trüb,
Adj.
1.
›unklar, undurchsichtig‹; speziell: ›unrein, dreckig, schmutzig, verunreinigt, ungenießbar‹ (von Flüssigkeiten wie z. B. Wein und von Gewässern); ›schleimig‹ (vom Nasenschleim); ›gärend‹ (vom Wein, Most); auch ütr.
Phraseme:
alle wasser trüb machen
›für alles verantwortlich sein‹;
die trübe hefe aussaufen
›die Suppe auslöffeln‹.
Bedeutungsverwandte:
; vgl. , (Adj.) 4, , (Adj.) 3.
Gegensätze:
(Adj.) 1, (Adj.) 145, (Adj.) 2, (Adj.) 2.
Syntagmen:
das wasser t. sein / werden, die brühe / lake t. werden
;
das wasser t. machen
;
der trübe anlauf / buz / hafen / kengel / trank / wein, die trübe eiche
(im Gegensatz zu
lautere eiche
)
/ hefe
,
das trübe mer / wasser
.
Wortbildungen:
trübe
(
die
) 1 ›Gär-, Kelterrückstand bei der Weinherstellung; Bodensatz‹ (dazu als Wortbildung:
trübeiche
›Maß verschenkten, noch trüben Weines‹; a. 1621; Genaueres: ; ),
trübe
(
das
) ›abfließender Gesteinsschlamm im Bergwerk; Grubenwasser‹;
trübwein
›trüb gewordener Weinrest im Fass‹ (a. 1527),
trübzisterne
›Schmutzlache‹ (dazu bdv.: , , , ,  3).

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
LACUNA. Mistlach kottlach pfuͤtz grundsuppen misthuͤle truͤbcistern.
Luther, WA (
1543
/
5
):
Das ist der Teuffel, Wenn das Wasser truͤb wird, so fischt er gern.
Ebd. (
1544
):
Wie sie [die sich lassen duncken, sie seind klug] in dem Juͦdischen volck sind hinweg geworffen, unnd allein die trübe hefen davon geblieben.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
49, 185
(
Magdeb.
1608
):
So wol hab jhm geschmecket nicht / | Was er sonsten [...] | [...] aß vnd tranck. | Als das truͤb Wassr so in der flucht / | Sein durst zu leschen wart gesucht.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
gienge ich über ein wazzer und wære ez gemenget und trüebe, sô enmöhte ich mîn antlütze dar inne niht gesehen.
Dedekind/Scheidt. Grob.
200, 2
(
Worms
1551
):
Ein sauber wasser ist dein nutz / | Ein truͤbs wischt dir nit ab den schmutz.
Perez, Dietzin
1, 132, 1
(
Frankf.
1626
):
damit das alte Sprichwort wahr bleib: [...] das truͤbe Wasser de͂ Fischern sonderlich bequaͤm.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
215, 2
(
omd.
,
1554
/
1633
):
Weschen werden uf den stollen nicht gestattet, damit die mit den trüben nicht verschlemmet.
Keil, Peter v. Ulm
475
(
nobd.
,
1453
/
4
):
sol meyden als trübs tranck vnd wasser.
Gille u. a., M. Beheim
267, 36
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Sie hat ain zweidig nasen, | [...] | dar auss so hangen vasen | von puczen und von kengel trub.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
224, 14
(
Nürnb.
1548
):
werffen sie den Christen allen jammer [...] auff den halß / [...] alß haben sie [...] allein alle wasser truͤb gemacht.
Sachs (
Nürnb.
1566
):
Zulecz aber der gottloß hauffen | Der muß die trüb hefen außsauffen.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
213r, 12
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Wer welle truͤben win luter machen, der / nem winstain.
Stopp, Kochbuch S. Welserin
182, 8
(
Augsb.
1553
):
damit die brie nit trieb werd, múgt aúch ain wenig haúsenblater daranthon.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1. H. 16. Jh.
):
so hebt sich die trueb an, so ist er di trueb dem pergherrn verfallen sambt dem völligen pergrecht.
kombt er vormittag mit wolgeschmachen trüeben most, so soll sich der herr zallen lassen.
Gille u. a., a. a. O.
257, 25
;
Morrall, Mandev. Reiseb.
36, 7
;
166, 19
;
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
26a
;
Vgl. ferner s. v.
1
 2,  5,  1,  7, , .
2.
›trüb, dunkel, neblig, wolkenverhangen‹ (vom Wetter).
Bedeutungsverwandte:
(Adj.) 1, , , ,  3, , , , , .
Gegensätze:
 3, (Adj.) 3, (Adj.) 3, 4, ; vgl.
1
 3, (Adj.) 3.
Syntagmen:
der trübe himmel / tag, die trübe luft, das trübe wetter, trübe wolken
.
Wortbildungen:
trübe
(
die
) 2 ›Dunkelheit‹ (von der Nacht).

