erlauben,
erläuben,
V.
1.
›(jm.) etw. ermöglichen, gestatten, zulassen‹; ›jm. etw. zugestehen‹; ›etw. (offiziell) genehmigen‹; auch: ›etw. über jn. verhängen‹; vereinzelt von Personen: ›jn. jm., js. Gewalt überlassen‹; häufig in Verbindung mit erweitertem Infinitiv sowie
das
-Objektsatz;
vgl.  48,
2
 1.
Phraseme:
jm. auf jn. erlauben
›jm. den Angriff auf, Feindseligkeiten gegen jn. gestatten‹;
j. maniglich erlaubt sein
›vogelfrei sein‹;
wen man jm. eine handbreit erlaubt, so nimt er vierundzwanzig ellen
›wenn man jm. den kleinen Finger reicht, so nimmt er die ganze Hand‹ (sprichwörtlich).
Gegensätze:
.
Syntagmen:
j. e
. (absolut);
das gesez der natur
(Subj.)
gegenwer e., jm. jn. e., jm. etw
. (z. B.
den angrif / bund / streit, die ehe / hufe, nichts
)
e., jm. etw
. [wie] (z. B.
freundlich / gnädig, ane zorn, durch die ordnung, mit einträchtigem willen
)
e., jm. e
. [+ Infinitiv(satz) mit
zu
],
das recht e., das [...], über jn. e., das [...]
;
jm. in die stat e
. (elliptisch);
das erlaubte fleisch
.
Wortbildungen:
erlauben
(
das
) ›Erlaubnis, Genehmigung‹; ›das Erlaubte‹,
erlauber
›Person, die in institutionalisiertem Rahmen eine Erlaubnis erteilt‹,
erlauberin
im Beleg auf die Göttin Venus bezogen,
erläublich
›zulässig, gestattet‹ (dazu ggs.: ).

