gar,
1
garwe,
Adj.
(1),
Adv.
(2-6; als Ergänzung des Verbalgeschehens und als Steigerungsadverb in Verbindung mit Adjektiven, Adverbien und Partikeln unterschiedlicher Art);
zu
mhd.
gar, garwe
›bereit, vollständig, ganz, gänzlich, ganz und gar‹
(f.; 741).
– Zur Lautung von 'ganz / gar' in den rezenten deutschen Mundarten s.
regionalsprache.de, s. v.
.
1.
›fertig, gekocht, gar‹.
Syntagmen:
gare kost
.

Belegblock:

Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. vngerat. Sohn (
Wolfenb.
1594
):
Ist der Kuche baldt gar?
Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1403
):
1/2 m. vor gare kost.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
110, 2093
(
Magdeb.
1608
):
So bald man abr hinein wil gehen / | Sich nur ein wenig da besehen / | Schmecken ob dem Koch auch der braten / | Gantz aller ding sey wolgerathen / | [...] Obs aller gar sey / oder roh / Da wird man der kurtzweil nicht froh.
Luther.
Hl. Schrifft. Hesek. 24, 10
/2 (
Wittenb.
1545
):
zünde das fewr an / das das Fleisch gar werde.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Wenn man gare kost unde spise gelt gelden sal, das eyn man bekennet.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
18, 6
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Is geschit ouch das sy muzen darbin garer kost czen tage odir me.
Ebd.
66, 2
:
Ouch sint di wassir also heys das eyn ey do in gelegit wirt gar.
Hajek, Guͦte spise
23
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
wenne sie gar sin gesoten, so nim sie vz.
2.
›vollzählig, allesamt, ungeteilt, auf einmal‹.

Belegblock:

Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Daz man ouch alles gutes gar | Dy sundere sol berouben.
Mone, Adt. Schausp. (Hs. ˹
omd.
,
1391
˺):
vil liben kinder, czu den gecziten | da saz ich an Cristes syten, | wenn ich waz em liber dar | den dy andirn jungern gar.
Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
385, 3780
(
Zwickau
um 1540
):
So nemen wir die halbe nacht darzu / | Odr auch wol gar.
Gille u. a., M. Beheim
26, 7
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
die edlen tirlein chomen alle gar.
Chron. Strassb. (
els.
, o. J.):
Hie kam das riche garwe un die Tütschen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1559
):
Wie [...] die viertl- und underhaubtleut mit iren zuͤgehörigen und verwandten auf den verordneten plätzen erschinen und sich gar versamblet hetten.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
uf den verbrunnen huͤsern zins gar, gotsgaben und selgraͤt halber gar, oder ein zit lang, abgelassen.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Da er ir süben tussend vand, | Die alle hetten garwe | Gemain rotte farwe.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
Swer ein erbtail oder ein tail wil ânwerden oder verchauffen, der sol ez die, die miterbent, dez ersten anpieten.
Munz, Füetrer. Persibein
467, 2
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Sunst wart der has verslichtet, | entzamen si gar ritten | ain strass.
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
114
(
schles. inseldt.
,
1456
):
yo har hot mir dan garten gar beczalet vnd lossen ym dan frey vnd ledig.
Qu. Brassó
5, 422, 40
(
siebenb.
,
1611
):
in der Altstadt woren die Haiduken auf den Herbrigen gor zu ross gesessen.
Schmitt, Ordo rerum
714, 9
;
Voc. Teut.-Lat.
k ijr
;
k iijr
;
Voc. inc. teut.
h ijv
;
h iijr
;
Hulsius
F ijr
;
Stedtfeld, Roger-Glosse
63
;
Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 62
f.;
Dietz, Wb. Luther f.;
Vorarlb. Wb.
1, 1060
.
3.
›völlig, gänzlich, vollständig‹.
Phraseme:
nicht gar
›nicht völlig, nur bedingt‹;
(al)so gar, das
›so vollständig, dass‹.
Syntagmen:
als Adverb auch Erweiterungen durch präp. Wendungen, in denen es verstärkende Funktion hat, z. B.
g. in stücken, g. im düstern, g. bis auf den grund, g. bis in den tod
.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
, Hs.
E. 16. Jh.
):
auch seind die glocken bis auf eine gar in stücken gefallen und zerbrochen.
Ebd. (
nrddt.
