V.
– Eng vernetztes Bedeutungsspektrum mit fließenden Übergängen: 1 und 2 können als Grundbedeutungen gelten, 3-7 sind als Spezialisierungen und Ausdifferenzierungen zu
2 auffassbar.
2.
›(rechtsverbindlich) urteilen; (ein Urteil) fällen und verkünden‹; trans.: ›etw. (rechtsverbindlich) entscheiden, festlegen, bestimmen, (als Urteil) aussprechen‹; ›jm. etw. rechtlich bescheiden‹; ›jn. richten‹ (von Gott); generalisierend: ›etw. beurteilen‹;
Gehäuft obd.
Bedeutungsverwandte:
7,
10;
11,
9,
1
11,
12;
15,
,
,
,
; vgl.
1,
3,
2,
3.
Syntagmen:
j
. (z. B.
der rat, das gericht, die landherren / richter
)
e., etw
. (Subj., z. B.
das recht
)
e
. (absolut);
etw
. (z. B.
die acht, eine klage, ein urteil
)
e., got
(Subj.)
jn. e
.;
j. e
. [+ Objektsatz];
j. (etw.)
[wie] (z. B.
einhelliglich / wol, auf seinen eid, bei dem eid / recht, mit frage / recht / urteil, nach gunst, zu dem rechten
), [wo] (z. B.
im rat
)
e
.;
das erteilte urteil
.
Wortbildungen:
›Richter‹ (dazu bdv.: vgl.
1),
2 ›Urteil‹ (dazu bdv.: vgl.
1,
7).
Belegblock:
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
284, 16
(
thür.
,
1474
):
ist danne solliche uwer erteylunge unweddersprochîn [...] bestanden, so bliebet eß billichin darby.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
19
(
Nürnb.
1517
):
Domit [...] ist erteilt: für die natur die enthaltung götlicher mechtigkeit, für den freien willen die gnad gotlicher menschwerdung.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
576, 25
(
els.
,
1362
):
Do erteiletent su alle, man solte gottes willen begerende sin in dirre sachen.
Bremer, Voc. opt.
41064
(
halem.
,
1329
):
Censor erteiler.
Schmidt, Rud. v. Biberach
171, 14
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Menschlicher fuͥrstant [...] ellvͥ ding bericht vnd erteilt mit dien Tron.
als man die nun außfüert gegen dem galgen und wolt sie gehenkt han, als dann das recht ertailt hett, da [...].
Pfaff, Tristrant
(
Augsb.
1498
):
O wie ein so herttes urteil erteilet ist, do ein einiger man allein erteylt hat, und nit nach ordnung des rechtens.
Jaksche, Gundacker
(
oobd.
, Hs.
1. H. 14. Jh.
):
ditz ist mein urtail: | swer den hoͤhisten man hat | ertotet, daz ist mein rat | (unt getar ez auch ertailen wol), | daz man den pillich toͤten sol.
Klein, Oswald
112, 120
(
oobd.
,
1438
):
Ain redner, der da nimet güt | von ainem, dem er reden tüt, | [...] | den solt man nicht ertailen lan.
Koller, Reichsreg. Albr. II.
148, 33
(
1438
/
9
):
wer sach, das dheinerley klag, urteyl oder achte daruber wider sy erteylt oder uszgesprochen wurden, die vernichten wir.
Piirainen, Stadtr. Sillein
125a, 20
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
ich [...] wil yn dez vͤber winden [...] vnd volfuͤren alz mir daz recht ertaylit.
Grosch u. a., a. a. O.
181, 25
;
Roder, Stadtr. Villingen
;
;
5.
›jm. etw. zur Auflage machen, (einen Eid, eine Strafe) auferlegen‹; auch: ›jn. verurteilen‹; ›etw. mit etw. (mit einem Betrag, einer Gebühr) belasten‹;
Rechts- und Wirtschaftstexte, berichtende Texte.
Belegblock:
Do er [priester] in buze irteilte, | Mit aller macht er sich bot | Vor sine brudere in die not.
Köbler, Ref. Wormbs
150, 21
(
Worms
1499
):
in disem fall soll der Eidt dem cleger zu hilff syner bewertung nit erteilt noch vffgelegt werden.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
26, 22
(
els.
,
1362
):
Dem kristen wart erteilt das er swuͤre obe er es hette vergolten.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
2, 224, 7
(
halem.
,
1508
/
16
):
ward er mit einhelliger urteil zuͦ dem schwert erteilt.
im ist ouch erteilt, was er oder sine helfer tun oder teten an den obgeschribenn erclagten guten, das sie daran nicht freveln.
Auer, Stadtr. München
(
moobd.
,
1343
):
An swelher sach ainem zeuch ertailt werdent, [...], irret den ehaft not, [...], sant er ainen poten dar.
Winter, Nöst. Weist.
(
moobd.
,
1554
):
ob sich zwo frawen mit einander krigten mit verpottnen worten, so ertailt man ihnen den pockstain
[s.
bagstein
]
zu tragen.
Mollay, Ofner Stadtr.
314, 2
(
ung. inseldt.
,
1. H. 15. Jh.
):
Dem vil aide irtailt seÿn, der sech sich fuͤr, das er sich darÿn halt.