Adj.;
auch:
erbärig,
erbarlich,
erbärlich
. – Das Bedeutungsfeld wird hier nach folgenden (eng miteinander verbundenen) Kriterien gegliedert: 1 charakterisiert eine Person (meist Männer, vereinzelt und mit Einschränkungen / Vorbehalten auch Frauen) als sozial und rechtlich den Ansprüchen einer Zeit genügend (allgemein, oft als bewertende Zuschreibung durch andere); 2 eher auf die Stellung einer Person in den hierarchischen Gliederungsebenen der Gesellschaft bezogen; 3 meint eng an
2 anschließend das gesittete soziale Verhalten e. P.; 4 mit besonderer Betonung der Aufrichtigkeit von Gefühlen, Worten, Handlungen; 5 hebt (als Spezialisierung zu
2 und
3 auffassbar) die hierarchische Stellung einer Person, speziell ihr standesgemäßes Handeln hervor; 6 bezieht sich (als Spezialisierung zu
1, auch zu
5) auf das züchtige Verhalten von Frauen; 7 auf ständisch auszeichnende und zugleich nützliche Handlungen / Verhältnisse bezogen; 8-10 heben besondere Nuancen von
erbar
hervor: ›ehrenrührig‹ (
8), ›rechtlich begründet‹ (
9) sowie ›das Normalmaß einer Sache überschreitend‹ (
10).
1.
›unbescholten, anständig, rechtschaffen, ehrlich, moralisch integer, zuverlässig‹ (allgemein Personen bzw. Gruppen als Charaktereigenschaft bzw. Haltung zugeschrieben und deren Zuverlässigkeit im gesellschaftlichen Umgang betonend, mit gewissen Einschränkungen und Vorbehalten auch von
armen
,
schlechten
Personen gesagt). Unter sozialen und rechtlichen Aspekten spezialisiert, dann: ›aus geordneten, ehelichen Verhältnissen stammend, damit rechts- und voll geschäfts-, speziell zunftfähig‹; ›juristisch unbescholten, ohne Vorstrafe (als Voraussetzung für die Rechtsfähigkeit e. P. als Bürge oder Zeuge)‹; dann auch: ›glaubwürdig, vertrauenswürdig, gut beleumundet, in einem sozialen Sinne
erlich
(
3), geachtet, zeugnisfähig‹; häufig in der höflichen Anrede ›ehrenwert‹;
offen zu
2 und
3; vgl.
3;
4;
8.
Bedeutungsverwandte:
2,
2,
,
,
9,
1,
,
2,
,
7,
(Adj.)
1,
(Adj.)
3;
7,
4;
7,
,
1,
1,
,
,
,
,
,
.
Syntagmen:
j. e. sein
(z. B.
an seiner ere
);
der erbare bürgersman / christenman / goldschmid / sin, die erbare gemeine / geselschaft, das erbare volk / wesen, erbare boten / herren / kinder / leute / mannen / predicanten
.
Wortbildungen:
(
die
) ›Anständigkeit‹ (dazu bdv.:
[im Unterschied zu
hochfart
]),
›Vertrauensmann, Zeuge, Bürge‹.
Belegblock:
Toeppen, Ständetage Preußen
2, 475, 8
(
preuß.
,
1442
):
Es würde gut sein, wenn auch slechte erbar lwte neben den erbaren
zu der Tagfahrt berufen würden.
Stambaugh, Friederich. Saufft.
47, 15
(
Frankf./O.
1557
):
Lehre die Alten / das sie nuͤchtern sein / erbar / zuͤchtig / gesundt im Glauben / in der Liebe.
Loesch, Kölner Zunfturk.
(
rib.
,
1391
):
[wir] bekennen [...], daz Jose der Holle Hainrichs sun des Hollen seligen ain erwer goltschmide von vater und von muter in der stat zuͦ Augspurg geborn ist.
so vyengen sy die erberen lude vnd lachten sij in die torne, die doch vur gode vnschuldich waren.
Schmidt, St. Kastorst.
2, 457, 28
(
mosfrk.
,
1465
):
hait er [Johan] syn testament gemacht uff syn farende goit ind hait dat gestalt uff dry erberman, den er sulchs befolen hait, syne schult zu bezalen.
Behrend, Magd. Fragen
(
omd.
,
um 1400
):
Ab eyn erber man an syme rechte unbeschulden sich undirwindet, vor gerichte der lüthe wort zcu sprechen.