Belegblock:

Lappenberg, Fleming. Ged. (
1635
):
Als eure Ankunft, Herr, uns wurde kund getan, | da hub die trübe Luft sich an bald abzuhellen.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
Nubilum. Truͤb dunkell gewolckt wolcket wolckig neblich.
Beckers, Bauernpr.
58, 24
(
Köln
1515
/
8
):
die son hait mail des morgens dair vnder drune wolcken.
Feudel, Evangelistar
113, 1
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
alse her [hemel] des morgens rot ist, so sprechit ir, iz werde trube weter.
Maaler (
Zürich
1561
):
Truͤb waͤtter / Gar finster vnnd dunckel. [...]. Truͤber vnd raucher lufft.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wan ain iegleich tier fräut sich des liehten lautern luftes mêr denn des trüeben.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
485, 6
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Darumb der nachte trüebe | des streites in da lenger nicht wolt gunnen.
Gajek, Seidelius. Tych.
10, 18
;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
413, 17
;
Munz, Füetrer. Persibein
15, 4
;
Vgl. ferner s. v.  6, ,  2.
3.
›stumpf, trüb (von den Augen, der Sehkraft); unscharf, schlecht sehend‹.
Bedeutungsverwandte:
; vgl. ,  1.
Gegensätze:
(Adj.) 2, (Adj.) 2.

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim
238, 72
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
dein augen sten in trüben plancz, | als wellestu erplinden.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
all slangen habent trüebz gesiht und dar umb siht si daz ir widerwärtig ist selten.
Klein, Oswald
22, 138
;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 285
.
4.
›traurig, betrübt, schwermütig‹ (von Personen, der Seele, Tätigkeiten und Handlungen des Menschen); im Einzelnen z. B.: ›traurig blickend‹ (von den Augen); ›traurig klingend‹ (von Liedern).
Gehäuft ˹älteres und mittleres Frnhd.; Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.˺ – Bdv.:
bekümmert
1,
betrübt
2,
leidenhaft
1,
leidig
2,
traurig
1,
trübig, trübselig, unmutig
; vgl. (Adj.) 2, , .
Wortbildungen:
trübhaft
,
trübheit
›Not, Verzweiflung‹,
trüblich
,
trübsam
›unglücklich‹.

Belegblock:

Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Sin truplich weinen was vil heiz.
Oorschot, Spee. Trvtz-N.
222, 36
(
wmd.
,
1634
):
Eia thut von hertzen klingen | Lauter trübe Liedelein.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
10792
(
rib.
,
1444
):
Synt yr in deser groisser droifheit | Mir zo helpen sijt bereit.
Karnein, Salm. u. Morolf
347, 5
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
do erkant niemant den elenden man, | dar umb der tegen edele | vil trübe ougen do gewan.
Stackmann u. a., Frauenlob
2, 7, 5
(Hs. ˹
schles.
,
14. Jh.
˺):
Wer slug Egipten kummer tragender vlamme? | wer gap, verkoufter Joseph, heil der trüben sel?
v. Groote, Muskatblut (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Der werlt glaub die macht mich druͤb.
Sachs (
Nürnb.
1542
):
wo du hast auff mich [Glück] vertrawt, | So hast du auff ein eyß gebaut. | Ich mach trübsam das menschlich leben.
Niewöhner, Teichner
505, 12
(Hs. ˹
oschwäb.
,
1368
˺):
nuͦ sint die fuͤrsten truͤbhaft.
Ebd.
564, 2274
(
moobd.
,
n. 1400
):
also ist auch truͤbhafft | von natur der geittig man.
Ebd.
325, 127
;
5.
›verwirrt, irre, unverständlich, schwankend, unklar‹ (von Handlungen).
Bedeutungsverwandte:
vgl. (Adj.), , (Adj.) 2.
Gegensätze:
(Adj.) 11; vgl. (Adj.) 8.

Belegblock:

V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
[Risseg] hat zuͦ êren sinem allerheiligesten vater dem truͤben Luther einen kampf angeboten
(Wortspiel).
Ebd.
5, 20, 19
:
dass si [oberkeit] weder ganz luther, noch ganz trieb kont sin, sunder [...] uf und ab handlet.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Wie vor di maister han gelesen | Dy veynen wart auz trueben vesen.
6.
›vermischt, nicht eindeutig identifizierbar‹ (von Farben).
Bedeutungsverwandte:
vgl. .

Belegblock:

Sudhoff, Paracelsus (
um 1567
):
Calcedonius ist ein stein von vil lautern und trüben farben.