teilen,
V.
1.
›etw. zerteilen, zerstückeln, ein Ganzes in Teile zerlegen‹; vor allem bei abstrakten Bezugsgegenständen auch: ›etw. unterteilen‹; in der Mathematik: ›etw. (eine Zahl) dividieren‹ (vgl. auch
Schirmer, Wortsch. Mathematik.
1912, 71
und
Deschler, Term. K. v. Megenb.
31
).
Bedeutungsverwandte:
 1, ,  2, .
Syntagmen:
etw. in felder, viere, sieben grosse reiche, 300 stücke, zwei teile t., etw. mit mancherlei farben t
., [eine Zahl]
mit einem teiler, mit 30, durch 60 t., etw. in der länge, nach der höhe, nach den eigenschaften t., sich in teile t
.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Getheilt Fewer brennet nicht lang.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
119, 28
(
omd.
,
1548
):
so sich ein gang
[im
erbstollen
]
teilete und der stolner triebe uf beiden drummern stolorten, wolte von allen den vierten pfenning haben.
Ries, Rechenb.
A7v, 6
(
Erfurt
1522
):
Diuidirn | heyst teylen / vnnd lernt wie man eyne zal in vil vnd mancherley teyl teyln sal.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
14, 22
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
di [provincie] von irer groze geteylit ist in vij groze rich.
Pyritz, Minneburg
4011
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Ich mein dich, wyp mit geteilter mynne.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
199
(
Nürnb.
1517
):
Uber dits ist zu merken, das zweierlei zungen
[›Sprachen‹]
sein, ein inwendige und ein außwendige [...]. Noch teilen wir die außwendigen in die zungen des worts und die zungen des werks.
Menge, Laufenb. Reg.
1857
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Wie dz Iore in viere geteilt ist | Vor an so wil ich wysen dich | Das das yore gar eygenlich | Geteilet ist in viere.
Morrall, Mandev. Reiseb.
28, 2
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
wann er tailt daz wasser in trú hundert und sechtzig claine wasser.
Kohler, Ickelsamer. Gram. (wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
Ain kurtze vnderweysung, Wie man die Teütsche woͤrter in jre silben taylen, vnd zusamen Buchstaben soll.
Jostes, Eckhart
86, 11
;
Gropper. Gegenw. ;
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
62, 4
;
166, 9
;
178, 4
;
Kurz, Waldis. Esopus ;
Jahr, H. v. Mügeln
353
;
394
;
zu Dohna u. a., a. a. O.
137
;
Morrall, a. a. O.
8, 23
;
Steer, Schol. Gnadenl.
3,
A2, 241;
Dreckmann, H. Mair. Troja
37, 18
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ;
Vogel, Pract. Alg. Ratisb.
105, 14
;
156, 25
;
189, 8
;
Ulner (s. v.
soͤndern
).
Vgl. ferner s. v. , , ,
2
(Konj.) 1,  1,  2,  1,
1
 5.
2.
›(zwei oder mehr Personen oder Sachen voneinander) trennen, scheiden, sondern‹.
Bedeutungsverwandte:
 1, , , .
Syntagmen:
sich in haufen / scharen t., etw. voneinander / von etw. t., etw. an zwei seiten t., sich von got t
.

Belegblock:

M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
Wann als pald vnd si beschaffen wurden, do taylten si sich mit zu chern vnd ab chern, wann ettleich cherten sich czu irem scheppher vnd ettleich von im.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
87
(
Nürnb.
1517
):
teil von einander die natur, so got geben hat, und die schuld, so die sünderin verwürkt
[›begangen‹]
hat.
Goldammer, Paracelsus
2, 136, 4
(
1530
/
35
):
denn gott wird zu letzt eine obrigkeit von der andern teilen wie schaf und becke.
Sappler, H. Kaufringer
2, 79
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
sein
[Luzifers]
diener stuonden auch dabei | vor im getailt in drei schar.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Tail nicht von mir, das tuͦn auch ich, | Waͮ ich hin ker zwaͮr ewiclich.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wenne sich diu tier von enander tailnt, daz bedäut streit zwischen den menschen, aber wenn sich diu tier samnent und ainz dem andern volget, daz bedäut vrid.
Buijssen, Dur. Rat.
18, 31
(
moobd.
,
1384
):
Der mäntag von den engeln, wenn do sind sew erste beschaffen warden in gnaden, wenn do wart das liecht getailt von der finster, daz ist die guetten engel von den poͤzen.
Meisen u. a., J. Eck
48, 1
(
Ingolst.
1526
):
dann das ist der ketzer aigenschafft, spricht s. Hieronymus, das sy sich teilent und nit ains bleybent.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
636, 4064
;
640, 4189
;
Thiele, Minner. II,
32, 667
;
Hübner, Buch Daniel ;
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
23, 12
;
23, 26
;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
15, 26
;
Anderson u. a., Flugschrr.
1, 12, 17
;
v. Ingen, Zesen. Ged.
392, 23
;
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
91, 24
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Rieder, St. Georg. Pred. ;
Schmidt, Rud. v. Biberach
24, 24
;
UB Zug
665, 125
;
Baumann, Bauernkr. Oberschw. ;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
69, 28
;
Moscouia
B 2v, 20
.
Vgl. ferner s. v. ,  2,  5,  1.
3.
›erbteilen; etw. zum Zwecke einer Verteilung zerteilen‹.
Bedeutungsverwandte:
.
Syntagmen:
den erbfall / raub t., die erbschaft / summe t., das geld / land / lehengut t
.;
mit den kindern t., unter / zwischen jm. t
.;
etw. gleich / ordentlich t
.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Swat so auͦer eyn man med sime wiuͦe nimt, § des ne delet hey med sinen bruͦderen nicht.
Köbler, Ref. Wormbs
212, 31
(
Worms
1499
):
so wirt der Erbfall geteilt wie oben dauon geschriben ist.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
120, 11
(
thür.
,
1474
):
Abir houwe unde stro, phert unde ochßen [...] gehoret zcu erbe, unde daz teylin sy [...] under sich billichin zcu glicher teylunge.
Schnelbögl, Salb. Karls IV.
38, 2
(
nobd.
,
1366
/
8
):
Anno domini 1363 [...] teilt man daz lant under die pfleger.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1539
):
alldann soll sy mit gedachten kinden theylenn in gstalten als harnach folget.
Sappler, H. Kaufringer
11, 21
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
si wolten tailen gar geleich | das gelt, das in got der reich | umb die aier hett beschert.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
80, 10
(
mslow. inseldt.
,
1605
):
Auf anhalten bitt vnd begeren Jeronymi Tokchlers [...] iśt vnter ihn vnd den andern Rośenmaniśchen Erben śamentlich daß śilbergeśchmeidl [...] alhie in verwahrung geheben ordentlich gethaillt.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
540, 1054
;
Froning, Alsf. Passionssp.
5684
;
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe ;
Grosch u. a., a. a. O.
87, 13
;
117, 28
;
120, 33
;
Thür. Chron.
8v, 7
;
Schib, H. Stockar
145, 15
;
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. ;
Bastian, Runtingerb.
2, 197, 6
;
Auer, Stadtr. München ;
Rintelen, B. Walther
115, 19
;
Grothausmann, a. a. O.
125, 15
;
146, 18
;
Piirainen, Stadtr. Sillein
77b, 29
;
78l, 39
;
146l, 14
;
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 324
