milte,
Adj.
1-4 von Personen, 5 von Sachen gesagt.
1.
von Gesinnungen des Menschen und daraus resultierenden Handlungen gesagt, die den jeweils sozialtypisch geforderten idealen Umgang der Menschen untereinander betreffen; im einzelnen können allgemeine positive Qualitäten wie ›handlich, friedlich, gütig, sanft, sanftmütig, verständnisvoll‹ zum Teil kaum näher spezifizierbarer Art (z. B. ›angenehm‹) gemeint sein; damit überlagern sich in oft kaum trennbarer Weise mittelalterlich-höfische Inhalte wie ›tugendhaft, hochgemut, züchtig, edel, verläßlich‹, rechtsrelevante Inhalte wie ›gerecht‹ sowie moraltheologisch begründete Inhalte wie ›barmherzig, demütig, mitleidig, gnädig‹, auch ›geduldig, weise‹ usw.
Bedeutungsverwandte
(das folgende Feld bedeutungsverwandter Adjektive, die sich in festen Formulierungstraditionen teils mehrfach wiederholen, mögen das gemeinte Bedeutungsspektrum kennzeichnen):  1, (Adj.),  12, ,  5, , , ,  1, ,  7,  5,  1, , (Adj.) 13,  2, , (Adj.) 2,  3, ,  1, (Adj.) 9,  16, (Adj.) 23, (Adj.) 5,  123,  145, , , , , , , .
Syntagmen:
j.
(z. B.
gegen jn., in der tugend, in händeln
),
js. meinung m. sein, j.
(z. B.
durch das evangelium
)
m. werden
;
jn. m. machen
(objektbezogenes präd. Attr.);
die peinliche frage m. fürnemen, m. nach gnaden wesen
; subst.: ˹
die milten
(Subj.)
edel heissen
;
die milten
(Akk.obj.)
die wege leren
˺;
der milte christ / held / herre / mensch / mut, die milte barmherzigkeit / barmung, das milte herz / ausfliessen des herzen.
Wortbildungen:
miltheit
,
miltselig
›wohlwollend (
vom gedächtnis
; a. 1601)‹.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Leuigatum [...] lindt sanfft weich milt gemiet.
Thiele, Minner. II,
26, 101
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
sy
[
myn
]
leert vroende und miltheyt, | hoemoet und oitmoedicheyt.
Dedekind/Scheidt. Grob.
87, 3
(
Worms
1551
):
wie er so ein feiner / milter / tugentsamer / vnd from̄er Herr sey.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Barmhertzig. Mitleidenlich. Milt. Gnedig. Guͤtig. Versuͤnlich.
Kohler u. a., Peinl. GO Karls V. (o. O.
1532
):
die peinlich frag soll nach gelegenheit des Argkwons der personen Viell, offt oder wenig, hartt oder millter [...] furgenomen Werden.
Knape, Messerschmidt. Bris.
2, 66
(
Frankf./M.
1559
):
das einer in solchen seinen Ritterlichen haͤndlen / Gottfoͤrchtig / milt / vnd tugentlich sey [...] die armen duͤrfftigen / bedencke͂ / nit verschmehen / noch verachten / mit allmusen [...] zu hilff vnd stewr komen
[solle].
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
282a, 39
(
Frankf./M.
1649
):
Wir aber die wir doch billig durchs Evangelium solten mit leidiger vnd milter worden sein.
Ebd.
422b, 22
:
Ich sage aber dz meine Meynung / nicht allein gelinder vnd milter / sondern auch so wohl dem Besagten / alß dem Besager [...] ersprießlicher seye.
Eggers, Psalter
51, 27
(
thür.
,
1378
):
He
[
Got
]
richtet di semphten in dem vrteile; her leret di milden
[
Luther
1545, Ps. 25, 9:
elenden
]
sine wege.
Jahr, H. v. Mügeln
88
(
omd.
, Hs.
1463
):
wie das min kunst unwirdik was, | doch mild er
[
keiser Karl
]
nach genaden maß.
Quint, Md. Karl u. Eleg.
1608
(Hs. ˹
thür.
,
n. 1455
˺):
Sper vnd schilde | Ffuͦrtē dy helden milde.
Thür. Chron.
9v, 8
(
Mühlh.
1599
):
die Frommen / Warhafftigen / Weisen / Milden / welche jhre Tugendt Adelt / [...] / die moͤgen recht Edel heissen / vnnd nicht die Geburt oder Art / wo die Wercke nicht folgen.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
1610
/
8
):
die Demut [...] Macht böß Leut milt, | Den zorn stillt.
Grundmann u. a., A. v. Roes
197, 20
(
alem.
,
15. Jh.
):