Röhrich u. a., Cod. Dipl. Warm.
4, 59, 5
(
omd.
,
1404
):
[Ozeborn] hot beclayt Eler Grunaw und Girke [...], das sy en haben [...] geheissen eynen krotenson als umme dy sache, dy erbar leute bericht haben.
[Er] setzte zu Beschirmung der Lande Erbare Leute darauff [auf die Vestung].
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
96
(
schles. inseldt.
,
1455
):
do vas keyn man dar do ÿm irkeyn scholt gebe venne vaste, fromlich vnd erberlich mochte geseÿn an seÿner ere ven libe vnd gut.
Gille u. a., M. Beheim
82, 381
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Wann sy warn erber und greht leüt | und worn doch arm.
Franck, Decl.
331, 14
(
Nürnb.
1531
):
weil die erbern vnd zuͤchtigen on sonderlich geschaͤfft [...] sich nit vil in wirtßheuser tringen.
Horatius zeygt an [...] das das spil vnzimlich vnd verbotten sey / des sich kein erber weyß man gebrauchen soll.
IR Erbarn Herrn vnd züchtigen Frauen, Wenn jr vns alhie wolt zuschauen.
so sol der rat gemeinlich vier erber unversprochen biderbe man kiesen zuͦ vier meistern.
Rieder, St. Georg. Pred.
(Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
dunket es úch ain erbare sin, so dunket es aber mich ain hôfart.
da von sol sich der mentsche flissen zuht und erberi.
Schib, H. Stockar
157, 14
(
halem.
,
1520
/
9
):
hain ich min broffett lassen rumen den henkar und den kyebenschinder und den dottangrebar mitsant ieren knechtan, das gar ain erbers folk was
(Ironie).
Wie sichs begeben in der heiligen vasten, dass der êrberen gselschaft zuͦn Schifluͤten ir silbergschir [...] was verstolen worden.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
2367
(
schwäb.
,
1453
):
Die Swaben syen erber lüt.
[Der bischoff] luͦd [...] frauen in sein schlos, wan dan ain erber man sein weib nicht schicken wolt, so ward er im ungnädig.
Entgegen ist gleichwol dem armen povel volck, daß sie auch from und erbar sein könnden, nit abgeschlagen.
Jaksche, Gundacker
(
oobd.
, Hs.
1. H. 14. Jh.
):
er [chaiser] sant im erbær potten do | daz er cehove chhͤme.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
(
oobd.
,
1349
/
50
):
nâchklaffer, die iedem menschen nâchredent und werdent doch gevangen oft von êrbern läuten in irm valschen klaffen.
Auer, Stadtr. München
(
moobd.
,
1343
):
ez müg dann der anchlager war machen mit seinem aid und mit zwain erbern mannen, die im des helfen swern.
Wir schullen auch dhainen in unser czeche nemen [...], er sey dann ein erberger und unversprochener.
Winter, Nöst. Weist.
(
moobd.
,
1516
):
Welcher an eines erberigen man haus lüssent [...], ist der herrschaft verfallen 72 ₰.
man hat zu disem ambt [scherg] erwelt nur êrberig frum reich angesessen leut, so von meniglich ain guet lob und geschrai gehabt haben.
Bischoff, Steir. Landr.
(
m/soobd.
, Hs.
v. 1425
):
Rennent die strasrawber piderlewt an, [...], vnd wellent in ir gut nemen, vnd erbernt sich die erbern lewt [...].
Mell u. a., Steir. Taid.
(
m/soobd.
,
1523
):
wo sich [...] ainer alda burgerlichen niderlassen, seines handwerchs guet auch bekant, erber und frumb ist, sollen ine richter [...] zu burger aufnemen.
Boon, St. Prätorius
38, 30
;
Rueff, Rhein. Ostersp.
1657
;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
278, 22
;
Gille u. a., a. a. O.
99, 395
;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
;
‒
Vgl. ferner s. v.
2,
2.
2.
