ordenen,
ordnen,
auch:
ornen,
V.;
die semantische (motivationelle) Zuordnung des Verbs zum
Subst.
orden
ist in vielen Fällen diskutabel. – 1 auf allgemeine und eher unspezifische Aspekte, 2-5 auf das Herstellen von Ordnungsverhältnissen bezogen (davon 3 eher religiöser, 4 und 5 eher innerweltlicher Art); in 6-10 geht es um soziale und herrschaftliche Ordnungshandlungen; 11 bezieht sich auf religöse Vorherbestimmungen, 12 meint die Zugehörigkeit zu einem Orden.
1.
›(seine Angelegenheiten) abschließend regeln, ordnen, erledigen, um Wichtigeres in Angriff nehmen zu können‹;
vgl. am ehesten  1.
Obd.; mehrfach erzählende Texte.
Phraseme:
seine sachen ordnen
o.ä.
Bedeutungsverwandte:
 1012, (V.) 1.

Belegblock:

Wickram
4, 26, 27
(
Straßb.
1556
):
der [weib] gefiel die sach dermassen so wol / das sie irem mann taͤglich anlag / er solt sein sach nuͤr bald dahin ordnen.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
Er beleib ein zyt zuo Muntabant und ordnet sin guot under sine brüeder und kind.
Wyss, Luz. Ostersp.
3133
(
Luzern
1571
):
so ordnend v̈wer hab, | Vnd land vnß all dry sitzen ab | Vnd unser opfer gen dem kind.
Maaler (
Zürich
1561
):
Sein guͦt gestalten vnd Ordnen.
Sappler, H. Kaufringer
3, 453
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
er ordnet alles geschäft wol, | als man aim herren warten sol.
Guth, Gr. Alex. (Hs. ˹
oobd.
,
E. 14. Jh.
˺):
Dar nach unlange, | Und er [Allexander] alle sach het | Geordet in der stat, da ret | Er mit den hern sein.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Do solhs nu betracht und geordennt was, wardt aber eyn tag von den landtlewdten [...] gemacht.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
als er alle ding wol geordent hett, bereit er sich wider zuͦ seinem vater zuͦfarn in dewͦtsche landt.
2.
›etw. (Vorhandenes) so einrichten, gestalten, daß es in einer eigentlichen inneren Verfassung, Ordnung existiert und wirksam werden kann‹ (steht in dieser Nuance mit eher affiziertem logischem Obj.); ›etw. (bis dahin nicht Vorhandenes) schaffen, setzen, aufrichten, gestaltend, bildend zu geordneter Existenz bringen‹ (in dieser Nuance mit eher effiziertem logischem Obj.); in beiden Fällen, die nicht sicher zu trennen sind, verläuft die Handlungsrichtung vom Nicht-Seienden, dennoch als chaotisch,
zerfliessend
Vorgestellten, zum Seienden, zum So-Seienden, Gesitteten, Handhabbaren, Kultivierten, zum
wünniglichen, geschaffenen, verstehbaren
, zur , zur  25, zum  17, zur ;
vgl.  12.
Gehäuft ˹wobd.; Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘˺.
Syntagmen:
den / einen dienst / rat / hof, das dorf / gericht, die finsternis, die / eine messe, das reich / werk, die dinge o., das lachen o
. ›mäßigen, kontrollieren‹,
das haupt die guttaten in got o., got alle dinge o
.;
der friede, das wort, die götliche ordnung, die ewige weisheit etw. o., j. das har, die locken, den blumenkranz o
.; im Part. Perf.:
der geist, die liebe geordent sein, etw. artlich / gut / zierlich / weislich geordent sein,
˹
die ordnung, das werk der infleischung
˺ (Subj.)
von got, die dinge vom anfang, die gemeine ordnung götlich geordent sein
;
die geordente ordnung / obrigkeit, das geordente leben, das wol geordente gemüte
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
der götlîche vride durchvert und ordent und endet alliu dinc; und entæte der vride des niht, sô zervlüzzen alliu dinc.
Feudel, Evangelistar
61, 10
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
ich ordene uch, alse mir myn vater geordent hat daz riche, Uf daz daz ir ezzet unde trinkit uf myme tische in myme riche unde siczit uf den stulen czu urteilene dy czwelf geslechte Israhel.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Din lachen solt du ordnen, wann es ist zuͦ lutbrecht und zuͦ torlich und stet unfroͤwlich.
Nu merkent, lieben kint, wie rehte minnenklich die ewige wisheit alle ding kan ordenen, daz [...].
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