die guͤten eygenschafften des hanes sint, das er húbsch ist [...], gehertz, froͤlich, mynnesam und milte.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
daz der selb diener ein miltes herz heti gen allen lidenden menschen.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 1076
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
Dis mensche sol bi wilen nider gan zvͦ den sv́ndern mit grosem mittelidende vnd mit milter erbarmehertzikeit.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
er
[
Anthonius Pius
]
was gegen den cristen und gegen aller der welte also mylte und also guͦt, das er wart genant der milte.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 251, 20
([
Augsb.
]
1548
):
Ain milter Mann geht mit ehren für | An tugendhaffter Herren thür.
Munz, Füetrer. Persibein
37, 5
(
moobd.
,
1478
/
84
):
er
[
Persibein
]
was ye rain, millt, züchtig vnd getrewe.
, Jahr, a. a. O.
2445
;
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
1, 617
;
625
;
V. Anshelm. Berner Chron. ;
Fuchs, Murner. Geuchmat
2385
;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Sappler, H. Kaufringer
8, 19
;
Klein, Oswald
22, 86
;
Vorarlb. Wb.
2, 418
.
Vgl. ferner s. v. , , (Adj.),  1,
1
 2,  2, (
das
2.
2.
›von Personen gesagt, die anderen aufgrund einer gehobenen sozialen Stellung, aus sozialer Verpflichtung, aus moraltheologischen Gründen oder aus freiem Willen Almosen, Hilfe, Unterstützung unterschiedlicher Art zukommen lassen: freigiebig, wohltätig, großzügig‹; meist positiv, teils kritisch differenzierend gebraucht, dann mehrfach z. B. ›verschwenderisch‹, teils sozialromantisch oder religiös überhöht im Sinne von ›wohltätig, barmherzig‹ und damit zugleich ›lohnend‹.
Bedeutungsverwandte:
, , ,  1, ,  1, ,  3; vgl.  2.
Gegensätze:
(Adj.).
Syntagmen:
j. m. werden, j.
(z. B.
der könig
)
m.
(z. B.
gegen arme leute, gegen die mitgenossen, mit worten, mit dem munde
)
sein, j. e. S.
(Dat., z. B.
der treue
)
m. sein
;
jn. m. sehen
;
sich m. erweisen
; subst.: ˹
jn. den milten nennen, das geld dem milten eine zier sein
˺;
der milte buler / geber / man / mut, die milte hand / königin
; mit mixtura verborum:
das milte säklein, das milte almosen, milte sachen
›Angelegenheiten der Armenfürsorge‹.
Wortbildungen:
miltgebig
,
miltsamigkeit
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Benignus [...] liberal gastfrey gabreich freygebig gutthätig [...] milt freymilt.
Luther, WA (
1518
):
Wer vorhyn gestolen hat, der sey nu ßo milt, das er das seyne gebe.
Ebd. (
1520
):
was ist das fur ein gutthat, so wir allein den freunden milde sein.
Ebd. (
1535
):
Itzt da man billich solt mild sein, gern geben [...], niemand wil geben, sondern nur nemen.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
Hermannus primus, der milde genoempt mit sime zonamen, wart der 23. bischof van Collen.
Buch Weinsb. (
rib.
,
um 1560
):
Zu dem ein sulch milt seckelin, | Das euch mitteilt gelt, grob und klein.
Köbler, Ref. Franckenfort
68, 5
(
Mainz
1509
):
Es sollen auch alle Truwenhender in milten sachen ire rechenschafft thuͦn vor des Rats fründen.
Knape, Messerschmidt. Bris.
22, 104
(
Frankf./M.
1559
):
das er also milt gegen den armen ist / das sich einer dessen zu verwunderen hatt / so offt vnnd dick / er [...] inn die statt hinauß geht / von stundan ersehen jhn die armen duͤrfftigen auff den gassen / [...] / die schicken sich behend / das sie [...] auff jhn warten.
Sachs (
Nürnb.
1544
):
Thu in dennoch so hart nicht schmehen! | Ich hab ihn offt woͤl milt gesehen. | Wenn er den zitter-pfenning vertrunck.
Ders. (
Nürnb.
1552
):
Das ich mich gehn dem hoffgsindt | Erzeyg miltgebig, senfft und lindt.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1450
/
80
):