›in der gesellschaftlichen (sozialen, rechtlichen, administrativen, kirchlichen) Hierarchie hoch angesehen, geachtet, vornehm, berühmt‹; in 1 Beleg auf
got
bezogen; im Einzelnen mit Hinweis auf die Begründung der Ehrbarkeit, dann: ›wohlhabend‹ (bezogen auf Reichtum und sozialen Status e. P.); ›altehrwürdig‹ (mit Bezug auf Tradition und Seniorität e. P. oder einer Gemeinschaft); ›ehrenwert, im gesellschaftlichen Sozialsystem mit Ehre und nicht selten mit einer der Gemeinschaft verpflichteten Verantwortung versehen‹; häufig als ein die soziale Vorrangstellung kenntlich machendes Attribut in der Titulatur geistlicher sowie weltlicher Personen höheren Standes, dann: ›zum Patriziat einer in der Regel städtischen bzw. bürgerlichen Gesellschaft gehörend und diese verantwortlich verwaltend‹ (z. B. von Richtern, Bürgermeistern, Kanzlern, Schreibern oder Schöffen gesagt); davon nur selten unterscheidbar: ›adlig, edel von Geburt; zum Kleinadel gehörend (dies von Meiern, Freibauern, Rittern)‹; in militärischen Kontexten: ›der Ritterschaft (nicht dem gemeinen Fußvolk) angehörend‹; ›sich durch besondere Tapferkeit auszeichnend‹; ütr. auf Gemeinschaften bzw. Körperschaften wie Städte oder Zünfte: ›angesehen, ehrenwert‹; Ansatz 1 als allgemeine Zuschreibung ist implizit immer mitgesetzt;
Bedeutungsverwandte:
1,
3,
2,
3,
1,
,
3,
,
; vgl.
(Adj.)
6.
Syntagmen:
der erbare ambasiat / kor / man, bote / bürger / bürgermeister / her / rat / richter, die erbare frau, botschaft / bürgerschaft / gemein / geselschaft / manschaft / ritterschaft / zunft, das erbare ambasiat / geding / gericht / handwerk, die erbaren älterleute / gäste / geschlechter / junker / (geistlichen) leute / mannen
(häufig)
/ personen / ritter / schöffen / stätte / vorgeher / weisen
; oft subst., z. B.:
den erbaren betagen
(›frei lassen‹)
/ erschiessen / erstechen, die erbaren vorbieten, zu [...]
;
die erbaren der geschlechter
.
Wortbildungen
(auch als Syntagma lesbar):
›die Vornehmen, die mächtigen und verwaltenden Honoratioren einer Region bzw. einer Gemeinde‹ (dazu bdv.:
),
›Ritterschaft‹.
Belegblock:
Toeppen, Ständetage Preußen
1, 431, 6
(
preuß.
,
1425
):
han wir alle erbarlewthe und unsir scholtiszen vorbottit [bey uns zcu seyn].
wellet wol thun und die erbaren des Elbisschen gebietes zcusampne zcukomen uff eynen gelegenen tag vorbottet.
Ebd. 5, 447, 16/23
(
1499
):
das die erbar manschafft und vorwandte zcwene ausz ine [...] gein Konigspurg schicken [sollen] [...] das die andern erbar manne, [...] in eigener person zu Konigspurg erscheinen sollen.
das die erbarmanschafft einen aus ine, desgleichen die stete auch einen aus ine in aller volkommen macht [gen Konigspurg vorfertigen sollen].
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl.
(
mosfrk.
,
um 1450
):
so sind sie schuldig die lehen zu besetzen mit erbaren mannen.
Köbler, Ref. Wormbs
51, 16
(
Worms
1499
):
welche vss ynen nit Vormünde hetten. denen soll von eine͂ erbarn Rath vss oberkeit [...] Vormünde gegeben werden.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
39, 2
(
Frankf./M.
1568
):
Jch bin ein Koch / fuͤr erbar Gest.
Das Positiff [...] | Schlag ich auff Buͤrgerlichem Sal / | Da die ehrbarn der Gschlecht sind gsessn.
Röhrich u. a., Cod. Dipl. Warm.
4, 470, 12
(
omd.
,
1432
):
dy erbar frauwe Margrete Ribe, dy des erbar pristirs herr Gregor matrona gewest ist.
Dez sint geczeuge vnser liebin getrewin her Paske von Odirberk [...] vnd andir fil Irbir-leute.
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
523
(
schles. inseldt.
,
1474
):
das seynt erber lewte kommen aws der stat [...] vnd haben dy vorgenanten erber lewte dan erber scheppen vn rechter ab gebaten.
sind zwen erberg darauf erschossen worden und sust ir vil geletzt.
Baumann, Bauernkr. Rotenb.
(
nobd.
,
n. 1525
):
[haben] sie auch herein in die statt lassen [wollen], den ratherren, erbern und andern habhaften burgern durch die hewser zu lawfen.
