gestatten,
V.
1.
›(jm.) etw. (über das auch anders hätte entschieden werden können) gestatten, zulassen‹; falls der Entscheidungsbefugte ein Amtsträger ist, Tendenz zu: ›(jm.) etw. genehmigen‹; offen zu 2.Syntagmen:
(jm.) (nicht) g., das [...] / zu [...]
; (jm.) e. S
. (Gen.obj., z. B. der minne
) / etw
. (Akk.obj., z. B. die appellation / berufung, einen brauch
) (nicht) g
.Belegblock:
Schöpper
105b
(Dortm.
1550
): Permittere. Gestatten zu lassen erleuben verguͤnnen zugeben verhengen verwilligen verguͤnstigen.
Große, Schwabensp.
74a, 32
(Hs. ˹nd.
/md.
, um 1410
˺): wel aber der vormunde des nicht gestaten vnde hant se ir vleisch nicht gemischet der knape vnde de juncvrowe, man suͦndert se wol mit rechte.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
9311
(rib.
, 1444
): Mit mynre tzouveryen ich dat begade | Dat mir der doerwerder des gestade.
Feudel, Evangelistar
59, 20
(omd.
, M. 14. Jh.
): Do lif abir eyner unde vullete eyn vaz mit ezzege unde [...] gab ym trynken unde sprach: ,gestatet iz‘.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
111, 1
(thür.
, 1474
): unde Hans Jorge in synen schrifften vorlutit, syn werman furzcubrengen, so gestatit man ym des billich, daz er den vorbrenget.
Küther, UB Frauensee
415, 27
(thür.
, 1540
): so mugen die menner gein Sehe gehorig, [...], mit iren aigen schweynen in berurtte gehultze unnd mast uff gestattunge unser des landgraffen treibenn.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
33, 2
(osächs.
, 2. H. 14. Jh.
): In der [stat] ist eyne gewonheit das der man gestat das si mit eyme andirn gemeynschaft habe.
Anderson u. a., Flugschrr.
21, 11, 16
([Zwickau
] 1525
): wollen wir den brauch genant den todfall [...] nymmer leyden noch gestaten.
Köbler, Ref. Nürnberg
70, 6
(Nürnb.
1484
): so soll im das
[Beschlagnahmung von Besitz]
yezuzeitten von de͂ Richter. bys auf sein oder eins erbern Rats kuͤntlichs widerrueffen. erlawbt vergoͤnt oder gestattet werden. Vetter, Pred. Taulers
96, 9
(els.
, E. 14. Jh.
): Waz Got úber den menschen verhenget und gestattet, [...] liep und leit, das dienet alles dem menschen zuͦ selikeit.
Sappler, H. Kaufringer
6, 197
(schwäb.
, Hs. 1464
): ich [frawe] gestatt ew [ritter] kainer minn. | mein man ist in dem haus hinn.
2.
›jm. etw. (das er wünscht oder für das es eine Notwendigkeit gibt) gestatten, vergönnen, genehmigen, gewähren‹.Gegensätze:
.Belegblock:
Quint, Eckharts Pred.
2, 6, 6
(E. 13.
/A. 14. Jh.
): Moyses, lâz mich zürnen, verhenge mir des, erloube mir des, günne mir des, gestate mir des, daz ich zürne.
Dubizmay, kurß zu Teutze
59, 4
(hess.
, 1463
): Geruch mir gestatten dich zu loben gib mir kraft gein deynnen feinden.
Schwartzenbach
D vir
(Frankf.
1564
): Einem etwas bewilligen vnd einraumen. Etwas zugeben. Zulassen. Nachgeben. Verhengen. Gestatten. Vergoͤnnen.
Küther, UB Frauensee
341, 3
(thür.
, 1521
): Dy vyl gnanten Thomas, Anna [...] mogen auch die gnanten molnn [...] verkeuffenn, szo das sy uns das zuvor anbitenn und gunden vor eim andernn und kaufs gestattenn.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
61, 7
(osächs.
, 2. H. 14. Jh.
): noch grozer und langer bete so gestat her deme bosin teter das her sich moge selbin totin czu ere deme apgote.
Lauchert, Merswin
30, 14
(els.
, 1352
/70
): vnd bin oͮch nv der zuͦ kumen, daz ich [einsidel] miner naturen alles daz gestaten mvͦs, daz si haben wil.
Bauer, Geiler. Pred.
99, 5
(Augsb.
1508
): Es wirt nit yglichem gestattet sich zuͦ ainem schauwennden leben zuͦ geben.
Jörg, Salat. Reformationschr.