(der) [...] yn reigirung, auch yn seinem vernufft und tugenden keyser Karl seinem vatter [...] nyndert geleich, anders den, das er milte was, wie doch er ye eins abents yn trunckener weisse außgab, das yn des morgens gereuet.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
14. Jh.
):
wanne alleine ist er
[
mensche
]
allewege die hant sinre begerunge usreckende zuͦ dem milten almuͦsen des lutern guͦtes daz Got selber ist.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
do wart er
[
Thyberius
]
do noch milter gegen armen lüten, und ie me er gap, ie me guͦtes ime zuͦ handen ging.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
er an huͦb zuͦ gedencken die hohe seiner jare [...] vnd auch die gar guͦt miltsamikeit der werck von seiner kinthait.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 433, 19
(
Hagenau
1534
):
Mit dem munde ist mancher mildt / mit leihen / schencken / geben / unnd zusagen / aber mit der that feelet es weit / von eynem solchen sagt man / Es ist eyn milter man / er gibt gern ja mit wortten.
Roloff, Brant. Tsp.
473
(
Straßb.
1554
):
Dann du
[
Tugent
]
woltst in ein stieffmuͦter sin | So bin ich
[
Wolust
]
ein milte Künigin | Du woͤltst ine nit gnug zuͦ essen geben | So thuͦn ich stets inn wolust leben.
Goedeke, Fischart
1040
(
1576
):
Darum es wol Milthausen hieß | Dieweil sie sich sehr milt erwies.
Sappler, H. Kaufringer
8, 45
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
er zoch hin, so zoch si her. | si was ze karg, er was ze milt.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Darumb mein schatz, meins hertzen pildt, | Bis rechter triu herwider milt.
Heydn. maister
9v, 8
(
Augsb.
1490
):
Warde auch gefraget / wer milt waͤr / sprach er der sein guͦt außteilt vñ begirlicheit froͤmbdes guͦtes mangelt.
Ebd.
22r, 13
:
das geltt ist dem geytigen ein pein / dem milten ein zier.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
er waist wol das die frawen die reichen milten buͦler vor allen andern gern hond.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Allzu gute wort haben wenig glaubens. [...] All zu milt hilfft bald zur armut.
Klein, Oswald
115, 84
(
oobd.
,
1415
/
2
):
Ich main wol, das ain milter man | zu geben nie genüg gewan, | als vil er möcht gehan.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Im haus dahaim was iederman clueg und karg, gegen andern und iren mitgenossen milt treu und costfrei.
Wyss, Limb. Chron. ;
Köbler, a. a. O.
67, 14
;
Thür. Chron.
9r, 28
;
Klein, a. a. O.
28, 63
;
3.
›gnädig, barmherzig, nachsichtig, liebend‹, von Gott, Gottes Seinsweise sowie von der Jungfrau Maria gesagt; die Seinsqualität
milte
sieht man in der Gottebenbildlichkeit des Menschen, in der als Gnadengabe gedachten Erlösungstat Christi (als des Gebenden,
begabers
) offenbart und dem Menschen als Geschenk (Erlösung, Vergebung der Sünden, Zuteilung irdischer Güter, ewiges Leben, Bewahrung vor der Hölle u. ä.) zugedacht; über die Formulierung ›Gottes Seinsweise‹ an 1 anschließbar, über die Gabe-, Geschenk-Metaphorik an 2 anzuschließen.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
 3, ,  1,  3,  3,  1, (Adj.) 5; vgl.  1,  9,  13.
Syntagmen:
j.
(
got, Maria
)
m. sein, got jm., gegen dem menschen m. werden, got milte sein selbes geben
;
den milten
(subst.; für:
got
)
nicht nach menschen bilden sollen
;
der milte begaber, der milte got
(mehrfach) /
herre / vater, die milte mutter / Maria, die milte barmung
(
der jungfrau
) /
1
barmherzigkeit / gift / gnade / güte /gütigkeit
(
gottes
),
die milte güte
(
des herren, des heiligen geistes
),
die milte gegenwärtigkeit
(Gottes im Sakrament),
die milte gemeinheit gotlicher natur, die milte narung
(mixtura verborum),
das milte herz
(
der mutter
).