, Hs.
1601
):
wahren bey den 30 loser buben dem Probste [...] in seinen Weingahrten gestiegen und den all und gar abgeschnitten.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe (
Wolfenb.
1593
):
Als hey aw averst dat ander Oge ock vthstickt, sout ghy gar in düstern gahn.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
90, 1487
(
Magdeb.
1608
):
Der seumpt sich auch nicht vmb ein hahr / | Befahl der frawn die sachen gar / | Vnd kam dem Gast zu ehren an / | Erzeiget sich ein willigen Mann.
Luther, WA (o. J.):
wenn sie das Euangelion gehoͤret haben, das sie so bald meinen, sie könnens gar, und achtens nicht mehr.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
syne erben sullen das gut gar behalden.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
An deme sol ouch der dinge chein sin, de hir geschereuen sten gar.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
Wer sicht aber nit (so doch nit gar verblendt ist) das in dissen Sprüchen / fill vff eyn andere weiß geredt wirt.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
da wart Lins uf dem Rine [...] garew geplondert bit uf den grait.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
559
(
mrhein.
,
um 1335
):
daz volg gleubet an in gar.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
150, 11
(
rhfrk.
,
um 1435
):
vnd wil üch dan der konnig nit wider nemen / so wollen wir yme sin lant alles gar verderben.
Froning, Alsf. Passionssp.
2769
(
ohess.
,
1501f.
):
du hoist, herre bewyßet an mer, | des wel ich ummer dancken der, | want ich arme was gar vorlornn.
Perez, Dietzin
1, 207, 9
(
Frankf.
1626
):
ich besorgte / sie moͤchte mir gahr entlauffen.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Doch sine dri benanten vrunt | Waren also gar inzunt | [...] Daz sy nicht wolden abe lan.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
68, 34
(
omd.
,
1487
):
das geweitte wasser adder ander ÿr gutten wergk, nehmen ÿn dye teglichen sunde gar wegk.
Küther, UB Frauensee
123, 16
(
thür.
,
1352
):
zcen phunt heller, dy suͤ uns gutliche und gar bezcalt haben.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
Velde wyngarten unde boyme vorterbeten gar die kefirn yn dem jare.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
93, 37
(
thür.
,
1474
):
sy sollich gud nach des mannes tode gar beheldet.
Thür. Chron.
4r, 24
(
Mühlh.
1599
):
Da kamen die Griechen [...] vnd Zerstoͤreten die Stadt gar.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
daz ist dise werlt, der vorgez ich gar.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
Vnser suͤnd haben vns gar vorblent, | Von dir vnserm Gott abgewendt.
Wutke, Schles. Bergb. Cod. Sil. (
schles.
,
1625
):
dass mit demselben abraum das berggebäude gar verfüllet worden.
Stackmann u. a., Frauenlob
7, 40, 15
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
so weiz ich, daz des fiures craft | ouch nimmer gar erlischet.
Gille u. a., M. Beheim
99, 53
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
liess er pald zu hant | [...] ain ganczes lant | gar zu aschen verbrennen.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
68, 35
(
Nürnb.
1548
):
Darumb muͤssen wir vnser Person gar hindan setzen.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
682, 25
(
els.
,
1362
):
Do wolte ime der kuͤnig den walt gar geben.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
dannan furent sü gen Northus und verbrantent daz dorf garwe.
Roloff, Brant. Tsp.
77
(
Straßb.
1554
):
ich will in kurtzer zeit | Dich sehen lassen ein wilden stryt / | Den Tugent würt wider die Wollust yeben | Und sye mit schanden gar betrieben.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
Also gar laßt sich die Welt in so wenig Jahren nicht erkennen.
Sappler, H. Kaufringer
16, 322
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
wenn es ist doch pesser zwar, | du verlierest leib und guot gar, | dann das dich die tiefel schnüeren | und dich zuo der helle füeren.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
da ailtt im Peter Langenmaull und Hans Groß nach und erritten in und schluegen in gar biß auf den tod.
Ebd. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
Die pauren in Francken vertriben den bischoff von Babenberg gar und hetten den von Wirtzpurg auch schier gar vertriben.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1417
):
Anno ec. 1417 [...] verbrant [...] das closter sant Alban gerwe.
Kottinger, Ruffs Etter Heini (
ohalem.
