg.
1525
;
Thiele, Chron. Stolle ;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
40, 29
;
Hulsius
D ijr
;
Vgl. ferner s. v.  4,  3,  2.
5.
›ehrenhaft, mit gebührender Ehre, mit dem nötigen, erwarteten Respekt gegenüber e. P. / e. S., der gesellschaftlichen Ordnung sowie der jeweiligen gesellschaftlichen Stellung und Situation e. P. angemessen‹; (je nach Situation:) ›korrekt; mit besonderer, großer Ehre; herzlich‹; ›standesgemäß, die (zumeist ungeschriebenen) Verhaltenskodizes den jeweiligen Ständen gegenüber respektierend, jn. seinem Rang gemäß ehrenvoll behandelnd (z. B. bei der Begrüßung, Bewirtung von Gästen, der Behandlung von Gefangenen)‹; ›mit Respekt (bei Beerdigungen gegenüber einem Toten)‹; in religiösen Kontexten: ›mit Ehrfucht und Respekt vor Gott und dem Heiligen‹;
vgl.  8.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
das kleid
)
e. sein, jn. e. annemen / empfangen
(hochfrequent) /
halten
, [wohin]
füren, zu tisch setzen, auf einen königlichen stul setzen, sich e. kleiden, das sacrament e. handeln, gottes namen e. halten, die leichame / toten e. begraben / leiten, zu der erden bestatten, zur kirche tragen, j. e. von jm. scheiden, jn. e. vor jn. bringen
;
das erliche kleid, erliche gewande
.

Belegblock:

Luther, WA (
1519
/
20
):
damit und darynnen wir das sacrament fuglich und ehrlich handeln muͤgen.
Ebd. (
1521
/
2
):
das man nichts szo seher furcht unnd ehrlich helt, als gottis namen und ehre.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
161, 361
(
Magdeb.
1608
):
satzten jhn ehrlich zu tisch / | Legten jhm fuͤr Broth / Fleisch vnd Fisch.
Chron. Köln (
rib.
,
1416
):
der buschof van Coelne [...] schiet eirlichen van ime ind boit eme grois sinen deinst.
Ebd. (
1499
):
do lies der pais vlislich soichen die lichame der verdrunkener minschen ind die eirlich begraven.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
2986
(
Köln
1476
):
Syn hoegh keyserlyge macht | Wart eerlych vur sent Quirijn bracht.
Froning, Alsf. Passionssp.
2629
(
ohess.
,
1501ff.
):
sich, wie gar irlich sie dich entphan | myt gesang [...] | erkennen als eyn geweldigen konigk.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1468
):
[ich] wurd erlichen gehalten vom babst und vom keyser, dann ich furet mit mir keyser Karls cron.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1521
):
Jch hab auch gesehen, wie jhm der kaiser [...] empfangen, ehrlich vnd mit grosser pompa.
Dietrich. Summaria
19r, 6
(
Nürnb.
1578
):
Derhalben [...] solche arbeiter ehrlich vnd wol sollen gehalten werden.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
um 1545
):
ward also der hertzog in die statt Meiland eerlichen gefuͤrt, und im die schlüssel in eym guldinen becki entgegenbracht.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
daz man die toten morgens erlich zu kirchen truͦg.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
vaß dich mit erlichen gewanden.
Michels, Murner. Badenf.
21, 32
(
Straßb.
1514
):
Der christ duͦt das in sonderheit | Das er sin doten erlich leidt.
Ebd.
23, 44
:
das hofflich, erlich kleidt | Das man nur zuͦ hochzit dreidt.
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
7, 91, 16
(
Straßb.
1520
):
den obersten priester zuͦ gebieten / also erlich vnd kostlich zuͦ kleiden.
V. Anshelm. Berner Chron.
5, 129
(
halem.
,
n. 1529
):
der nam in êrlich und trostlich an, sazt in uf ein ander pferd.
Schmidt, Rud. v. Biberach
8, 2
(
whalem.