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Her wolde zur erden komen | Und im heiles da gevromen, | Diz was die mildeste gift | Die zur werlde ie wart gestift.
Wir suln nicht den milden | Nach menschen bilden | Gestellet dort irkennen.
Luther, WA (
1547
):
Gott, der vns vndanckbare aus lauter barmhertzigkeit vnd milder guͤte gespeiset.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
ich enwil noch ensol den rîchen, minniclîchen, milten got umbe sô kleine niht biten.
und enwirt got niemer deste milter noch deste geneigeter gegen dem menschen, dan ob er daz gebet oder diu guoten werk niemer gewürhte.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
Vernemet, liebe sustere, die gebot des meisters, neiget daz ore uers herzen zu der manungen des milden vaders.
Feudel, Evangelistar
14, 25
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
Hebit myn
[
des herren
]
joch uf uch unde lernet, wen ich milde
[
Luther
1545, Mt. 11, 29:
Senfftmütig
]
byn unde demuteges herczen, so vyndet ir rue uweren selen.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
9, 3
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Der milte got, der mechtige herre, gereche mich an euch, arger traurenmacher.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Ach miltes herz
[Bezug auf
muͦter
, Maria],
tuͮ es dur din goͤtlichen tugende, [...], und lass mich hút an disem ingendem jare nit ler von dir gan!
Stammler, Berner Weltger.
764
(
ohalem.
,
1465
):
MAria, du bist milte vnd svͤsse, | Als min muͦter ich dich gruͤsse.
Klein, Oswald
8, 31
(
oobd.
,
1423
?):
leid du wol waisst, das dich got nach im hat gebildt | und dir verlihen hat sein grosse gnad so milt.
Ebd.
31, 24
(
um 1422
/
3
):
Dem alle tier, zam und ouch wild, | hie danckber sein, das er den samen hat gebildt | der narung milt, gar waideleich vergreusset.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst. Vorr.
34
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
der gütig got, des wesen nicht anders ist denn gutichait, [...], sein aygenschafft nicht anders denn ewige vnd milte parmherczichait.
Bauer, Zist.-Pred. Haller
59, 340
(
tir.
,
1466
):
Du würst in auch pesiczen, den millden herren vnd got aller guethait.
v. Maren, Marquard. Ausgabe
20, 16
(
Venedig
1483
):
wie ist des so not das got milt sey vnd vns von seinen genaden die schulde vergeb.
Piirainen, Stadtr. Sillein
39, 39
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
dein gebenedeyte frucht O gnedeige O milde O súze ma[r]ia.
Lemmer, Schernb. Frau Jutte
1575
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ; ;
Gille u. a., M. Beheim
160, 79
;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
161
;
Bihlmeyer, a. a. O. f.;
Vetter, Pred. Taulers ;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Kurrelmeyer, Dt. Bibel ;
Wickram
4, 21, 19
;
35
;
Sappler, H. Kaufringer
16, 504
;
Piirainen, a. a. O.
35, 10
;
39a, 8
.
Vgl. ferner s. v. ,  3.
4.
›von Handlungen (auch Gesinnungen) gesagt, die das Erwartbare übersteigen, in übertriebenem Maße ausgeübt werden‹; im einzelnen z. B.: ›überreichlich zu-, austeilend‹ (von
schlägen
gesagt); ›scharf, kritisch‹ (von sprachlichen Handlungen); ›reich ausgestattet‹ (von der
tugend
); ›reichhaltig‹ (von der Weinernte); als Ütr. zu 2 auffaßbar.
Wortbildungen:
miltung
2.

