1
leiden,
V., unr. abl.;
zu
mhd.
lîden
›gehen; leiden‹
(), von
2
leiden
wegen der semantischen Anlehnung an
erleiden, leid
getrennt (
Kluge/S.
2002, 568
).
1.
›etw. (zumeist Negatives) passiv erleben; etw. (das jn. / etw. überkommt oder das jm. von einem Täter zugefügt wird, z. B. Not, psychischer wie physischer Schmerz, Hunger, Schaden, eine Beleidigung, auch religiöse Anfechtung) in der Regel ohne Möglichkeit der Einflußnahme ertragen, erdulden, hinnehmen; etw. (Leid, Not, Schmerz) empfinden, fühlen (mit der Betonung auf dem erlittenen Schmerz, der erlittenen Not)‹; in religiösen Kontexten speziell: ›(Gottes Strafe) erleiden‹;
in Bezug auf die religiöse Anfechtung offen zu 2; vgl. (
das
1.
Phraseme:
den tod leiden
›sterben (vom Menschen, auch vom Mensch gewordenen Christus gesagt; häufig als Strafe für getanes Unrecht)‹;
verzug leiden
›Aufschub, Wartezeit ertragen‹;
manchen schlag leiden
›Unrecht erdulden, einstecken‹.
Bedeutungsverwandte:
 9, .
Syntagmen:
etw.
(z. B.
abbruch / abgang / anfechtung / angst / anstos / arbeit / armut / betrübnis / blutflus / durst / gewalt / herzeleid / hunger / kummer / mangel / not / pein / schaden / scham / ungemach, schmerzen
)
l., etw.
(z. B.
das gericht
)
nicht l. können, etw.
(z. B.
not
)
um etw. leiden, jn. um sich leiden; von wegen etw. l., nach jm. etw.
(z. B.
pein
)
l.; viel l.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Als wir von menschlicher brode | Muzen liden zwene tode.
Luther, WA (
1529
):
Wiewol ich fur dir ein armer sunder bin, der dein gericht nicht leyden kan
(im Sinne von: ›nicht bestehen können‹).
Ebd. (
1545
):
So koͤnnen gute werck nicht viel leiden, denn sie wollen vnueracht, sondern geehret sein.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
sô sie sehent guote liute smerzen lîden und ungemach.
Dat nuwe Boych (
rib.
,
1396
):
da van die Stat vil schriuens vnd klagens vnd andere erbere lude vurss. grosen schaden geleden haint.
Beckers, Bauernpr.
51, 13
(
Köln
1515
/
18
):
die schaiff lijden noit.
Rosenthal. Bedencken
39, 7
(
Köln
1653
):
Was Weltliche Obrigkeit nit nur von wegen boͤser Sitten / sondern auch newer Lehren hab leiden muͤssen.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
762
(
mrhein.
,
um 1335
):
merkent, wie groz herzeleit | maria, [...] leit.
Ebd.
828
:
Dar vmme er liden sal den dot.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
So dorffestu nit schame lyden | Obe du ußslugest die wappen zu dragen.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
131, 11
(
rhfrk.
,
um 1435
):
jch wil uch gnüg hererbeyden / das ir keynen mangel dorffent liden.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
20, 12
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Was alle leut leiden müßen, das sol einer nicht widersprechen.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
In fele dorffern hatten dy borner keyn wasser, dy leden grosse noyd.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
Zwier hande wis machtu [...] unsers herren gotes lichnam enphahen [...]. einen den er zuͦch von der ewigen magt sente Marien [...] und der muͦste den bittern tot liden an dem vronem cruce.
bit got daz du [...] genedecliche liden muͦzes den tot der naturen, und daz daz an uns allen muzze geschen.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
27, 30
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
welche provincie den schadin hot geledin, der schonit her.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
191v, 48
(
Leipzig
1588
):
Rechte Liebe vnd Freundschafft / kan nicht verzug leiden.
Stackmann u. a., Frauenlob
1, 16, 6
(Hs. ˹
schles.
14. Jh.
˺):
er kint und ich muter. | er tet, ich leit.
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
22
(
schles. inseldt.
,
1452
):
vnd hot gelobit, das Hannus Andris keyn not dor vm zal leydin.
Henschel u. a., Heidin
806
(
nobd.
,
um 1300
):
Nach dir lide ich groze pin | Mit vil grozer qvale.
Fastnachtsp. (
15. Jh.
):
O hetten mir der frawen mer | Manch man lydt nit so groß beschwer.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Den jammer het ich erfahrn nie. | Den muß ich nun mein lebtag leiden.
Balt keil du mir das Holtz zu scheiten, | Wiltu anderst die streich nit leiden!
Holtzmann, Gr. Wolfdietrich (Hs.
A. 15. Jh.
):
daz er daruf sesze alleine und die naht lit. | [...] er büste sine sunde damit.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
so muͤstu als unmessig vegfúr liden, und solt gebachen und gebraten werden licht bis an den jungsten tag.
Bobertag, Schwänke (
Straßb.
1522
):
sie lidt den zehenden teil nit von irem eeman, das sie von dem buͦben leit.
Wickram
4, 5, 27
(
Straßb.
1556
):
wie ein hart und beschwerlich ding es ist [...] so einer einen zenckischen / ungetrewen nachbaurn umb sich leiden muͤss.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
14, 2
(
Zürich
1521
):
so es von jm selbs mee schaden vnd übels hat / dañ mã lyden moͤg.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ein verlurst Leyden [...]. Einen schiffbruch Leyden. [...] Hunger vnnd durst Leyden.
Verroͤuwen / Für leyden vnd dulden.
Niewöhner, Teichner
509, 95
(
oschwäb.
,
1368
):
der die andern haut gewiset | der muͦzz liden mængen sclag.
Sappler, H. Kaufringer
5, 224
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
er wond, si litte grosse swär | an iren bösen zänen.
Ebd.
26, 171
(Hs.
1472
):
Die leidenden menschen sind gehaissen | [...] die verworfen gar.
Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
sy [boͤmlin] werden von kelte oder hitzs arbait liden.
Bauer, Geiler. Pred.
81, 11
(
Augsb.
1508
):
Erman sy der grossen anfechtungen, die sy auff disem ertrich geliten haben.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1544
/
5
):
daß der parchat am zeug [...], mangel leiden werd.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
24, 135
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
darumb so muest du [Judas] leiden | hellische pein.
Klein, Oswald
18, 64
(
oobd.
,
1416
):
hat mein leib mit leid vortreib vil mangen strauss | gelitten.
Ebd.
55, 28
(
1422
):
dein ungemach | leidst du von der, die an dir brach.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Der [chaiser] led den panne acht mëned und püsset offenleich.
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
195, 226
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Wann es vil löbleicher ist, vil anweig leyden vnd daryn v̈berbinden, dann mit frid vor aller anweig peleiben.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
babst Formosus, der gros unbird led von den Römern.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1593
):
solte er auf anzaigen in der herrschaft straff gefahlen und den schaden den leidenten zu ergenzen schuldig sein.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
80
(
mslow. inseldt.
,
1537
):
damit gemaine Stat an dem Wasser khain abgang laide.
Beckers, Bauernpr.
51, 24
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Jahr, H. v. Mügeln
119, 1306
;
123, 1634
;
132, 2283
;
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
17, 19
;
27, 28
;
81, 17
;
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mk. ;
Lemmer, Schernb. Frau Jutte
810
;
957
;
1229
;
Mathesius, Passionale ;
Bell, G. Hager
196, 1, 27
;
395, 2, 5
;
Reichmann, Dietrich. Schrr.
132, 9
;
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 190, 19
;
Bächtold, N. Manuel. Todt.
16, 73
;
Sappler, a. a. O.
8, 35
;
Eschenloher. Medicus ;
Primisser, Suchenwirt ;
Klein, a. a. O.
42, 100
;
43, 30
;
79, 8
;
Rudolf, Peuntner. Sterbek.
149, 31
;
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
1296
;
Wackernell, Adt. Passionssp. St. I,
16
.
2.
›etw. aus eigener Bereitschaft, mit eigener Zustimmung und aus freiem, eigenem Willen erdulden; etw. ohne zu klagen auf sich nehmen, etw. (z. B. ein Leid) akzeptieren, annehmen, etw. über sich ergehen lassen (aus Einsicht bzw. ohne Widerstand oder Auflehnung gegenüber dem erlittenen Schaden oder dem Schädiger, mit starkem Aspekt einer sich darin äußernden Demut)‹; speziell dazu: ›das Kreuz, das Martyrium auf sich nehmen, sich für jn. opfern, die Sünde der Welt auf sich nehmen und sühnen (von Christus und der Passion)‹; ›den Leidensweg Christi nachgehen, die Passion in der Nachfolge Christi auf sich nehmen (im Sinne der imitatio dei)‹; in einem Teil der Belege nicht sicher von 1 unterscheidbar;
vgl. (
das
12.
Gehäuft Texte religiösen (darunter mystischen) und didaktischen Inhalts.
Phraseme:
den tod leiden
›den Tod in Kauf nehmen (z. B. von Märtyrern gesagt); den Tod als Erlösungstat auf sich nehmen (von Christus als Gottes Sohn gesagt)‹.
Bedeutungsverwandte:
 9,  2,  15, .
Gegensätze:
 13,  2,  3, , .
Syntagmen:
im allgemeinen mit Akk. d. S.; für die Spezialisierungen oft ohne Objekt, bei Verwendung im Inf. oder Partizip ohnehin Aussparung des (logischen) Objektes.
Wortbildungen:
leidenfein
›durch Leiden geadelt‹.

Belegblock:

Lappenberg, Fleming. Ged. (
1635
):
hatte sich auch fast so viele Winter lang als es Jahr gelebet, von Anbegin des Böhmischen Vnwesens müssen leiden vnd genieten ein leidenfeines vnd wunderliebes Dinglein!
Oorschot, Spee/Seifert. Proc.
458, 28
(
Bremen
1647
):
Eß mag mir feind sein wer will / so muß ichs leiden / vnd Gott für jhn bitten.
Pfefferl, Weigel. Ges.
12, 32
(
Hamburg
1646
):
er ist die tauffe selbst, er leidet, stirbet, wirdt begraben, stehet auf, zerstöret deß Teuffels werck.
Luther, WA f. (
1527
):
Das Euangelion sagt von aim Kreutz, das ist zwayerlay. Zuͦm ersten hayst ain kreutz leiden, das mit schmach und schannde zuͦ geet, da ainer vor der gantzen welt muͦß leiden und unrecht haben, als wenn ainer verfolgung leidet umb das Euangelions und gelaubens wilen, welchs ain recht kreutz haist.
Ebd. (
1544
):
Was wollet jr denn [...] auch wegern zu leiden, das jr doch mit ewern suͤnden wol verdienet.
Das der selbich Gottes son [...] fur uns menschen gelieden, gecreuziget, gestorben, begraben.
Ebd. (
1530
):
das wir mussen leiden, auff das wir also Christo gleichfoͤrmig werden.
Ebd. (
1530
/
32
):
ob man allerley musse von jderman leiden und jnn keinem fal sich weren durffe.
Ebd. (
1535
):
ehe sie ein wenig schmach oder nachteil umb des Euangelij willen von der welt leiden, ehe liessen sie das Euangelion und Christum faren.
Ebd. (nach Druck
1547
):
HJe stehets klar, das Christus alles gethan vnd gelidden hat fur vns.
Alberus, Barf. (
Wittenb.
,
1542
):
Als jn [Franziscus] die Kinder auff der Gassen sahen [...] / meineten sie er were toll / vnd wurffen mit dreck vnd steine nach jm / Aber er fragete nichts darnach / vnd leids propter deum.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
134, 2829
(
Magdeb.
1608
):
Wer alls wil fechten / vnd gar nichts leidn / | Hat sein schwert nimmer in der scheidn.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
[Her] leit sîne pîne von minne.
Ebd., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
dar umbe sprichet unser herre [...]: ,sælic sint, di dâ lîdent durch die gerehticheit‘. Er ensprichet niht: ,die geliten hânt‘. Ein solich mensche hazzet geliten-hân, wan geliten-hân enist niht lîden, daz er minnet; ez ist ein vürganc und ein verlust lîdennes durch got, daz er aleine minnet. [...] daz ein solich mensche ouch hazzet noch-lîden-suln, wan daz ouch niht lîden enist. Doch hazzet er minner lîden-suln dan geliten-hân.
Valli, Baldemann
388
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
Alle untat sie ie miten. | Ir martir sie do liten.
Karnein, Salm. u. Morolf
450, 2
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
frauwe, [...] | wie gerne ich das durch dich liden wil.
Knape, Messerschmidt. Bris.
22, 124
(
Frankf./M.
1559
):
das sie jhre armut vnd mangel Gott heim stelle͂ / gedultig vnd williglich / tragen vnd leiden sollen.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
23, 13
(
Frankf./M.
1626
):
Wie er in seinem Fleisch fuͤr vnser Fleisch gelitten.
Mone, Adt. Schausp. (Hs. ˹
omd.
,
1391
˺):
daz her hat geleden den tot, | alles durch dez sunders not.
Jahr, H. v. Mügeln
125, 1783
(
omd.
, Hs.
1463
):
ich lide, was zu liden ist.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
Sêlic sint di durchêchtunge lîden durch di gerechtikeit.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
so saltu gote bewisen wie stark du sis [...] ungemach zu lidene und zu vortragen durch sin libe.
Sermon Thauleri
10ra, 33
(
Leipzig
1498
):
sal ich mich yn einer ware͂ gelasse͂heit vñ vnderthenigkeit demutiglich vnd sie lege͂ vñ dã dasselb gutlich leiden an alles murmeln vñ wider rede͂.
Asmussen, Buch d. 7 Grade
1458
(
nobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
daz er gert | von allem sinem herzen, | ze leiden al die smerzen, | die unser herre durch uns lait.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
189
(
Nürnb.
1517
):
Enteuserung von den gewonlichen zuneigungen ist ein würkung widerwertiger gewonheit, dieselben (zu) leiden, ist ein bues.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1521
):
haben sie jn gemördert, das ich nit weiß, so hat er [Luther] das gelitten umb der christlichen wahrheit willen.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
76, 31
(
Nürnb.
1548
):
Wer da begert das Gottes wil vngehindert / vnd frey geschehe / der setzt seinen willen hindan / vñ lest Got nach seinem gefallen mit jhm vmbgehen / zuͤrnet nicht drum͂ / wirt nit vnwillig / sonder er leidet / vnd schweygt / vnd weyß wol / das es Gottes guter [...] will ist.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Der Juden spott leydtst vngezwungn.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
[grechte Leüt] tragen solches Creutz gedultig, | Freuen sich zu leiden vnschultig.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
wenne zwei súllent eins werden, so muͦs sich daz eine halten lidende und daz ander wúrckende.
Die erste pforte an disen uͤbungen das ist ein tieffe verworffene demuͤtekeit, daz der mensche von ime selber zuͦmole nút enthalte und kúnne sich in lidender wisen gedrucken under Got und alle creaturen.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
27, 17
(
els.
,
1362
):
Sehent wie swerliche ich vúr v́ch gegeischelt vnd geschlagen bin vnde wie vil habe ich gelitten.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
sie leiden alles, sie dulden alles, vnd dannoch hat die Liebe bey ihnen kein Ende.
Steer, Schol. Gnadenl.
5, 10
(
halem.
,
15. Jh.
):
Der gnaͮden art ist, daz si nit itel mag sin, si wil aintweder liden, got beuinden oder aber [...].
Maaler (
Zürich
1561
):
Die narrheit der waͤlt dultigklich Leyden / frey lassen hingon / [...]. Dultig Leyden vnd guͤtigklich auff sich nämen.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
405, 14
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
Daz ist zesagen daz die gerehtmachunge, daz ist zesagen, alse si genomen wirt in einer lidenden wis, so treit si inne die bewegung zuo der gerehtikeit.
Heydn. maister
34r, 21
(
Augsb.
1490
):
Dãn de͂ menschen ein trost ist leiden das er nit verdient hat.
Sappler, H. Kaufringer
16, 518
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
da er [Christus] wolt leiden des todes pein.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 162, 1
ff. ([
Augsb.
]
1548
):
Wa man leydet in des Herren forcht / da ist Reichthumb / Ehr und Leben. [...] Euch ist es gegeben umb Christus willen zu thuͦn / das ir an in nicht allain glaubt / sonder auch umb seinet willen leidet / sunst maynet die gantze welt / sy muͤsse nichts leiden / sonder nach irem hoͤchsten vermügen / sich rechen und weeren.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
23, 22
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
also rueff ich den morgen an | als got die marter laidt.
Klein, Oswald
7, 9
(
oobd.
,
1417
):
Nach deim gebot | gedultiklich ich leiden wil zu eren | der bitter marter, so du laid | gedultiklichen geren | umb unser freud und sälikait.
Ebd.
10, 87
:
e das ain grober tralle | lit ellend, armüt, [...] | er lies ee all sein freund hie sterben.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
61, 23
(
noobd.
,
1347
/
50
):
aintweder got der maister der nature leitt, oder daz gantz werk der werlt entsleuzzet sich und wil vallen.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
67, 68
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
„Aber die lieb“, sam do spricht der zwelfpot, „die ist gedultig vnd gutig, si erhebt sich nicht, si wirt auch nicht geraitzet, sy leit auch allew ding“.
Gierach, Märterb.
18434
(Hs. ˹
moobd.
,
A. 15. Jh.
˺):
da led er grozze arbait | mit vasten, mit wachen, mit gepet.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
65, 23
(
mslow. inseldt.
,
1583
):
Demnach aber, Jr Jungśter Son, Andreas, mit Jr, als śeiner leiblichen Mutter, ubel und guts leidet, vnd Sie mit wach vnd anderen Stadt beśhwer vertritt.
Quint, Eckharts Pred. ;
ders., Eckharts Trakt. ;
Tiemann, a. a. O.
124, 1
;
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
26, 29
;
Thiele, Chron. Stolle ;
Schönbach, a. a. O. ;
Sermon Thauleri
16va, 20
;
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
24a, 18
;
31b, 8
;
34b, 11
;
25
;
Gille u. a., M. Beheim
76, 89
;
Langen, Myst. Leben
183, 2
;
zu Dohna u. a., a. a. O.
82
;
Rupprich, a. a. O. ;
v. Keller, a. a. O. ; ; ;
Lauchert, Merswin ;
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 2286
;
Vetter, a. a. O. ;
Bihlmeyer, Seuse ;
Adrian, Saelden Hort
357
;
1024
;
Plant u. a., Main. Naturl.
229ra, 28
;
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
16, 20
;
Wyss, Luz. Ostersp.
9888
;
9962
;
Morgan u. a., a. a. O.
402, 14
;
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel
541
;
Sappler, a. a. O.
17, 137
;
26, 50
;
Haszler, Kiechels Reisen ;
Bauer, Geiler. Pred.
80, 20
;
92, 12
;
Klein, a. a. O.
111, 35
;
Gierach, a. a. O.
1206
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
4, 33
;
47, 14
;
78, 37
;
ders., Zist.-Pred. Haller
87, 155
;
ders., Imitatio Haller
83, 21
;
Rudolf, Peuntner. Sterbek.
