gefärde,
die
;
-Ø/-n
,
auch
das
;
-s/-n
;
zu
mhd.
geværde
›Hinterlist, Betrug‹
().
1.
›Arglist, Tücke, Täuschung, Untreue‹;
vgl. (
die/das
1.
Phraseme:
ane (alles) gefärde
›ohne Hintergedanken, Einschränkung, Vorbehalt; unabsichtlich, zufällig‹.
Bedeutungsverwandte:
 1, ,  1, ,  2, (
die
1,  4.
Syntagmen:
g. abtun / ausschliessen / einfüren / gebrauchen / suchen / verhüten / vermeiden / wissen; der eid für g
. ›Eid zur Verhinderung von Rechtsverdrehung‹.

Belegblock:

Wyss, Limb. Chron. U (
mfrk.
,
1387
):
alse dicke dez not ist, alle argelist unde geverde abegetan.
Chron. Mainz (
rhfrk.
,
15. Jh.
):
daz wir in allen sachen vorkeren sullen der stede ere und notze an alle geverde.
Köbler, Ref. Franckenfort
10a
(
Mainz
1509
):
Von dem gemeinen eyd der geuerde.
Spanier, Murner. Schelmenz.
8, 15
(
Frankf.
1512
):
Ich sandt eyn botten heym mit gferden, | Wie das ich solte meyster werden.
Schmitz, Schiltb.
141, 25
(
Frankf.
1597
):
vnnd daran von niemanden gehindert werden sollen weder mit Worten noch mit Wercken / ohne geferde / auff kein weise noch wege.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
196, 13
(
thür.
,
1474
):
unde daz er des mordes, rath, volge unde geverdes gancz unschuldig sy.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
Und machten einen rât, daz si Jhêsum mit gevêrde hilden und en tôttin.
Lemmer, Schernb. Frau Jutte
517
(
Eisleben
1565
):
Nu rede ichs on alles gefehrde / Ihr sollet von mir gewehret werden.
Pyritz, Minneburg
2096
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Ich sag dir an geverde | Und auch mit worten slechten.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1447
/
50
):
und gab den sachen kein ent, darinnen er geferds verdacht ward.
Sachs, (
Nürnb.
1547
):
Thet doch der-gleich nit, fragt mit gferden, | Ob der jung wolt sein diener weden.
Turmair (
Nürnb.
,
1522
):
die burger zu Regenspurg schwuren nit allain, sondern musten im auch geisel geben, damit aller außzug und geferd verhüt wurde.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
er were mit geverden hindergangen.
Spanier, Murner. Narrenb.
9, 87
(
Straßb.
1512
):
Doch wann ich suͦchte mit geferden, | Die wyber ouch betrogen werden.
Morrall, Mandev. Reiseb.
102, 17
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
So sol er geben sie ainem menschen on all gevaͤrd und on all boßhait.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
da konte man im sal auch nichs mehr sehen, und sprach menigelich, es were des bösen gaists geferdt und betrüegnus.
Müller, Stadtr. Ravensb.
83, 21
(
oschwäb.
,
1326
/
30
):
swer in der brotbeke huͥser gat, dem sunt si brot gen ane gewaerdie.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1445
):
Und retten vil boͤser worten von minentwegen und spraͧchen: er wer mit gverden uff den holtzschuͦchen zu dem thor usz gangen.
Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1429
):
alle geverd, akust und argelist harinn gentzlich vermitten und usgeslossen.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1525
):
Und so das an üch erfordert wirt insonders oder mit sölichem aidt schweren, dem nachzekomen mit guͦten trüwen on alle geverd.
Jörg, Salat. Reformationschr.
317, 7
(
halem.
,
1534
/
5
):
Under disen umzügen / so mit list und gferden jngfuͤrt / achte man / das Zwingli nit vil ruͦw hatt mit synen anhengern.
Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
1573
):
Aid für geverd. Der cläger soll schwören, das er anders nit wiß oder glaub, dann das er hab ain gerechte sach.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
Von dem eyd für geferd.
Koller, Reichsreg. Albr. II.
41, 30
(
1438
/
9
):
als dann das heiligen reichs und desselbigen hoffgerichts recht, gewonheit und herkomen ist an alle geverde, getreulich und an arglist.
Chron. baier. Städte. Mühld. (
moobd.
,
1488
):
Swer ainen wein auftuͦt, der sol in nicht durch unchauff verslahen oder in gevaͤrd, pei 72 dn.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1375
/
1406
):
in den vier marchen soll kain lantgericht nichts zu schaffen haben von lantgerichts wegen in kainerlai weis ân geferde.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1624
):
doch soll kain gevert darin gebraucht werden.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
welcher darwider thäte und sich geförde brauchte, der ist nach gelegenhait der sachen strafflich.
Piirainen, Stadtr. Sillein
170, 15
(
sslow. inseldt.
,
1429
):
das Caspar / der obengenāten guͤtter ap treten / zal vnd wil an allis geferde.
Leisi, Thurg. UB
8, 107, 1
;
201, 21
;
232, 16
;
245, 29
;
289, 34
;
315, 1
;
357, 10
;
420, 1
;
Koller, a. a. O.
84, 2
;
110, 6
;
148, 15
;
Dirr, Münchner Stadtr. ; ; ; ; ;
Voc. Teut.-Lat.
k vv
;
m vr
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Bad. Wb.
2, 317
;
2.
›drohendes Unheil, Bedrohung, Gefährdung‹; metonymisch ›(Bedrohung durch) Schaden‹.
Phraseme:
ane (alles) gefärde
›ungehindert‹.
Bedeutungsverwandte:
(
die
2, (
die/das
2, (
der
1.
Syntagmen:
g. bringen / vermeiden / zufügen; in g. kommen; jn. / sich vor g. hüten; gröbliche / grosse g
.