669, 24a
; Schwartzenbach
L vv
; Henisch
1573
; Rwb
4, 569
; Schweiz. Id.
11, 1791
.3.
›(jm.) etw. (das gegen anerkannte Regeln verstößt) gestatten, etw. dulden, durchgehen lassen‹; oft negativiert, dann: ›etw. unterbinden, nicht haben wollen; e. S. einen Riegel vorschieben‹.Syntagmen:
(jm.) e. S
. (Gen.obj., z. B. des geizes / stolzes / fürnemens / mutwillens
) / etw
. (Akk.obj., z. B. bosheit / hoffart / hurerei, ein laster, den mutwillen
) (nicht) g., (jm.) (nicht) g., das [...] / zu [...]
.Belegblock:
Luther, WA
36, 427, 19
(1532
): was solts denn werden, wenn er [...] frey allen mutwillen gestattet ?
Ders. Hl. Schrifft.
4. Mose 21, 23
(Wittenb.
1545
): Sihon gestattet
[
hat(s) (nit) woͤllen zuͦ gebenEck
1537: ]
den kindern Jsrael den zug nicht durch seine Grentze. Ebd.
2. Makk. 3, 4
: der [Vogt] war dem Hohenpriester feind / das er jm seins mutwillens in der Stad nicht gestatten wolt.
Alberus, Barf. Vorr. Alb.
4, 1
(Wittenb.
, 1542
): das oͤffentliche Hurerey vnd falsche Gottes dienst zu treiben / niemand gestat werde.
Chron. Köln
1, 152, 3
(rib.
, Hs. 1. H. 15. Jh.
): ind spraichen, wie sy des gestaden wolden | dat in die Querstoltze solden | brechen sus jemerlichen aff ir goit.
Köbler, Ref. Wormbs
290, 2
(Worms
1499
): das niemant gezime noch gestatt werde einen vßfluss oder Wasserstein zumachen an der want synes nachpurn.
Ders., Stattr. Fryburg
111, 25/6
(Basel
1520
): Haben wir nit gestatten woͤllen / das die Contract / geding / conuencion / die dem gemeinen guͦt zuͦ schaden vnd nachteil reichen moͤchten / bestand vñ krafft haben.
Ulner
283
(Frankf.
1577
): Leiden. Zulassen / gestatten / dulden / gehengen / nachsehen / geschehen lassen.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt.
23, 37
(osächs.
, 1343
): wî dicke wolde ich samenen dîne sune alse ein henne sament ire kuͦchin undir ire vetiche, und du woldes sîn nicht gestaten ?
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
33, 4
(omd.
, 1487
): Wiltuͥ ÿr solche bosheitt nicht gestatten vnd sÿe daruͥmb straffen.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
8rb, 8/9
(nobd.
, E. 14. Jh.
): gestatest dv deiner sel ir glust si machet dich zv ain‘ frevde deinen veinden.
Goldammer, Paracelsus
7, 176, 11
(1530
): ein lästerliche, üppige hoffart. darumb soll die nit gestattet werden, dann sie ist satanisch.
Anderson u. a., Flugschrr.
4, 7, 3
([Straßb.
] 1524
): Die weyl [...] sie uns das wort Gottes [...] gewaltsamen woͤllend [...] sollend wir jnen des keyns wegs gestatten.
Bachmann u. a., Volksb.
333, 10
(alem.
, 15. Jh.
): und wolt ouch in ein sack sin geschloffen; des wolt man ir nut gestatten. Mardocheus enbott der kunigin, das sie den kunig bette, daz er des grosen ubels nit gestette über ir selbs mage.
Chron. Augsb.
9, 83, 5
(schwäb.
, 1544
/5
): (er [Gott] hat aber) inen [den juden] doch ir halsstörrig begeren gestattet.
Klein, Oswald
112, 341
(oobd.
, 1438
): Du richter solt nicht pärtig sein | [...] | noch niemand das gestatten bist | dem, der desselben leders ist.
Turmair
4, 499, 16
(moobd.
, 1522
/33
): Da fuer die g’main zue, setzt sich mit gewalt wider den adel, wolten kurz im seins stolz und geitz nit mêr gestatten.
Ebd.
5, 407, 14
(moobd.
, 1522
/33
): Si hat villeicht als ein verstendige fürstin nit überal dem rentmaister seines fürnemens gestatten und den sun nach irem willen regirn wöllen.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
52
(mslow. inseldt.
, 1537
): das khainer beÿ dieser Stat [...] Solch laster [Zum volsauffen beschaid zuthun] in seine(m) haus od(er) wonung nit gestatte.