inwendig,
innewendig,
(vereinzelt auch assimiliert:
inwenig
),
Adj.
(1-3),
Präp.
(4-5).
1.
›im Inneren, an der Innenseite von Körpern, Gegenständen befindlich‹; subst. ›das Innere‹;
zu
3
 1.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (Präp.) 1,  1.
Syntagmen:
inwendige entzündung / gestalt / hitze
,
inwendiges licht
,
inwendige bresten / gänge / glieder; etw. i. nutzen, den hintern i. salben, i. stacheln haben, i. geschwollen
.

Belegblock:

Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
176, 2
(
Frankf.
1535
):
Der stein [rubin] macht den menschen keusch vnd die inwendige hitz erkeltet.
J. W. von Cube. Hortus 
24, 24
(
Mainz
1485
):
botter genutzt ynwendig vñ vßwendig machet vßwerffen schlymige feuchtikeyt in der brust sungende.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
27, 23
(
omd.
,
1487
):
Auch beslissen die naturlichen meÿster aussetzige leẅte (vmb mergklicher Jnwendiger hitze willen […]) forderlich zcu gemelten wercken der ehe.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Kulecht ist ez unde rot, | Innewennic melis wis, | Clerir vil me danne ris.
Thiele, Chron. Stolle  (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
das was von isene ge macht unnd hatte fele gelencke unnd stacheln innewendig.
Keil, Peter v. Ulm
219
 (
nobd.
,
1453
/
4
):
salb den hindern domit jnwendig.
Rupprich, Dürer  (
nobd.
,
1512
):
Dy linj d rürt jnwendig daz hinder eck jm awg.
Sudhoff, Paracelsus (
1529
):
so muß das sein, das das eußere den arzt das inwendig erkennen lerne.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.  (
oobd.
,
1349
/
50
):
Daz herz mag niht geleiden als andreu inwendigeu glider.
daz ist dar umb, daz der dunst dann gar verprant ist, daz er des menschen inwendig gäng durchsleuft und durchizzet.
Eis u. a., G. v. Lebenstein 
52, 1
 (
oobd.
,
1. V. 15. Jh.
):
Wer inwendich geswollen sey, der trinck das wasser.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
212
(
oobd.
,
1607
/
11
):
3 grosse meerstern […] der dritte aber ist auffgeschnitten, das man sicht, wie er innwendig beschaffen.
Turmair 4,  (
moobd.
,
1522
/
33
):
sein die Reinlender nach im genant worden, das si herauß in Teutschland sitzen wie die Sêlender inwendig.
Belkin u. a., a. a. O.
204, 7
;
Ralegh. America ;
J. W. von Cube. a. a. O.
38, 10
;
v. Keller, Amadis ;
Hübner, a. a. O. ;
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. ;
Schönbach, Adt. Pred. ;
M. Cunitia. Ur. Prop. ; ;
Pyritz, Minneburg 
2367
;
Keil, a. a. O.
120, 144
;
Rupprich, a. a. O. ;
Bachmann u. a., Volksb. ;
Thiele, Minner. II,
12, 252
;
Cirurgia H. Brunschwig 15v, a
19
; 15v, b
31
;
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
229v, 6
;
236v, 8
;
Pfeiffer, a. a. O. ; ;
Eis u. a., a. a. O.
37, 14
;
41, 15
;
Vgl. ferner s. v.  4, (Präp.) 2,  2, 3,  2,  1.
2.
›innerlich, sinnlich nicht wahrnehmbar; geistig, seelisch, überirdisch, himmlisch‹;
zu
3
 1.
Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
 14, ; vgl.  3,  1.
Gegensätze:
(Adj.) 2,  2,  9.
Syntagmen:
inwendiger ernst / flus / funke / geist / grund / has / mensch / schmerz / schmak / trieb / trost / wille
,
inwendige armut / bedrängnis / begreifung / einigkeit / ermanung / freude / gestalt / hitze / kraft / liebe / notdurft / rede / reue / rürung / schöne / schickung / seele / speise / stat / süssigkeit / tugend / übung / wandlung / warheit / wonung / zukunft / zunge
,
inwendiges antliz / angesicht / auge / bild / gut / herz / leben / leiden / neigen / reich / sehen / suchen / treiben / wirken / wüten
,
inwendige dinge / gedanken / sinne / werke
;
jn. / etw. i. anbeten / baden / begeren / durchsehen / erkennen / wirken / zünden
;
i. und auswendig