,
1345
/
60
):
vnser geist tend sich mit disen fvͦssen zvͦ ewigen dingen vnd beruͤret die selben in erlicher wise.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1488
):
[die Fleming zuͦ Brugk] haben auff dem großen markt ein grosen, hochen kinglichen stuͦl, kostlich geziert, auffgericht und in [Kaiser Friderich] gar eerlich darauff gesetzt.
Ebd. (
1530
):
die Augspurger sollen die gest eerlich und wol halten und nimants mit essen und trincken mit unzimlichen kosten beschweren.
Dreckmann, H. Mair. Troja
40, 24
(
oschwäb.
,
1393
):
wann ez iu nit vast erlich ist, daz ir ains solhen küngs swester, [...], sullt haben für iur zuweib.
Leidinger, V. Arnpeck (
moobd.
,
v. 1495
):
solich potschaft und ambasiat enpfieng der künig in Bairen gar erlich und versprach im sein tochter.
Peil, a. a. O.
26, 19
;
571, 2052
;
Palmer, Tondolus ;
Froning, a. a. O.
6539
;
Kurz, Waldis. Esopus ;
Österley, Kirchhof. Wendunmuth ;
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe ;
Päpke, Marienl. Wernher ; ;
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 139, 17
;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
40, 7
;
Wickram
4, 28, 24
;
Rauwolf. Raiß ;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Qu. Brassó
4, 33, 28
;
5, 552, 24
;
6.
›keusch, sittsam, züchtig, anständig gemäß den Anforderungen, die an weibliche Verhaltensformen (auch innerhalb der Ehe) gestellt werden‹;
vgl.  6.
Mittleres und späteres Frnhd.
Bedeutungsverwandte:
, ,  23,  2, .
Syntagmen:
sich e. halten
;
die weiberschaft e. sein
;
ein erliches weib
.

Belegblock:

Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe (
Wolfenb.
1593
):
Liebes Weib, [...] ist mir ausdrücklich fürgeworffen worden, Das du dich nicht ehrlich haltest, Vnd wenn ich ausgienge, so gienge ein ander wieder ein.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Ein ehrlich tugendsam Weib macht daß jhres Mannes Seel in jhr lebt.
Luther, WA (
1538
/
9
):
ein fraw kan bey einem Manne ehrlich vnd Göttlich wonen vnd mit gutem gewissen Haussfraw sein.
Ebd. (
1536
/
9
):
Gleich wie die Weiberschafft ist ehrlich, denn sie sind unser Mutter, Schwester, Ehefrawen, Toͤchter, Mumen.
Ders., WA Br. (
1538
):
das Margarite von der Mittweide sich allzeit bey irem Ehmanne Bastian Grun erlich, züchtig vnd redlich gehalden, wie einem fromen weib zymet.
Franck, Klagbr.
228, 12
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
welches weib wolt sich gewenen mit eerlicher arbeit der handt.
Sachs (
Nürnb.
1568
):
Welche jungfraw noch lebet da | Schamhafft, tugendtlich und züchtig, | Von aller unzucht ist abflüchtig | In einr züchtigen, erling lieb.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
v. 1618
):
Es steht eim Ehrlichn Weib wol an, | Ires Manns Ehebruch zu verbeissen.
Michels, Murner. Badenf.
21, 60
(
Straßb.
1514
):
[magdalena] Das frum erlich vnd früntlich wib.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
bei der
schydung
[...]
verordnet guͦtt sol sy so lang sy sich from͂gklich vnd erlich halt / niessen / doch nit verendern / dañ es / wo sy sich nit erlich hielt / wideru͂b an den man [...] fallen sol.
Holland, a. a. O. .
7.
›feierlich, prächtig, herrlich, prunkvoll, den Ehrenstatus einer Person, eines Adressaten (z. B. Gottes in der Messe), einer Institution oder einer Situation durch die äußere Erscheinung bzw. Durchführung zum Ausdruck bringend; schön, kostbar, prächtig, eindrucksvoll (als Spiegel des Reichtums, Zeichen der Macht bzw. des Ehrenstatus der Besitzer)‹; als Art und Weise der Respektserweisung auch an 5 anschließbar;
vgl.  11.
