kunst,
die
;
–/-e
+ Uml.
1.
›angeborene oder als Folge eines Lernprozesses erworbene Fähigkeit (eine Tätigkeit auszuüben, ein Handwerk zu betreiben), Geschicklichkeit, Fertigkeit‹.
Phraseme:
keine kunst sein
›einfach sein‹;
ane der kunst sein
›unfähig sein‹.
Bedeutungsverwandte:
 2,  13,  3, (
das
2,  2,  24,  1, , .
Syntagmen:
eine k. anwenden / brauchen / erdichten / erfaren / (er)lernen / erzeigen / finden / haben / können / sparen / üben / wissen, js. k. abstelen / loben / verlachen, jm. die / eine k. ableren / anbringen / nemen
;
sich einer kunst annemen / behelfen / ernären / hergeben / rümen / vermessen
;
der k. gemäß sein
;
an k. mangeln, etw. durch k. erlangen / zurichten, durch k. zu etw. kommen, jn. in k. leren, mit k. etw. absetzen / ausschneiden / erschrecken / machen / verderben / volbringen, den hund zu einer k. abrichten / gewönen
;
k. des artisten / harfers / meisters, k. der erkentnis / kirche, k. des ausstechens / kochens / lesens / malens / redens, k. der huren
;
die k. zur narung
;
die k. etw.
[z. B.
schön
]
zu sein
;
werk der k.
;
ansehenliche / bewerte / edle / geringe / grosse / kleine / künstereiche / meisterliche / menschliche / rechte / sonderliche / trefliche / (un)nütze k.
;
arm / reich an k.
Wortbildungen:
kunstdiener
(a. 1508).

Belegblock:

Goedeke, P. Gengenb. (o. O.
1516
):
O Venus mit diner brunst, | Du hast mir gnummen all mein kunst | Das ich hie gang recht wie ein thor.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Wenn man die Leut vmb Gelt vnnd Nahrung wil vberreden / da gehoͤrt treffliche Kunst darzu.
v. Ingen, Zesen Rosenw.
83, 28
(
Hamburg
1646
):
Welches Frauenzimmer ist aber so einfaͤltig / daß es die kunst schoͤhne zu sein und zu gefallen [...] nicht straks von kindesbeinen an erlernet habe?
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb. X,
4
(
Frankf./M.
1568
):
Auß hochdringender not muß man auch allerley nutzbarliche Handwerck / Kuͤnst vnd Gewerb haben.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1602
):
dann zu paris etliche leut funden werden, welche große und kleine hündlein auffziehen, zu allen künsten und wäidwerck gewehnen und abrichten.
Perez, Dietzin
1, 129, 26
(
Frankf.
1626
):
welche solche Kuͤnst die Dauben dick vnd groß zu machen recht gelernet / die haben die Eigenschafft der Koͤnige.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
590
(
pfälz.
,
1436
):
wie wol die kunst, die hant vnd der grieffe des harpfers den hale durch die seiten zubringet.
Thür. Chron.
12r, 15
(
Mühlh.
1599
):
zeiget jhm an / daß er ein Kunst erfahren hette Glasse zumachen / die nicht zerbrechen.
Luther, WA (
1529
):
Und wil itzt niemand kinder anders ziehen denn auff witze und kunst zur narung
(›Klugheit und Fertigkeit zum Erwerb des Lebensunterhalts‹).
Ebd. (
1535
):
die zween bendel, das er, der bischof, sol die kunst des alten und newen Testaments fladdern lassen unter die leute
(›die Fähigkeit des Auslegens der Schrift‹).
Anderson u. a., Flugschrr.
8, 4, 10
([
Nürnb.
]
1524
):
wañ man die kindt in gutten burgerlichen sitten / oder zuchten vnd kuͤnsten [...] leret vñ vnterweyset.
Ebd.
23, 6, 8
([
Augsb.
]
1525
):
sy seynd nit die rechten gewest / ob es gleych an jrem guͦten wille͂ / auch kunst / wenig gemangelt hat.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
1613
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
Wenn der ain găb gern von aim herren wil han, | So erzaiget er alle sin kunst | Das er erwerbe des herren gunst.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Sy loptten do, als man noch saitt, | Sin kunst und geturstekaitt.
Österley, Steinhöwels Äsop (
Ulm
1474
/
82
):
Welcher sich künsten anniempt, die er nit gelernet hat, der gibt ain böses end.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
1657
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Auch mag ain junger seines maister chunst czu ainem mal nicht alle geuessen.
Jostes, Eckhart
71, 13
;
Knape, Messerschmidt. Bris.
43, 24
;
Österley, a. a. O. ;
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
151, 34
;
Sermon Thauleri 3 vb,
18
;
Reichmann, Dietrich. Schrr.
174, 23
;
Morrall, Mandev. Reiseb.
158, 23
;
Schlosser, H. v. Sachsenh.
1159
;
Alberus
s iiijr
;
Vgl. ferner s. v.  2,  1,  34,  8, (
die
12,  2,  2,  3, ,  2, (V.) 7.
2.
›Kunstgriff, Kniff‹; Metonymie zu 1; meist abwertend.
Bedeutungsverwandte:
 1,  3,  34,  2, , .
Syntagmen:
k. erdenken
;
mit k. etw. verderben
;
arglistige / falsche / sonderliche / unziemliche k.
Wortbildungen:
kunststreich
.