51, 9
(
els.
,
1362
):
súben wise man die vŏl sint der gnoden des heiligen geistes, die wir setzent v́ber dis werg, das sú den dienst ordenent vnder den wittewen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
nu fuͤrt er [geist] sú [vinsternisse] alhie und hat sú geholt úber sich selber und úber alle ir kreffte in sich selber, und git ir alhie sich selber ungelich dem ersten, und hie wurt sú wunnenklich geordent
(zuerst:
enkein[em] geschaffen verstentenisse
zugänglich, nach dem
ordenen
:
wunnenklich geordent
).
Schmidt, Rud. v. Biberach
26, 20
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Alsus sol vnser geist im selben wol geordenot sin vnd sol mit allen sinen geteten sich in sich selben besamenen vnd denne in die ewikeit gan.
Maaler (
Zürich
1561
):
Geordnet / Jn ein guͦte ordnung bracht / wol vnnd recht angericht vnd angeschirret. Ordinatus, Dispositus. Artlich vnd kunstlich Geordnet / [...]. Der radt hat es Geordnet angesaͤhen vnd beschlossen / das volck aber geheissen.
Das werck feyn Ordnen daß ye einer den anderen ablöse.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
und sont an allem unsrem lebenn also wol geordnet sin und in allen zúhten wol gezieret sin und ain spiegel und ain lieht sin allen den die úns sehent, daz si guͦt bilde von úns nement.
Steer, Schol. Gnadenl. 3, A
2
,
296
(
schwäb.
,
1447
):
die volkummenhait ist ain habung ains wol geordeten gemütes.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
wie kaiser Carl der fünft ainen cleinen und grossen rat [...], auch das statgericht [...] abgesetzt, geurlaubt und wider von neuem, [...], besezt, geordnet.
Buijssen, Dur. Rat.
28, 21
(
moobd.
,
1384
):
darumb czimeleich werden die lokch geebent und geordent und dıͤ ausgeczogen werdent fuͤr geschaiden zw ainer merkchung daz der priester geistleich di sitt zesam legen schol und die ubrigen gedeͣnkchen von im treiben.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
11, 6
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
ob sy [lieb] staͤt ist mit ainer gutleichen mitleidung und mit aim rechten fursaz, vnd daz sy geschickt vnde geordent ist mit der mass der verstentichait vnd notdurft.
v. Ingen, Zesen. Ros.
84, 27
;
Gille u. a., M. Beheim
133, 136
;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Schmidt, a. a. O.
8, 16
;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ;
Vgl. ferner s. v. , , .
3.
›jn. / etw. in eine Ordnung bringen, etw. so einrichten, daß es Teil einer höheren Ordnung wird‹; damit eng an 2 anschließbar, von diesem aber dadurch unterschieden, daß das
ordenen
eine deutlich hierarchische Richtung nach oben (
zu got
, auf eine religiöse Wertgröße hin) erhält. Gegenstände des
ordenens
sind die
dinge
(s.  15), der  1, die , die Seelenkräfte ( 3,  1234,  68); die Ziele werden als  4,  7,  1237, (
das
5,  3, gefaßt; Voraussetzungen sind
demütigkeit, sich niederbeugen / unterbeugen
(auf der Seite des Menschen),
ausschmelzen, barmherzigkeit
1 (auf der Seite
gottes
);
vgl.  12.
Im mittleren Frnhd. auslaufend; Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, oft der Mystik.
Bedeutungsverwandte:
 2,  7,  1, ;  4 (ütr.).
Syntagmen
(in Auswahl):
die menschen zu got, zum heil o., die meditatio eine sache
[zu einem Zweck]
o., die obersten dinge in got o., die gnade zu dem o., das [...]
; im Part. Prät.:
der orden von got geordnet sein, got die menschen über die menschen geordent haben
;
wasser über den wein geordent sein, die sele im grunde der demütigkeit, zu dem leichnam, zu irem ende, zu den werken geordent sein, zur warheit geordent werden, die sinne zu der erkennung geordent sein, got die bekantnis des waren, die bescheidenheit / begerung zu einer ordnung geordent haben
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Constituere. Ordnen setzen auffrichten woͤllen constituieren.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
daz sich diu sêle ûftragen sol in dêmüeticheit [...] und sol sich setzen und underböugen under die porte der erbermde gotes, dâ got ûzsmilzet in barmherzicheit, und sol ouch ûftragen allez, daz tugent und guoter werke in ir ist, und sol sich dâ mite setzen under die porte, dâ got ûzsmilzet in güete wîs. Alsô sol diu sêle volgen und sich ordenen nâch dem bilde, daz ,er underhuop sîniu ougen‘.
Jostes, Eckhart
10, 22
(
14. Jh.
):
Alzo ist ez in der sel, di wol (si) geordent ist in dem grunt der dimuticheit und alzo aufchlimmet und wirt aufgezogen in der gótlichen craft.
Ebd.
39, 28
:
do di bechantnúz und di bescheidenheit und di begerung wirt begriffen von got, do stet si in der ordnung, do si got ze geordent hat.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
320
(
pfälz.
,
1436
):
so hat die sele in furtreffelichen wercken zu gebieten den mynnren gliedern: jre eigen wercke zu vnderwegen lassen vnd behülffig zu sin den andern gliedern, die zu adelichern wercken geordent sint [...], dar jnn auch die obersten creffte den vndersten krefften beholffen sint.
Dubizmay, kurß zu Teutze
77, 14
(
hess.
,
1463
):
der ewig hat mich geordent ee das die erde gemacht wurde.
Strauch, Par. anime int.
26, 4
(
thür.
,
14. Jh.
):
daz werc der ubirsten dinge ist allezit ein ufrichtin und ein ordenen in Got.
Mayer, Folz. Meisterl. (o. O. o. J.):
Erstlich so er [orden] geordent | Von Got dem herren selber ist.
Thiele, Minner. II,
21, 141
(Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
doch was din goͤtlich ordenung | geordnet hat, das sol kein zung | mit gedicht wider triben.
Schmidt, Rud. v. Biberach
32, 15
(
whalem.
,
1345
/
60
):
dvͥ meditacio ofnot den weg zvͦ den obresten vnd zvͦ den ewigen dingen vnd ordenot die sache, der man bedarf zvͦ dem wege.
Steer, Schol. Gnadenl.
1, 159
(
noschweiz.
,
15. Jh.
):
das daz leben creatur ist, daz der minne gottes mit lust enpfindet vnd das der kere creatur ist, in dem dú sele zuͦ der ersten warheit geordnet wirt.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
4, 12
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
so ist behörlichen ze sagen, daz daz werke der infleischunge geordent wurde von gotte.
Ebd.
257, 23
:
sit denne die gnade ordenet zuo dem, daz der mensche geleitet werde in got, daz wirket si von etlicher ordenunge, also daz die einen von den andern widergeleitet werdent in gotte.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
die hund betrüebent die hundsmuoter niht gern: [...]. daz hât got weisleich geordent an den unvernünftigen tiern.
Steer, K. v. Megenberg. Sel
411
(Hs. ˹
moobd.
,
1411
˺):
Die sel ist geordent zü dem leichnam den sy kuͤkcht. Si ist auch geordent zü irem end, da sy vmb ist geschepht. Si ist auch geordent zü den werken, die sy wirkt oder den sy kraft geit.
Ebd.
475
:
Von der racionali, das ist erkennung des warn, da choment die sinn von, wann sy darczü geordent sint.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
13, 8
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
den vndristen menschen hat er furgesatzt vnd ubergesatzt dew obristen [...], daz sy ir sorg hieten [...], vnd schickten sew vnd ordent zu dem hail.
Ebd.
115, 33
:
Wenn seit aller gewalt von got ist, der do geordent vnd geschickt hat dew menschen, daz sew sein uber dew menschen vnd uber all gemain der menschen zu schirmen.
Strauch, a. a. O.
62, 14
;
Morgan u. a., a. a. O.
397, 8
;
Vgl. ferner s. v.  2.
4.
›etw. (vor allem kognitive Fähigkeiten und Kräfte des Menschen) ordnen, in einen anerkannten Rahmen von Neben-, Über- und Unterordnungen bringen; sich in Stufen gliedern‹; auch: ›etw. in zeitlicher Reihenfolge darstellen‹.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
.
Syntagmen:
(ein Oberes)
das untere o., die weiheit die dinge süssiglich o., j. (die lerer) die sprossen der beschäude o., j. die sprechungen der dinge, die kräfte des menschen
(z. B.
in drei teile, in ein dreifaches auge
),
eine regel in x numeros o
.;
das abc geordent sein
.

Belegblock:

Pfefferl, Weigel. Gn. S. 
71, 12
(
um 1571
, Hs.
1615
):
wellen wir auch für vnnß nemen die Jnner Kröffte deß Menschen weliche wir ordnen in drey Thaill oder in ein dreyfahes auge.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
waz enoben ist, daz ordent und setzet daz under.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. (
osächs.
,
1343
):
di regule di Eusebius [...] in zcên numeros hât geordent, alsô [...].
Ebd. Lk. :
vile habin sich geûbit zuͦ ordene di sprechunge der dinge di in uns irfult sint.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
11
(
Nürnb.
1517
):
das wir bekennen, das seiner [gottes] weißheit kein zal ist: die festiglich rürt von end ins end, die alle ding süssigklich ordnet.
Schmidt, Rud. v. Biberach
54, 24
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Disvͥ
[grammatischer Bezug unklar]
sint dar an gelich, wen si geordenot sint, so wissent si die gesicht in got, doch vnder scheidenlich.
Ebd.
75, 22
:
Dis sprossen der beschoͮd ordenot ein lerer vnd spricht alsus.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz wir des êrsten von den sagen, der nam sich ze latein an ainem A anhebt, und dar nâch an dem B, reht als das ABC geordent ist.
5.
›jn., (oft:) Gruppen von Personen in eine jeweils situationsadäquate Ordnung bringen‹; refl.: ›sich wo einordnen‹; von Bezugsgrößen allgemein gesagt: ›etw. (darunter auch: Himmelskörper) in eine hirarchische Ordnung bringen‹.
Bedeutungsverwandte:
 3; vgl.  4.
Syntagmen:
j. die reuter / reuterei, die kameltiere o., j. jn. hinter / für die banner o., die Liten den haufen o. (in vor- und nachzug)
;
die frauen höflich / wol geordent reiten
;
der hauptman sich in den haufen o
.; im Part. Perf.:
etw
. (Subj.)
unter die sonne, das [geordnete] unter das
[Übergeordnete],
j. zu einem haufen geordent sein
;
die geordente schar
; nachgestellt:
ein her, geordent zu streiten
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Allez, daz geordent ist, daz muoz geordent sin under daz, daz über im ist.
als diu sunne stât in dem hœhsten und giuzet irn schîn in die sternen und die sternen giezent irn schîn in den mânen, daz ez geordent wirt under die sunnen.
Knape, Messerschmidt. Bris.
35, 5
(
Frankf./M.
1559
):
DEr streng Ritter Brissonetus nam seinen zug gar ernstlich fuͤrhand / ordnet sein reuter / darzu die Camelthier.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
81, 23
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Die fur vnd hinder die banner vnnd venlenn geordennd werden, die schwern also.
Ebd.
107, 12
:
nochdem jch dir hieuor angezeygt hab, wie du die hauffenn orden vnd schickenn solt: [...].
Bremer, Voc. opt.
42009
(
halem.
,
1328 f.
):
Exercitus [...] ein her geordenot ze striten.
Pfaff, Tristrant (
Augsb.
1498
):
Er hieß sy auch gar fleissigklich bitten, was frawen und jungkfrawen sy mit ir precht, das die hoflich und wol geornet riten.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Dann begegneten in die burger von Rom in geordenten scharen, die jungen zu vor mit newen gesangen der siglieder.
Moscouia
C 3r, 38
(
Wien
1557
):
Die Litten aber ordneten jre hauffen nach jegeliches art des Lands / wie sy im brauch haben / jn vor vnd nachzug.
Neubauer, a. a. O.
93, 7
;
110, 16
;
118, 27
;
Voc. Teut.-Lat.
l iijr
;
6.
›(jm.) etw. mit der dazu vorhandenen Befugnis befehlen; etw. anordnen, verfügen, jn. beauftragen, anweisen, etw. Beschlossenes zu vollziehen‹; hier anschließbar: ›ein Gesetz geben, erlassen‹; als Part. Perf.: ›rechtsgültig angesetzt, beschlossen‹;
zu  5.
Phraseme:
setzen, ordenen und wollen
(rechtssprachliche Formel).
Syntagmen:
ein gesez / ungeld, eine strafe / jarzeit, ein selgerät, die stillung der glocken o., j. (jm.) o., das [...] / zu
(z. B.
das fleisch zu beschauen
),
das wort
(Subj.)
o., zu [...]
; als Part. Perf.:
der geordente dingtag, rechtstul, die geordente kanzlei, das geordente recht
.