Älteres und mittleres Frnhd.
Bedeutungsverwandte:
 14, ,  67.

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
15, 12
(
preuß.
,
1414
):
item 1200 grosser erlicher bruche, item 400 hemde.
Froning, Alsf. Passionssp.
7384
(
ohess.
,
1501ff.
):
do kam eyn engel von hymmelrich, | der was gestalt ßo irlich.
Welti, Pilgerf. v. Walth.
56, 17
(
omd.
,
n. 1474
):
Die cappelle hat babist Felix [...] büwen lassen vnd sie gar erlichen dor yn geleyt.
Quint, Md. Karl u. Eleg.
291
(Hs. ˹
thür.
,
n. 1455
˺):
Vff dem͂ helm erlich | Stu͂t ein arn von golde rich.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
hatte der ersame unnd wisse rath zu effort bestalt zu gehene eyne lobeliche erliche processien.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
darnach huben sie an zu singen eine ehrliche messe gott dem allmechtigen zu lobe.
Palm, Veter Buoch (
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
des einen antlicze was schone vnd erlich vnde was bekleit mit wizen kleidern.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1450
/
80
):
schicket marggraff Ludwig die erlichen zirde und wirdige heyligthum [gein Nüremberg].
Ebd. Anm. 5 (
15. Jh.
):
herr Joͤrgen bischoven zuͤ Bamberg, als der nach seiner bestettigung [...] mit herlichen processen erlich hie eingefuͤrt ward.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1521
):
Darnach hab ich gesehen das ehrlich köstlich pancket, so jhm der kaiser [gehalten hat].
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1530
):
satzt man im ein guldin eerlich wolgemacht kron uff, was mit saphir.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
211, 24
(
els.
,
1362
):
Do von so wart [...] daz folk [...] gelŏbig vnd búwetent ein erliche kirche in gottes ere.
Dierauer, Chron. Zürich (
halem.
,
1415
/
20
):
wie si [statt Zuͥrich] vor alten ziten gestift [...] und gebuwen ist und gefestnet mit erlichen túrnen, mit festen burggraben.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1558
):
haben ain erwürdig thuͦmbcapitel [...] ain ehrliche und lobliche besincknus gehalten mit der gantzen clerisei.
Ebd. (
1544
/
5
):
[es ist] bemelts erlich wappen an iren heusern, wonungen, eigenthumben, silbergeschirren, sigilen [...] als für deren von webern zaichen und wappen gepraucht [worden].
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
1865
;
Lemmer, Brant. Narrensch.
57, 36
;
8.
›jm. zur weltlichen und geistlichen Ehre gereichend, jm. Anerkennung, Lob, Ruhm bei den Menschen bzw. bei Gott einbringend‹ (allgemein von Handlungen); im Einzelnen: ›jm. zum Seelenheil gereichend, nützlich‹; ›tapfer, wacker, vortrefflich im Kampf‹; ›nützlich, fruchtbringend‹ (z. B. von einem Baum); wohl verallgemeinert zu: ›bedeutend, wichtig‹ (von einer Sache);
vgl.  138.
Bedeutungsverwandte:
,  1, , , (Adj.) 5,  246, ,  1, ,  1, ,  2,  1, ; vgl.  7.
Syntagmen:
e. sterben
;
j. etw. e. lesen / schreiben, die liebe christi e. einbilden, die bürger das feld e. halten, der haufe, das kriegsvolk sich e. halten
;
j. jm
. (z. B.
got
)
e. sein, got die arbeit e. sein, (jm., einem rat) etw
. (Subj.)
e. sein / werden, der eheliche stand für got e. sein, jm. geht etw
. (Subj.)
erlich
;
von einer stat erliche dinge sagen
;
der erliche baum / held, die erliche getat, das erliche predigtampt
; subst.:
jm. erliches werden
.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
,
1565
/
6
):
[ist unser kriegsvolck] an die feinde gezogen, so haben sie sich doch ehrlich gehalten.