149vb, 11
ff.;
Piirainen, Stadtr. Sillein
36b, 35
;
38l, 27
;
3.
›sich in eine Notwendigkeit fügen, sich in etw. schicken; sich gedulden, warten‹; hier anschließbar: ›sich notwendigerweise mit jm. (für eine gewisse Zeit) vertragen, sich mit jm. arrangieren‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
redet etwas guts mit euch selbs aus Gottes Wort etc. und leidet euch und vertrawet Gotte, der wird ewer Recht wol schaffen.
wie der frume Lot zu Sodom thun und sich leiden muste.
Wird aber ein krieg daraus, So mus ich mich aber mal leiden sampt den meinen und gewarten.
Ebd. (
1532
):
ob du must trawren und leid tragen [...], so leide dich und halte dich des spruchs, das du dirs lassest wol gefallen.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
4487
(
rib.
,
1444
):
Ye doch leyt ich mich doe.
Buch Weinsb. (
rib.
,
um 1560
):
da het min fatter gern erlanget, das sich die scholtheren geleden hetten bis in den arn.
Ebd. (
rib.
,
2. H. 16. Jh.
):
Es ist ein ander, als ich befinde, | Wall hin, ich will mich liden, | Up wankelen bergen ist quaidt riden.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
lit uch ein wenich, ich wil vurgain und mich dairzo bereiden, dat ir kommet in ein goit herberge.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Ein jeder schaͤtzet, schabt vnd schindt, | Und muß der arm sich allzeit leiden.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
1525
):
Ist uns geben der rat von ewer weyshait, mir sollen uns leyden und ain weyl gedulden, die sach dye werd gestillt.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
Wie lang sol ich noch bey euch sein | Und mich leiden mit ewer gmein?
Reichmann, Dietrich. Schrr.
143, 29
(
Nürnb.
1548
):
Was tregt sich denn darnach mit dem gesinde zu? wie müssen eheleut sich mit jn leyden / vnnd sich von jhnen martern lassen?
Thiele, Minner. II,
4, 50
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
lid dich, gedruws hercz, | secz dich incleyn gedult, | du lids on unschuld.
Lauchert, Merswin (
els.
,
1352
/
70
):
[du] mvͦst dich an der einnete also lange liden vnd losen, also dv vor geton hest.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
lident úch ouch senftmuͦtecliche in allen missevelligen wisen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
lo din uzlouffen [...] sin und lit dich und la dich und blip do in dem Egiptenlande.
Wer sich truckete under dise und alle die urteil und verhengnisse Gottes mit demuͤtiger gelossenheit und litte sich in Gottes willen.
Spanier, Murner. Narrenb.
5, 189
(
Straßb.
1512
):
so lydent üch mit gdult, | Jr habt das schinden wol verschult.
Bobertag, Eulensp. (
Straßb.
1515
):
da gedacht er Du solt dich mit disem gerber disen winter leiden.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
Jch hab mich lange zeit gelitten, | Zuͦ widerschelten hoch vermitten.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
ir muͤsen euch ein Yar leiden.
Jörg, Salat. Reformationschr.
50, 6
(
halem.
,
1534
/
5
):
Darum jn gedullt man sich lyden sol / mit beharrung.
Ebd.
489
:
alls sich die allten cristen [...] lyden / vor und nach geben muͦstend.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
daz fröwly schrey im, er sött sich liden.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Die fürsten von Scheirn [...] haben ein weil sich leiden müessen und nur gravenstand gehalten.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
132, 2755
;
Harms u. a., Alberus. Fabeln
37, 13
;
Kurz, Waldis. Esopus ;
Bobertag, Schwänke ;
Spanier, a. a. O.
97, 34
;
Banz, Christus u. d. minn. Seele
497
;
Bachmann u. a., Volksb. ;
Ukena, Zuger Trag.
2348
;
Lemmer, Brant. Narrensch. Vorr.
135
.
Vgl. ferner s. v.  10.
4.
›e. S. zustimmen, etw. zulassen, jn. (z. B. an einem Ort oder in einem Amt) dulden; etw. erlauben, billigen, gutheißen, akzeptieren, etw. geschehen lassen; etw. wünschen, etw. / jn. gerne haben, gerne sehen (auch mit permissiver Komponente)‹; auch: ›etw. in Kauf nehmen‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1,  1,  4, ; vgl.  9, (V.) 1,  1,
2
 1,  9.
Syntagmen:
j.
(z. B.
got, der vater, die mutter, die oberkeit / welt / zeit
)
jn.
(z. B.
den richter, buben, keinen könig
)
/ etw.
(z. B.
buberei, ketzerglauben, laster, scherz, feuer
)
(nicht) l., jn. l. mögen, jn. in etw.
(z. B.
in seinem regiment
)
l., jn. zu etw.
(z. B.
zum richter
)
l., jn. um sich l., l., das [...]
.