,
1538
):
ich gloub, es wer noch nit zuo spat; | wenn wir von glichsnery und spott | unns kartind wider gar zu gott.
Wyss, Luz. Ostersp.
3, 78, 7
(
Luzern
1597
):
Am Firmament die wunder groß, | Wie Sun vnd Mon erlöschend gar.
Bastian, Runtingerb.
2, 230, 9
(
oobd.
,
1405
):
Wann dy geltschuld gar eipracht wirt, als verr uns des got gan, so schuͤll wir dann miteinander abraitten.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Dise red und pet der seinen verachtt er alles gar.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
261, 5
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Das veld mit todten lag gar überstrewet.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
diser held hat piß in Asien geraist, überal die risen und recken gar abgetilgt.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
15.
/
16. Jh.
):
Es sullen auch all unser leut ire winterfelder uber winter gar anseen.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1483
):
xviiii leilach, sind gar zerissen.
Qu. Brassó
5, 375, 29
(
siebenb.
,
1598
):
Des Monats Martii ist der Erren im Tempel gar aufgehebt und der Taufbitt gleich gemacht worden.
Gille u. a., a. a. O.
23, 1
;
37, 38
;
58, 5
;
79, 30
;
102, 13
;
123, 290
;
4.
verstärkend in Verbindung mit Adjektiven und Adverbien, ›sehr, durchaus, völlig‹.
Syntagmen:
Stellungsvarianten, z. B.
g. ein edel fürste, ein g. edel fürste, ein fürste edel g
.
Wortbildungen:
Im
Voc. Teut.-Lat.
(Nürnb. 1482) auch als Worteinheit aufgefasst und zusammengeschrieben, z. B.
garalt
(k ijv),
gardik
(k jjr),
gardür
(k ij),
garedel
(k ij),
garfast
(k ijr),
garhart
(k ijv),
garklar
(k ijv),
garklein
(k ijv),
garkrum
(k ijv),
garreich
(k ijv),
garser
(k ijr), ferner auch in einzelnen Schriften wie
Leidinger, A. v. Regensb., z. B.
garmächtig
(um 1430),
Ralegh. America, z. B.
garnieder
(1599).

Belegblock:

Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe (
Wolfenb.
1593
):
sie haben mir gesagt. Es were gar ein kunstreicher Balbierer in der Stadt.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
167
(
mrhein.
,
um 1335
):
ich wil mit freuden vrolich sin. | Zuo danzen stet daz gemude min. | Weme freude ist swere, | daz ist mir gar vnmere.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
2. H. 16. Jh.
):
der selbe konig von Engellant klagete gar sere konig Johans doit.
Rosenthal. Bedencken
37, 22
(
Köln
1653
):
Zum Dritten / gibt es nit weniger anlaß sich der Freyheit des Fleisches gar muthwillig oder verzweiffelt zu ergeben.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
118, 22
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Des keysers dochter von Constantynopel / die was wiß glich als der snee / vnd hat gar eynen schonen lyp.
Palmer, Tondolus (
Speyer
um 1483
):
vnd mit gar einem schwachen atem / garnaw ein gantze stund fing er wider an den atem von im vnd zu im nemen.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
58, 7
(
Frankf.
1535
):
Etlich diser steyn seind schwartz / etlich geel vnd gar durchleuchtig.
Ebd.
186, 7
:
schluck dises ein wenig einn / benimpt gar bald das hals geschwere.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Darumb auch einst auff seinen tag, | Den man gar hoch zu feiren pflag, | Ir einr thet garn tapffern Sermon.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
57, 8
(
Frankf./M.
1568
):
Dreyn die gläser Poliert sind worn / Dadurch man sicht / gar hell vnd scharff.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
27, 4
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Ich vernim an euer rede: ir meinet, ir ratet mir gar getreulichen.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Und sô danne gotes wille wirt, sô zürnen wir, und dem ist gar unreht.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
Yason [...] liess om bereiten gar eyn grosses schieff.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
der herczoge von burgundien fihil gar swerlich uff einen steyn adir kloss, also das er amechtig wart.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mk. (
osächs.
,
1343
):
Und gar vruͦ stûnt her ûf, her ging ûz.
Opitz. Poeterey
36, 21
(
Breslau
1624
):
wir sollen fremdlingen gar billich ehr‘ erzeigen.