Luther, WA (
1530
):
Das mag [...] [sein] eine tugent solcher berumbten Stad und weit beruffen weisen Rat enhlich und ehrlich.
Chron. Köln (
rib.
,
um 1400
):
de burgere de behielten irlichen dat velt.
Ebd. (
1499
):
is dat nu niet genuechlicher, eirlicher ind lovelicher zo schriven ind zo lesen, dat men dat beginne [...].
Beckers, Bauernpr.
62, 10
(
Köln
1515
/
8
):
Groiß prangen / hoemoit vñ bouery | Myrckt yr edelen off dat eirlich sy.
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
es were jhme ehrlicher gewest, daß er sich solcher sachen nie vnderfangen.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
der sich an Christo [...] vnd an dem ehrlichen / lieben / vnd doch fuͤr der Welt verachten Predigampt nicht ergert.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
10b, 22
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
awe seligev stat wi erlichiv dinc man von dir sagt.
Gille u. a., M. Beheim
22, 162
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
das deüt, das im sein sach nit get dar nider, | es wirt im gluksam und erlichen gan.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1528
):
Dann wol gethane arbeyt ist Got erlich, dem menschen nutz, gut vnd lieblich.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
91
(
Nürnb.
1517
):
ist noch erwelig, erlich und heilig, widergeben leiden für leiden.
Ebd.
113
:
Die lieb Christi mag nit reinlicher, sueser, gerechtlicher, erlicher, nutzbarlicher und bestendiger eingebildet werden dann durch die zeichen, vermittelst dero braut und breutigam ir lieb an einander eröfnen.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
es ist besser erlich sterben, denn unerlich leben.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
sú huͦtent sich vor der maintaͤtigen hôhfart, und swaz aber inen êrlichs und lobes wirt, daz ziehent si an sich.
Rennefahrt, Recht Laupen (
halem.
,
1419
):
daz der buw inen und uͥns erlich und nutzlich werd.
Goldammer, Paracelsus
7, 171, 15
(
1530
):
dieweil der ehelich stand ehrlich und gerecht für got ist und ohne laster.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
sicher es was denen von Nürnberg ain erliche getat und nützlich.
Ebd. (
1544
/
5
):
in diser schlacht habendt sich der hauff [...] ser treffenlich wol und erlich gehalten.
Ebd. (
1541
):
Erlich und küen, seines gmuets ein held, | Ward er von in zum fürsten gewöhlt.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Je weniger einer bedarff / je ehrlicher vnd je gleicher er Gott ist.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
Pei dem visch verstên ich den menschen, der weder im selber noch der werlt nütz ist noch got êrleich.
[Fagus] daz ist gar ain êrleich paum und tregt früht.
9.
die Wahrhaftigkeit einer Aussage bzw. eines Sachverhaltes unterstreichend: ›aufrichtig, ernsthaft, wahrhaftig, aus voller Überzeugung‹ (auch von Glaubensangelegenheiten gesagt); ›offen, aber nicht unangemessen, ohne Vorbehalt‹ (von Worten und Reden); ›glaubwürdig‹ (aus der Perspektive des Rezipienten); ›echt, wirklich, authentisch, deutlich sichtbar‹ (von Sachverhalten und Gegenständen); anschließbar an 2;
vgl.  8.
Phraseme:
an jm. kein erliches har sein
.
Bedeutungsverwandte:
 2,  4, , , , ; vgl.  2, (Adj.) 7.
Syntagmen:
etw. e. essen
(z. B.
die götliche speise
)
/ erzeigen
(z. B.
gottesfurcht
)
/ halten / lassen / tragen, zugehen lassen, das kreuz e. tragen, jm. etw. e. berichten
;
j. e. gesund werden
;
der erliche unterschied, die erliche disputation / liebe / rede / versamlung, das erliche gespräch / erlösen, die erlichen boten / schimpfworte
.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
Auff das wyr, angesehen solche tzukunfft und groß ehrlich erloßen, deste kecker und troͤstlicher der wellt vorfolgung, marter, [...] und todt ertragen mugen.
drumb haben sie sich tzum besten gehallten und yhr creutz ligen lassen, auff das sie seyniß [Christus] ia erlich trugen, ia, auch ehreten.