Belegblock:

Luther, WA (
1531
):
Gottes wort stehet dennoch da und ordent mir gleichwol beider gestalt zu brauchen.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
691
(
Köln
1476
):
Eyn styllongh alre clocken was geordent bynnen Nuyssz.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
152, 41
(
schles.
,
1464
):
Sund’n her mus en noch uff eynenn amhafftigen geordenten dingetag, [...], vor gerichte gestellen.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
82, 9
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
so setzenn vnnd orden sie, das muß auch ein jeglicher schwernn, das jr keiner jn kein kirchenn freuenlichn lauffenn vnnd genn sol.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
das man eylends unser treffenlich bottschaft soll zu in schicken und ordnen mit freuntlicher anredung, nochmalen anhaim zu ziehen.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
der [Numa Pompeius] was der erste der do ordente, das men den rittern und soldenern solte solt geben.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
Demnach setzen vnd ordnen wir / welcher etwas wider den andern zuͦ klage͂ hat / das er das rechtlich thuͦn [...] sol.
Rennefahrt, Recht Laupen (
halem.
,
1423
):
und offneten, wir das vor ziten ... Aliza wilent ewirti Niklis Richartzs seligen ein jarzit und selgeraͤt gemacht und geordnet hette, nemlich ein pfunt wachs an das liecht der vorgenanten kilchen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ordnen vnd gebieten. Ordnen vnnd setzen daß [...].
Eim yetlichen Ordnen vnnd für schreyben, was [...].
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
die stat was geordnet, daß all söldner und burger sich wapneten nach aller zirde.
Ebd. (zu
1548
):
zuͤ Athen, [...], ist Solon, [...], so inen löbliche gesatz geordnet, [...], in seinem großen alter vertriben worden.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1328
):
Ez sol der maister nach beschaidenhait anrichten und orden und enphelhen, daz diseu gesetzet und gebot ordenleichen volfuͤrt werden.
Köbler, Ref. Franckenfort
96, 3
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Merk, Stadtr. Neuenb. ;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Glatz, Chron. Bickenkl. ;
Spechtler u. a., Frnhd. Rechtstexte
1, 28, 10
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
76, 34
;
7.
›jn. aufgrund entsprechender Befugnis in unterschiedlichen Handlungszusammenhängen räumlich wohin beordern, schicken‹; speziell: ›jn. (militärisch) wo aufstellen‹; vereinzelt mit Obj. d. S., dann: ›etw. (militärische Gerätschaften) wohin schicken, wo lagern, unterbringen‹;
vgl.  5.
Obd.; gehäuft berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte:
1
 36,  7; vgl.  2, ,  1, , (V.) 7,  2, .
Syntagmen:
etw
. [wohin, z. B.
in ein schif
]
o., etw
. (z. B.
schiffe
)
o., zu [...] / das [...], jn
. [wohin, z. B.
hinaus, in sein haus, an eines anderen stat, zu der pein der helle
]
o., jn
. [wo, z. B.
im angrif, an der spitze
]
o., jm. ein pferd, die vorhut, streiter o
.