Langen, Myst. Leben
154, 20
(
nobd.
,
1463
):
O wye gar hart / stirbt der mensch, der long / in wollust gelebt hat.
Gille u. a., M. Beheim
23, 49
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
die horet man gar reichlich singen in dem meÿ | gallander, lerchen und die nachtigallen.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
schuld | Die gar lang zeyt an stunde.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Ich bin gar ein verschwigener Man.
Lauchert, Merswin (
els.
,
1352
/
70
):
so vmbefiengent dise zwei menschen mit den armen gar frv́ntliche vmbe einander.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
21, 16
(
els.
,
1362
):
Zuͦ der zit was einre sinre nochgeburen edel von geburt, gar arm an dem guͦte.
Wickram
4, 21, 30
(
Straßb.
1556
):
der gelert man [...] hatt in mit gar sanfftmuͤtigen worten angeredt.
Sappler, H. Kaufringer
421
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
so ist mein ere vast versert | gar haimlich und gar leise.
Heydn. maister
38r, 15
(
Augsb.
1490
):
Valerius hat gar ein edel buͦch gemacht das man nennt Tranancos.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
Den 22 kamen wir auff die Nacht gen Chur / ein gar alte Statt.
Memminger Chron. Beschr. (
Ulm
1660
):
werden die Gerichtspersonen bey gar wichtigen Sachen / wie im Kriegswesen offt geschehen / auch zu Rath gezogen.
Adrian, Saelden Hort
3686
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
er was garwe fúrin. | im bran in Gottes minn | lip, sel, hertz, sinn | an underlaus gar státeclich.
Menge, Laufenb. Reg.
206
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Denne kompt der lieplich meyge | Mit blümlin mengerleye | So wirt gezieret der erden plon | Mit loube vnd gras gar wunderschon.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v.  1382
):
Ain wenig brait und liechvar, | Als ain jacinte schoͤne gar.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
19, 15
(
Zürich
1521
):
sunst wer gar bald zertrent die früntschafft.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
dar nâch sturben si oder wurden gar siech.
der jâchant ist der pest, der weder gar tunkel ist noch gar klâr.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
14, 18
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Die / maid an den poten sach | und gar züchtikleichen sprach.
Munz, Füetrer. Persibein
337, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
mein frawe ist pelegen | von ainem valant vntrew vol, | doch ist des leibs er gar ain kúener degen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1443
):
das die sechser und auch darzu die ganz gemein gar treuleich eben sehen und gedenken schullen.
Bauer, Imitatio Haller
56, 4
(
tir.
,
1466
):
der mensch der würt gar hart darczue geczogen von im selbs.
Qu. Brassó
4, 502, 31
(
siebenb.
,
1538
):
Hat der Maylat das Schloss Fogaras gar neu machen lassen.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
39
(
mslow. inseldt.
,
1537
):
sol der pergkmaister ein gar guet auffmerken haben peÿ den Mueln vnnd pergkwergken.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
136, 16
;
136, 17
;
144, 8
;
148, 19
;
148, 29
;
201, 1
;
Gille u. a., M. Beheim
57b, 6
;
71, 94
;
80, 198
;
Schmidt, Rud. v. Biberach
2, 20
;
17, 9
;
55, 4
;
185, 20
;
Schmid, Pilgerreisen.
1957, 413
.
5.
verstärkend in Verbindung mit nachgestellten Negationspartikeln.
Phraseme:
gar nicht
›überhaupt nicht‹;
gar kein
›gar kein‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
alsdann verleußt der geist den leib also, das er gar kein wissen hat, ob er in oder auserhalb des leibs seie.
Perez, Dietzin
1, 135, 5
(
Frankf.
1626
):
wenn es mir nur ward gezeigt / ward ich darnach zu trachten gar nicht saͤumig.
Anderson u. a., Flugschrr.
27, 6, 19
([
Erfurt
1522
]):
sy [...] fasten yetz gar nutz / sy haben vor wenig gebettet. vnnd beetten yetz gar nutz.
Meisen u. a., J. Eck
12, 20
(
Leipzig
1520
):
das man gar nith kan spuͤren in sollichen iniuryen einigerley bruderliche liebe.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
168
(
Nürnb.
1517
):
Daraus ist abzunemen, das die gesicht gots auserhalb unser wenig oder gar nichts früchten zu unserm gutem.
