misglaube,
der
.
1.
›falscher Glaube, Aberglaube; Glaube, der nicht den eigenen religiösen, speziell den eigenen konfessionellen Wahrheiten entspricht, dem folglich die Abführung vom wahren Glauben zugeschrieben wird und der deshalb samt seinen Anhängern zu bekämpfen ist‹;
vgl. [+ Subst.],
1
 123.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): ,  1,  1, ,  2.
Gegensätze:
vgl.
1
 134.
Syntagmen:
misglauben haben / ausschlagen / wiederrufen, auf jn. setzen
;
etw
. (Subj., z. B.
das bokfaren
)
aus m. kommen, etw
. (Subj.)
auf den m. stecken
›den
misglauben
anzeigen‹,
die welt mit misglauben überschütten, jn., das land mit m. verwirren, vom misglauben abstehen
;
der schändliche m
.
Gewisse Beleghäufung für Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Wortbildungen:
misglauben
›etw. leugnen, gegen die Wahrheit nicht glauben‹,
misgläubig
›dem falschen Glauben anhängend; ein Kennzeichen falschen Glaubens bildend‹,
misseglauben
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Superstitio. Mißglaub aberglaub superstition.
Luther, WA (
1538
):
So ist bei uns deutschen auch der misglaube, das wir pflegen zu sagen, wen ein golckrabe auff einem hause sitzet undt schreiet, das es eine prophecei [...] sei mit den raben.
Wunderlich, Fierrabr.
148, 6
(
Simmern
1533
):
darumb wardt von jn allen / aller mißglaub außgeschlagen.
Sachs (
Nürnb.
1531
):
Des teuffels eh und reutterey | Ist nur gespenst und fantasey. | Das bockfaren kumpt auß mißglauben.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
529, 34
(
els.
,
1362
):
Bi diser geschiht was sant Thomas nút, do von missegloͮbte er dis.
Enders, Eberlin (
Basel
1521
):
Buß ist nit mißgleübig, wo ir ein mol lesen die offenlich ewangelische lere mit der goͤttlichen vßlegung apostoli pauli.
Roder, Hugs Vill. Chron. (
önalem.
,
1527
):
da stallt man sy och für geriecht, die widerrüfften, 15 man und 9 frowen, irn misgloben.
Bartsch, Reinfrid (
halem.
, Hs.
14. Jh.
):
ich weiz wol, swer diz eine | umb ein hât misgeloubet, | daz der ist geroubet | der sêle êweclîche.
die satirî ouch offenbâr | tragent füeze sam ein geiz. | [...] | swer daz misseloubet, | des mag ich niht, ez ist alsô.
Kottinger, Ruffs Etter Heini (
ohalem.
,
1538
):
den [waren glouben] wett er gern üch stälen, rouben, | d’sünd, missgloub üch stellen für, | damit [...].
Wyss, Luz. Ostersp.
4964
(
Luzern
1571
):
Ein grosser prophett ist vfferstanden | Allen mißglöubigen Juden zschanden.
Reu, Süddt. Kat.
1, 598, 8
(
Nördlingen
1542
):
Ich sol abgötterey vnd allen mißglauben meiden vnnd allein dem waren, ewigen Got vertrauen.
2.
›Treulosigkeit, Unzuverlässigkeit, Falschheit, Verschlagenheit, Hinterhältigkeit‹.
Gegensätze:
1
 9.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
3, 145, 13
(
preuß.
,
1450
):
wir hoffen nicht, das ir sulchen misgelouben uff uns setczet, das [...].
Wackernell, Adt. Passionssp. H. III,
1824
(
tir.
,
1514
):
Dem edlman gib ich [diabolus] ain grossen misgelauben: | Auf der stras lern ich sy rauben.
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .