irrung,
die
;
-Ø/–
.
1.
›Zustand der (geistigen, religiösen) Verwirrung‹; metonymisch: ›Irrlehre, Ketzerei‹; zu  2; offen zu 2.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1,  2, , , , ; vgl.  16,  1,  2.
Syntagmen:
die i. ausbreiten; der i. entgehen
;
in eine i. fallen, jn. in i. leiten, in i. bleiben / sein, jn. von seiner i. ziehen
;
beheimische i.
(›hussitische Lehre‹),
gefaste / greuliche / grosse / harte / unchristenliche / zweifeliche i.
;
geist / salz / zeit der i.
;
i. des glaubens / irsals
.

Belegblock:

Chron. Köln (
Köln
1499
):
also albeide afgeworpen haven die irrung van den vil goden.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
di letste irrunge wirt ergir wan di êrste.
Anderson u. a., Flugschrr.
5, 5, 5
([
Zwickau
]
1524
):
wellicher on sünd oder yrrung sey / Der werff sein neydstain zům ersten an den vngerechten.
Mayer, Folz. Meisterl.  (
nobd.
,
v. 1496
):
Dar um der irung zu entgen | Ist cristen glaub bestetet wol.
Meisen u. a., J. Eck 
22, 27
(
Ingolst.
1526
):
Arrius der ketzer hatt sein irrung in Alexandria außbreit.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul. 
2, 802
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
so vellet der mensche in eine irrunge.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
da wolt Got der Her den Man von seiner Irrung ziehen.
Steer, Schol. Gnadenl.
1, 589
 (
noschweiz.
,
15. Jh.
):
die daz lieht des geloͮben nit wissent zů warer selikait, die belibent also jn irrung der warhait warer selikeit.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.  (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz volk setzt im selber ainen maister aller irrung, von dem nimt ez antlâz seiner sünd.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
123, 84
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
waruͤmb ir widerstrebung […] von der chraft vnd saus ires lauffs vnd von der irrung irrs vngerechten yrrsal muͤgen allain gehalten werden.
Reithmeier, B. v. Chiemsee  (
München
1528
):
yeweytter verfueeren sy das volckh vom wege der warhait in vnchristennliche jrrung.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
7, 15
(
tir.
,
1464
):
Wir waren als die schaff, die da irr gen mit der irrung der vngelaubhafftigen wort.
Sermon Thauleri
9va, 16
;
Anderson u. a., a. a. O.
26, 3, 30
;
Goldammer, Paracelsus. B. d. Erk.
31, 9
;
Gille u. a., M. Beheim
96, 167
;
Reichert, Gesamtausl. Messe
90, 21
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Rieder, Gottesfr. ;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
264, 29
;
Kurrelmeyer, Dt. Bibel ;
Schmidt, Rud. v. Biberach 
146, 14
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Bauer, Imitatio Haller
72, 13
;
Rot
309
.
Vgl. ferner s. v.  6,  1,  2,  8.
2.
›Fehler, Irrtum‹;
zu  1.
Bedeutungsverwandte:
,
1
 3,  4, ; vgl.:  3.
Syntagmen:
etw. von i. geschehen
;
i. des namen
.

Belegblock:

M. Cunitia. Ur. Prop.  (
Öls
1650
):
Diese drey aber regieren […] ohne irrung der erwoͤhnten Tabelln […] tittel.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
3, 5
(
schles.
,
1372
):
wol mechtig alle synir krefften leibis vnd synnen, nicht von keynir irrunge, sundir von rechtir vornumfft.
Opitz. Poeterey
22, 2
 (
Breslau
1624
):
sie wollen die vielfaͤltigen maͤngel vnd irrungen […] denen zuerechnen.
Turmair (
Nürnb.
1522
):
demnach den unerfaren etwas vil irrung in den historien machen.
Fuchs, Murner. 4 Ketzer 
1904
(˹wohl
Straßb.
˺
1509
):
Ein kleine irrung im anfang | Wann die nimpt weiters ein fürgang, | So würt ein grosse irrung druß.
Sudhoff, Paracelsus  (
1529
):
aus welcher irrung dise teilung der arznei gefolgt hat.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
33
(
mslow. inseldt.
,
1537
):
soll d(er) pergkmaister […] auffmerken […] damit kain versaumnus vnd Irrung erwachs.
Strauch, Par. anime int.
128, 8
;
Bindewald, a. a. O.
7, 5
;
45, 5
;
Rupprich, Dürer ;
Goldammer, Paracelsus
3, 277, 4
;
Mollay, a. a. O.
29, 12
;
Winter, Nöst. Weist. ;
Vgl. ferner s. v. ,  2.
3.
›Unsicherheit, Zweifel in bezug auf die Richtigkeit e. S.‹;
zu  7.
Syntagmen:
jm. die i. abnemen; in i. sein
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Swenne disiu wîsheit mit der sêle vereinet wirt, sô ist ir aller zwîvel und alliu irrunge […] abe genomen.
Köbler, Ref. Wormbs
233, 14
 (
Worms
1499
):
Ob aber zwyfel oder irrung fürfiele.
Lutz, Buch Alfadol
32rb, 12
(
obd.
,
n. 1478
):
kompt dir schreken vnd forcht oder ein andere swere irrung.
Gille u. a., M. Beheim 
18, 107
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
in irrung alles unser wesen sweiffet.
Quint, Eckharts Trakt. ;
Köbler, Ref. Nürnberg 
111, 2
;
ders., Stattr. Fryburg ;
Zingerle, Inventare .
4.
›Hinderung, Störung‹;
zu  23.
Syntagmen:
(die / eine) i. ablegen / bringen / gewinnen / haben / machen / tun
(›unredlich handeln‹)
/ wissen / zufügen
;
an i. fallen, durch i. etw. versäumen, in i. kommen, zu i. liegen
;
schwere / grosse i.
;
i. des heils, i. an den zinsen
;
ane alle i.

Belegblock:

Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck 
329, 35
(
thür.
,
1474
):
Heynrich Keudel hat […] mit gerichtes recht an menlichs irrunge irstanden.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
57, 9
(
schles.
,
1364
):
Daz ir kouflwte […] varen mogen ane alle hyndirnisse vnd irrunge.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck 
76, 16
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
man sol auch die roß […] binden hinein […] das das volck […] davon kein jrrung hab.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Darinn er ieglichen zu-letzt | In ein sonder gemach einsetzt | Die bibel ohn irrung zu studieren.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
sneit ir die rehte brust abe, das sü keine irrunge zů dem armbruste […] hette.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen  (
halem.
,
1445
):
hie mit soͤllen si […] gantz verricht, verschlicht […] beliben, ane menglichs irrung und hinderziechen.
Rudolf, H. v. Langenstein. Erch. 
37, 24
(
moobd.
,
1393
):
das sÿ manigerlay widerbertichait vnd grosse irrung habent von der hêfftichait des wints.
Hör, Urk. St. Veit 
201, 11
(
moobd.
,
1423
):
das si nutz vnd gewer […] durchsessen habend vor aller ansprach, irrung vnd hindernuss.
Uhlirz, Qu. Wien 2, 2,  (
moobd.
,
1446
):
da […] durch solich irrung vil mag versaumt werden.
Drescher, Hartlieb. Caes.  (
moobd.
,
1456
/
67
):
die ursach der irrung seins hails ward da geoffenbart.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1512
):
ob aber ainer […] ain irrung zuekäm, so ist er nichts phlichtig.
Loesch, Kölner Zunfturk. ;
Adomatis u. a., J. Murer. A
1202
;
Hör, a. a. O.
154, 5
;
Fuchs, Kart. Aggsbach ;
Köbler, Ref. Nürnberg 
321, 6
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Rintelen, B. Walther 
22, 7
;
Rudolf, Peuntner. Sterbek.
148vb, 29
;
Drescher, a. a. O. ;
Mell u. a., Steir. Taid. ;
Bad. Wb.
3, 12
;
Müller, Wortgesch.
1960, 53
.
5.
›Auseinandersetzung zwischen Personen oder Gruppen, Rechtsstreit, Streitigkeit, Unruhe‹;
zu  2.
Syntagmen:
(die / eine) i. aufbringen / beilegen / haben / hinlegen / niederlegen / richten / schlichten / tragen / vereinigen / vertragen
;
jn./etw. in i. hineintreiben / legen, in i. sein / stehen, ane i. innehaben, zu i. kommen; beschwerliche / nachteilige i
.
Wortbildungen:
irrungsache
(a. 1592).

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
, Hs.
1601
):
Es sein auch etliche Irrungem vom Radte […] clagebar uffgebracht.
Kollnig, Weist. Schriesh. 
198, 38
(
rhfrk.
,
1543
):
Damit sollen sie […] aller und jeder obgeschriebenen irrungen puncten und articel […] vereinigt und vertragen sein.
Thiele, Chron. Stolle  (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
dy selben vier sollen […] sich beflissigen, dy irrunge fruntlich by zu legen.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck 
104, 4
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Das hon jch jn eyner jrrung zwischenn edeln vnd vnedeln […] zu recht horn sprechenn.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
sind mein gnedig herren […] geweßner uffrur und anderer irrung halb […] mit ainander gutlich vertragen worden.
Sachs (
Nürnb.
1559
):
Nun sich aber begeben hat | Zwischen euch beiden dise irrung.
Bernoulli, Basler Chron. 6, 
176, 8
(
alem.
,
1553
):
daruss der statt […] gar bald irrung und nachtheil entston moͤchten.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
do mahtent Gregorius und Benedictus nuwe cardinale und mertent das zisma und irrunge von tage zů tage.
Leisi, Thurg. UB 8, 
315, 5
(
halem.
,
1397
):
Was irrung, infal oder ansprach in daran geschaͤch.
Rapp, UB Stuttg.  (
schwäb.
,
1492
):
merent sich ouch irrungen und spene zwuͤschent inen taͤglich.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
und was irrung die dollen zunftmaister […] an das regiment komen seind.
Bastian u. a., Regensb. UB
217, 31
(
oobd.
,
1362
):
Waer auch ob dheinerlay krieg, stoͤzz oder irrung auferstuͤnden zwischen uns oder jemant anders.
Roth, E. v. Wildenberg  (
moobd.
,
v. 1493
):
die irrung hinzůlegen und die warheit zůerforschen můs geschehn bei den alten grebern […] bei Rein.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1568
):
aus welcher […] nachläßigkait si in grosse ausstend und darbei under inen selbst in nachtailige irrungen und zerritlickait kumben.
Boon, St. Prätorius
48, 30
;
Köbler, Ref. Franckenfort 
3, 14
;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck 
149, 21
;
Opel, Spittendorf ;
Gerhardt, Meister v. Prag 
77, 2
;
Merk, Stadtr. Neuenb. ;
Roder, Hugs Vill. Chron. ;
V. Anshelm. Berner Chron. ;
Sappler, H. Kaufringer
8, 99
;
Uhlirz, Qu. Wien 2, 3, ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ;
Rot
320
;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 457
.
Vgl. ferner s. v.  2,  3,  12,  10,  1.
6.
bedeutungsverwandt zu  6.