misverstand,
der
;
-s/-Ø
+ Uml.
1.
›unterschiedliches Verständnis (eines Textes oder textlicher Bezugssachverhalte)‹; daraus resultierende Beurteilung der gegensätzlichen Meinung als ›Miß-, Fehlverständnis, falsche Auslegung, Interpretation des Textes oder des textlichen Bezugssachverhaltes, insbesondere der Sinnwelt ,Religion‘‹; zu [+ Subst.].
Phraseme:
aus misverstand
›aus Versehen‹.
Bedeutungsverwandte:
.
Syntagmen:
etw
. (Subj.)
einer meinung m. bringen, j. einen m. über etw. haben, zu jm. stellen
›jm. zur weiteren Behandlung übergeben‹;
m
. (Subj.)
entstehen / erwachsen
;
etw. durch einen m. nicht volziehen, die warheit in m. ziehen, das evangelium in m. kommen, über einen m. erkennen, entscheid anzeigen
;
der m. der prediger
(gen. subjectivus) /
worte
(gen. objectivus);
der grosse m
.;
der richter des misverstandes
.

Belegblock:

Luther, WA (
1529
):
Aus diesem ungeschicke und Mißverstande ists anfenglich komen, das die Heiden die Sonne angebetet.
Stambaugh, Milichius. Zaubert.
7, 10
(
Frankf./M.
1563
):
welche vorhin ubir etliche ding einen mißverstandt / unnd ungewisse meynung gehabt.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
darmit nit etwan durch eine͂ mißverstandt der wort / jr Letster wil nit volzogen [...] werde.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
also kam das hailig ewangelium und gottes wort in ain grossen [...] missverstand.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1613
):
Weh allen den die allerhand, | Nur Lehr vnd Fabeln dichten, | Die Warheit ziehn in mißverstandt.
Ebd. (
Köln
1582
):
Doch sollen schir die fuͤsse mein, | Aus misuerstand verglitten sein.
Andreae. Ber. Nachtmal
107v, 14
([
Augsb.
]
1557
):
wo diser wort aigenschafft nicht wol erklaͤrt werden / so bringt es vil mißuerstandt.
Meisen u. a., J. Eck
37, 12
(
Ingolst.
1526
):
dieweil ein mißverstandt in der Geschrifft entstanden und erwachsen ist [...], so mag [...] ein yeglicher verstendiger wol abnemen, das etwar muß syn, der uber disen mißverstandt und zwytracht erkenne.
Rot
335
(
Augsb.
1571
):
so man diselb [Parenthesis] schon hinweck thuͦt oder außlest / bringt es doch der meynung keinen mißverstandt.
Merk, Stadtr. Neuenb. ;
Schorer, Sprachposaun
43, 15
;
54, 4
;
ders., Sprach-Verd.
24, 16
;
2.
›Zwietracht, Mißhelligkeit, Zerwürfnis, Streit, Uneinigkeit hinsichtlich einer sozialen, wirtschaftlichen, politischen, religiösen Frage‹, mit Tendenz zu ›Anfeindung, Bekämpfung (des Andersdenkenden)‹; zu [+ Subst.].
Wobd. / oobd.
Gegensätze:
 4.
Syntagmen:
den m. abtun
;
m
. (Subj.)
einreissen / entstehen / sich zutragen, in der stat, bei den bürgern, unter den predikanten sein
;
in m. mit jm. sein
;
m. der gewerben, zwischen jm. und jm., der stat und der gemeine
;
der eingeschlichene / grosse m
.;
die ursache zum m
.

Belegblock:

Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Vneinigkeit. Zwispalt Span [...] Zwayung Widerstreit Jrrung [...] Mißverstandt.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1642
):
Endlich sollen alle in diesen kriegszeiten eingeschlichene müßverständ zwischen der stadt Neuburg und der gemein zu Mühlheimb hier mit abgetan [...] sein.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
Der eine sagt, er wäre in streit vnd mißverstand mit dem Leidigen.
Meisen u. a., J. Eck
31, 18
(
Ingolst.
1526
):
wie das in ir statt etwas zwyspaͤltigkeit und mißverstandt syge under iren predicanten.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1523
):
allß dann guͦtte zyt dahar irrung vnnd misßverstannd ist gewaͤsenn von wegenn der handtwerck.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
Als aber [...] bei den burgern daselbst allerlai spaltung und misverstand eingerissen.
Ebd. (
1552
):
es solle one das ein jeder [...] mer zum mitleiden bewegt (werden), weder zuͤ dem wenigsten mißverstandt ursach haben.
Mell u. a., Steir. Taid. ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Vorarlb. Wb.
2, 424
.
Vgl. ferner s. v.  2.