Dietrich. Summaria
24r, 38
(
Nürnb.
1578
):
Solche Predig gefelt Petro gar nit.
Wickram
4, 40, 19
(
Straßb.
1556
):
das Richart in Portugal und namlichen zuͤ Lisabona / sein wonung haben solt / und gar nit inn Hispanien ziehen / sein wonung darin zuͤ haben.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1534
):
demselbigen ungehorsamen kind von der verfangenschaft ein zimliche aussteur oder gar nichts zu geben.
Memminger Chron. Beschr. (
Ulm
1660
):
im Jahr 1532. hat man jhn gar nicht gefeyret.
Fuchs, Murner. Geuchmat
120
(
Basel
1519
):
ich [...] wolt yr narren roͤsten, beissen, | Das sy denn gar nit mochten liden.
6.
verstärkend in der Paarformel mit
ganz
.
Phraseme:
ganz und gar, gar und ganz
›völlig, gänzlich, ganz und gar‹.

Belegblock:

Luther, WA Tr. (
v. 1546
):
wie ein Messer, dem der Stahl ist ganz und gar abgewetzt und eitel Eisen worden.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1619
):
Diß Lied wil ich dir gar vnd gantz, | Zu einem Opffer vnd Rosenkrantz, | Auß lieb vnd trew schencken.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
DA man schrieb Tausent vnd Fuͤnffhundert, Dasselbig Jar ward abgesundert | Von der andern zeit gantz vnd gar.
Küther, UB Frauensee
197, 9
(
thür.
,
1419
):
alßo doch alle vorsesßen zcynße gancz unde gar bezcalt werden.
Thür. Chron.
8r, 23
(
Mühlh.
1599
):
die Roͤmer / so auß furcht fuͤr den Affricaner fliehen / vnd Rom gantz vnd gar verlassen wolten.
Gille u. a., M. Beheim
111, 257
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Und sy [Maria] pleib gancz und gare | unverhalczen und unzerüt.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
70, 10
(
Nürnb.
1548
):
da sollen wir gantz vnd gar nicht zweyfflen.
Sachs (
Nürnb.
1560
):
Du hast gefangen mich mit lieb, | Dir ich mich gantz und gar ergib.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1378
):
do zugen die von Ulm uz und gewuͤnnen acht bürg und ain stat, haisset Münssingen, die si auch verprent habent gar und gäntzlich.
Ebd. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
[die Spanioli] haben die statt gantz und gar geplündert.
Memminger Chron. (
Ulm
1660
):
Am Freytag nach Gordian fiel Ludwig Conrater Hauß gantz vnd gar ein.
Eschenloher. Medicus (
Augsb.
1678
):
sie werde eine betruͤbte Zeit haben / es werde auch der Aug-Apffel ihr gantz vnd gar ausrinnen.
Wiessner, Wittenw. Ring
8194
(
ohalem.
,
1400
/
8
):
Ze ross und fuosse gantz und gar | Sunderleich, auf fünf schar.
Geier, Stadtr. Überl. (
nalem.
,
1383
):
Der koff beschehen ist umb anderthalb hundert pfunt haller, der ich garw und ganzlich [...] bar gewert und bezalt bin.
Wyss, Luz. Ostersp.
10311
(
Luzern
1545
):
Ehe er am Crütz verscheyden war, | do erfinstert das firmament gantz und gar.
Bastian, Runtingerb.
2, 294, 2
(
oobd.
,
1396
):
ich raitt mit dem Erlein ab dez freitag nach Laurenti und bezalt mich gar und gancz.
Auer, Stadtr. München (
moobd.
,
n. 1347
):
Ez mag chain hantfest chraft haben, ez sein dann die insigel gar und ganz daran chomen.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
, Hs.
n. 1623
):
das doch dieselbe entweder den bschechnen auflogen gonz und gor niemahlen nachkomen.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
56, 7
(
tir.
,
1464
):
pald da cham das himlisch feür vnd verprennet in gancz vnd gar, das er ward zu ainem aschen.
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
50
(
schles. inseldt.
,
1453
):
das her ir den gartin gancz vnd gar het beczalit.
Rechn. Kronstadt
3, 149, 3
(
siebenb.
,
1545
):
mit disem gelt ist das Czwanczigest gancz vnd gar beczalt.