arzenei,
arznei
(letzteres häufiger), in rund einem Drittel der Fälle:
ärznei,
erznei,
ärzenei
,
die
;
-Ø/-(e)n.
1.
›Medikament, Heilmittel, Arznei aller Art (z. B. Pillen, Salben, Säfte, Klistiere)‹; vereinzelt auch: ›Mittel zur Körperhygiene‹; ›Aphrodisiakum‹.
Bedeutungsverwandte:
,  1, ,  2,  1;  3 (zur 3. Variante); vgl.  3, .
Syntagmen:
a. entberen / sparen / nemen / anhängen / brauchen / applizieren / anstreichen / überlegen / gurgeln / verschlucken / kochen / sieden / erfinden, a. in latwergen weise zurüsten, im mund halten, über etw. legen, an den hals hängen
, (z. B.
dem milz
)
a. tun
›Heilmittel anwenden‹,
jm. a. geben / fürschreiben / verordnen, a. auf die augen legen / von unten eintreiben
(›ein Klistier verabreichen‹),
jm. die a. verwechseln, got a. schaffen, von jm. a. nemen, zu etw. a. dazutun / machen
;
a.
(Subj.)
ausziehen / purgieren / stopfen / lindern, a. bitter / gesund / kraftlos / verloren / eine gabe gottes sein, a. jn. gesund machen, schmerzen hinnemen / lindern, jm. helfen, die geburt abtreiben, unfruchtbar machen, fleisch verzeren, eine wunde schliessen, süchte auswärts treiben, feuchtigkeit zerlassen, etw. fliessen machen, die flüsse stillen / zurücktreiben, aus der erde wachsen, auf der wunde dürre / trocken sein, kraft / ire zeit haben, die wunden / bresten säubern, den harn fördern / treiben, gottes gabe / von got gegeben sein, den namen von erz haben; wasser eine a. werden
;
der a. bedürfen / entberen
;
der a. wiederstehen / kraft geben
;
durch a. das gedärm reinigen, mit a. umgehen / arznen
(figura etymologica),
etw. auswaschen / reinigen, die masen am leib verstreichen, den tod mit a. austreiben, mit a. ein totes kind von der mutter treiben, jm. mit a. schlaf bringen, einen kranken mit a. versehen / trösten, etw.
(z. B.
eine krankheit
)
mit a. austreiben, der krankheit mit a. helfen / steuern, gebresten von a. genesen, etw. zur a. dienen / tauglich werden, etw. in der a. wirken, etw. in a. gebrauchen
;
a. wieder gift / trunkenheit / krankheit / wunden, a. für zufälle / unfälle / krankheiten / zittersche / märgede, a. von trinken / aderlassen, a. zu einer wunde, zu der brust
;
erfarener der a., buch / kraft / stärke der a.
;
algemeine / akzidentalische / bewärte / gute / gewisse / kräftige / köstliche / leibliche a.,
˹
feuchte / warme a.
[›Umschlag‹]˺,
/ blutstillende / harntreibende / verbotene / schädliche / scharfe / giftige a.
Wortbildungen:
arzeneibuch
,
arzeneibüchse
(dazu bdv.: ),
arzeneiküchlein
,
arzeneimacher
,
arzeneipulfer
,
arzeneitrank
(mehrmals),
arzeneituch
,
hausarzenei
,
purgierarzenei
,
rosarzenei
,
schlafarzenei
,
speiarzenei
,
wundarzenei.

Belegblock:

Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
104, 11
(
Frankf.
1535
):
so ist [...] Aurum uitœ, mitt seinem zuͦsatz genützet / on zweifel ein gewiß artznei.
Wolf, Mathesius.
1969, 333
:
Etliche sind, die da für geben, Artzney habe den namen vom Ertz, das heist erde. Ebenradus aus seinem Dictionario füret die Etymologiam hero vom wörtlein Ars, man verstehe es im Deutsch oder Lateinisch, denn durch die Clysteres wird die Artzney dem Ars oder hindern [...] appliciret vnd zugeeignet.
Luther. Hl. Schrifft.
Sir. 38, 4
(
Wittenb.
1545
):
DEr HERR lesst die Ertzney aus der Erden wachsen.
Luther, WA (
1527
):
Gott hat die ertzney geschaffen und die vernunfft gegeben, dem leibe fur zustehen und fein pflegen, das er gesund sey und lebe.
Palm, Veter Buoch (
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
Eiter tragende wurme werden vertriben von dem menschen mit scharfer arsenie.
Keil, Peter v. Ulm
249
(
nobd.
,
1453
/
4
):
Ditz ist ein ander ertzney für alle geswulst der füße vnd aller gelider.
Harsdoerffer. Trichter (
Nürnb.
1653
):
Artzney. Deß Hoͤchsten Gnadengabe. Der Gesundheit Aufẽthalt / Schutz / Schild / Schirm / Freystatt / deß Todes abgesagter Feind. Der Krankheit Gegengifft. Der Kranken Trost und Heil. Das bittersuͤsse Eckeltrank / der ungewisse Raht. [...]. Die Artzney ist bitter im Mund / dem Magen gesund.
Sudhoff, Paracelsus (
1528
/
29
):
Wollen ir kranken den grund der arznei suchen, fliehet von apotekern.
Ebd. (
1530
):
was do nit würkt in der arznei, dasselbig wird nit dirigirt vom himel.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Si het iren siechtagen zwelf jar | Und arczenien vil getan.
Rohland, Schäden
355
(
nalem.
/
schwäb.
,
1400
/
33
):
bevindestu das es ein buͦß von einem heilgen ist, so rat ich, das man kein erczny dar zuͦ tuͦ. [...].
[die Salbe]
hat gar vil luten geholffen den nie kein arcznÿ wolt helffen.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Darneben aber war es ain söllicher frawenman [...] und liess ime sondere arzneien und behelf darzu machen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
hat ir zuͦ verstan geben, es sei ain ertznei, und der artzt hab irs verordnet aus der appentegk.
Rot
289
(
Augsb.
1571
):
Alchumei, [...] ein kunst zu reynigen alle ding damit sie [...] zu der Artzney desto tauglicher werden.
Ebd.
295
:
Clistir [...] heist [...] ein abwaschung [...] dann durch solche vnten eingetribne artzney / wirt das gedaͤrm [...] gereiniget.
˹Ral.: Henisch (
Augsb.
1616
):
Wenn ein Kind kranck ist / da ist des Mutter hand die beste vnd gelindeste artzney.
Artzney ist Gottes gab / Dardurch er hilfft der kranckheit ab. [...]. Die zeit ist die beste artzney. [...]. Das Gebett deß Glaubens hilfft den krancken mehr / deñ artzney. Die artzney kompt zu spat / wenn der Mann todt ist. [...]. Es ist ein seliger Mann / der artzney entberen kan. [...]. Gedult ist ein artzney wider alle wunden. [...]. Speiß vnd artzney haben jhr zeit / Wer die versaumbt / selten gedeit. [...]. Wo gluͤck mit wirckt / hat artzney krafft / Sonst hilfft kein fleiß noch Meisterschafft. Wo kein hoffnung der besserung ist / soll man die artzney sparen.
˺
Eschenloher. Medicus (
Augsb.
1678
):
wurden auch von denen seiner Hausfrawen vil Artzneyen von Truͤncken vnd Aderlassen verordnet vnd fuͤrgeschriben.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
ain erznei etleicher töbichait, die die läut anvehtent.
Straus, Juden Regensb.
979, 206
(
oobd.
,
1518
):
gaistlich und weltlich [...] nemen erzney von in
[den Juden].
Quint, Eckharts Trakt. ;
Belkin u. a., a. a. O.
194, 5
;
Goldammer, Paracelsus.
4, 228, 12
;
5, 16, 21
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst ;
Ott-Voigtländer, Rezeptar. S.
62
;
Geier, Stadtr. Überl. ;
Päpke, a. a. O. ; ;
Menge, Laufenb. Reg.
681
;
Welti, Stadtr. Bern ;
Barack, Zim. Chron. ;
Starzer, Qu. Wien ;
Alberus
Q iijv
;
u ijv
;
Hulsius
A iijr
;
Stieler (zahlreiche Komposita);
2.
›Heil- oder Vorbeugungsmittel bei persönlicher, vor allem religiöser Fehlhaltung oder bei gefährdeter persönlicher Verfassung; Mittel zur Bewahrung oder Wiedererlangung des Seelenheils, Heiltum‹; auch über Maria und Johannes gesagt; Ütr. zu 1.
Bedeutungsverwandte:
, , (
der
13; vgl.  3.
Syntagmen:
a. gegen minne machen, jm.
(z. B.
dem sünder
)
a. geben
;
wort gottes / minne / geduld / glaube / harfenspiel (js.) a. sein, sacrament a. der sele sein
;
jm. etw.
(z. B.
peinliches leben
)
zu einer a. machen
;
a. gottes / des zornes / der sele, a. der siechen
;
a. für böse lust / böse zungen / hurerei / büberei / gewalt, a. wieder die sünde / schwermütigkeit
;
himlische / höchste / oberste / edle / heilsame
(mehrmals)
a.
Wortbildungen:
selenarzenei.

Belegblock:

Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Er ist der dir nach seinem wolgefallen | Lest alle deine suͤnd aus gnaden fallen, | Der heilen thuͦt, | Durch heilsam artzenei | [...] | Dein schwacheit allerlei.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
670
(
pfälz.
,
1436
):
[got der almechtige] hat dasselb pinlich leben vns gemachet zu eyner arczeny vnd zu eyner ertzgrüben, zu sameln ‘schetze der hiemel’.
Pyritz, Minneburg
5448
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Syt daz die mynne so kreftig sy, | So must man da gen ertznye | Von pilleln machen.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Ein froͤlich weib [...] ist vor alles fremd begern | Sein oͤberste erczneye.
Harsdoerffer. Trichter (
Nürnb.
1653
):
Die Artzney fuͤr Gewalt ist deß Schwertfegers recipe.
Goldammer, Paracelsus.
6, 61, 20
(
1530
):
so wir einfallen in solche melancolei, fantasei und unsinnigkeit, so ist unser arznei das wort gottes.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Eine reine lutere conciencie [...] ist eine heilsame artzenie wider alle swermuͤtikeit.
Warnock, Pred. Paulis
12, 273
(
önalem.
,
1490
/
4
):
begerent ir gesterkt ze werden in tugenden und allen ssúnden widerstand ze tünd, ist kain creftiger hilf und besri, hailsamri ärtzny der sel denn daz hailig sacrament.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Du [Maria] schirm vor allen fraisen | Und muͦter aller waisen, | Du siechen arczenie.
Sappler, H. Kaufringer
25, 95
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
der hailig gaist geit guoten wert, | darwider der sel zuo erznei.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Der Tod in Christo ist ein selige artzney wider die sünd.
˹Ral. ebd.:
Ehelich werden ist ein artzney fuͤr Hurerey. [...]. Fuͤr boͤse zungen ist kein artzney. [...]. Harr ist deß zorns artzney. [...]. In vngluͤck ist keine besser artzney / denn gedult vnd glaub.
˺
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Bey der erczney aus unnser lieben frauen pũchsen ist zu versteen die gnad des heyligen geists und der andãchtikait davon bekõmende.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
50, 21
(
tir.
,
1464
):
in dem da ist alle süessikhait des schmëkhens [...] vnd alle erczenei vnd alle aufenthaltung vnd alle rüe von diser arbait.
Kehrein, a. a. O. ; ;
Mayer, a. a. O. ;
Pyritz, a. a. O.
3829
;
Illing, Albert. Sup. miss.
1836
;
Menge, Laufenb. Reg.
5063
;
Adrian, Saelden Hort
3505
;
Nyberg, Birgittenkl.
2, 260, 38
;
3.
›Heilkunst, Medizinwissenschaft, Pharmazie‹; Metonymie zu 1.
Bedeutungsverwandte:
, (s. v.  4); vgl.  2.
Syntagmen:
mit jm.
(z. B.
mit armen / reichen
)
a. üben
;
a. fette brei geben
;
der a. pflegen, sich der a. annemen
;
in der a. studieren, sich mit a. ernären, von a. dichten
;
facultät / kunst / verlogner / doktor
(mehrmals)
der a.
Wortbildungen:
arzeneikunst.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
5, 51, 36
(
preuß.
,
1461
):
her Herman van Buchen, doctor in der erczteye, licentiatus in geistlichen rechten und thumherre.
J.W. von Cube. Hortus
117, 17
(
Mainz
1485
):
Serapio spricht auch daz cubeben glichen in der artzny der baldrian.
Sudhoff, Paracelsus (
um 1520
):
Wie die vorbemelten wörter anzeigen fünferlei faculteten der arznei.
Heidegger. Mythoscopia
6, 18
(
Zürich
1698
):
Der Arzney⸗kunst ward nicht vergessen / und wolte bald ohngescheut gesagt werden / sie bemuͤhe sich nicht selten mehr Seel und Zucht zuverderben / als den Leib zucurieren.
Österley, Steinhöwels Äsop (
Ulm
1474
/
82
):
so hab ich ich
[sic!]
ouch die künst der erczny nit gelernet.
Seine rät: [...] doctor Hans Lylie, chorherr [...]; Jacob Ebel, doctor der ertznei.
˹Sprichwörtlich bei Henisch (
Augsb.
1616
):
Wer sich der artzney nimpt an / Vnd doch kein bresten heilen kan / Der ist ein guter Gauckelsman.
Juristerey vnd Artzney / Die geben gute fette brey.
˺
Pyritz, Minneburg
5414
;
Matthaei, Minner. I, ;
Goldammer, Paracelsus.
7, 58, 7
;
Menge, Laufenb. Reg.
2114
;
Welti, Stadtr. Bern ; ;
Brack C 4r;
Rot
328
;
Schweiz. Id. (a.
1572
);
Öst. Wb.
1, 382
;
4.
›ärztliche Beobachtung, Fürsorge; Behandlung, Heilung‹; Metonymie zu 1.

Belegblock:

Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
620
(
pfälz.
,
1436
):
der [arczet] jme wol gehelffen mag jn der artzeny, das er von siner krangheit komme.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
do erzeüget er sich gantz gerad vñ geleichnig sin / dem doch kein artzeny dar zwischen geschach.
Sappler, H. Kaufringer
11, 87
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
das mir kain andre erznei | für den tod als hilflich sei, | sam das du laussest dir den zan | außprechen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1563
):
wellicher gesunden artznei der guetig, barmhertzig Gott sich selbst trestlich erbeut.
Rot
302
(
Augsb.
1571
):
Cur, Sorg / fleiß. Jtem artzney. Als er hat sich seiner Cur befolhen.
5.
›künstliche Herstellung e. S.‹, im Beleg speziell: ›Weinfälscherkunst‹;
vgl.  2.

Belegblock:

Lemmer, Brant. Narrensch.
102, 1
(
Basel
1494
):
Man spüert wol jn der alchemy | Vnd jnn des wynes artzeny | Was falsch / vnd bschiss vff erden sy.