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
1, 395, 25
(
preuß.
,
1422
):
die comptors [...] erlaubten einem ritter aus Lifflandt [...] hoppen und ander dingk ausczufuren.
Luther, WA (
1544
):
wo das Recht auffgehaben und gnade geschenckt wird, damit wird niemand erleubt, das er darnach moͤge unrecht thun auff solche gnade.
Ebd. (
1527
):
wenn man yhm
[dem
hauffen
]
ein handbreyt erleubt, so nympt er vier und zwenzig elen.
Der Bapst moͤchte villeicht dispensirn odder erleuben beider gestalt des Sacraments und die Pfaffen ehe, Aber das er solt Munche und Nonnen die ehe erleuben, kan er nicht thun.
Ebd. (
1544
):
der [Teuffel] hat solche helleparten, pleykuͦgeln und buͦchssen, [...] damit er unter uns scheust, wirfft und sticht, wenn Gott jms erlaubet.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Moyses, lâz mich zürnen, verhenge mir des, erloube mir des, günne mir des, gestate mir des, daz ich zürne und mich reche.
Palmer, Tondolus (
Speyer
um 1483
):
Do die tufel ersahent das ich in erlaubet vnd in ir gewalt geben wz do lieffent sie zu mir.
Köbler, Ref. Wormbs
336, 10
(
Worms
1499
):
das gesetz der natur erlaubt gegenwere.
Froning, Alsf. Passionssp.
4258
(
ohess.
,
1501ff.
):
Von dem richter ist uns erleubet: | mer soln en strichen, das he teubet!
Thür. Chron.
2v, 1
(
Mühlh.
1599
):
Gott [...] erlaubet jhnen Fleisch zu Essen / das nicht selbst sterbig wehre.
Wattenbach, Urk. Rauden (
schles.
,
1445
):
wir [...] dirlewben en, dassie
[sic!]
in dem Sole [...] mogen lossen fisschen.
Opitz. Poeterey
26, 9
(
Breslau
1624
):
Newe woͤrte [...] zue erdencken / ist Poeten nicht allein erlaubet.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
112, 13
(
nobd.
,
15. Jh.
):
ein herschaft zu Lantzperg hat zu Weigenheym [...] zu verbitten und zu erleiben und zu pfendten.
Sachs (
Nürnb.
1530
):
Biß gegrüst, du göttin Venus, | Ein erlauberin aller laster, | Aller unthugent ein ziech-pflaster!
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz. (
alem.
,
um 1430
):
[der küng] erlobet über inn [hertzog Fridrichen von Österrich], das inn menglich angrifen möcht, an lib und guͦt.
Lauchert, Merswin (
els.
,
1352
/
70
):
dv [frv́nt gottes] solt dich ǒch nv́me vͤbende sin mit vssewendiger vͤbunge [...], vnze an die zit das dirs erlǒbet wurt.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
[die Roͤmer] erloubetent allen den wider in die stat, die von schulde oder von gebottes wegen us der stat worent.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
ich [...] bate ihn [Pater], zu erlauben, daß ich den besessenen etwas fragen dörffte.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
er
[j., in dessen Haus sich ein Gewalttäter geflüchtet hat]
sol erloͮben äne zorn dem richter [...], in sin hus ze ganne.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
Der kŭnig wott, das all frowen und junckfrowen [...] allen und yedem erlŏpt
[›für sexuelle Handlungen zur Verfügung stehen‹]
wurdend.
Maaler (
Zürich
1561
):
Einem Erlauben vnd nachlassen ein furtz zelassen.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
so einer mit wille͂ vnd erloube͂ der oberkeit by vns verpott oder arrest vff eins andern hab vnd guͦt fürnimpt / so [...].
Goldammer, Paracelsus
7, 170, 6
(
1530
):
sie [hurerei] ist nit erlaubt, sie ist nit gebotten, die ehe ist aber gebotten.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1398
):
do hett küng Wentzelaus die stat Augspurg in die offen aucht getaun und erlaubt allermenclich uff die von Auspurg.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Derselbig [paur] het [...] sovil böser stuck gethon, das er allenthalben verrüeft, menigclich erlaupt und niergends sicher war.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
267
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Erleubleiche ding wie die vnerleubleich werden.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
A. 16. Jh.
):
mer wellen wir daß kain umbgelter sol kaim in kain keller genn, er soll haben ain derlauber [...]. wenn ainer ain wein aufthuet, so soll er dem erlauber ansagen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
15.
/
16. Jh.
):
als oft ainer mer tisch hat uber das erlauben als oft ain phunt phenning zu pues.
Köbler, Ref. Wormbs
348, 22
;
ders., Ref. Franckenfort
38, 7
;
ders., Stattr. Fryburg ;
v. Keller, Amadis ;
Beyer, UB Erfurt ;
Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
103, 860
;
Dietrich. Summaria
26r, 15
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Merk, Stadtr. Neuenb. ;
Rauwolf. Raiß ;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Munz, Füetrer. Persibein
368, 5
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
110, 32
;
Vgl. ferner s. v.  28.
2.
›jm. gestatten, sich (von einem Ort) zu entfernen‹; ›jm. Urlaub gewähren, jn. verabschieden‹; auch: ›jn. (aus dem Dienst) entlassen, von einer Aufgabe, Verpflichtung freistellen‹; Spezialisierung zu 1.
Bedeutungsverwandte:
 45; vgl.  5.
Syntagmen:
jn. e
.;
jm. e., jm. der dienste
(Gen.obj., Pl.),
von der vormundschaft, von dannen e
.
Wortbildungen:
erlaubung
2 ›Freistellung‹ (dazu bdv.: vgl.  1).

Belegblock:

Goedeke u. a., Liederb. (
Magdeb.
,
16. Jh.
):
ir mündlein rot | erlaubt dem helden von dannen, von dannen.
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
dieweil die Fraw frey vnd erlediget, werde E. May. [...] mir erlauben.
Ermisch, Sächs. Bergr. (
osächs.
,
1499
/
1500
):
Ime [schichtmeister] sall auch ane redeliche ursache nicht erlewbt werden.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
Lienhart Stock trat daruff von aim rat widerumb ab [...], sagt, er were ain alter, kranker, tawber mann [...], bat ime zu erlauben.
Rapp, UB Stuttg. (
schwäb.
,
1492
):
welicher richter alsdenn nit in der gerichtstuben erschint [...], der sol, er hab denn sonder erloubung [...], II ₰ hlr. unablaͤßlich zuͦ pene geben.
Opel, Spittendorf ;
Berthold u. a., Zwick. Stadtrref.
111, 18
;
Baumann, a. a. O. .