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
Ehre oder gut geruͤcht, der Glaube und das Auge, die drey ding können keinen schertz leiden.
darumb wil ich keinen papstesel noch maulesel, [...] zum richter [...] leiden.
Ebd. (
1535
):
omnes Reges kunnen alle buberey leiden und treiben, an das nicht, das man den Christum predige.
so moͤchte sie [sonne] leiden, das alle lose buben nicht ein glentzlin von jr kriegten.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
20, 29
(
Magdeb.
1608
):
Wie dann der weise Plato darumb die Poeten in seinem regiment nit leidet / das sie jre [...] vnzucht vnverschamt beschreiben.
Alberus, Barf. (
Wittenb.
,
1542
):
Hie werden nicht allein aller Heuchler vnd Muͤnch orden verdampt (Welchs wir wol leiden moͤgen).
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Man mac dich aber wol lîden, doch ist ez das beste niht.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
daz got und natûre enlîdet niht, daz lûter bœse oder leit müge gesîn.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
2294
(
rib.
,
1444
):
Dat yrgen yet bleve verborgen | Van onreynicheit an eyncher sijden, | Die nyet da ynne en steit zo lijden.
Wunderlich, Fierrabr.
120, 27
(
Simmern
1533
):
Ich mag lenger nit leiden / das man meinen Mahge also argwilligt.
Froning, Alsf. Passionssp.
755
(
ohess.
,
1501ff.
):
alles das dich betruben magk, | das enlyden ich sicher nummer eyn tagk!
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
144, 1
(
Frankf.
1535
):
aber die venedischen leiden keyn feur.
Stambaugh, Friederich. Saufft.
31, 17
(
Frankf./O.
1557
):
kein Mensch [...] wils leiden / das man sein wort meistere?
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
251a, 20
(
Frankf./M.
1649
):
alß lang sie solche [...] vngeschickte schergen vmb sich leyden werden.
Ebd.
255a, 36
:
[daß] sie [...] nicht leyden koͤnnen / daß man diese Sache der Vernunfft [...] rechtens nach examiniren solle.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Wil der czinsforderer des nicht leiden, so mag her und ist nehir, syn erbe [...] an dem czinsze zcu behalden.
Thür. Chron.
5v, 22
(
Mühlh.
1599
):
Es waren die Roͤmer dazumahl also vermessen / daß sie keinen Koͤnig leiden wolten.
Ebd.
12r, 30
:
sie wolten jhn fuͤr ein Gott anbete͂ / das wolte er nicht leiden.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
Die Gergesener wollen jhn nicht vmb sich leiden / vnnd treiben jhn auch von sich.
Opitz. Poeterey
12, 26
(
Breslau
1624
):
das jhre Poetische gemuͤter vnterweilen etwas sicherer vnd freyer sein / als es eine vnd andere zeit leidet.
Ebd.
20, 22
:
Die Tragedie ist an der maiestet dem Heroischen getichte gemeße / ohne das sie selten leidet / das man geringen standes personen vnd schlechte sachen einfuͦhre.
Kohler u. a., Bamb. Halsger. (
Bamb.
1507
):
das man soͤlche puben nit leiden, Sunder [...] straffen sol.
Dietrich. Summaria
19r, 42
(
Nürnb.
1578
):
Will es Oberkeit / Vatter vnd Mutter nicht leiden / [...] / lassets alles faren.
Ebd.
29r, 18
:
Denn die Welt will es nit leiden
(hier wohl Tendenz zu: ›wahrhaben‹)
/ das man vergebung der suͤnde / vnnd ewigs leben allein durch Christum hoffen / vnd nicht durch eygen werck [haben soll].
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 338, 6
(
Hagenau
1534
):
Kan sie [solche weiber] Gott leiden under dem hymel / so laß sie auch vor deiner thuͤre fürüber geen.
Ebd.
383, 15
:
Eyn frommer man kann nicht wol leiden daß man yhn einen verrätter und boßwicht schilt / vil weniger wirt Gott leiden / daß er solt eyn schender sein.
UB Zug
440, 3
(
halem.
,
1407
):
wer deß guͦtes hett in dem hoff ze Egre [...], der [...] sol an den gerichten lÿden, was gericht und urtel git.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
Ruolland wot im die füeß kuͦssen nach heidischem sytten, aber Korador wot es nuͦt lyden.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
7r, 23
(
Zürich
1521
):
das es nit zü lyden sy / das ein Christ mit dem andren vneins sy.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
303
(
Genf
1636
):
leiden / Gestatten / Zulassen / Permettre.
Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
die fúchti die dar under ist, litt nit das es sich anklaib.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
v. 1536
):
dann wie ir [widertäuffer] leer were, also auch wer ir leben, und ain rat solt sie nit leiden.
Ebd. (
1523
/
7
):
Von ainem guͦtten prediger [...], den wolten die pfaffen nicht leiden.
Ebd. (zu
1552
):
so mögen wir auch leiden, daß er den beruembten abschied fürlege.