Belegblock:

Anderson u. a., Flugschrr.
1, 13, 4
(
Leipzig
1520
):
die Loica (Welche ich ane rum tzu schreiben villeicht so baldt im als er mich lernenn / so es eim tzu den kunst streychen kom͂en mocht).
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
auß vrsachen sie [Poeten] so viel List vnd räncke, so viel Kunst vnd schelmenstücklein erdacht.
Österley, Steinhöwels Äsop (
Ulm
1474
/
82
):
Offt verdirbt ainer mit vil künsten, so der ander belybt mit ainer.
Kohler, Ickelsamer. Gram. (wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
Es seind auch zeyten solliche verwandlung [...] der woͤrter [...] nit one sonderliche kunst vn subtiligkait also geschehe.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Sich muezzen schælche smiegen | Vor dem turnay uͤberlaut, | Sam valschew chunst tŭt vor der hant.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1494
):
die mit arglistigen kunsten solh insigill von dem wachs [...] abgezogen.
3.
›Wissen, Kenntnis, Kunde, Einsicht‹; in Texten religiösen und didaktischen Inhalts speziell: ›Erkenntnis (von Gott)‹; auch ›Gelehrsamkeit, Fachkenntnis‹.
Phraseme:
kunst ist leicht zu tragen
›Wissen ist keinem eine Last‹;
kunst und schrift
›Wissenschaft und Literatur‹;
kunst und tugend / weisheit
.
Syntagmen:
k. aufrichten / ausziehen / begreifen / beweisen / bezeugen / empfangen / erwerben / heben / künden / leren / nemen / spreiten / verachten / zerbrechen, jm. k. verleihen, k. von jm. nemen
;
k.
(Subj.)
aufnemen / wachsen, jn. unterweisen, jm. mangeln
;
der kunst achten / teilhaftig sein, der k. inbrunst werden
;
den künsten nachforschen
;
durch k. etw. erlangen, jn. mit k. erfüllen / nären / überwinden, mit k. umgehen, jn. zur k. ziehen
;
k. gottes, der götlichkeit / natur / welt, des bösen / guten / heils / herzens, der gelerten / seligen
;
aufhenkung / fülle / fundament / geist / mangel / schlüssel der kunst
;
eingegossene / erleuchtende / geistliche / gewisse / götliche / gute / heilige / höchste / menschliche / rechte / verlorene / weltliche k.
Wortbildungen:
kunstbaum
,
kunstbegierig
,
kunstbuch
1 ›Zauberbuch‹,
kunstbuler
›Goldmacher‹,
kunstgeitig
(1. H. 16. Jh.),
kunsthold
›Philosoph‹ (1. H. 16. Jh.),
kunstleute
(a. 1571),
kunstliebend
,
kunstmässig
,
kunstquelle
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
nieman enmac von gote genemen kunst, wîsheit und vröude, er ensi denne ein guot mensche.
Perez, Dietzin
1, 322, 4
(
Frankf.
1626
):
Ich hab mir [...] vorgenommen mich des weins zuenthalten / damit ich den guten Kuͤnsten vnd Tugenden desto besser moͤge nachforschen.
Pfefferl, Weigel. Gn. S. 
54, 29
(
um 1571
, Hs.
1615
):
Der Geist vom gestiern ist der ander halb Theil deß Sterblichen Menschens, vnd ist seine kunst, verstandt, witz, Klueghait auf diß todtlich löben.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
192, 4528
(
Magdeb.
1608
):
ES lehret auch der alte Luller | Ein wunder heimlicher Kunstbuler | Das man in Saltz geleuttert fein | [...] rein Goldblechlein begrabe.
Ries, Rechenb.
A 2r, 7
(
Erfurt
1522
):
Als wher reche͂ ein fundament vñ grunt aller kunst.
Luther, WA (
1529
):
wenn man nicht kinder zeucht zur lere und kunst, sonder eitel freslinge und sewferckel.
wir wolten [...] so leben lernen, das wir mit den leuten ynn der welt nicht umbgehen musten, bey welchen kunst und schrifft ym brauch und ehren ist.
Es ist wol war, kunst ist leicht zu tragen [...] und harnissch schweer zu tragen.
wenn er [Teuffel] einen heiligen man nicht kan mit kunst, schrifft odder gewalt uberwinden, so macht er jn [...] muͤde.
M. Cunitia. Ur. Prop. Titel, (
Öls
1650
):
Den Kunstliebenden Deutscher Nation zu gutt herfuͤrgegeben.
Dieses seind die gebraͤuchlichsten woͤrter / welche ihm der Kunst⸗begierige [...] gemein machen mag.
Stambaugh, Friederich. Saufft.
31, 12
(
Frankf./O.
1557
):
alte erfarne Leute [...] wollen eben ire grosse Kunst und klugheit damit beweisen.
Asmussen, Buch d. 7 Grade
787
(
nobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
Wan si der hailigen kunst | was worden so in brunst, | daz man in dez muste dunken | sie / wer von weine trunken.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
5, 5
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
die erkentnuße sein selbs ist die pest künst.
Warnock, Pred. Paulis
5, 54
(
önalem.
,
1490
/
4
):
Die alle obrost kunst und wyshait ist, das der mensch lere sich selb erkennen.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
Dirre was eines brotbecken sun und wart appet [...] von sinre kunste wegen.
Heidegger. Mythoscopia
13, 29
(
Zürich
1698
):
Die Kunst⸗Quelle aller Witz / Artigkeit und Galanterie sol in den Romanzischen Albertaͤten stecken.
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel,
341
(
schwäb.
,
1455
):
Maria [...] | Verlich mir kunst und wycz, | Das ich den stuol besitz | Mitt klueger meisterschefft.
Kohler, Ickelsamer. Gram. (wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
sampt ainer guten teütschen Syntaxi [...] das ist, gantzer versamelter vnd rechter kunstmaͤssiger teütscher rede.
ain solliche subtile kunst sey die Buͤchstaben recht nennen, das nitt allein den kinder verstand, sondern die aller hoͤchsten kunst vn weißhait der aller gelertisten geben moͤge.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Sein sonsfraw [...] hat ine [gaist] nach absterben des alten herren abwegs gethon sampt den gottlosen kunstbüchern.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Abrahams baum / Kunstbaum / baum der Keuschheit.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
dar umb ist kain tier gelernich mit rehter kunst als der mensch ist.
Steer, K. v. Megenberg. Sel
376
(Hs. ˹
moobd.
,
1411
˺):
anima ist der menschen sel, als vil sy tailhaͤftig ist kunst vnd tugent vnd lebens.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
27, 4
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Wen mein gnad berüeret, | der wirt mit kunst und weishait so erfolt.
Bauer, Imitatio Haller
54, 12
(
tir.
,
1466
):
Das ist ain grosse kchunst vnd ain grosse weisshait, da man wais czue wandlen mit Jesum.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
175
;
Dedekind/Scheidt. Grob.
110, 22
;
Dubizmay, kurß zu Teutze
9, 16
;
Peil, a. a. O.
42, 4
;
Strauch, Par. anime int.
36, 25
;
Böhme, Morg.R.
143, 5
;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
237
;
Thiele, Minner. II,
11, 64
;
Lemmer, Brant. Narrensch.
42, 3
;
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
76, 19
;
Pfeiffer, a. a. O. ;
Barke, Spr. d. Chymie.
1991, 28
;
Mommert, Humery.
1965, 155
.
Voc. Teut.-Lat.
r viijv
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Vgl. ferner s. v.  3,  18, .
4.
›Wissenschaft‹; speziell: ›die einer Kunst oder Wissenschaft zugrundeliegenden Regeln, Theorie, Methode‹; in medizinischen Fachtexten metonymisch: ›Heilverfahren, Heilmittel‹.
Phraseme:
kunst und wissenschaft
;
die 7 freien künste
;
kunst der messung / der zal
›Mathematik‹;
kunst der rede
›Rhetorik‹;
kunst des seitenspiels
›Musik‹;
kunst der spizfindigen
›Sophisterei‹;
kunst der sterne
›Astronomie‹;
kunst der sitten / tugend
›Morallehre‹;
kunst der wundarznei; hohe kunst
;
götliche kunst
›Theologie‹;
heimliche / schwarze / teuflische / verborgene kunst
›Magie‹;
natürliche kunst
;
weisse kunst
.
Bedeutungsverwandte:
 3,
2
 4,  1, .
Syntagmen:
eine k. ergreifen / finden / leren / lernen / studieren / treiben / verstehen / wissen / zuwegebringen
;
eine k.
(Subj.)
etw. erfordern
;
einer k. obliegen, ergeben sein
;
sich auf eine k. legen, etw. aus einer k. rechnen, sich in einer k. üben, in den künsten studieren
;
mit einer k. etw. gefangen / gewinnen / verdienen, eine neigung zu den künsten haben
;
k. der arzenei / masse / messung / zauberei, der apoteker / ärzte / sternseher
;
berümung einer k., erfindung / königin / liebhaber / lob / meister / mutter / studium / wachstum der künste
;
alchimistische / anhängige / approbierte / bewerte / cabbalistische / edle / erliche / feine / gotlose / grosse / gute / kriegerische / löbliche / mechanische / necrolische / schöne / spagierische / sunderliche / unchristliche / unnütze / verfluchte k.
Wortbildungen:
kunstarzeneistük
›Gesundheitsanweisung‹,
kunstweise
(1. H. 16. Jh.).

