ausschütten,
V.
1.
›etw. (Flüssigkeiten o. ä.) aus einem Behälter ausgießen, etw. (z. B. Getreide) ausschütten, wegschütten‹; mit Verschiebung der Bezugsgröße: ›etw. (Behälterähnliches) durch Ausgießen, Ausschütten des Inhalts leeren‹; auch Verwendung in Vergleichen und Bildern.
Bedeutungsverwandte:
 1; vgl.  1, .
Syntagmen
den fisch / seich, das korn / mus / wasser, die erde / unreinigkeit a.
; verschoben:
den laden / sak, das becken a.
;
wasser sich a.
;
eingeweide ausgeschüttet sein
›heraushängen‹.
Wortbildungen:
ausschut
,
ausschütstein
›Schüttstein‹,
ausschütte.

Belegblock:

Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Uff das da ußgeschudt werde | Die große unreynikeit und die erde.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
408, 23
(
preuß.
,
1449
):
26 ½ last korn, die der homeister hat lasen usschutten.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1598
):
so etwaß unraines von kerig oder dergleichen an das ufer tragen oder außschütten werden.
Luther. Hl. Schrifft.
1. Mose 42, 35
(
Wittenb.
1545
):
da sie die Secke ausschutten / fand ein jglicher sein Bündlin gelds in seinem sack.
Ebd.
2. Kön. 21, 13
:
[Jch] wil Jerusalem ausschütten / wie man Schüssel ausschüttet / vnd wil sie vmbstürtzen.
Ebd.
Ps. 22, 15
:
Jch bin ausgeschütt wie wasser / Alle meine Gebeine haben sich zurtrennet.
Bell, G. Hager
68, 2, 4
(
nobd.
,
1594
):
Hat sich er Hencket mit leid, | vnd ist miten ent zweÿ | Ge borsten, vnd sein jngeweid | aus geschidet.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
So hat man gemacht mit behentkeit das sich das wasser selber us schút.
Golius (
Straßb.
1579
):
außschütte was von dem tisch falt / oder im tischlachen außgeschütet würt.
Maaler (
Zürich
1561
):
Außschütte / was ab dem tisch falt / als broßmen / bein.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
wie sie dann nie rein wasser [...] haben ussgeschütt.
2.
›überlaufen (z. B. von einem Faß)‹.

Belegblock:

Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
es [vas] schút sich ze mole eines ganges wider us.
3.
phras.:
einen hund ausschütten
›einen getöteten Hund (mit einer bestimmten Menge Getreide) aufwiegen, ersetzen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
2
 7,  2, ,  7.

Belegblock:

Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
18. Jh.
):
so sol der dasig den hund nehmen und soll ihn bei den hintern füssen aufhenken auf einen ebenen fleg und mit waiz außschütten.
4.
›etw. zuschütten, vollschütten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3,  2.
Syntagmen:
das bolwerk a.

Belegblock:

Schwäb. Wb. (
M. 16. Jh.
).
5.
›(etw.) in die Luft schwenken, schwingen‹.
Bedeutungsverwandte:
1
, , , .

Belegblock:

Rot
358
(
Augsb.
1571
):
Ventilirn, Erluͤfften / schwingen / außschuͤtten / gegen dem lufft außtauben.
6.
im Anschluß an 1 eine Reihe von jeweils schwach belegten und schwer assoziierbaren, teilweise mit Phraseologisierungen verbundenen Übertragungen auf unterschiedliche Gegenstandsbereiche; im eigenen Corpus sind folgende Ütr. belegt: ›etw. verkaufen‹; ›sich (durch Abschütteln der Knechtschaft) befreien‹; ›sich verschenken, mitteilen (von Gott gesagt)‹; ›etw. verbreiten, allgegenwärtig machen (z. B. den Tod)‹; ›etw. (Habe) aufwenden, zur Verfügung stellen, ausgeben‹;
holz a.
›Bauholz gebrauchsfertig zuschlagen‹; phras.:
das herz ausschütten
(wie nhd.),
die kutte / kappe ausschütten
›die Kutte ablegen, aus dem Orden austreten‹; die Wörterbücher belegen diese Verwendungen mit eigenem Material und nennen weitere, darunter:
holz a.
›Holz schälen‹;
einen stein a.
›einen Stein behauen und dadurch leichter machen‹;
seinen grol auf jn. a.
›seinen Zorn über jn. kommen lassen‹;
freude / troz a.
›Freude, Unwillen mitteilen‹;
neue irtume a.
›neue Irrtümer verbreiten‹;
ein gebet, ein wort, einen schwur a.
›ein Gebet, ein Wort, einen Schwur äußern‹;
sich der notdurft a.
›sich aus einer Notlage befreien‹;
anschläge / bübereien a.
›Gaunereien verüben‹;
jn.
(z. B.
schiedleute, ein kind
)
a.
›jn. als untauglich ausscheiden, hintansetzen, verwerfen‹;
ausgeschüttetes hurenkind
(als Schimpfausdruck).

Belegblock:

Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1505
):
of iemant, [...], herboven einiche vische heimlich [...] zerzit brechte ind uisschudde.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
dat si sich uissschuten ind intledichten van sulcher knechtlicheit.
Apherdianus (
Köln
1575
):
Auß dem kloster lauffen / die kap auff den zaͤun hangen / außschuͤtten.
Luther, WA (
1543
):
das ist ein schatz, das Er sich aus schutt unnd beweiset seyne liebe, schenckt sein einigen Son.
Ders. Hl. Schrifft.
1. Sam. 1, 15
(
Wittenb.
1545
):
[Jch] hab mein hertz fur dem HERRN ausgeschut.
Goldammer, Paracelsus.
4, 298, 4
(
1530
):
was ist offenbarlicher dann der tod, der am allermeristen usschutt, bewert, bezeugt, verkundt ist über alle worter predigen.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
hond ouch gůte hofnung [...], alle unsere und des heiligen stůls hab usschiten.
Schaer, Pyr.-Thisbe-Sp. II,
348
(
Basel
1616
):
Endtlich sie doch jhr Red vmbwand(t) | Vnd schuͤttet vor jhm auss jhr Hertz, | Klagt jhm auch jhren grossen schmertz.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
v. 1536
):
Bischoff Friderich hat [...] das ausbereit und ausgeschidt holtz darzů auff dem Lech herab gefiert.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
hetten die münch zu Ellwangen die kuten auch ussgeschüt.
7.
bedeutungsverwandt zu .