Ebd. Anm. 3 (zu
1560
):
möcht laiden, man fragte den herrn marschalck [darumb].
Ebd. Anm. 3 (
1555
/
61
):
dieweil die Venediger in disem langen kriege vast wol leiden mochten, daß die kauffleut ire wahren bei inen suchten.
Andreae. Ber. Nachtmal
63v, 18
([
Augsb.
]
1557
):
Weyl er dann im͂ Hym͂el ist / so leyde die aigenschafft ains [...] natürlichen Leibs nicht / das er zumal mehr dann an ainem orth sey.
Meisen u. a., J. Eck
39, 21
(
Ingolst.
1526
):
so soltend sy selbs richter erkiessen, doch die er, D. Eck, ouch liden moͤcht.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1340
):
daz der vich aines schaden taet den laeuten, den si nicht leiden wolten noch moͤchten, die moͤchtens im wol mit fronboten verpieten.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
65
(
mslow. inseldt.
,
1537
):
Bemelte zwen werden ein guet auffmerken haben was die zeÿt laiden mag was nit.
Peil, a. a. O.
198, 47733
;
538, 1001
;
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. ;
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
15, 39
;
Küther, a. a. O.
398, 9
;
Franck, Decl.
332, 12
;
v. Keller, Ayrer. Dramen ; ;
Trunz, a. a. O.
1, 340, 12
;
Roloff, Brant. Tsp.
1979
;
Sappler, H. Kaufringer
6, 65
;
Bastian, Runtingerb.
2, 252, 16
;
Meisen u. a., a. a. O.
58, 13
;
Fuchs, Kart. Aggsbach ;
Vorarlb. Wb.
2, 260
.
Vgl. ferner s. v.  1,
2
 8,  1,
1
 1,  2,  4,  4.
5.
›etw. aushalten können, vertragen können (ohne daß man größeren Schaden dabei nimmt)‹.
Wortbildungen:
leidbarlich
,
leidenhaft
3 (a. 1530), jeweils ›erträglich‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1530
/
32
):
die [Alten veter] haben den gantzen tag uber nicht gessen noch truncken, [...] und dem leib alles abbrochen, soviel die natur hat moͤgen leiden.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
537, 974
(
Magdeb.
1608
):
[Das Pferdt] Wolt den Zaum im Maul gar zerbeissen / | [...] | Oder den Reuter abher setzen / | Nicht mehr leiden das Dorne fetzen.
Franz u. a., Qu. hess. Ref. Bd. 2 oder 3?
3, 60, 43
(
hess.
,
1548
):
Etliche von inen [...] erpieten sich zu den ceremonien und was lidbarlich ist, in dasselbige zu begeben.
Hajek, Guͦte spise
14
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
Der guͦten mete machen wil, der werme reinen brunnen, daz er die hant dor inne liden kuͤnne.
Keil, Peter v. Ulm
214
(
nobd.
,
1453
/
4
):
Wem der maß-darm außget, Der nem apon [...] vnd leg es denn auff ein tuch vnd setz in mit dem hindern dor auf, so er aller haissest leiden müg.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Du wirst mirs schir zu gar vil machen, | Das ich es nimmer leiden kan.
Daß ich solt halten die Keuschheit, | Die mein Natur nicht dult noch leit?
Morrall, Mandev. Reiseb.
145, 23
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
das es hertes volck ist, und múgend gar wol liden bas den ander volck.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
v. 1536
):
darnach ist ain solicher groser, böser gstanck gangen, daß in kain mensch nit hat künden leiden.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
iedoch leidet daz leben, daz man den arm absneidet mit den mäuslein.
ain iegleich tier, daz ainen praiten kurzen zagel hât, leit mêr den winter, wan daz ainen langen zagel hât.
Vgl. ferner s. v.  1.
6.
›jm. etw. bezahlen, entrichten, verpflichtet / schuldig sein, einen Dienst zu leisten; gemeinsam mit anderen eine Verpflichtung (Dienst oder Abgabe) tragen‹; am ehesten hier anschließbar: ›jn. etw. kosten‹.
Rechts- und Wirtschaftstexte.

Belegblock:

Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1537
):
von wegen der, so alhie nichts bauen, auch mit der gemein nichts leiden wollen.
Mon. Boica, NF.
2, 1, 84, 26
(
nobd.
,
1464
):
Es sint noch zwuͤe muͤl [...], die sint der herschaft und leyden mit der stat als ein ander buͤrger.
UB Zug
513, 21
(
halem.
,
1413
):
der soͤlle alles das liden, das ein gotzhus man liden sol darnach, als vil er der guͤter het.
Ebd.
820, 20
(
1437
):
das die (jetzgenant) guͤtter und hoffstett zuͦ innen in ir gemeind dienen, stúren, brúchen, reisen, [...] wacht geben suͤllent und in allen andern sachen (ton und liden nach mar)chzal als ander lút.
Schib, H. Stockar
142, 7
(
halem.