Bell, G. Hager
466, 1, 4
(
nobd.
,
1599
):
Ein Erbre gselschafft hate | mir einen be felg geben; | Dem sol ich volgen.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
164
(
Nürnb.
1517
):
haben sie den himel geöfnet gesehen und darinnen den almechtigen got vatter, einen erbern, bertigen alten man.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
(
Straßb.
1522
):
Die erbern Luͤt erkanten es also, das die zwo Doͤchtern solten dem jungen Gesellen den Magthuͦm bezalen [...] und solten sie Huͦren blyben nach als vor.
Tobler, Schilling. Bern. Chron.
(
whalem.
,
1484
):
venner Ludwig Brúgler von dem erbern hantwerk der gerwer und sin huoptman und rat Peter Kistler von dem erbern hantwerk der metzgern.
Erberer alter mañ. Presbyter.
gewunnen die [...] und fiengen 20 erber und 24 knecht.
ob auch iemant in sollichen kriegen gefangen wäre, der sol [...] betagt werden, nemlich ain erber auf gewonlich gelübt und burger und pauren auf bürgschaft.
hat ein erbar rath sie holen lassen [...] und alhie in die eisen legen lassen.
dann obgleich deren von erbern geschlechten alt herkomen nit angesehen noch genuͤgsam sein, solten sie doch von [...] irer erfarung und kunst wegen fürgetzogen werden.
daß auch ain erbar gericht und die empter [...] wider besetzt werden sollen.
aus lieb und freundtschaftlicher naigung, so ich zu den erbern zünften trage.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
(
oobd.
,
1349
/
50
):
dâ küng Johannes [...] derslagen wart und vil êrbæriger ritterschaft.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
41, 79
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
setz uns dort zu dem erbern kore | aller heiligen.
der dritt küng Langabardorum schikt sein erberge botschaft zu küng Garibaldo in Bairen.
Meisen u. a., J. Eck
55, 2
(
Ingolst.
1527
):
Wider den [...] predicanten in der pfarr der erberen reichstatt Ulm.
Toeppen, a. a. O.
1, 439, 33
;
467, 1
;
Helbig, Qu. Wirtsch.
2, 67, 7
;
Röhrich u. a., a. a. O.
4, 207, 4
;
494, 6
;
532, 35
;
Küther, UB Frauensee
107, 13
;
168, 33
;
233, 13
;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
312, 12
;
Lexer, Tucher. Baumeisterb.
;
Leisi, Thurg. UB
6, 182, 31
;
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 568, 21
;
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
167, 32
;
‒
Vgl. ferner s. v.
,
,
4,
,
1.
3.
›wie es sich gehört, der gesellschaftlichen bzw. göttlichen Ordnung gemäß, geziemend, moralisch und gesellschaftlich untadelig, angemessen, gesittet, in rechter Weise, gottgefällig‹ (von Handlungen und Verhaltensweisen allgemein); im Einzelnen: ›fürsorglich, sorgfältig, verantwortungsvoll im Umgang mit etw. bzw. jm.‹; ›höflich, respektvoll‹; ›ehrerbietig im Umgang mit Höhergestellten‹; mit mixtura verborum: ›anständig, angemessen‹ (von der Bekleidung);
Bedeutungsverwandte:
4,
,
(Adj.)
1,
,
,
3;
9,
,
.
Syntagmen:
e. faren / leben / wandeln, e. einen acker / garten bauen, kinder auferziehen, jn. e. halten, etw. e. verantworten, e. S. e. nachgehen, e. an jm. tun, bei jm. leben, mit allen menschen wandeln, mit etw. umgehen, sich erbar(lich) erweisen / halten / tragen / verantworten
;
der erbar(lich)e wandel, die erbare gebärde / kleidung / kurzweil / sitte, das erbare gemüt / leben / regiment
.
Belegblock:
Toeppen, Ständetage Preußen
4, 44, 7
(
preuß.
,
1453
):
das sy mir beyde [...] gelobet haben, an uns nymmer anders wen erbarlich und fromlich.
Alberus, Barf. Vorr. Alb.
(
Wittenb.
,
1542
):
das Gottes Wort nicht gefelscht / vnd ein erbar Wandel gefurt werde.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
44, 26
(
Magdeb.
1608
):
junge lustige Knaben / | Die lust zu ehrbar kurtzweil haben.
