behendigkeit,
die
;
-Ø/–
.
1.
›Geschwindigkeit, Schnelligkeit des Ablaufs eines Vorganges oder des Vollzugs einer Handlung‹; wohl auch: ›Geschwindigkeit als Fertigkeit von Personen‹;
vgl. (Adj.) 1.
Gegensätze:
.

Belegblock:

M. Cunitia. Ur. Prop.  (
Öls
1650
):
In diesem aber ist so grosse veraͤnderung der langsam⸗ und behendigkeit / das ein ieder Planet in seinem lauff / […] ietz stillstehen / bald fort zu gehen scheinet.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel  Var. (
Straßb.
1466
; Var. Hs.
1. H. 15. Jh.
):
das du villeicht icht furchst daz antlútz des gewaltigen: vnd setzest das trúbsal in dein er gech
[W:
behendikeit
].
Voc. Teut.-Lat.
ee jv
(
Nürnb.
1482
):
Zugreiffende uernunfft od’ behẽdigkeyt d’ v́nũfft.
Vgl. ferner s. v.  2.
2.
›natürliche, gottgegebene oder im Lernprozeß erworbene Befähigung zu angemessener Bewältigung religiöser, lebenspraktischer, künstlerischer, technischer, militärischer, sportlicher Aufgaben; Klugheit, geistige Beweglichkeit; Geschicklichkeit, Kundigkeit, Gewandtheit; technische und künstlerische Fertigkeit; hohe Körperbeherrschung als Voraussetzung für Sport und militärische Pflichten‹;
zu (Adj.) 2.
Syntagmen:
b
. (Subj.)
etw. tun
;
sich js. b. freuen
;
zu aller b. geneigt sein, etw. zu der b. gehören, etw. mit b. machen / mit js. b. können, mit b. malen / fechten, jm. mit b. gleich sein, auf jn. mit b. gahen
;
b. des leibes, b. von der gracht
(›des Grabens als militärische Tätigkeit‹),
b. mit fechten / ringen / springen
;
grosse / natürliche / vernünftige b
.

Belegblock:

Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
1595
(
Köln
1476
):
Behendicheit van yrer gracht | Hayt den vyanden arbeit bracht.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
7, 21
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
do ist vil behendikeit unde kunste, czu vordirst an wirkin sydine tuch.
Ebd.
28, 19
:
das volk ist wol menlich und von grozer koufinschacz und behendikeit.
Ebd.
37, 9
:
Si molyn alle tyr in manchirhande forme und varwe […] und den ganczen lichnam mit grozer behendikeit.
Thür. Chron.
9v, 23
(
Mühlh.
1599
):
darauff musten sie sich vben in aller behendigkeit / mit Ringen / Springen / Fechten.
Langen, Myst. Leben 
215, 16
 (
nobd.
,
1463
):
das er nicht betrogen word in seiner vernunftigen behendikeit.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
sú wellent sich uzlossen e denne sú Got loͤse, von irre vernúnftigen behendekeit
[Enallage]
, und mit hohen worten und von hohen dingen von der driveltekeit kúnnent […] sprechen.
So hat man gemacht mit behentkeit das sich das wasser selber us schút.
aller kúnsten richen meistere zů Paris mit alle ire behendikeit enkúnnen nút her bi komen.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul. 
3, 12
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
Vnd har zů enmag nieman kummen mit kunst oder mit behendikeit, noch mit keinre vͤbungen.
Warnock, Pred. Paulis
7, 30
(
önalem.
,
1490
/
4
):
Won gott hatt mir geben des ersten, do er mich beschůf, húpsche, rainikait, leblichait, behendikait, untödemlichait.
Wickram 4, 
42, 2
(
Straßb.
1556
):
keiner under in allen / mochts dem Richardo vor thůn / mit behendigkeit des leibs.
Brandstetter, Wigoleis
194, 37
 (
Augsb.
1493
):
darnach lernet man jn waz zuo der ritterschafft vnnd anderer behendikeyt gehoert.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Behendigkeit ist keine Gauckeley. Was stercke nicht kan / das thut behendigkeit.
Gereke, Seifrits Alex.
622
(
oobd.
, Hs.
1466
):
sun gemait, | ich frew mich deiner behendikait | und umb dein spechen synn.
Sermon Thauleri
9v, 19
;
12v, 23
;
Langen, a. a. O.
214, 29
;
Vetter, a. a. O. ;
Eichler, a. a. O.
2, 1131
;
Koppitz, Trojanerkr. ; ;
Sappler, H. Kaufringer
6, 160
;
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. ;
Schmitt, Ordo rerum 
478, 17
;
502, 13
;
Voc. Teut.-Lat.
r viijr
/v;
3.
›Bereitschaft zu etw.‹;
zu (Adj.) 3.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc 
98, 13
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
Das vierde zeichen der gebornen minne ist behendikeit gůter werken.
Ruh, Bonaventura
341, 20
(
oschwäb.
,
2. V. 15. Jh.
):
munderhait oder wachigkait, die macht dich sorgsam vnd geflissen vmb des gesponsen schnoͤlle vnnd behendikait.
4.
›Verschlagenheit, List, Schlauheit, Geschicklichkeit in der Täuschung anderer, Raffiniertheit (jeweils als Haltung); einzelne List, Rank, Schliche‹;
zu (Adj.) 5.
Syntagmen:
(eine) b. brauchen / denken / üben
;
b
. (Subj.)
liegen
(›lügen‹);
mit b. etw. an sich bringen, mit b. wohin kommen, jm. mit b. vergeben, jn. mit b. übergehen, die zeit mit b. vertreiben, durch b. etw. auf jn. bringen, wo einfallen, in js. b. verderben, ein land mit b. betriegen
;
böse / grobe / grosse / lose / natürliche / listige / quade / schöne / heilige b
.;
b. des teufels, b. im betriegen
.