;
Vgl. ferner s. v. ,  3.
4.
›etw. austeilen, zuteilen, (ver)geben; jn. an etw. teilhaben lassen, jm. etw. zuteil werden lassen‹.
Syntagmen:
die ämter, barmherzigkeit / gnade / gold / gütigkeit / hilfe / kraft / mildigkeit / minne / rat / treue / weisheit t
.,
jm. etw. t
.;
etw. unter das volk, etw. mit jm. t
.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
do sprachen de Joden: „Moyses, do solt vns daz lant deilen“.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
Iz ist gescriben von den aposteln ,Man deilite in sunderlichen also ir ieclicheme noth waz‘.
Feudel, Evangelistar
35, 27
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
Do nam Jhesus daz brot unde seynete sy. do her sy geseynet hatte, do teilete her sy undir daz volk und ouch von den vysschen.
Strauch, Par. anime int.
34, 32
(
thür.
,
14. Jh.
):
daz fuir teilit sine craft anderen dingin daz ez si hitzit.
Ebd.
87, 32
:
di wisheit merit sich wan man si teilit, beheldit man si aber, so geit ur abe.
Bachmann u. a., Volksb. (
alem.
,
15. Jh.
):
so gezimpt dir [wirdige mutter] doch wol, das du din erbermd mit uns teilest.
Plant u. a., Main. Naturl. 302vc,
2
(
ohalem.
, Hs.
E. 14. Jh.
):
Dirre Jvlius teilte iglichem manden sine tage vil ordenlich.
Lemmer, Brant. Narrensch.
85, 81
(
Basel
1494
):
Das glück deilt vnglich guͦt / vnd rich | Aber der dot macht es alls glich.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
si
[Bienen]
habent auch inwendig des vazzes ir amt schôn getailt, wan etleich maurent, die andern zierent und sliehtent daz werk.
Sievers, a. a. O. ;
Froning, Alsf. Passionssp.
5506
;
6347
;
Kurz, Waldis. Esopus ;
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
26a, 3
;
Rieder, St. Georg. Pred. ;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Schib, H. Stockar
42, 13
;
UB Zug
2286, 26
;
Sappler, H. Kaufringer
21, 58
;
Pfeiffer, a. a. O. ; ;
Klein, Oswald
25, 87
;
Munz, Füetrer. Persibein
510, 6
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
119, 41
.
Vgl. ferner s. v. ,  6, , .
5.
›an etw. teilhaben, teilnehmen‹; bei Kepler auch
sich teilen
: ›entsprechen, korrespondieren (im mathematischen Sinne)‹ (
A. Götze, Anfänge einer math. Fachspr. in Keplers Deutsch.
1919, 185
).
Syntagmen:
etw. mit einander t., die gemeinschaft / messe / das herz mit jm. t
.
Wortbildungen:
teilholz
›Gemeindewald‹,
teilwasser
›gemeinschaftlich genutzter Wasserlauf‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1546
):
Wir Christen sollen einander liebhaben wie Bulen, da ist eins leid beyder leid, sie teileten das hertz im leibe mit einander vnd stuͤrben hundertmal fur einander.
Franz u. a., Qu. hess. Ref. Bd.
2, 41, 34
(
hess.
,
1527
):
Den dritten teil von her Caspars altar, was uber die ausgift davon gefelt, wie es pastor und gemein teilen.
Weingart u. a., Seelb. Rhodt
6, 12
(
pfälz.
,
1516
):
Und sollenn genante priester am abent unser liebenn frauwen ein ampt der heyligen mesz [...] celebriren und singen welches also vonn den dreyen priestern gedeylt werdenn soll.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 38, 41
(
schwäb.
,
1574
):
Item welcher in seinem verordneten luß- oder tail-holz ain standreiß abhawcht, der kombt von jedem standreiß umb ain guldin.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1570
):
Mit dem tailwassern sol es nach dem alten brauch gehalten werden [...], es soll kainer dem andern daselbig ablaiten.
Lemmer, Brant. Narrensch.
50, 5
;
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
31, 17
;
Sappler, H. Kaufringer
18, 100
;
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
423
;
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
22
;
6.
›urteilen, richten, entscheiden; etw. anordnen, bestimmen‹.
Fast ausschließlich md.
Bedeutungsverwandte:
 9a, (V., unr. abl.) 7, , .
Syntagmen:
die gewer / vergleichung, das urteil t
.;
jm t.
;
über etw. t
.;
frei und ledig t
.;
(zu recht) t. und erkennen / kiesen / scheiden / sprechen / weisen, für recht finden und t
.;
das gefundene und geteilte urteil
.