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Diu sêle hât zwei ougen, einz inwendic und einz ûzwendig.
Diu dritte kraft daz ist der inwendige wille.
Ders., Eckharts Trakt.  (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
man sol daz ouge ze disem inwendigen werke kêren.
ouch ein ûzwendiger mensche und ein inwendiger mensche.
Fischer, Brun v. Schoneb.  (
md.
, Hs.
um 1400
):
uzwenige schoene were ein wicht | enwere innewenige schone nicht.
Feudel, Evangelistar 
115, 15
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
der gemachet hat daz uzwendik ist, der hat ouch gemachet daz innewendik ist.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann 
24, 21
 (Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
kündest es inwendig durchsehen, dir würde darüber grauen.
Strauch, Par. anime int.
61, 31
(
thür.
,
14. Jh.
):
daz seiste, daz si keine innewendige ruwe habe.
Neumann, Rothe. Keuschh. 
4323
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
wanne der endarffet usswendigen lobis nicht, | der ynwendich had mit togent plicht.
Anderson u. a., Flugschrr.
17, 6, 11
 ([
Wittenb.
]
1523
):
Huttet euch fur den falschen Propheten / die ynn schaffs kleydern zu euch komen / ynnwẽdig aber sind sie reyssende wolffe.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
198
(
Nürnb.
1517
):
dits ist zu merken, das zweierlei zungen sein, ein inwendige und ein außwendige.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
das solt du mit leide Gotte klagen […] ein inwendig sůchen dar fúr zů Gotte senden.
Eichler, Ruusbr. steen
963
 (
els.
,
sp. 14. Jh.
):
daz innewendig triben oder gedrenge verzeret vnd vffer vns selben.
Ders., Ruusbr. obd. Brul. 
1, 305
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
Dis was Cristi indewendig liden.
Ebd.
2, 123
:
Wan got ist vns innewendiger, denne wir vns selber sint, vnd sin innewendig triben oder wurken in vns.
Schmidt, Rud. v. Biberach 
2, 5
(
whalem.
,
1345
/
60
):
dar vmbe dirre aller inwendigost niderlas vnd verborgenost wonunge der geisten in Cristus, daz ist dv̌ goͤtlich person an im.
Bachmann, Morgant  (
halem.
,
1530
):
Er ertzöugt sich hŭpschlich ußwendig, aber innwendig was er trurig.
Goldammer, Paracelsus
7, 175, 9
(
1530
):
das will gott nit, daß sie sollen zu inwendigen hurn werden.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.  (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz in dem slâf oft die inwendigen kreft der sêl wachent.
Höver, Bonaventura. Itin. B
585
(
moobd.
,
1450
/
60
):
Wellicher mit ganczem zůker sein jnwendigs angesicht schickt […] das ist Jhesum.
Quint, Eckharts Pred. ;
ders., Eckharts Trakt. ; ;
Jostes, Eckhart
31, 10
;
Sermon Thauleri 2v, b
31
;
Strauch, a. a. O.
23, 35
;
Anderson u. a., a. a. O.
19, 16, 5
;
Pyritz, Minneburg 
5013
;
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
2, 26
;
zu Dohna u. a., a. a. O.
202
;
v. Keller, Ayrer. Dramen ;
Lauchert, Merswin ;
Vetter, a. a. O. ;
Strauch, Schürebrand ;
Eichler, Ruusbr. steen
575
;
ders., Ruusbr. obd. Brul.
1, 648
;
2, 407
;
1006
;
1654
;
Illing, Albert. Sup. miss.
1583
;
Schmidt, a. a. O.
104, 14
;
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
76, 8
;
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
93, 22
;
115, 36
;
Steer, Schol. Gnadenl.
2, 6
;
Höver, a. a. O.
1, 36
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
40, 16
;
Zirker, Bereicherung d. dt. Wortsch.
1903, 69
.
Vgl. ferner s. v.  3,  3, ,  9,  5.
3.
›innerhalb eines Bezugsraumes wohnend, sich innerhalb eines Bezugsraumes aufhaltend‹; oft subst.;
zu
3
 1.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1, (s. v. ,
die
, 3); vgl. ,  2, .
Gegensätze:
, (Adv.) 3,  1, .
Syntagmen:
inwendiger herschaftsuntertan / märker
;
inwendiger des dorfes
(substantivisch).