Ebd. (
1544
):
[sollen alle] zusamen komen Gottes Wort zuhoͤren [...], doch das ein ordenliche, gemeine, ehrliche versamlung sey.
Ders. Hl. Schrifft.
1. Kor. 14, 40
(
Wittenb.
1545
):
Darumb lieben Brüder / vleissiget euch des weissagen / vnd weret nicht mit Zungen zu reden. Lassets alles ehrlich
[
Mentel
1466:
zymlich
; Var. 1475
2
–1518:
erberklichen
;
Luther
1526/7:
erbarlich
; 1530/40:
zuchtiglich
]
vnd ördentlich zugehen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
596, 2874
(
Magdeb.
1608
):
Einer ist kahl geschoren gar / | Am andern ist kein ehrlich Hahr.
Röhrich u. a., Cod. Dipl. Warm.
4, 508, 12
(
omd.
,
1433
):
uwren vynden wederczustan myt erlichem anegesege czu lobe des almechtigen gotis.
Gille u. a., M. Beheim
119, 50
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
so must Cristus | mannes pild an sich nemen sus, | daz also daz erlicher | Oder dis daz wirdiger ist.
Dienes, E. Gros. Witwenb.
23, 11
(
nürnb.
,
1446
):
das der mensch, [...] schölt erligß an ym lasse verderben alles das, das do Got niht ist.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Ein gelassenr mensch blibet sin selbs muͤssig [...]; wan in dem, daz got ist, so sind in im ellú ding erlich berihtet.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
so wurt er erlichen gesunt, also geschriben stot ouch anderswo.
als wir uns selber wol gepruͤfet hant engegen diser goͤtlicher spise, und wir in erlichen und wirdeklichen essen, so isset er uns.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
zusehen, ob daselbsten Treu vnd Religion, Glauben vnnd Redlichkeit auch also vermummet, oder ob sie besser zu finden, ehrlicher gehalten vnd belohnet wirden.
Rennefahrt, Zivilr. Bern (
halem.
,
1627
):
der gottsforcht, zucht und ehrbarkeit [...] uffrichtig, ehrlich und redlich erzeigt.
Ders., Statut. Saanen (
halem.
,
1481
):
wand das wir ein anders [ingesigel] mit einem erlichen underscheid mit rätt, gunst und verhengnisse [gemacht haben].
Maaler (
Zürich
1561
):
Eerliche vnnd bescheidne red. [...]. Eerliche vñ holdsaͤlige schimpff wort / Guͦte sprüch die einen eerenman wol anstond. [...]. Ein herrliche vnd Eerliche disputatz oder gespraͤch.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wenn man den stain raincleichen tregt und êrleichen, sô vertreibt er daz vallent lait.
Moscouia
B 3r, 12
(
Wien
1557
):
Souern si Sy zu jrer Fraue͂ vnd Fuͤrsttin haben woͤllen / sollen sy merere vñ ehrlichere Potten zu jr senden.
v. Keller, Amadis ;
Päpke, Marienl. Wernher .
10.
›einer gesetzten (juristischen) Ordnung gemäß, rechtmäßig, rechtens, korrekt, gerecht‹;
vgl.  7.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3, , (Adj.) 1,  1.

Belegblock:

Chron. Köln (
Köln
1499
):
keiser Henrich van Sassen: der erweirde sich der Ungerer ind erhoif dat rich eirlichen.
Küther, UB Frauensee
163, 18
(
thür.
,
1371
):
das her Johan [...] uns eyne erliche lobeliche rechenunge getan hat von unser kelnerie wegin.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
160, 6
(
thür.