Belegblock:

Schöpper  (
Dortm.
1550
):
Fallacia, seu dolus. List betrug auffsatz trug argduͤck hinderlist listigkeit tuͤcke truͤgnuß ränck triegerey geferd behendigkeit gescheidigkeit feinantz feinantzerey mouendeln hintergang.
Wyss, Limb. Chron. U (
mfrk.
,
1395
):
darzů abegescheiden alle argelist, geverde unde alle behendicheit
[Teil einer Verwahrformel].
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Der busschoff eyne behendicheit daichte, | die hie dem proiste zo reichte saichte.
Ebd. (
Köln
1499
):
mit behendicheit, des die Walen meister sin, wart eme vergeven.
Anderson u. a., Flugschrr. 15, 
6, 15
([
Worms
1521
]):
Es haben ym Bapst glauben geschworen vnnd nitt gehalten vnd hat Rom ye list vnd behendigkait geuͤbt.
Thiele, Chron. Stolle  (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
dorumbe meinte der bisschoff dy selbien stete mit listen unnd behendickeiten, etliche sagen, mit vor retnisse, dy stete an sich […] brenge.
Stackmann u. a., Frauenlob
9,
* 20 [A], 8 (Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
Die jugent dich betriuget, | behendikeit die liuget.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
dis sint zwene valsche grúnde, die nu regnierent, die natúrliche behendekeit in der schriberlichen wisen, oder die phariseiliche wise in den ussewendigen schinen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel  Var. (
Straßb.
1466
; Var. Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Nichten biß emßig mit der springerin nach enhoͤr sy: das du villeicht icht verderbest in ir gleichsam
[W:
behendikeit oder macht
].
Gagliardi, Dok. Waldmann
1, 187, 9
(
halem.
,
1477
):
die Franzosen sind wiß und uffsetzig; denn mit semlicher behendikeit hand sy manig land betrogen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.  (
oobd.
,
1349
/
50
):
der gallen aigenkait ist unstætichait, tobung, behendichait, scherpfen der sinn, newvindichait, gedürstichait, hôhvart.
Thiele, a. a. O. ; ;
Lemmer, Schernb. Frau Jutte 
202
;
Altmann, Wind. Denkw. ;
Gereke, Seifrits Alex.
4958
;
Alberus
g ijr
;
Haltaus
124
;
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 483
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Vgl. ferner s. v.  1,  1.
5.
›Unstofflichkeit, Leichtheit‹;
vgl. (Adj.) 8.

Belegblock:

Strauch, Par. anime int.
60, 5
(
thür.
,
14. Jh.
):
die behendikeit und di subtilikeit des himmillischen libes beste an deme geseligiten libe unsis herrin.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.  (
oobd.
,
1349
/
50
):
behendikait und leihtikait seins pluots und anderr seinr fäuhten.