bestendig,
beständig
(letzteres erst gegen Ende der Epoche),
bestendiglich
(letzteres überwiegend adverbial),
Adj.
1.
›ständig, dauerhaft, existent; ewig; fortwährend (jeweils unter Betonung der Zeitkomponente)‹;
vgl.  1,  78.
Bedeutungsverwandte:
, ,  1234,  2, , .
Gegensätze:
.
Syntagmen:
j
. (
got
)
/ etw
. (z. B.
der friede, das regiment
)
b. sein, lange b. sein
;
etw. b. (er)halten / einbilden, b. bei etw. bleiben
;
etw. b. machen
;
der bestendige friede / trost, die bestendige ehe / gesundheit / münze / regierung / ruhe / sichtbarkeit / steuer, das bestendige gesinde / gewissen / lehen
.
Wortbildungen:
bestendigen
1 ›e. S. durch Fixierung Dauer verleihen‹,
bestendigkeit
1.

Belegblock:

Luther, WA f. (
1525
):
Da weiset er uns, wo wir den rechten und bestendigen trost suchen [...] sollen, [...], so ist er [der welt trost] doch nicht werhafftig und bestendig, sondern vergenglich.
Toeppen, Ständetage Preußen
4, 557, 31
(
preuß.
,
1457
):
so varre zye [gesichte der menschliche wirkunge] nicht mit geczewgnisse der schrifft besteendiget und bestetiget werde.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
257, 18
(
Magdeb.
1608
):
Gott / vnd Weißheit machts gar allein / | Das Regiment bestendig sein.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
das Christi letster wil / nit vff ein bestendige warheit der besetzter Güter / sonder nur vff ein blosse Figur vnd Gedenckzeiche͂ derselbigen / gericht [...] erbauwet sei.
Reu, Süddt. Kat.
1, 241, 33
(
Heidelberg
1563
):
daß die blüende jugend [...] zu keinem bestendigen, gewissen vnd einhelligen Catechismo [...] vnderwiesen worden.
Ebd.
241, 41
:
Weñ nun beid Christliche vn̄ weltliche ämpter, [...] nit bestendiglichen erhalten werden.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
Christus [...] liebet vnnd meinet vns bestendiglich vnnd hertzlich als seine Bruͤder.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
138, 23
(
Nürnb.
1548
):
das dennoch auch vnter den Heyden feine bestendige / zuͤchtige Ehe gewesen / vn̄ bliben sind.
Ebd.
254, 36
:
das sie zu friden werden / vnd einen rechten bestendigen trost koͤnnen finden.
Ruh, Bonaventura
345, 11
(
schwäb.
,
2. V. 15. Jh.
):
wann got ist ain gegen wertige ewigkait, ain erfullende ainfeltikait vnd ain bewegenliche bestendikait.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1563
):
Was [...] für nutz, [...] aus ainer gůten, bestendigen müntz ervolge.
Ebd. (
1544
/
5
):
dieweil und aber ain erbere gemaind dohin beschlossen, ain bestendige zunftliche regierung in diser statt hinfüro zu halten.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1643
):
waß die gemaind jörlich an bestendigen gülten [...] einzunemmen.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
2114
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Seind nu got vnwandelbertig ist vnd allew czeit bestendigk so vellet er nymmer in chainen presten.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Das reich, so under eines verwaltung lenger bestendig wär gewesen.
herzog Dieth [...] machet landsordnung, damit er [...] durch gerechtigkait den baierischen nam beständig und ewig machet.
Qu. Brassó
5, 467, 32
(
siebenb.
,
1613
):
Hat der Ehrwürdig Herr Farr [...] gebeten umb Gottes und seiner Ehrn wegen zur Einigkeit, solche beständiglichen zu erhalten.
Köbler, Ref. Franckenfort
6, 24
;
Schein, NA
2/1, 10a, 15
;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
113
;
Mell u. a., Steir. Taid. ;
Dietz, Wb. Luther f.;
Vgl. ferner s. v. (
das
4,  7.
2.
›fest (z. B. von Fundamenten); gesichert (von Bauzuständen); festgefügt; dauerhaft, haltbar (von Materialien, Speisen)‹;
vgl.  678.
Bedeutungsverwandte:
 3.
Gegensätze:
.