,
1520
/
9
):
kuff ich den heren zu Uberlingen 200 schyben abe und ain schiben um 18 batz, und litt mich ain schyben ain 20 batzen mit alen unkosten.
Bastian, Runtingerb.
2, 124, 16
(
oobd.
,
1400
):
er hat ain roz daran, chost 12 sxa. g.; waz daran verloren wird, dez leid ich meinen tail.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1499
):
das mal schullen si mit einander zalln und in die zerung leidn.
Ebd. (
1330
):
Ez schullen auch die selben holden leiden mit der gemæn allez daz seu anget, ez sei steuͦr oder wie daz genant ist.
Ebd. (
15.
/
16. Jh.
):
da meldet die erber gemain und sprechent das die selbigen hoff mit ir zugehörung haben mit aller stewr in die gemain geliten, als dann von alter herkomen ist.
Hör, Urk. St. Veit
83, 18
(
moobd.
,
1362
):
wann prestt in dem land ist, so sol er in den sechczkg pfenning auch mit dem conuent leiden.
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
235, 17
(
smähr. inseldt.
,
1414
):
so sind do zwen frey hoff auf dem aygen vnd nicht mer, dieselben sollen leyden mit der gemain in weg vnd steg.
Mon. Boica, NF.
2, 1, 118, 8
;
UB Zug
750, 10, 3
.
7.
›aufgrund einer vorangegangenen Straftat bestraft werden, etw. büßen, eine Strafe bezahlen, eine Buße auf sich nehmen‹; als rechtssprachliche Spezialisierung anschließbar an 1 und von diesem nicht immer eindeutig trennbar.
Phraseme:
das recht leiden
›rechtlich verfolgt werden, bestraft werden‹.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
SWer eynen man vm vngerichte vz borghet vnde en bringhet ine nicht vore, her muͦtz allez daz liden, daz iener liden solde.
So her ine vore bringen solde, her sal alle de buͦze liden, de iene solde geleden haben, ob de scuͦlt ob in irzuͦget ist oder noch irzuͦget wert.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
Die aber anders dut, die muz der regel buzze liden.
sie muzzen ir busze dar umme dulden. Geliche buzze sollen sie lyden, wylge irgen gedar gan uzzer dem clostere.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
was nu der man umb das bekentnisze sal lyden von rechtis wegen.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
Kan aber N. der notwere [...] nicht gezeugen, so sal er umb die kampferwunden leiden, was recht ist.
Der cleger ist keiner pen noch puß darumb pflichtig zu leiden, das er die eide genomen hat.
Kohler u. a., Bamb. Halsger. (
Bamb.
1507
):
[soͤlten darumb] alles nach erkantnuss vnser Hoffrete, straff vnd abtrag leyden.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
A. 14. Jh.
):
swenne der schuldig dar nach in die stat kemi vnd er da wurdi begriffen, so sol er die selben schulde liden, alz er des ersten tages wer sin gefangen.
UB Zug
516, 3, 4
(
halem.
,
1413
):
Wele ǒch das recht liden sol umb erb und lehen, dem sol man fúrgebietten.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
19
(
mslow. inseldt.
,
1492
):
den ist er ÿn mit recht schuldig obczutrag(e)nn vnd ein straff daru(m)b czu laÿd(e)nn.
Ebd.
23
:
der sol vmb denn frefell laid(e)nn noch inhalt der Stadt gerechtikeith.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
25, 18
(
mslow. inseldt.
,
1501
):
Ob śie weiter erfunden wird in śolcher bośen śochen, śo śol śie laiden dz Recht.
8.
›sich zueinanderfügen, passend sein, zueinander passen, zusammen gehen, zusammen passen, miteinander vereinbar sein, logisch verbindbar sein; sich schicken, ziemlich sein‹; anschließbar an 3 und 4.

Belegblock:

Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe (
Wolfenb.
1593
):
Das wil sich jetzunder nicht leiden, das jhr jhn lang besehet, Sonsten köndte es die gelegenheit wol geben.
Luther, WA (
1532
):
Solchs leret auch die vernunfft selbs, das es sich nicht leidet zweyen ungleichen herrn zugleich dienen.
Ebd. (
1535
):
wir wollen uns gern mit Paulo leiden
(›sich an jn. halten‹)
, qui ordine dicit, ut non vol sauffen.
Ebd. (
1540
):
Sonst leidet sichs nicht in ulla sprach Jungfraw sein und schwanger sein.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
45
(
Nürnb.
1517
):
die lieb, die sich bei der mussikeit nit leidet.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
70, 1
(
Nürnb.
1548
):
Wiewol solcher zorn / beym Gebett sich auch nicht leyden will.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 86, 22
(
Hagenau
1534
):
Denn es leidet sich nicht bey eynander / frum und schalck sein.
Boon, St. Prätorius
76, 34
.
9.
›sich schmerzlich nach etw. sehnen‹.

Belegblock:

Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Mein hertz vnd mein synn | Die leiden nach ander mynn.