Belegblock:

v. Ingen, Zesen Rosenw.
77, 11
(
Hamburg
1646
):
Neben diesem sah‘ ich auch die Alsgoͤttinen der freien kuͤnste [...] in uͤber⸗irdischer klahrheit.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
184, 4271
(
Magdeb.
1608
):
Von dem Kunstweisen Himmel Spigel | Wie man die Sternen reymt zum Diegel | Das sie auß dem Mercur entspringen.
Jahr, H. v. Mügeln
164
(
omd.
, Hs.
1463
):
des si gefragt der keiser fri, | ab ich [philosophia] der künste mutter si.
Luther, WA (
1527
):
das sie offt wunderliche dinng thun [...] so dz man denckt, es gehe mit der schwartzen oder teuffelischen kunst zuͤ.
Es gehet alles hie mit der weissen kunst zu, und nicht mit schlechten kreutern.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
80, 31
(
osächs.
,
1570
/
7
; Zusatz
17. Jh.
):
Mehr gewiße kunstarzeneystücklein das rindvieh bey guter gesundheit zu erhalten.
Opitz. Poeterey
3, 22
(
Breslau
1624
):
welche [...] wuͤnschen wolten / das auch das gedaͤchtniß der Poeterey vnnd aller gutten Kuͤnste vertilget [...] wuͤrde.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
v. 1513
):
dy kunst der malerey, dy nit alain begert der geometrei vnd arithmetica, vrsprung aller mass, sunder vil mer der ander kunst anhengig kunst der mass, als perspectiua [...] catoptrica, geodesia, chorographia.
Bell, G. Hager
432, 2, 9
(
nobd.
,
1594
):
Die siben rosen clare | Bedeüten hie bereit | Die siben freÿen künst al zeit.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
so vellet mir iez ein spruch in, den las ich in der schule der natúrlichen kunst.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
sin sun Jonitus vant die kunst von dem gestirne.
Koller, Ref. Siegmunds Var. (Hs. ˹
Augsb.
,
um 1440
˺):
Der standt sol also sein ain selartzt, das sein prister mit der theoloy
[Var.
der kunst theoloia
].
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
hat er zu Bononia studirt [...] in astronomia, geometria und andern künsten, die man ciclicas oder mathematicas nempt.
Ebd. :
zu allen haimlichen, verborgnen kunsten hat er ain besondere naigung und begirde getragen.
Sudhoff, Paracelsus (
1530
):
so merkent der kunst astronomia kraft, die da weissagt es werden pestes komen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
So ist auch [...] offenbar, daß die von der erberkait ire söne [...] im rechten und andern guͤten künsten studiern [...] lassen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
alsô spricht unser puoch [...] daz kain mensch daz für ain missagen hab [...] wan ez ist mit grôzer arbait und mit kluogem gezeug in der sternseher kunst funden.
Deinhardt, Ross Artzney
319
(
oobd.
,
1598
):
Thue im die hernach geschribne erznei oder khunst, ouch für den wurmb.
Boot, Cassiodor. Hist. Eccl.
450, 26
(
moobd.
,
um 1385
):
er was gar wehentes sins und wol gelert und halt dy chunst der czal was im werait.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
85, 53
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
der sint aynchleich gewesen, die mit den chuͤnsten der messung fast sint gemuet gewesen.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
196
;
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
168, 24
;
M. Cunitia. Ur. Prop. ;
Grundmann u. a., A. v. Roes
203, 15
;
Warnock, Pred. Paulis
4, 139
;
Lemmer, Brant. Narrensch.
48, 65
;
V. Anshelm. Berner Chron. ;
Heydn. maister
3v, 20
;
Sudhoff, a. a. O. ;
Dreckmann, H. Mair. Troja
22, 3
;
Hulsius
K iiijr
;
5.
›schöpferische Tätigkeit des Menschen, bes. im Bereich der Malerei, Skulptur, Literatur, Musik‹; mehrfach metonymisch, dann: ›Kunstgattung‹; ›Regeln für die einzelnen Gattungen‹; ›Technik‹; ›das Produkt der schöpferischen Tätigkeit, das einzelne Kunstwerk‹.
Syntagmen:
k. dichten / erzeigen / fälschen, der pinsel k. tragen
;
die k.
(Subj.)
in der natur stecken, eine gute masse machen
;
der kunst achten
;
etw.
[einen Betrag]
aus k. lösen, um k. geben, durch k. abbilden, in künsten arbeit tun, mit der k. arbeiten / malen, etw. zur k. dienen
;
k. ane sitte
;
brotlose / gelernte / grosse / prächtige / überkommene / welsche / zierliche k.
;
gewalt der k.
Wortbildungen:
kunstbuch
2 ›Sammelband mit Graphiken‹,
kunstgedicht
,
kunstgiesser
,
kunstgöttin
›Muse‹,
kunstmaler
,
kunstschrit
›Tanzschritt‹,
kunststecher
(a. 1640);
kunstwerk
(seit 1576).