Belegblock:

Brinkmann, Bad. Weist. (
rhfrk.
,
1337
):
Des hant die vorgenanten rihtere an dem gerehte gesprochen und geteilet ufe ire eid.
Jahr, H. v. Mügeln
561
(
omd.
, Hs.
1463
):
der pfeffer und der safferan, | die wollen uf der virden stan: | wer überswenke nutzet die,| der mak nicht lange bliben hie. | naturen urteil hat geteilt: | von wider wider wirt geheilt.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
169, 28
(
thür.
,
1474
):
so ist sollich orteyl [...] crefftiger unde bestendiger danne der schepphin orteyl, daz sy in halsgerichte vor recht funden unde geteylt habin.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
„Her richter, [...] bite einis urteils, waz ich nu zu rechte mite tun sulle“. So sal man im teilen: he sul iz ufbiten, alse recht ist.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
Ist her
[Falschmünzer]
abir der pfennynge vntat ee beweret vor gerichte. so sal man synen eyt nicht nemen. man sal ym dry wal teylen. das heysse ysen adir eynen wallenden kessil.
Toeppen, Ständetage Preußen
1, 93, 9
(
preuß.
,
1400
):
was denne dy scheppin teylen und sprechin, das redelich sy, das sal der vorderer besweren.
Pyritz, Minneburg
4624
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Fraw Mynne, last dar uber teilen | Ob dise werde frawe zart | Sulle billich sin gein im so hart.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
104, 1
(
nobd.
,
1503-36
):
Item sy theiln und sprechen auch zu reicht, daß mein genedger graff Herman ir erbher sey.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
195, 3
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Fraw, ob ir minne pfleget, | alls gicht ew͂r süesser mund, | so tailt selb unde weget | und hailt mein jamerigs hertze ungesund.
Unger, Richtes Stig ;
Thiele, Minner. II,
27, 117
;
393
;
Löscher, Erzgeb. Bergr.
64, 28
;
Grosch u. a., a. a. O.
85, 37
;
197, 35
;
303, 10
;
Ermisch, a. a. O. ; ;
ders., UB Chemnitz ; ;
Kisch, Leipz. Schöffenspr. ;
Leman, a. a. O. , 38d;
Dinklage, a. a. O.
52, 9
;
53, 18
;
Roder, Stadtr. Villingen ;
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
202, 7
;
269, 5
;
Vgl. ferner s. v.  7.
7.
›sich verbreiten, ausbreiten, zerstreuen‹; anschließbar an 2 und 4.
Syntagmen:
sich weit, in alle, in die ganze welt t
.

Belegblock:

Froning, Alsf. Passionssp.
8001
(
ohess.
,
1501ff.
):
sie
[die Apostel]
sollen sich in die gantze werlt deyl | uff erden an allen enden | und nicht widder wenden!
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
also wurden 30 Juden [...] ausgesandt in die welt, als sie noch hewt in alle welt geteilt sind.
Der krieg hett sich allenthalben geteilt in dewͦtzsche land so gross, das der keiser [in] nit mer gewenden mocht.
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 122
.
8.
Part.
geteilt
: ›verschiedenfarbig, mi-parti (von Stoffen)‹; anschließbar an 1.
Syntagmen:
die geteilte decke, die geteilten hosen, das geteilte wams
.

Belegblock:

Stopp, Kochbuch S. Welserin
154, 2
(
Augsb.
1553
):
Ain ander lam | Mach also, wie vor stet / verdecks mit ainer tailten deckin, die mach also / nim or, thú das weisß besonder vnnd das gelb besonder.
9.
bedeutungsverwandt zu
1
 2.