Belegblock:

Aubin, Weist. Köln/Brühl (
rib.
,
1550
):
soe ein inwendiger weis die vehedrift van alders und sullichs gesien […] van sine furelderen und gein usheimscher.
Loersch, Weist. Boppard (
mosfrk.
,
1552
, Hs.
17. Jh.
):
von einem inwendigen zehen heller, von einem außwendigen drey heller.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1666
):
schlagt der inwendig den hervorigen und wundt ihn biß in den tod allein.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
15. Jh.
, Hs.
16. Jh.
):
wer der wär, er sei ain auswendiger oder inwendiger, der vermainet in der herrschaft zu Wieting eribtail ze haben.
Loersch, a. a. O. ;
Baumann, Bauernkr. Rotenb. ;
Bischoff u. a., a. a. O. ;
Ahldén, Bibel-Frühdrucke.
1937, 200
.
Vgl. ferner s. v.  1, ,
2
 5.
4.
dient mit folgendem Nomen im Dat., Gen., Akk. (1 Beleg) oder ohne Kasuskennzeichen dem Ausdruck der Situiertheit von etw. / jm. innerhalb eines Raumes oder räumlich gedachter Verhältnisse, in denen sich ein Bezugsgeschehen vollzieht: ›innerhalb, in etw.‹;
zu
3
 1.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (Präp.) 1,  2.
Gegensätze:
 7.
Syntagmen:
i. dem fas / kor / leib / leichnam / schlos / staden / turm
,
i. der mauer / pforte / ringmauer / stat / statmauer / tabelle
,
i. des landes, i. den drei meilen / den 30 morgen
,
i. der gedärme
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Und der tribet den samen | Inwendic dem lichamen.
M. Cunitia. Ur. Prop.  (
Öls
1650
):
wie viel die iñwendig der Tabell befindlichen Zahlen gelten.
Adrian, Saelden Hort
6554
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
enthielt | man wol fúnfhundert rosse | inwendig dem slosse.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1463
):
der weidgengen und holzens halb in den öwen inwendig dem hohen staden des Ryns.
Bartsch, Reinfrid (
halem.
, Hs.
14. Jh.
):
daz sîn herz verhouwen | was inwendic des lîbes.
Schlosser, H. v. Sachsenh. 
93
(
schwäb.
,
1453
):
daz zwerglin […] | zoch mich gar untugentlich | Innwennig des geczeltes port.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.  (
oobd.
,
1349
/
50
):
alliu andreu vierfüezigeu tier habent ir gallen inwendig des leibes.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
55
(
mslow. inseldt.
,
1537
):
Das kain gastgeb hausvater Inwennig oder auswendig der Stat […] kainen fremden vnnbekanten müssigennger […] behause.
Helm, a. a. O. ; ; ;
M. Cunitia. a. a. O. ;
Baumann, Bauernkr. Rotenb. ;
Bartsch, a. a. O. ; ;
Pfeiffer, a. a. O. ;
Rechn. Hermannst.
371,
Anm. 674;
Vorarlb. Wb.
1, 1496
.
Vgl. ferner s. v.
2
 1,  4,  2.
5.
dient mit folgendem Nomen im Dat., Gen. oder ohne Kasuskennzeichnung dem Ausdruck der Eingebettetheit eines Bezugsgeschehens zu einem nicht festgelegten Zeitpunkt innerhalb einer Zeitspanne: ›innerhalb, binnen‹;
zu
3
 1.
Bedeutungsverwandte:
 3; vgl. (Präp.) 2,  3.
Gegensätze:
 5.
Syntagmen:
i. des monats, i. der frist / zeit, i. einem jar, i. 30 jaren / zwei monaten / acht tagen / vier wochen
,
i. kriegen / tumulten
.

Belegblock:

Chron. Magdeb. 2, 
25, 1
(
nrddt.
,
1565
/
6
):
Inwendig diesen tumulten in diesem Jar 1547.
Schottenloher, Flugschrr. 
34, 10
(
Mainz
1523
):
soͤllen sie ir gebuͤrlich versigelt Reversz […] inwendig nechstkünfftigen zweien monaten […] schicken.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
227, 22
(
thür.
,
1474
):
mogen danne dy von Molauwe geczugen innewennig acht tagen, daz Fritczsche vom Rode in deme banne ist.
Luther, WA (
1535
):
praecursor domini, qui veniet ynnwendig 30 jaren.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
189, 6
(
schles.
,
1467
):
das vns von datha dys bryffes alz nãlich eynneweng XIIII tagẽ nicht rettunge kõmeth.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1403
):
sol och die dem selben schaffner geben und bezalen inwendig den nehsten drien tagen dar nach.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
dis ist geschehen innewendig vier joren.
Chron. Magdeb. 2, 
22, 15
;
Grosch u. a., a. a. O.
227, 32
;
Berthold u. a., Zwick. Stadtrref.
49, 20
;
Merk, Stadtr. Neuenb. ;
Anderson u. a., Flugschrr. 16, 
5, 9
;
Voc. Teut.-Lat.
d viijr
;
Franke, Luthers Wortlehre. .