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
damit werre kein gewisser noch bestendiger grund, darauff sich die gewissen verlassen moͤchten.
Ders. Hl. Schrifft.
1. Sam. 2, 35
(
Wittenb.
1545
):
Dem wil ich ein bestendig Haus bawen.
Rosenthal. Bedencken
5, 7
(
Köln
1653
):
gleich sey einem weysen Mann / welcher einen bestaͤndigen Baw auff einem Felsen auffuͤhret.
Weise. Jugend-Lust (
Leipzig
1684
):
daß die getreuen Dienste [...] als ein bestaͤndiges Fundament kuͤnftiger Freundschaft angenommen werde.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
,
um 1450
):
und sullen darczu ouch nemen gut und bestendigk holcz.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Color pertinax Bestendigte farbe. Color euanidus Vnbestendigte farbe.
Maaler (
Zürich
1561
):
Bestendig oͤpffel / die lang ligend vnd waͤrend / die gůt sind zu Behalten. Mala stabilia. Bestendig weyn / die lang moͤgend ligen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Die Gottesheuser in baͤwlichen vnd bestendigen wesen erhalten.
3.
›ununterbrochen, auf große Länge gleich stark (von Mineralien, Erzgängen)‹.

Belegblock:

Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1542
):
dass dasselbe aufm gebirge bergwerk fündig oder der eisenstein bestendig bliebe.
4.
›rechtskräftig, gültig‹;
vgl.  1,  9.
Bedeutungsverwandte:
 4, .
Gegensätze:
vgl.
1
 8.
Syntagmen:
etw
. (Subj.)
b. bleiben / sein, im rechten b. sein
;
bestendiger kauf
.
Wortbildungen
bestendigen
2 (dazu bdv.:  4),
bestendigkeit
2.

Belegblock:

Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
84, 1
(
thür.
,
1474
):
dye gabe bliebet billich bestendig, wo eß solliche gutter belanget.
Ebd.
110, 30
:
also danne in deme rechtspruche behalden ist umbe dy bestendigkeyt des kouffis.
Ebd.
169, 27
:
so ist sollich orteyl, [...], crefftiger unde bestendiger danne der schepphin orteyl.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
was sy also fürnimpt / das sol [...] mit vnser erkantnuß vffgericht werden / sunst nit krefftig noch bestendig sin.
Turmair (
Augsb.
1517
):
sancio sanxi, etiam sancivi ,setzen, orden, approbirn, pesteten, bestendigen‘.
Mollay, Ofner Stadtr.
356, 4
(
ung. inseldt.
,
1. H. 15. Jh.
):
was anders gescheͤch, das schoͤl nicht pestendig seÿn.
Grosch, a. a. O.
108, 6
;
116, 34
;
135, 40
;
224, 36
;
311, 15
;
5.
›zuverlässig, stichhaltig, verläßlich, überzeugend, erweislich‹;
Bedeutungsverwandte:
.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
einen verdacht
)
b. dartun / sagen
;
etw. bestendiglich war sein
;
der bestendige grund, die bestendige antwort / auslegung / not / ursache, das bestendige exempel / mittel
.

Belegblock:

Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe (
Wolfenb.
1593
):
wenn jhr etwas mehr bestendigs erfaret, so berichtet es mir doch auff vertrawen.
Luther, WA (
1540
):
Qui vult veritati non credere und hat kein bestendig ursach dawider.
Berthold u. a., Zwick. Stadtrref.
120, 18
(
osächs.
,
1542
/
70
):
wo der vordacht bestendig dargetan, sal die vordachte gerichtsperson [...] sich des gerichts eusern.
Anderson u. a., Flugschrr.
1, 4, 2
(
Leipzig
1520
):
ob Bruder Martinus Luther etwas bestendigs dargegen aufftzubringen [...] hab.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
das mag lenge halber der zeit [...] bestendigclichen nit gesagt werden.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1552
):
(was) in ewig zeit (nit) erwisen noch mit kainem bestendigen grundt gesagt werden mag.
Ebd. (zu
1555
):
Und sagen demnach anfangs bestendigclich war sein, daß [...].
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Zu vnderhalt des menschen leben | Hat Gott bestendige mittel geben.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
133, 13
;
Baumann, Bauernkr. Rotenb. ;
Dietz, Wb. Luther .
6.
›standhaft (als Charaktereigenschaft), unerschütterlich, fest (z. B. im Glauben)‹;
vgl.  2,  11.
Phraseme:
bestendig als das aprillenwetter
.
Bedeutungsverwandte:
, , , , (Adj.) 23; offen zum Feld positiver Wertadjektive wie  2,  12,  2, ,  1234.
Gegensätze:
 2, .
Syntagmen:
b. (bei etw.) bleiben / sein, im glauben / leiden / wort, in liebe / treue, in der not, in den eiden b. sein
;
jn. b. machen
;
der bekantnis b. sein
;
der bestendige glaube / prediger, die bestendige liebe / stat, das bestendige gemüt
.
Wortbildungen:
bestendigen
3 ›standhaft sein‹.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Perseuerans. Bestendig Standthafftig beharrlich bleiblich stätt väst.
Luther, WA (
1521
):
Darumb sollen wyr unßer gewissen stercken und den wortten gottis fest und bestendig anhangen.
Ders. Hl. Schrifft.
1
Makk. 2, 16 (
Wittenb.
1545
):
Matathias vnd seine Söne blieben bestendig.
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
ehrliche, keusche vnd bestendige liebe.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
Das wir bstendig bleiben bis in bittern Todt.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
63
(
Nürnb.
1517
):
Die höchsten barmherzikeit glouben wir mit bestendigstem gemuet die menschwerdung des herren sein.
Dietrich. Summaria
4, 38
(
Nürnb.
1578
):
Er sey ein bestendiger Prediger / der nicht wie ein Rhor hin vnd her wancke.
Maaler (
Zürich
1561
):
Bestendig / Nit wanckelmuͤtig / staͤt / steyff.
Bauer, Geiler. Pred.
79, 2
(
Augsb.
1508
):
wie gar bestendig und stanthaftig sy [Martrer] gewesen seind in allen irem leiden.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1563
):
gemelter graf ist noch bis zuͤ endt des 63. jars bestendig und auf seinem fürnemen beliben.
Eschenloher. Medicus (
Augsb.
1678
):
mit rechtem wahren vnd bestaͤndigen Glauben / mit grosser vnd innbruͤnstiger Lieb.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Jm reden sey bestendig. Nichts ist bestendig auff der Erden / Nach frewd mag bald ein vnmuth werden. Hasen art / im ernste nie bestendig ward. Es wechsselt vnd kehret sich alles vmb / vnd bleibet nichts bestendig.
Schmitt, Ordo rerum
673, 23
(
oobd.
, Hs. M6:
1468
):
Perseuerare [...] beharren [...] pestetigen [...] härren bleiben bestentig sein [...] bestentigen.
Turmair (
Nürnb.
1541
):
Eckhart, stark und bestendig wie ein eck oder horn.
Kehrein, a. a. O. ;
Gille u. a., M. Beheim
449, 122
;
Roder, Stadtr. Villingen ;
Heydn. maister
38v, 14
;
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 569
.
Vgl. ferner s. v.  1,  2, , .
7.
›geständig, etw. zugebend‹;
vgl.  24.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
aber der teüfel was jm sollichs nit bestendig, sonnder sprach [...].
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1625
):
ist aber ainer nit bestendig, soll der richter nit schaffen.
8.
›jm. behilflich, jm. Hilfe leistend, jm. beistehend‹;
vgl.  26.
Bedeutungsverwandte:
,  1,  1; vgl. , .

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
4, 29, 3
(
preuß.
,
1453
):
der [...] homeister ouch die [...] stette anrif also seine geholdigete manne, em ouch retlich, hulflich und bestendig zu sein.
Schmidt, UB Halberst. (
1367
):
deme schoͤlde we bestendech sin al eres rechten.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Ist dir nit hilfflich und beständig gewest sand Johanns.
Wackernell, Adt. Passionssp. Pf. III, 1497 Var.,
19
(
tir.
, Var.
1495
/
1514
):
uns gott wel vergebn | Unser missetat und pos lebn | Und pestendig bleybn an unserm lestn endt.