,
1474
):
daz der genante Wassenrodt erwysen mochte, als recht ist, daz er eyn solliches durch schutcz ere unde fredes willen synes huses, dy sich wol erlicher notwere glichet, getan hette.
Pfeiffer, Frk.-bay. Landfr.
284, 20
(
nobd.
,
1409
):
Aber daz er sich ihts teydingen laßen solt, [...] daz wer im nicht erlich.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
Es wer dann das der schultherr vor vns mit guͦter kuntschafft darthuͦn moͤcht / das solich lyhen oder verkouff / vß notwendiger erlicher vernunfftiger vrsach beschehen wer.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ein loblich vnd Eerlich testament oder gemaͤcht / vnd weyßlich angesehen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1552
):
haben sich etliche hochlöbliche könig [...] eerlich erlangten ehren, herrlichait, freihaiten und rechten erbarmpt.
soll auch der alt zunftbrief [...] pleiben in allem, das nit wider dise gegenwärtige unser ehrliche vergleichung, brief und sigil darin gesetzt [ist].
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Grosse und überflüssige hochzeit, totenmal und kirchtag haben ist êrlich und unsträflich, raicht kainem zu nachtail.
11.
relative Maßangabe für die Zuteilung von etw., die je nach Kontext von ›ausreichend, angemessen‹ über ›ordentlich, reichlich, beträchtlich, stattlich, großzügig‹ bis zu ›außerordentlich, über alle Maßen‹ gehen kann; als Streckenmaß: ›weit‹.
Bedeutungsverwandte:
 12,  9; vgl. (Adj.).
Syntagmen:
j. e. auskommen, jn. e. aufenthalten / begaben / beschenken / versehen, etw. e. auflegen
;
jm. etw. e. sein
;
jm. etw. e. schenken
;
j. an etw. erlicher sein
;
der erliche spital, die erliche frucht / pfarre / stift / wirdigkeit, heimsteuer / pfründe
.

Belegblock:

Luther, WA (
1520
):
das ist gar ein hohe ehrliche wirdickeit und eyn recht almechtige hirschafft, ein geystliche kuͤnigreych, da keyn ding ist ßo gut, ßo boͤße, es muß mir dienen zu gut.
Ebd. (
1543
):
wollen wir unbeschwert sein sie auffzunemen, mit zerung und aller notturfft erlich zu auffenthalten.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Den Gsell thet er ehrlich begoben.
Neumann, Rothe. Keuschh.
3280
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
Eyn gud arbeid in kuscher zucht | di brenget gar ein erliche frucht.
Quint, Md. Karl u. Eleg.
937
(Hs. ˹
thür.
,
n. 1455
˺):
Dz brot wart erlich vff geleyt.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
177r, 16
(
Leipzig
1588
):
so will ich jnen von meinem eigenem Gelde eine ehrliche Mitgabe verordnen.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
obd.
1521
):
vetruw got! du würst erlichen und wol ußkommen.
Sachs (
Nürnb.
1531
):
Darum bin ich an weißheyt ehrlicher
(›reicher‹).
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
[Cuͦnrat] der dette ein erlich merfart, und do er her wider kam do starp er.
der maht einen erlichen spitale zuͦ Mollesheim mit erlichen pfruͦnden.
Goedeke, Fischart Schiff
1056
(
Straßb.
1576
):
[Die von Straßburg] verletzten die furleut ehrlich.
Rennefahrt, Recht Laupen (
halem.
,
1449
):
so soͤn sy in ufgeben [...] mit fischen [...] dz es inen erlich sig und uns nuͥtzlich.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1525
):
Als dann ein erliche grosse pfarr zuͦ Gossow allweg gwesen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1544
/
5
):
[dieweil die predicanten] durch dieselben (die kirchen) erlich, stattlich und wol versehen wirt.
damit ire döchteren nicht in untugent fielend, wurden sie gleichfalls erlichen gesellen
[dies zu 1]
verheirat und mit ainer erlichen haimsteur, auch aus gmainem kosten, versehen.
Kurz, a. a. O. ;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
56, 19
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Leidinger, V. Arnpeck .