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim
79, 298
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Das er [got] etlich verwarffe | und ordent zu der pen der hell, | hat tan, das er uns damit well | sein gerechtichait scharffe | Und auch sein majestat erczaign.
Chron. Strassb. (
els.
,
1482
):
Were aber das ein füre ußginge, so sollent sich die antwergk weffenen und für das münster und an die ende dohin dann yeglicher geordnet ist, fürderlich zogen.
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
[Karly] ordnet sin farhuot dem grăf Hugen von Muntpallier.
Ordnend mir trissig tortschen, das sy die gantz nacht brünnend.
Jörg, Salat. Reformationschr.
537, 15
(
halem.
,
1534
/
5
):
die v ortt hettend ettliche schiff mit lüt und geschütz geordnett / Bremmgarten jn zuͦ nen.
Dreckmann, H. Mair. Troja
10, 23
(
oschwäb.
,
1393
):
wie Jason und Hercules in diu scheff sauzzend do im ditz schiff also berait waz und darein geordent allez, dez man bedorfft.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1563
/
4
):
das wurden zehen personen, daß wir pfleger auch muͦßten warterin hinaus ordnen.
Ebd. Anm. 3 (zu
1562
):
aus der tag⸗ und nachtwach hat ain rat sechs mann genomben und an der ainspennigen stat in sein haus geornet.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Der Wolff behuett das urfar, dahin wart er geordennt, den hyetten die Turckhen gern mit gab uberkhomen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
an der spitz und im angrif ordnet er [...] künig Johansen aus Beham.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1585
):
wann er aldann das füeren ausgericht, sollen unpartheiisch nachtbarn dahin an die stat geordnet werden, darüber man gefaren ist, den schaden treulich zu besehen.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. ;
Bachmann, Morgant ;
ders., Haimonsk. ;
8.
›jn. als einen gesellschaftserhaltenden Funktionsträger einsetzen, zu einem solchen bestimmen‹; (seltener:) ›jn. in ein Amt einsetzen, mit dessen Aufgaben betrauen‹;
vgl.  2.
Syntagmen:
einen amptman / bergrichter, weise herren o., j. jn. zu etw., zu einem beichtvater, zu bischof, zu einem fürsten / keiser / fürer / leiter o., jn. zu etw
. (z. B.
zu einem ampte
)
o
.; als Part. Perf.:
j. zu dem himmelreich geordent sein, j. geordent sein, zu [...]
;
der geordente anwalt / befelhaber / herre / richter / waldmeister, die geordente oberhand
.

Belegblock:

Luther, WA (
1529
):
das yhr von Got gesetzt und geordent weret zu keyser und fuͤrsten, yhr wurdet [...].
Peil, Rollenhagen. Froschm.
471, 6501
(
Magdeb.
1608
):
DAmit aber jeder erfahr / | Was im Gsetz recht odr vnrecht war / | Soll man ordnen zwelff weise Herrn / | So vnserm gantzen reich zu Ehren / | Das Recht lernen / vnd jedem sprechen.
Köbler, Ref. Wormbs
50, 6
(
Worms
1499
):
so ein Fraw [...] in recht fürgefordert würde vñ in eigner person noch durch iren geordente͂ Anwalt nit erschynet. So [...].
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1531
):
Es soll auch marggraf Georg seiner lieb erben und erbnemen zu erweckung sollicher bergwerck gewalt haben, einen bergrichter furzunemen und zuordnen.
Ebd. (
1533
):
aus denen [pergmeistern] wir und unsere nachkommen, [...] die tuglichsten zu solchen emptern kiesen und ordnen.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
89, 7
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
den nochrichter von Badenn, alß der vmb stroff willen der vbelltetigen mitzuzihenn geordent jst.
Gille u. a., M. Beheim
79, 209
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
[Ich] han dich czu dem ding pestelt | und auch geordent und erwelt, | czu dem du mir gevielte.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
die sint all geordnet zuͦ dem himelrich und zuͦ dem ewigen leben.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
do der kayser seinen abschyd auff den gueten geding also machet, do ornet er zu hawbtman den bischolff von Gran.
Buijssen, Dur. Rat.
8, 30
(
moobd.
,
1384
):
daz er nach der auffart unsers herren der erst under in messe sprach zw Jerusalem, halt ee den er geordent wart zw pischof.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
und tewr Ruelandt vernam, das in got geordent het zu ainem laiter oder füerer in das künigkreich Apulia.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
, Hs.
17. Jh.
):
wo iemants wider den andern sprich ze sözen vermaint, der soll es vor der geordneten oberhand thuen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1478
, Hs.
16. Jh.
):
und soll der schaden [...] beschaut werden mit leuten so von der herrschaft und iren ambtleuten darzue geordnet werden.
Bischoff u. a., a. a. O. ;
Voc. Teut.-Lat.
l iijr
;
Vorarlb. Wb.
2, 610
.
Vgl. ferner s. v.  4, .
9.
›jm. (einer Personengruppe / Instanz) etw. vermachen, rechtsgültig zuweisen, vererben; über etw. in bestimmter Weise verfügen‹;
vgl.  25.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Syntagmen:
ein selgerät o., nach seinem tode etw. o., eine müle zu dem altar o.,
(
jm
., z. B.
den freunden
, einem Kollektiv, z. B.
dem convent / spital
)
etw
. (z. B.
ein gut / haus / eine hofstat
)
o
.;
das testament, den willen o
. (hier steht das Dokument für den pragmatisch vorausgesetzten Inhalt; insofern auch zu 10 stellbar).

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
,hor zu, Davites hus‘, | Daz ist al menschlich kunne, | Dem geordent ist die wunne | Des himelischen trones | Durch gift irs tagelones.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
vnde ist da varende guͦt, daz der wert an sime tode nicht geordent hat, man sal iz doch geliche geteylen.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
daz nieman in vnser statt sin hus noch hofstat ze deheinem convent noch samnung geben noch ordnen sol.
Merz, Urk. Wildegg
49, 7
(
halem.
,
1453
):
und hätte erklärt, das si [frow] dem vesten junckherr Tuͥringen [...], einer uffrechten redlichen frygen vnwiderruͤffenlichen gab ordnen machen vnd verschaffen woͤlt alles ir guͦt, ligends varends, gends stends.
Mollwo, Rotes Buch Ulm (
schwäb.
,
1376
):
daz die daz selb ir guͦt bi gesundem lib wol schaffen, ordnen, fuͦgen und geben muͥgent iren fruͥnden.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
78, 9
(
mslow. inseldt.
,
1605
):
ordnet die Ehrntugentśame frau Margaretha, [...] ihre Zeitlichen haab Vnd gueter wegen, Volgenden ihren lezten willen.
Hör, Urk. St. Veit
220, 19
;
Müller, Alte Landsch. St. Gallen ;
Jörg, Salat. Reformationschr.
452, 19
;
10.
›jm. / e. S. etw. (positiv oder negativ Beurteiltes) zukommen lassen‹ (allgemein); im einzelnen: ›jm. etw. zuerkennen, zusprechen, zuteilen‹ (z. B. ein Gut); ›jm. etw. prophezeien, versprechend vorhersagen‹; ›(js. Zorn) auf jn. lenken‹; ›(den Vögeln) die Luft zuweisen‹; ›jm. etw. (eine Bürde) auferlegen‹; ›einer Instanz etw. steuerrechtlich zuordnen‹; ›(einen Wagen) mit etw. ausstatten‹;
vgl.  5.
Obd.
Bedeutungsverwandte:
 6,  10, ; vgl. ,  5,  2,  20.
Syntagmen
jm. ritters segen, dem gotteshaus ein gut, x büchsen zu dem wagen o., den vögeln den luft o., got jm. eine bürde, die götter jm. ein land o
.; im Part. Perf.:
jm. der zorn gottes, dem menschlichen künne eine wonne geordent sein
.

Belegblock:

Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
68, 7
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
vonn solchenn puchssenn sol man ordenn zu denn renwegen die hackennpuchssenn.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Got hat dir dise búrdin geordent.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
dirre brach den armen lüten abe das in sant Gregorie geordent hette.
Rennefahrt, Gebiet Bern (
halem.
,
1466
):
alle die guͤter
[sind steuerpflichtig],
so durch gottes willen den gotzhüsern geordenet werdent, gerade so, als ob si unverordnet werent.
Kottinger, Ruffs Adam (
Zürich
1550
):
Der zorn gotts nach sinr heilgen zal | ist g’ordnet üch zum drittenmal.
Maaler (
Zürich
1561
):
Die natur hat den voglen der lufft Geordnet oder zuͦ geeignet.
Mollwo, Rotes Buch Ulm (
schwäb.
,
4. V. 14. Jh.
):
wer der ist, der nuͦ fuͥrbas mer ichtzit den vorgenanten duͥrftigen ordnen, schaffen oder geben welle, der sol komen zuͦ den vorgenanten zwain pflegern.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Da wart dem stoltzen degen | Geordent riters segen | Mit swerten und auch mit schilde.
Guth, Gr. Alex. (Hs. ˹
oobd.
,
E. 14. Jh.
˺):
Dar zu wirt dir
[Alexander]
undertann | Persa und Medan, | Die land, die die gotter dir | Hand geordet von mir
(Darius).
11.
›etw. (göttlich Vorherbestimmtes) prophezeien, vorhersagen, offenbaren, ankündigen‹ (vom Sprechen Gottes oder eines von ihm Berufenen gesagt); ›jn. durch einen Sprechakt Gottes zu etw. bestimmen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2,  8,  2, , .

Belegblock:

Bechstein, M. v. Beheim. Evang. (
osächs.
,
1343
):
daz her [Marcus] bewîset predigende in dem beginne êwangêlischer predigâte den vor geordenten Jôhannem, Zacharîê sun ûz gesant sîn in einer stimme eines botschaftenden engelis, daz daz wort niht allein vleisch worden ist, sundern [...].
Goldammer, Paracelsus
4, 244, 18
(
1530
):
das seindt groß heimlich gedanken und dief betrachtung an got, daß er solche zukunftige merung geordnet und furgesetzt hat.
Schmidt, Rud. v. Biberach
36, 6
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Disvͥ ding „bekennet nieman, nvͥwant der si enphahet vnd nimt“, als sant Johans schribet in apocalipsi, das ist, ,der dar zvͦ von gote geordenet ist‘ old ,der es enphvnden hat old dem es von gotte geofnot ist‘.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
347, 2
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
Alse ob wir sprechen daz got geordent, daz er etwem geben wil, daz er verdiene die glorie.
Guth, Gr. Alex. (Hs. ˹
oobd.
,
E. 14. Jh.
˺):
Ez ist geordet wol | von Got daz er [Alexander] werden sol | Gewaltig uber alle reich.
12.
im eigenen Material nur im Part. Perf. belegt: ›einem Orden angehörig, ordiniert‹;
zu  4.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 7 (dort als part. Adj. beurteilt),  2.

Belegblock:

Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
do erbete her seyn gut [...] nicht uff sinen bruder, der ein geordent und begebin man ist gewest.
Küther, UB Frauensee
150, 37
(
thür.
,
1365
):
der ebenante convent wil unde sal sy begehen tod unde lebende als ire geordynten gehorsamen geistlichen brudiren unde swestirn.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
4, 7
(
schles.
,
1373
):
vnd reichtin vff recht vnd redelich der geordniten Juncvrauwen Agnetin, erre Swestir, dy do ist in dem Clostir czu Sente Claren czu Bresslow, Andirhalbe mark ierlichs czins.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
257, 18
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
St. Paulus sprichet „Zuo den Romeren“ [...], „dü da von gotte sint, dü sint geordent.“
Behrend, a. a. O. ;