Jostes, Eckhart
69, 19
(
14. Jh.
):
Allez daz unerbere waz, daz getet ich nie niht, und alles daz erbere waz, daz (versmahet) versaumet ich nie niht.
Knape, Messerschmidt. Bris.
1, 27
(
Frankf./M.
1559
):
[weil sie] in aller warer Gottes forcht / erbarlichem wandel / friede vnnd freundligkeit / mit einander gelebt hetten.
Röhrich u. a., Cod. Dipl. Warm.
4, 209, 6
(
omd.
,
1427
):
das alde erbar gewonheit, [...] als mit kirchgange und opper gehalden werde.
di hielt ir muter do mit yrem housgesynde kostlichen unde gar irbarlichen.
waz man gefangen fing vom geraising zeug, die hilt man all erberclich.
[markgraf Albrecht] dancket eim rat von Nürmberg, das sie so erberglich an im getan heten.
[daß er] seinen abschaide redlich und erberglich widder von unns genommen hatt.
ordenunge mit dem heiligen sacrament erberglichen uber die gassen zuͤ gen.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
2, 77
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Sie [erkantnuß] macht erberg daz leben und verleihet dem menschen die kunst gotlicher und menschlicher dinge.
hüt dich auch vor allen schampern | Worten, nachreden, gespöt, thet, lachen! | Sey erberlich in allen sachen!
Koller, Ref. Siegmunds
(Hs.
um 1474
):
des mancher priester umb sein leyb kumen ist, welicher sich vor der werlt doch erberglichen treyt.
[Dis tohter] ward im dienstberr mit noturftigen erberen diensten.
die von Sanon das gar erberlich und guͤtlichen hant verantwuͥrttet.
Er was gantz erberlichen bekleit.
Köbler, Stattr. Fryburg
(
Basel
1520
):
deßglichen goldschmid [...] vnd ander handtwerckßlüt / syn gewerb [...] erberlich vff obgerürt ordnungen / vnd sunst wie sich der erberkeit nach gepürt / volfuͤren.
wenn sie die kind in die ruͤthen fueren, sollen sie dasselbig mit zucht und ordenlich und erbarlich one gesäng thun.
Fischer, Eunuchus d. Terenz
(
Ulm
1486
):
doch gibt sie im erwer antwurt wie wol sie im sinn het er were trünckner und voͤller weinß.
Jaksche, Gundacker
(
oobd.
, Hs.
1. H. 14. Jh.
):
sein zuht, sîn triu ich prîse | daz er so erberlich sich hielt.
Roth, E. v. Wildenberg
(
moobd.
,
v. 1493
):
wann er bei frawͦen ward, so hielt er sich gar mit erber, züchtiger gepärt.
damit die closterfrauen daselbs ein geistlich êrber leben füerten nach sant Benedicten regl.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
24r, 20
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
111, 19
;
‒
Vgl. ferner s. v.
2,
,
2,
8.
5.
›einer gesellschaftlichen Norm, Etikette, der sozialen Hierarchie entsprechend, standesgemäß, ehrenvoll, würdevoll, geehrt, mit dem nötigen Respekt, mit allen Ehren versehen; ohne den Ehrenkodex zu verletzen‹; eng anschließbar an
3, im Unterschied dazu am sozialen Status des Betroffenen gemessen;
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1,
,
6.
Belegblock:
Gerhard, Hist. alde e
2297
(
omd.
,
um 1340
):
Er enphing si [kuneginne van Saba] gar erberclich | [...] | Tugentlich nach kuneclicher art.
her Hainrich von Asperg, ritter, und Hanns Radaw, ain burger [...], hauptleut, wurden gefangen erberklich und mit eren.
darinn [spital] zwelf brüeder ewiglich sein solten, die auch gnueg und erberklich versehen sind mit aller ir notturft.
Bastian, Runtingerb.
2, 18, 28
(
oobd.
,
1390
):
sol im darzuͦ geben zwayhundert pfunt Regenspurger pfenning und erbergew virttigung nach unserer stat gewonhait.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch.
(
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
[Alexander der Große]
cham darnach gen Iherusalem, da er von den Juden erberleich wart empfangen.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
(
moobd.
,
1478
/
81
):
Mit sölichem irem guet wären sy wol erbergklich verheyrat worden.
doch so gaben dy gemelten bischof von irer briesterschaft güeter im land williglich ain erberge reverenz dem fürsten.