Belegblock:

Stoltzius, Chym. Lustg. (
Frankf./M.
1624
):
Hier ruhe ich / nicht ohn geferd / | Vergraben in der hartten Erd.
Lemmer, Schernb. Frau Jutte
774
(
Eisleben
1565
):
Darumb das du das nicht kanst gethun / | Fuͤgest du mir solche geferde zu.
Schultheiss, Achtb. Nürnb.
120, 8
(
nobd.
,
1392
):
daz man zway messer an im vand, die er zu geverde getragen het.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
so sich erfinden, das in dem brothaws am brot zu kawfen geverlicher mangel erschin, und der becken geverd darinnen vermerkt wurd, so soll man sie darumb gepurlich strafen.
Bell, G. Hager
506, 2, 1
(
nobd.
,
1606
):
vns alle wël Bhüetten gott | Vor allerley ge ferden.
Sachs (
Nürnb.
1565
):
Daß im die welt zu eng wil werden | Ob solcher trübsal und gefehrden.
Schottenloher, Flugschrr.
98, 6
(
Würzb.
1523
):
Dann geben sich yn eyn solch geverd.
Chron. Strassb. (
els.
,
1393
):
das silber mögent sie schicken und fuͤren war sie wellent one geverde.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1478
):
auff das auch die frommen und redlichen herrn des raths zuͦ Augspurg [...] nicht in grössere gefarde kommen.
Ebd. (
schwäb.
, o. J.):
darbei die obangeregten geferden leider vor augen schweben und täglich zuͦnemen.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
Soͤlich hinderwaͤrtig suͦchen, so uns unwissend mit gevaͤrden beschicht, tuͦt uns nit minder beschweren.
Menge, Laufenb. Reg.
3374
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Hienach man das hopte sol | Krätzen vnd ouch deken wol | So lang bitz das es druken werde | Vnd hüte dich denn nit one geuerde | Vor winde vnd vor der kelti gran.
Klein, Oswald
2, 64
(
oobd.
,
1421
):
mit groblichem gevërde | so ward ich ir gevangen man.
Bell, a. a. O.
42, 1, 8
;
43, 3, 6
;
620, 16, 8
;