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
20, 6
(
Magdeb.
1608
):
Vnd halten mehr von denen kunstgedichten / so von menschen vorbracht werden.
Jahr, H. v. Mügeln
158
(
omd.
, Hs.
1463
):
kunst ane sitten nicht entouk.
Ebd.
1027
:
was sinnes pinsel künste treit, | die was gar an den tron geleit.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
6, 8
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Wir wellen beweisen, das wir [...] rechte faren in der werlt: niemands adels schonen, großer kunst nicht achten, keinerlei schöne nicht ansehen.
Schein, NA
7, 15b, 3
(
Leipzig
,
1626
;
Straßb.
1632
):
von denenselben beydes meinem lieben Schwehervatter [...] weiland Kunstmahlern allhier.
Göz. Leichabd. (
Jena
1664
):
Andere liessen [...] ein schoͤnes Heer der allerpraͤchtigsten Blumen durch zierliche Kunst abbilden.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1521
):
Jch hab 18 stüber umb welsche kunst geben.
Jch hab 4 gulden 1 orth auß kunst gelöst.
Ebd. (
1528
):
verechtlich arbeyt zu thon in kuͤnsten ist trefflich vnd schad.
warhafftig steckt die kunst inn der natur, wer sie herauß kan reyssen, der hat sie.
dein vberkumne kunst macht dir ein gute augen maß.
Darumb sol kein freyheit on kunst, so ist die kunst verborgen on den gebrauch.
Sachs (
Nürnb.
1536
):
Ein gesprech. Die neun gab Muse oder kunstgöttin betreffend.
Hampe, Nürnb. Ratsverl.
2, 287, 27
(
nobd.
,
1600
):
Auff Peter Flöttner, kunst- und patrongiessers, supplicirendes beschweren.
Heidegger. Mythoscopia
5, 8
(
Zürich
1698
):
Kunstschritte thun / Danzen.
Goldammer, Paracelsus
3, 282, 11
(
1530
/
5
):
nun wie möcht ein maler ein seltzamer bild malen mit aller seiner kunst.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
1217
(
oobd.
,
1607
/
11
):
Ein [...] quaderlin [...] mit 2 nacketen bildern in einer perspectiva, allerley künsten bedeüttendt.
Ebd.
2727
:
Ein groß in pergamen gebunden kunstbuch [...] darinn mehrertheils römische kupferstich.
Jahr, a. a. O.
624
;
894
;
Jones, French Borrowings
466
.
6.
›Wasserpumpe‹.
Omd.; bergbaubezügliche Texte.
Bedeutungsverwandte:
.
Syntagmen:
an künsten gebaues notdürftig sein, etw.
(z. B.
wasser
)
mit einer k. halten / heben / treiben / versehen, mit einer k. arbeiten
;
anheber / angeber der k.
;
mechanische / schöne / umgehende k.
Wortbildungen:
kunstarbeitender
,
kunstgebrauchend
,
kunstschacht
,
kunststeiger
.

Belegblock:

Hertel, UB Magdeb. (
nd.
/
omd.
,
um 1485
):
were auch, das an bornen ader kunsten gebuwes notdorfftig sein wurde, die sollen de jhennen [...] buwen.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
173, 7
(
omd.
,
1554
/
1633
):
Die wasserzeuge, sobaldt die [...] den kunststeigern eingereumet und [...] verdinget [...] das wirdt alßbaldt in verzeuchnus gebracht.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1404
):
do man mit seyner kunst adir derselben gleich arbeyt adir arbeiten wurde, sal man ym geben [...] das [...] achte teyl.
Ebd. (
1502
):
Als wir des obgemelten Francz Bothner der künstschachte halber vernomen haben.
Ebd. (
1516
):
das alsdann dieselbigen unser onderthon kunstgebrauchende gewercken [...] den obgenanten khonstigern angebern iren erben [...] phlichtig zu geben seyn sollen.
Ebd. :
Wurde auch imande dyser khunstarbeytender sein ercz schlecht durch enander uff lech schmelczen.
Ebd. (
1526
):
So [...] mit solcher kunst das wasser gehalten wurde, alsdann soll bemeltem Antonii Hornig und Nicklaus Lbka [...] umb ir wasserkunst und anrichtung ain gulden [...] bezalt werden.
Ebd. (
1533
):
wo [...] wasser notig wurd, soll und mag es [...] mit stollen und kunsten gehalden werden.
Ebd. (
1617
):
Bei den künsten: 2 umbgehende künste mit aller zugehörunge.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
111, 96
;
Weizsäcker, Graupn. Bergb.
36
;
Veith, Bwb. ; .
7.
eine Art Falle.

Belegblock:

Ermisch u. a., Haush. Vorw.
218, 27
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Viel hasen zumal fangen. [...] Man sol auch kreuter im garten haben, das die hasen gerne fressen, und der vorgeschriebenen kunst eine darin in den garten gemacht werden; so mans probirt, so wird sich die kunst selbst loben.