Belegblock:

Quint, Md. Karl u. Eleg.
1723
(Hs. ˹
thür.
,
n. 1455
˺):
Dy czwene begūden sich höwen. | Keyn oͤr helme vn vff oͤr schilde | Worē sy der slege milde.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
Hetten sie auch gesagt, sie wern yre knechte und musten nach yrem willen verslahen, darane hetten sie zu mylde bericht.
Gille u. a., M. Beheim
129, 98
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
[
kneht und maid
]
Die allain durch irn aigen nucz | irn herren und frawen vil gucz | paide gunnen und wellen | Als grass reichtum cze haben, | mehtikait, miltung, uberflus | und daz darumb, daz sie sy sus | pestaten und pegaben.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Mit aller tugent ist sy
[
fräwlin
]
milt | Vnd alles wandels frey.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1555
):
die [commissarien] mich gegen denjenigen, so mich gegen der rö. kay. mt. zuͤ milt und mit erdichtem ungrund eingetragen, zur notturft ordenlich verhören.
Ebd. Anm. 3 (zu
1560
):
daran mir warlich durch die, so E. s. gn. zuvil milt bericht, gewalt und unrecht geschicht.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
dû scholt nâch miltem weinlesen wênig trinken und nâch klainem weinlesen trink paz und milticleicher.
Ebd. :
alsô pis den milten reben arch und den argen milt.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Gespil, ich hoͤr wol waz du wild, | Du pist mit antwurt nicht tzu mild.
Klein, Oswald
45, 79
(
oobd.
,
1415
):
vil grosser sleg, der was si
[
dieren
]
milt, | mit swëren und mit flühen | kund si das tühen.
Quint, a. a. O.
1600
.
5.
von Sachqualitäten gesagt, die vom Menschen als angenehm empfunden werden; im einzelnen:
a) ›fruchtbar, locker, ergiebig (vom Ackerboden)‹;
b) ›fein, weich, wohlschmeckend (vom Obst); mild (vom Wein)‹;
c) ›mild (vom Winter)‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1
(Adj.) 4, (Adj.) 1 (zu ersterem).

Belegblock:

Zu a):

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Als der acker man die vurch | Leitet durch milten acker, | Als tut her, ist her wacker, | Gotes prediger.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
60, 2
(
osächs.
,
1570
/
7
):
vor dem neuen monden säe die erbes, die blüen gleich abe, jedoch nicht in den forchen, sondern mildem acker.

Zu b):

Stoltzius, Chym. Lustg. (
Frankf./M.
1624
):
Drey schoͤn kuglechte Apffel mild | Ziehren die Sonn mitten im Schild.
Maaler (
Zürich
1561
):
Milter weyn / der nit rauch ist.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
323, 39
(
Genf
1636
):
milde aͤpffel. [...]. milte Byrn.

Zu c):

Maaler (
Zürich
1561
):
Guͦter Milter winter / Der nit zestreng vn̄ zerauch ist.